Intelligenz
Verfasst: So 15. Okt 2006, 11:42
Was ist Intelligenz?
Vor 110 Jahren erfand der Franzose Alfred Binet den ersten Intelligenztest. Um lernschwache Schüler zu erkennen, ließ er sie Sätze nachsprechen, Gedichte aufsagen und sich Geldstücke einprägen. Seither entwickelten Forscher über hundert Tests. Doch was diese eigentlich messen, was genau sich hinter dem Begriff Intelligenz verbirgt, ist nach wie vor strittig. Einig sind sich Forscher nur, dass es etwas gibt, das beim Menschen besonders ausgeprägt ist. Er plant seine Zukunft, löst komplexe Probleme und schätzt die Folgen seines Tuns. Die einfachste Vorstellung der Intelligenzforscher war, dass sich all diese Fähigkeiten auf nur einen messbaren Faktor zurückführen lassen. Je höher dieser sei, desto besser schneide jemand in allen Intelligenzdisziplinen ab. Forscher wie Louis Thurstone hielten dagegen, Intelligenz beruhe auf mehreren, voneinander unabhängigen Faktoren. Es gebe nicht nur mehr oder weniger intelligente Menschen, vielmehr habe jeder Einzelne Stärken und Schwächen. So lasse sich erklären, warum einige ein gutes Gedächtnis, aber einen schlechten Orientierungssinn haben, während es bei anderen umgekehrt ist. Louis Thurstone postulierte 1938 sieben Primärfähigkeiten, die Intelligenztests auch noch heute abfragen: verbales Verständnis, Wortflüssigkeit, schlussfolgerndes Denken, räumliches Vorstellungsvermögen, Merkfähigkeit, Rechenfähigkeit und die Wahrnehmungsgeschwindigkeit. Raymond Cattel unterschied später die »fluide« und »kristalline« Intelligenz. Während die fluide Komponente die mechanischen Grundfunktionen des Gehirns umfasse und vergleichsweise stärker durch genetische Faktoren be-stimmt sei, beziehe sich die kristalline auf Lernerfahrungen. Das radikalste Intelligenzkonzept vertritt der Harvard-Professor Howard Gardner, der von mindestens acht Intelligenzen ausgeht. Dazu zähle zum Beispiel die »Bewegungsintelligenz« und die »naturalistische Intelligenz«, die das Einordnen natürlicher Gegenstände ermögliche. Beide ließen sich nicht mit Fragebögen messen, behauptet Gardner. Diese Skepsis teilen auch andere Forscher. Sie kritisieren, die soziale und emotionale Intelligenz würden oft völlig vernachlässigt, und spotten: »Intelligenz ist ohnehin nur das, was Intelligenztests messen.«
Vor 110 Jahren erfand der Franzose Alfred Binet den ersten Intelligenztest. Um lernschwache Schüler zu erkennen, ließ er sie Sätze nachsprechen, Gedichte aufsagen und sich Geldstücke einprägen. Seither entwickelten Forscher über hundert Tests. Doch was diese eigentlich messen, was genau sich hinter dem Begriff Intelligenz verbirgt, ist nach wie vor strittig. Einig sind sich Forscher nur, dass es etwas gibt, das beim Menschen besonders ausgeprägt ist. Er plant seine Zukunft, löst komplexe Probleme und schätzt die Folgen seines Tuns. Die einfachste Vorstellung der Intelligenzforscher war, dass sich all diese Fähigkeiten auf nur einen messbaren Faktor zurückführen lassen. Je höher dieser sei, desto besser schneide jemand in allen Intelligenzdisziplinen ab. Forscher wie Louis Thurstone hielten dagegen, Intelligenz beruhe auf mehreren, voneinander unabhängigen Faktoren. Es gebe nicht nur mehr oder weniger intelligente Menschen, vielmehr habe jeder Einzelne Stärken und Schwächen. So lasse sich erklären, warum einige ein gutes Gedächtnis, aber einen schlechten Orientierungssinn haben, während es bei anderen umgekehrt ist. Louis Thurstone postulierte 1938 sieben Primärfähigkeiten, die Intelligenztests auch noch heute abfragen: verbales Verständnis, Wortflüssigkeit, schlussfolgerndes Denken, räumliches Vorstellungsvermögen, Merkfähigkeit, Rechenfähigkeit und die Wahrnehmungsgeschwindigkeit. Raymond Cattel unterschied später die »fluide« und »kristalline« Intelligenz. Während die fluide Komponente die mechanischen Grundfunktionen des Gehirns umfasse und vergleichsweise stärker durch genetische Faktoren be-stimmt sei, beziehe sich die kristalline auf Lernerfahrungen. Das radikalste Intelligenzkonzept vertritt der Harvard-Professor Howard Gardner, der von mindestens acht Intelligenzen ausgeht. Dazu zähle zum Beispiel die »Bewegungsintelligenz« und die »naturalistische Intelligenz«, die das Einordnen natürlicher Gegenstände ermögliche. Beide ließen sich nicht mit Fragebögen messen, behauptet Gardner. Diese Skepsis teilen auch andere Forscher. Sie kritisieren, die soziale und emotionale Intelligenz würden oft völlig vernachlässigt, und spotten: »Intelligenz ist ohnehin nur das, was Intelligenztests messen.«