Weihnachten ein heidnisches Fest?

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Weihnachten ein heidnisches Fest?

Beitragvon Max » So 16. Dez 2007, 11:24

http://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten

Einige hier im Forum meinten, dass Weihnachten ursprünglich ein heidnisches Fest war. In der Wikipedia wird das exakte Gegenteil geschildert. Was ist nun war?
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Re: Weihnachten ein heidnisches Fest?

Beitragvon pinkwoolf » So 16. Dez 2007, 11:52

Der Artikel enthält einen kurzen Hinweis auf das Fest zur Wintersonnenwende und das römische Fest des Sonnengottes in dieser Jahreszeit, geht aber nicht auf die Frage ein, ob die Kirchenoberen deshalb dieses Datum gewählt haben. Germanien dürfte damals außerhalb ihres Gesichtskreises gelegen haben.
:kerze: Im weihnachtlichen Brauchtum kann ich zu meinem Bedauern nichts Vorchristliches erkennen, anders als Ostern mit den Eiern oder der mexikanische Totensonntag mit den vielen Totenschädeln.
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Re: Weihnachten ein heidnisches Fest?

Beitragvon molosovsky » So 16. Dez 2007, 12:15

Sowohl im römischen Reich (sol invictus) wie im nordeuropäischen Heidentum (yule) ist der 25. Dez. als Tag der Wintersonnenwende, (Wieder)Geburt der Sonne gefeiert worden.

Kaiser Aurelian hat am 25. Dezember 274 den Sol Invictus-Tempel zu Rom eingeweiht.

Erste Erwähnung von Weihnachten findet sich in einer Chronographie von 354 ndZ.
Man beachte: im Frühchristentum war einer der verbreiteten Titel für Christus »Sonne der Gerechtigkeit«.
Sol (Gott), siehe dort »Beziehung zum Christentum«. Dort steht:
Religionsgeschichtlich interessant ist die Übereinstimmung des Sol-Feiertags am 25. Dezember mit dem christlichen Weihnachtsfest. Der Tag der Geburt Christi ist unbekannt; die Festlegung auf den 25. Dezember erfolgte erst in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts, nach der Konstantinischen Wende (siehe Chronograph von 354). Früher waren rein spekulativ verschiedene andere Tage angenommen worden. Da das Geburtstagsfest des Sol Invictus im frühen 4. Jahrhundert allgemein bestens bekannt war, ist nicht zu bezweifeln, dass die Übereinstimmung des Datums von christlicher Seite gewollt war. Christus wurde metaphorisch oft mit der Sonne verglichen, zumal da die biblische Prophezeiung Aufgehen wird euch die Sonne der Gerechtigkeit (Mal 4,2 in der Vulgata = Mal 3,20 nach heutiger Verszählung) auf ihn bezogen wurde. Schon im Jahre 243 hatte Pseudo-Cyprian in seiner Schrift De pascha computus gerade diese Bibelstelle für die Berechnung von Christi Geburtstag herangezogen, wobei er aber auf den 28. März kam. Daher ist die Annahme sehr gut begründet, dass der Feiertag des Sol Invictus übernommen und „christianisiert“ worden ist. Diese These hat sich allgemein durchgesetzt.

Im englischen Wiki-Eintrag um einiges genauer:
Christian iconography adopted some of the artistic language of paganism. The depiction of Christ with a halo relates to late antiquity usage, but the radiated crown also appears.

According to the New Catholic Encyclopedia, 1967, article on Constantine the Great:
"Besides, the Sol Invictus had been adopted by the Christians in a Christian sense, as demonstrated in the Christ as Apollo-Helios in a mausoleum (c. 250) discovered beneath St. Peter's in the Vatican."

Indeed "...from the beginning of the 3rd century "Sun of Justice" appears as a title of Christ"[10]. Some consider this to be in opposition to Sol Invictus[citation needed]. Some see an allusion to Malachi 4:2.

The date for Christmas may also bear a relation to the sun worship. According to the scholiast on the Syriac bishop Jacob Bar-Salibi, writing in the twelfth century:
"It was a custom of the Pagans to celebrate on the same 25 December the birthday of the Sun, at which they kindled lights in token of festivity. In these solemnities and revelries the Christians also took part. Accordingly when the doctors of the Church perceived that the Christians had a leaning to this festival, they took counsel and resolved that the true Nativity should be solemnised on that day." (cited in "Christianity and Paganism in the Fourth to Eighth Centuries", Ramsay MacMullen. Yale:1997, p155)

The 1908 Catholic Encyclopedia: Christmas states: "The well-known solar feast, however, of Natalis Invicti, celebrated on 25 December, has a strong claim on the responsibility for our December date."

However this pagan feast is first documented only in the Chronography of 354, which also contains the earliest certain reference to 25 December as the feast of the birth of Christ.[11]


Lustig auch hier der Unterschied zwischen englischer und deutscher Wiki.
Deutscher Eintrag »Chronographie 354«:
Der Chronograph hat folgende Inhalte:
… 12. Todestage und Begräbnisorte von Märtyrern.[3] Daraus entstanden später die Martyrologien.

Und Englisch:
Part 12: commemoration dates of the martyrs, which begins with "VIII kal. Ian. natus Christus in Betleem Iudeae" ("Eighth day before the kalends of January [December 25], Birth of Christ in Bethlehem Judea")



Grüße
Alex / molo
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Re: Weihnachten ein heidnisches Fest?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 16. Dez 2007, 12:50

Die Wintersonnenwende war wohl in allen höheren Kulturen (höher im Sinne von: sie konnten dies erkennen) nicht tropischer Herkunft ein großes Fest.
Da nachweislich (wenn wir mal die Existenz des Jesus-Bopperles als gegeben ansehen) nicht einmal das vorgebliche Geburtsjahr stimmt und der Geburts-Tag auch nicht stimmig ist, wäre es äußert vermessen, geradezu idiotisch zu behaupten, das Datum (!) des Festes hätte mit althergebrachten Festtagen exakt zu diesem Datum nichts zu tun.
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Re: Weihnachten ein heidnisches Fest?

Beitragvon stine » So 16. Dez 2007, 13:45

Die Geburt Jesus wurde erst sehr viel später auf diesen bestehenden heidnischen Feiertag gelegt, genau wie die Auferstehung später erst auf das bereits bestehende Paschafest gelegt wurde.
Eigentlich ist es egal, was jemand an diesem Tag feiert (viele feiern sogar ihren eigenen Geburtstag Bild !).

Für mich ist an Weihnachten das schönste, dass es ein Fest geworden ist, das weltweit all jene Menschen vereint, die sich davon verzaubern lassen wollen.

LG stine
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Re: Weihnachten ein heidnisches Fest?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 16. Dez 2007, 14:23

stine hat geschrieben:Für mich ist an Weihnachten das schönste, dass es ein Fest geworden ist, das weltweit all jene Menschen vereint, die sich davon verzaubern lassen wollen.
Und die ausgrenzt die nicht an das Jesuskindlein glauben wollen. Immerhin und doch die Mehrheit.

Und Weihnachten mag mal für christlich-gläubige Menschen schön gewesen sein, aber ob dies wie es heute als globales Fest ist, noch wirklich (global gesehen) schön ist? Ich finde nein, weder im christlichen Sinn, noch objektiv - wenn man kein Gewinner dieses Kommerzes ist.
Schließt nicht aus, dass in vielen Familien im christlichen oder familiären Sinn ein schönes Fest - eben losgelöst von dem "globalen Event" - gefeiert wird.
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Re: Weihnachten ein heidnisches Fest?

Beitragvon jan » So 16. Dez 2007, 14:44

Max hat geschrieben:http://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten

Einige hier im Forum meinten, dass Weihnachten ursprünglich ein heidnisches Fest war. In der Wikipedia wird das exakte Gegenteil geschildert. Was ist nun war?


http://de.wikipedia.org/wiki/Sol_invictus#Beziehung_zum_Christentum
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Re: Weihnachten ein heidnisches Fest?

Beitragvon Jarl Gullkrølla » So 16. Dez 2007, 16:28

Heute noch feiern Asatru ("Asentreue", Asen = das eine der nordischen Göttergeschlechte) die Wiederkunft des höchsten Sohnes Odins, Baldur. Deswegen werden in nörldicheren Gefilden traditionell und über die Welt verteilt aus spirituellen Gründen, Feuer entfacht , welche das magisch verführende Geschmeid der Freya, das Brisingamen, symbolisieren, welches sogar die Toten noch zu den Lebenden zu verführen mag; und so auch den ermordeten Baldur.

Im neuheidnischen Mystizismus ist das Julfest ein Ritus, um das ewige Erstehen und Vergehen, im kleinen wie im großen, zu verstehen und anzunehmen, anstatt einen Anfang und ein Ende vorrauszusetzen, wie es unter Christen und Ähnlichem billig ist. Dieser Kreislauf heißt Ragnarök und bedeutet vom Altisländischen ins Detusche übersetzt so viel wie "Götterschicksal", welches nicht mit Ragnarökr zu verwechseln ist, was nämlich "Götterdämmerung" bedeutet (Wagner ist und war nie wirklich Heide oder verstand die nordischen Mythen nicht in ihrer ursprünglichen Bedeutung auch nur im geringsten).
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Krippe ohne Christkind

Beitragvon v.a.n. » Fr 21. Dez 2007, 07:20

hier ein Artikel zur Frage,
warum jemand, der nicht an Gott glaubt, Weihnachten feiern kann:
http://www.kahl-marburg.privat.t-online ... xpress.pdf
v.a.n.
 
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