Ein kleiner Atheist stellt sich vor

[Lachender Hans]

Hallo ihr hellen Köpfe,

ich bin Atheist und diskussionsbereit. Man möge mir jedoch verzeihen, dass ich mich gerne kurz fasse.
Deshalb nur der Aufruf: Bitte schildert mir eure Überzeugungen.
Und als Wort zum Sonntag: Genießt das Leben!

Grüße,
Lachender Hans

[Myron]

Herzlich willkommen!

[stine]

Hallo @Hans, willkommen hier!

Gleich mal zwei Fragen:
Über wen oder was musst du so lachen?
und

Deshalb nur der Aufruf: Bitte schildert mir eure Überzeugungen.

was genau möchtest du wissen?

LG stine

[Lachender Hans]

Hallo stine,

vielen Dank für dein Willkommen. (Danke auch an Myron)
Zur 1. Frage:
Ich habe letztens einen schönen Ausflug in den Tierpark gemacht. Dort begegnete mir ein toller Vogel dessen Art "Lachender Hans" heißt.
Sein Ruf hört sich an, wie ein (halbwegs) menschliches Lachen. Und ich selbst lache auch gerne, vor allem über lustige Geschichten.

Zur 2. Frage:
Ich bin einfach neugierig und würde gerne erfahren, was ihr in puncto "Gott" (existiert/existiert nicht/weiß nicht) und Religion denkt.
Bei Gott ist natürlich die Frage, ob die Existenzfrage überhaupt wichtig ist. Aber vor allem eure Ansichten in Sachen Religion allgemein interessieren mich.

Zur nicht gestellten 3. Frage (Wie habe ich euch gefunden? *Achtung Werbung*):
In einem netten Sachbuch von einem gewissen Dawkins wurdet ihr erwähnt. Da dachte ich mir: Guck doch einfach mal nach, was da Sache ist.

Grüße,
Hans oder auch nicht Hans (mit realen Namen schmeiß ich mal nicht um mich...)

[stine]

Zu Frage 2: Dies ist ein Atheistenforum, aber du hast recht, ich glaube nirgendwo wird mwehr über Gott und die Religionen diskutiert, als unter Atheisten. Die Religiösen sind sich ja schon einig, da brauchts keine Diskussion mehr und die Atheisten wissen untereinander immer noch nicht genau, welcher Art ihr Atheismus eigentlich ist. Besonders @Myron beschäftigt sich immer wieder ganz ausführlich damit: http://forum.brights-deutschland.de/viewtopic.php?f=5&t=3666

Also wenn ich mal für mich sprechen darf, dann sehe ich die Religion als ein Sinnmodell das frühe Menschen erfunden haben, weil sie die Erkenntnis, dass es Gut und Böse gibt irgendwie in den Griff bekommen mussten. Und wer kann unanfechtbar darüber entscheiden, was Gut und Böse ist? Das können nur die Götter, bzw. ein Gott!
Im Einklang mit der Natur zu sein sicherte darüber hinaus das Überleben und so wurden Götter, die die Natur bezähmen konnten zum nützlichen Verbündeten. Opfer und Gebet wurden die Beschwichtiger der Götter. Irgendwann erschwerte vermutlich das Wissen um den eigenen Tod das menschliche Leben, sodass schon früh Alternativen für danach gesucht werden mussten.

Die großen Philosophen zweifelten allerdings bald über die Götter und nachdenkliche Literaten haben ihr Denken übernommen. Weil nicht sein kann, was nicht beweisbar ist, wurde Gott vom Himmelsthron geworfen. Heute geht man akademisch auf die Religionen zu und sieht sie quasi als Grundlage für menschliche Werte, die das Zusammenleben erleichtern sollen (Sofern die Religion die selbe ist). Was mich betrifft, so sehe ich die Religion als einen Platzhalter im menschlichen Denken, der davor schützen kann, nicht irgendwelchen politischen Ideologien aufzusitzen. Das allerdings setzt voraus, dass Religion selbst keine Politik kreiert.

Und was ist mit Gott?
Gott ist für jeden etwas anderes. Wer keinen Gott hat, hat die Wissenschaften und das Denken über Gott. So ganz weg, scheint er also nirgendwo zu sein.

LG stine

[Arathas]

Hallo Lachender Hans,

willkommen im Forum.

Nachdem du wissen willst, wie unsere Einstellung zum Thema Religion so ist - es gibt direkt einen guten Einstieg, nachdem ich hier gleich auf ein paar von stines Einwürfen eingehen möchte.

Und wer kann unanfechtbar darüber entscheiden, was Gut und Böse ist? Das können nur die Götter, bzw. ein Gott!

Ein Argument, das sich selbst ad adsurbum führt, weil ja die Menschen Gott bzw. Götter erfunden haben, um sich diese Entscheidungen abnehmen zu lassen. Aber dann könnte man das mit dem Götter-Erfinden an erster Stelle gleich sein lassen und zugeben, dass man keine Ahnung hat. Denn wie lautet der Spruch? "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten." Anstatt Götter zu postulieren.

Weil nicht sein kann, was nicht beweisbar ist, wurde Gott vom Himmelsthron geworfen.

Nö, nicht, weil "nicht sein kann", sondern weil "es keinen Grund gibt, etwas anzunehmen, wofür es keine Anzeichen gibt". Es geht nicht in erster Linie darum, Gott "abzuschaffen", weil es keine Beweise für ihn gibt, sondern darum, nicht Tür und Tor für die Hirngespinste von Hinz und Kunz zu öffnen. Es ist wie mit dem unbezahlten Urlaub bei mir in der Firma: Ich würde gerne mal für ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub nehmen und ne Weltreise machen. Mein Chef sagt allerdings, das muss er ablehnen, denn wenn er mir das erlauben würde, könnte er es den nächsten zwanzig Leuten, die so eine Anfrage stellen, nicht verbieten, weil das Tor einmal aufgestoßen wurde. Deshalb muss es zu bleiben.

Ergo: Wenn man beweis- und grundlos Götter/Gott akzeptiert, muss man genauso beweis- und grundlos unsichtbare rosa Einhörner, Russels Teapots und Fliegende Spagettimonster akzeptieren. Es gibt einfach keinen qualitativen Unterschied zwischen erfundenen, unbeweisbaren Hirngespinsten.

[Lachender Hans]

Arathas. Ich habe mich soeben verliebt. (Erzähl das bloß nicht meiner Freundin. ;) )

[stine]

Und wer kann unanfechtbar darüber entscheiden, was Gut und Böse ist? Das können nur die Götter, bzw. ein Gott!

Ein Argument, das sich selbst ad adsurbum führt, weil ja die Menschen Gott bzw. Götter erfunden haben, um sich diese Entscheidungen abnehmen zu lassen.

Nichts anderes sagte ich doch, oder?

stine

[Arathas]

Einerseits ja, andererseits klang da bei dir ein bißchen Sympathie für diese Art der Gottschöpfung mit. Fand ich zumindest. Sympathisch finde ich sie nicht, höchstens nachvollziehbar.

[stine]

Ergo: Wenn man beweis- und grundlos Götter/Gott akzeptiert, muss man genauso beweis- und grundlos unsichtbare rosa Einhörner, Russels Teapots und Fliegende Spagettimonster akzeptieren. Es gibt einfach keinen qualitativen Unterschied zwischen erfundenen, unbeweisbaren Hirngespinsten.

Und genau das tun doch viele, wenn nicht sogar die Mehrheit: Sie beten alles mögliche an und glauben an alles, was nicht widerlegt werden kann. Die Themen Homoöphatie und Esoterik beweisen das. Der Mensch an sich, ist halt so gestrickt.
Und dabei weißt du noch nicht einmal, wieviele Atheisten stellvertretend an den Satan glauben.

Ich halte mich da an die Atheistenliste von @Myron: Atheisten sind soooo breit gefächert, dass ein Konsens niemals möglich sein wird. Das einzige, was wohl alle miteinander verbindet ist die Ächtung der bestehenden Religionen.
Ob das reicht, bleibt die Frage, vor allem dann, wenn unterschiedliche Ideologien zur Verurteilung führten.

LG stine

[Arathas]

Der Mensch an sich, ist halt so gestrickt.

Ja, leider. Da ist man nicht mal als Atheist vor gefeit - habe das vor ein paar Wochen an mir selbst beobachten können.

Das war so'n Tag, wo's mal so richtig gekracht hat, richtig was schief ging und ich hinterher zwei Tage lang nichts gegessen habe, weil meine Psyche nicht so gut damit klar kam, was passiert ist. Und an dem Tag, als es passiert ist, habe ich mich echt gefragt: "Warum passiert das mir?"

Eine dumme, naive, blöde, vollkommen dämliche Frage. Klar. Aber in dem Moment ... ist es einfach so. Dass man nach einer Erklärung sucht. OK, ich habe sie nicht in Gott oder übernatürlichen Phänomenen gesucht. Aber selbst wenn man weiß, dass Dinge einfach geschehen, ohne Grund, ohne Vorankündigung, kann es vorkommen, dass man sich diese Frage nach dem Warum stellt, obwohl es natürlich gar keine Antwort gibt und schon die Frage an sich beknackt ist.

[Lachender Hans]

Ich bin der Typ von Mensch, der den Glauben an jegliches Übernatürliche nicht besitzt und nicht verfolgt (ich jage ihn höchstens).
Aber auch mir sind "dumme, naive, blöde, vollkommen dämliche Frage(n)" durchaus bekannt. Es ist nur menschlich, sich solche Fragen zu stellen.
Aber solange man darüber reflektiert, wie unser lieber Arathas, dann ist das doch vollkommen ok!

[stine]

@Lachender Hans: Wieso stellst du dich übrigens als kleinen Atheisten vor?
Woher kommt das?

stine

[Lachender Hans]

Naja. Ich bin erst 20 Jahre alt. Und es klang lustig.

[stine]

Ach so! Ich dachte du bist noch immer im Zweifel und erst ganz am Anfang deines atheistischen Lebens.

stine

[Lachender Hans]

Verzeihung fürs Verwirrung stiften. Ich bin mir da durchaus "sicher". Ich schätze die Existenz eines höheren, übernatürlichen Wesens als sehr unwahrscheinlich - nahe 0% - ein.
Wenn Gott mich später mal fragen sollte, warum ich nicht an ihn geglaubt habe, dann werde ich mich da an dieses Zitat halten: "Not enough evidence, not enough evidence."
Eines meiner Lieblingszitate ist auch: "Warum hat mich Gott zum Atheisten gemacht?"

Hans

[Nanna]

Oder in George Carlins Worten (großartiger atheistischer Comedian, ich zitiere ihn hier regelmäßig): "This [die Welt, das Universum] is not good work. If this is the best God can do, I am not impressed. Results like these do not belong on the résumé of a supreme beeing. This is the kind of shit you expect from an office temp with a bad attitude."

[Lachender Hans]

Nanna! Ich habe eine Bitte! Zitiere weiterhin diesen großartigen Menschen, der leider tot ist. Aber vergiss nicht Hitchens, um einen weiteren Verblichenen zu nennen und den noch lebenden Dawkins.

EDIT: Sein Gesichtsausdruck bei "But he loves you." bringt mich jedes mal fast um vor lachen. Danke fürs posten. Guck es mir gerade zum 3. oder 4. mal insgesamt an.

[Nanna]

Hitchens ist mir manchmal ein bisschen zu aggressiv, v.a. weil er schon einen missionarischen Anspruch hatte, wohingegen Carlin zwar auch zum Ziel hatte, die Menschen aus der Hängematte des Nichtnachdenkens zu kriegen, aber halt trotz allem ein Comedian war. Ich sehe mich selbst nicht als antireligiös an, das widerspräche meiner pluralistischen Grundhaltung, aber trotzdem ärgere ich mich natürlich manchmal über religiösen Irrsinn und lache mir das dann am liebsten einfach weg.

Mein anderer Favorit bei den atheistischen Comedians ist Tim Minchin. Der muss hier auch manchmal zur atmosphärischen Untermalung irgendeines Arguments herhalten.

[Lachender Hans]

Ich darf präsentieren: Ricky Gervais

EDIT: Wenn das nicht funktioniert, dann hier der LINK