Vollbreit hat geschrieben:Da haben (wohl nicht nur) wir, was gemeinsam. Was Lehrer und Schüler unterscheidet ist in schlechten Fällen, dass die Lehrer die erläuternde Ausgabe zum Text haben und dann läuft es genauso ab, wie von Dir beschrieben. Zu meiner Schulzeit war gerade Mode, das alles was falsch war, irgendwie auch richtig war und so wurde man sozialpädagogisch wertvoll auf den richtigen Weg gewiesen: „Ja, kann man so sehen, wer hat noch eine Idee?“ Solange bis man dann mit reichlich dirigistischer Nachhilfe, die das „Richtige“, was rauskommen musste offenbarte, endlich die allerrichtigste unter den lauter richtigen Lösungen hatte. Das war der Nachteil.
Ja das kenne ich. Hab irgendwann in der Mittelstufe mal eine Diskussion mit ner Deutschlehrerin geführt, weil ich wissen wollte, was an meiner Interpretation unschlüssig oder unlogisch oder aus dem Kontext raus nicht passte. Ihr Argument bestand aus einem Satz: "Das kann man so nicht sagen". Nachdem ich auf mehrmaliges Nachfragen weiter nur diesen einen Satz zur Antwort kriegte, platzte mir damals der Kragen und ich fragte ziemlich ungehalten: "Oder ist das nur falsch, weils nicht so im Lösungsheft für Deutschlehrer steht?" An ihrer Reaktion konnte ich ablesen, dass ich genau ins Schwarze getroffen hatte.
In der Oberstufe habe ich mich zweimal geweigert ein Buch zu lesen. Einmal die Leiden des jungen Werthers, weil mir das Buch schon nach ein paar Seiten zu depressiv war, und ich heilfroh war aus meiner mehrjährigen eigenen Depression grade raus zu sein. Die Klausur hab ich dann bestritten, in dem ich tags zuvor noch die Zusammenfassung in einem Literaturlexikon las. Hab damals sogar ne Zwei gekriegt, glaub ich. Hab mich jedenfalls köstlich amüsiert, als die Dame noch mitteilte, wer das Buch nicht gelesen hätte, würde eine Fünf kriegen (was ich mir zur Not auch hätte leisten können).
Und dann im Englisch-LK ein sozialistisches Pamphlet namens "The Jungle", was der Englischlehrer, den ich auch in Sozialkunde hatte, stillschweigend toleriert hat, vermutlich um sich Grundsatzdiskussionen über wirtschaftliche Zusammenhänge zu ersparen.
In der Kollegstufe hatte ich dann eigentlich recht gute Deutschlehrer, die einem auch erklärten, warum die eigene Interpretation nicht in den (historischen oder literarischen) Kontext passt.
Ich schwankte eigentlich immer zwischen zwei und drei, mit Tendenz zur zwei. Ausgenommen Faust I, wo ich mal 13 Punkte (1-) abgeräumt hab.
Vollbreit hat geschrieben: Zähe, endlose Stunden nagender Langeweile und Deutsch war noch eines von den besseren Fächern. (Hätte ich die Aussage, die Schulzeit sei die best Zeit des Lebens, auch nur eine Sekunde ernst genommen, wäre das für mich ein ernsthafter Grund gewesen, über Selbstmord nachzudenken. Ich hab den Quatsch nie geglaubt und kann mir meine Schulzeit auch rückwirkend nicht schönreden.)
Ging mir ähnlich, nur dass ich Deutsch nie sonderlich mochte (speziell in der Mittelstufe). Meine Fächer waren eher Mathe, Physik, Chemie, Wirtschaft und Geschichte, wobei mir das da auch viel zu lahmarschig ging und zu oberflächlich blieb.