trazy hat geschrieben:Gar so weit wollte ich aber nicht gehen und jeden einzelnen Gendefekt bewerten lassen. Mir ging es zumindest ursprünglich um eindeutige Fälle: Wenn wirklich genau abzusehen ist was herauskommt.
Ich glaube, auch bei Eindeutigkeit sollten wir keinen Gen-Defekt bewerten.
Ich meine, ich könnte sagen, ich habe MS und möchte deshalb keine Kinder haben, weil sie die Krankheit mit soundso prozentiger Wahrscheinlichkeit auch bekommen können. Aber was, wenn nicht?
Was ist mit Gen-Defekten, die eine oder mehrere Generationen überspringen können? Ich würde es gar nicht wissen und vielleicht vier Prostata-Krebs-Buben in die Welt setzen, die allesamt nicht älter werden, als 40.
Dürften Frauen mit Brustkrebsrisiko dann auch keine Kinder mehr bekommen?
Was ist mit Allergikern?
Mit Asthmatikern?
Was ist mit der Altzheimer Oma, vererbt sie auch ihre späte Gehirnzersetzung?
Soll ein Kind nach festgestelltem Down-Syndrom noch im Mutterleib abgetrieben werden? Bis zur wievielten Woche?
Sollte man auf eigene Kinder verzichten, weil der Großvater und der Vater ein schwaches Herz hatten?
Fragen über Fragen würden sich auftun.
Ich meine damit, wer entscheidet, was wirklich ein "schwerer Gen-Defekt" ist und was nicht.
Ich kann allenfalls in meiner eigenen Verantwortung auf Kinder verzichten, aber schon bei der Abtreibung eines gengeschädigten Fötus wirds ziemlich haarig, weil ich gar nicht wissen kann, ob der werdende Mensch nicht gerne geboren werden würde und ob er nicht trotz seines Gen-Defektes ein lebenswertes Leben gehabt hätte.
Vielleicht hätte sogar gerade die Sorge um so ein Kind das Leben mancher bereichert.
Ich glaube, dass wir "normale" immer zuviel von uns auf andere schließen und die Lebensqualität nach unserem Standard bewerten.
Ich sah mal einen Bericht über ein an Immunschwäche leidendem Kind, das von seinem gesunden, aber gerade an Schnupfen erkranktem Geschwisterchen nicht besucht werden konnte. Was sagte es? Es sagte: "Meine Schwester tut mir leid, ich war noch nie richtig krank!"
LG stine