Denker hat geschrieben:Nimm doch mal zu smalonius Stellung, da steht doch, dass eine unendliche Schleife (was ich "Zwiebelschalen" nenne) entsteht. Denn "wieso sollte die Wissenschaft nicht herausfinden können, warum sich Massen anziehen?". Ja, die Antwort ist: "Weil X". Und dann??? "Warum X?" - da capo ad infinitum.
Diese Warum-Kette soll unendlich sein? Woher weißt du das, wenn du schon bei der ersten Stufe die Flinte ins Korn wirfst?
Aber gut, mich störte deine ursprüngliche Aussage, dass bestimmte Warum-Fragen und Sachen wie Sinn und Ethik von der Wissenschaft nicht beantwortet werden können. Wenn du nun einräumst, dass man die Fragen möglicherweise doch beantworten kann, man aber allein wegen ihrer Anzahl nicht alle Fragen beantworten kann, dann stimme ich dir zu. In endlicher Zeit schafft man nicht alle.
Denker hat geschrieben:man rät anhand von Scanneraufnahmen... also: Dein Lachzentrum ist gereizt oder etwas anderes Großflächiges, Allgemeines. Aber Du behauptest doch nicht, dass der Versuchsleiter erkennt, dass die komische Alte (die Dein Lachzentrum reizt) Dich an Deine Oma erinnert?!?!!!
Will der Wissenschaftler herausfinden, ob ich wegen der Ähnlichkeit zu meiner Oma lache, dann muss er den Versuchsaufbau natürlich geschickt danach ausrichten. Er wartet, bis ich lache und fragt mich dann, ob mich das Bild gerade an meine Oma erinnert hat. Wenn ich ja antworte, und die anderen 100 Studenten das auch tun, und bei jeder Oma-Ähnlichkeit immer das Zentrum X aktiv war und ohne Oma-Ähnlichkeit immer das Zentrum Y, dann weiß der Wissenschaftler schonmal mehr als vorher. Im Grunde genommen sollte es dann bei den nächsten 100 Studenten halbwegs möglich sein, vorherzusagen, ob sie wegen Oma-Ähnlichkeiten lachen oder nicht. Man schaut einfach, ob Zentrum X aktiv war oder Y. Einer Erforschung von Gedanken oder Assoziationen oder sonst welchen Software-Tätigkeiten unseres Gehirns steht also, soweit ich sehe, nicht wirklich etwas im Wege.
Denker hat geschrieben:es geht eben nur bis zu einer gewissen Tiefe und Genaugkeit... Das sage ich ja und nichts anderes: bis zu einer gewissen Zwiebelschalen-Ebene kann die Wissenschaft antworten, dann ist Sense.
Wieso nur bis zu einer gewissen Ebene? Welche Ebene meinst du im Hinblick auf Sinn und Ethik? Bis zu welcher Ebene kann Sinn erforscht werden? Und wieso nur bis zu dieser Ebene? Sind bei dir Zeitrestriktionen die Gründe für die Begrenztheit der Wissenschaft? Weil man unendlich viel Zeit bräuchte, um unendlich viele Warum-Fragen zu klären?
Denker hat geschrieben:Welche wissenschaftlichen Experimente (mess- und reproduzierbar) stellst Du dir denn vor bei der Frage nach dem Sinn des Lebens, bei der Regelung der Sterbehilfe, bei der Verantwortung und Freiheit der Menschen?
Die Frage nach dem Sinn des Lebens:
Ich mache Umfragen, welchen Lebenssinn die Leute haben. Ich schaue in historische Unterlagen, welchen Sinn die Leute früher sahen, welchen Lebenssinn sie sich in anderen Gesellschaften geben. Ich stelle ursächliche Verbindungen her, warum die Leute ihrem Leben einen bestimmten Sinn geben. Ich verorte die Tendenz für bestimmte Sinnkategorien in konkreten Hirnvorgängen. Ich untersuche die Auswirkungen von bestimmten Sinnkategorien auf die Leute. Ich empfehle den Lebenssinn, der den Menschen tendenziell das glücklichste und längste Leben beschehrt ohne andere messbare Nachteile zu haben.
Regelung der Sterbehilfe:
Ich mache Umfragen nach der Einstellung der Leute zu diesem Thema. Ich untersuche, wie Sterbende, Angehörige, Ärzte und andere Gruppen sich fühlen, vor dem Sterbefall und nachher. Ich vergleiche dabei Fälle, wo die Sterbehilfe erlaubt ist und durchgeführt wird mit den Fällen ohne Sterbehilfe. Wenn es allen Beteiligten mit Sterbehilfe besser geht also ohne, dann empfehle ich sie.
Verantwortung und Freiheit der Menschen:
Hier ist mir die Fragestellung nicht ganz klar. Ich frage meine 100 Studenten, was sie denn meinen was gemeint sein könnte und gehe danach wie gewohnt vor: Befragungen durchführen, Daten aus dem Leben und Umfeld der Menschen sammeln, Verhaltenstests mit und ohne Scanner veranstalten, Beziehungen herstellen, Abhängigkeiten suchen, Aussagen ableiten, fertig.
Es ist also sehr wohl möglich, auch solche Fragen wissenschaftlich anzugehen, die Priester und Philosophen gerne zu ihrer Existenzsicherung für sich beansprucht hätten.