ostfriese hat geschrieben:Unser Thema hier könnte man also -- losgelöst von konkreten Beispielen -- zuspitzen auf die Fragen: Wie kommt es, dass diese Kriterien funktionieren? Haben sie vielleicht doch so etwas wie allgemeine ('objektive') Gültigkeit? Und wenn ja, wie erklären wir uns das?
Die Kriterien der Casting-Agenturen treffen sicherlich ein Schönheitsideal, welches - teilweise von ihnen selbst erzeugt - hier und heute weit verbreitet ist.
Mit der allgemeinen Gültigkeit meinst du vielleicht so etwas wie das Kindchenschema, das ja sogar in der Tierwelt funktioniert? Wenn solche Kriterien genetisch festgelegt wären, müsste doch mit Hinblick auf die Gebärfähigkeit die Breite der Hüften ein vorrangiges Auswahlkriterium sein. Also die bereits genannte Venus von Willendorf.
Auch mussten die Frauen unserer Urahnen mit ihrer Sammlertätigkeit ca. 70% der Nahrung einbringen. Die Erträge der Jagd lieferten zwar die Leckerbissen, aber den geringeren Teil der Kalorien. Unter diesem Gesichtspunkt kann Zartgliedrigkeit nicht das erstrebenswerteste Merkmal gewesen sein.
Ich merke schon: ich springe zu kurz. Paarungsrelevante Merkmale sind ja nicht selten in jeder anderen Hinsicht unpraktisch, siehe Pfau und Paradiesvogel.
Also muss ich im Falle des Menschen doch wieder auf die kulturelle Prägung zurückkommen.
ostfriese hat geschrieben:An alle, die hier so auf der Unterschiedlichkeit der Geschmäcker herum reiten
Ich reite weiter. Wie sonst soll ich mir die Venus von Willendorf erklären? Die üppigen (oder garstiger gesagt: fetten) Schönheiten der barocken Meister? Die Hungerkünstlerinnen von den Zwanziger Jahren überTwiggy bis hin zu den heutigen, deren Namen mir nicht gewärtig sind? Ach doch: Lindsay Lohan.
Ganz zu schweigen von den insektenartigen Kreaturen, die Stine uns verlinkt hat.
All dieses betrifft den Körperbau. Aber warum sollte es eine kultur- und epochenübergreifende Einigkeit darüber geben, dass etwa ovale Gesichter schöner seien als runde?
Natürlich gibt es auch Fälle, wo fremde Schönheitsideale den indigenen einfach übergestülpt werden. Das führt dann zu mühsamen Haarglättungs-Orgien bei afro-amerikanischen Frauen und zu rundäugigen (kindchenschematischen) Girlies in japanischen Manga-Comics. Und zu Michael Jackson.
Wie gesagt, ich reite lieber weiter herum.
