Iranische Regierung verhaftet Führungsebene der Bahá’í

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Iranische Regierung verhaftet Führungsebene der Bahá’í

Beitragvon Tobias » Do 15. Mai 2008, 17:09

Iranische Regierung verhaftet Führungsebene der Bahá’í
Berlin, 15. Mai 2008

Die sechs Mitglieder der landesweiten Koordinierungsgruppe wurden während einer Razzia in den frühen Morgenstunden des 14. Mai 2008 festgenommen. Angehörige des Geheimdienstes drangen zeitgleich in die Wohnungen und Häuser der Bahá’í ein, um umfangreiche Durchsuchungen vorzunehmen. In deren Folge wurden die sechs in das berüchtigte Teheraner Evin Gefängnis gebracht.

Die sechs Männer und Frauen waren - mit Kenntnis der iranischen Regierung - seit Jahren mit der Aufgabe befasst, eine Art "Notverwaltung" der über 300.000 iranischen Bahá’í zu ermöglichen. Dies war erforderlich geworden, nachdem der gewählte Nationale Geistige Rat 1980 und wiederholt 1981 spurlos verschleppt oder hingerichtet worden war.

Bei den Mitgliedern des Führungskreises handelt es sich um Frau Fariba Kamalabadi, Herrn Jamaloddin Khanjani, Herrn Afif Naeimi, Herrn Saeid Rezaie, Herrn Behrouz Tavakkoli und Herrn Vahid Tizfahm. Bereits am 5. März 2008 wurde Frau Mahvash Sabet festgenommen. Als geschäftsführendes, siebtes Mitglied der Koordinierungsgruppe war sie unter einem Vorwand in die Stadt Mashhad vorgeladen worden, um dort dem Geheimdienst Auskunft über die Beerdigung eines verstorbenen Bahá‘í zu geben.

„Die Razzien des gestrigen Tages gegen diese prominenten Bahá'í waren von höchster Ebene als ein Schlag vorausgeplant, der die gesamte iranische Bahá’í -Gemeinde – die größte religiöse Minderheit des Landes – einschüchtern sollte. Er zeugt von der Entschlossenheit der iranischen Regierung, die Bahá’í -Religion in ihrem Ursprungsland auszulöschen“, sagt Prof. Dr. Ingo Hofmann, Sprecher der deutschen Bahá’í í-Gemeinde. „Damit sind die Anhänger dieser friedliebenden religiösen Minderheit noch verwundbarer geworden, als uns die aktuellen Berichte aus dem Iran bereits jetzt schon zeigen“, so Hofmann, „wonach willkürliche Festnahmen, gewalttätige Übergriffe sowie Hasspredigten und diffamierende Medienberichte in den letzten zwei Jahren laufend an Intensität zugenommen haben. Zu den absurden Vorwürfen zählen auch Kollaboration mit dem Westen und dem Staat Israel".

Zum Hintergrund:

Die Bahá’í Religion hat keine religiöse Hierarchie aus Berufsgeistlichen. Die Verwaltungsgeschäfte der örtlichen, nationalen und internationalen Bahá’í -Gemeinde werden durch Gremien von jeweils neun Personen geführt. Dieser Körperschaften werden regelmäßig in demokratischer Wahl bestellt. Auf nationaler Ebene heißt die oberste gewählte Körperschaft Nationaler Geistiger Rat, auf lokaler Ebene Geistiger Rat. Das Weltzentrum der internationalen Bahá’í-Gemeinde hat aus historischen Gründen seinen Sitz in Haifa, Israel.

Vor der islamischen Revolution 1979/1980 gab es im Iran einen Nationalen Geistigen Rat sowie etwa 600 örtliche Geistige Räte. Am 21. August 1980 wurden alle neun Mitglieder des damaligen Nationalen Geistigen Rates für immer spurlos verschleppt. Acht Mitglieder des Nachfolgegremiums wurden am 27. Dezember 1981 hingerichtet. Seit 1979 waren über 200 Bahá’í ermordet oder hingerichtet worden. Seit 1998 ruhten Hinrichtungen von Angehörigen der Bahá’í-Religion im Iran. Nach dem Verbot sämtlicher Verwaltungsgremien der iranischen Bahá’í-Gemeinde am 29. August 1983 koordinierten informelle Führungsgruppen die notwendigsten Aktivitäten der iranischen Bahá’í-Gemeinde.

Kontakt und weitere Informationen:

Der Nationale Geistige Rat der Bahá’í in Deutschland
Büro für Außenbeziehungen
Jägerstr. 1-3, 10117 Berlin

Ansprechpartner: Herr Peter Amsler
Mobil: 0179 – 676 55 71
E-Mail: oea@bahai.de
Internet: http://www.bahai.de
Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: Prof. Dr. Ingo Hofmann

Quelle
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Re: Iranische Regierung verhaftet Führungsebene der Bahá’í

Beitragvon Klaus » Do 15. Mai 2008, 20:01

Es tut mir leid um die Verhafteten, denen es mit Sicherheit nicht gut geht. Es tut mir leid um jeden Verhafteten im Iran, unabhängig von seiner religiösen, kulturellen, sexuellen, ethnischen oder politischen Ausrichtung. Insofern ist diese Information hier in ihrer Deutlichkeit deplatziert und ich bitte darum solcherart Darstellungen zu unterlassen. Wichtig wäre die Menschenrechtssituation im Iran zu verbessern.
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Re: Iranische Regierung verhaftet Führungsebene der Bahá’í

Beitragvon folgsam » Do 22. Mai 2008, 17:41

Ein weiterer Beweis für die Menschenverachtung und Intoleranz des iranischen Regimes.
Die eigene Religion zu vertreten scheint, sofern es sich nicht um die iranische Spielart des Islam handelt (schiiten, sunniten? ist mir auch herzlich egal), ein Kapitalverbrechen zu sein.
Schwulen, politische Gefangenen, Freidenkern und anderen "kriminellen Elementen" wird es wohl ähnlich ergehen, da hat Klaus ganz recht.

Tobias hat wohl auch nicht vorgehabt die Verbrechen gegen die Baha'i als besonders grausam und Menschenverachtend herauszustellen.

Die Kontaktadresse hätte aber wirklich nicht sein müssen. Was will ich mit dem geistigen Rat der Baha'i? Scheinen ja ganz umgängliche Zeitgenossen zu sein, aber konvertieren wollte ich nu auch nicht.
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Re: Iranische Regierung verhaftet Führungsebene der Bahá’í

Beitragvon Tobias » So 25. Mai 2008, 20:54

Nun, ich wollte hier auf keinen Fall gegen den Iran hetzen oder für die Bahá'í werben. Es ging mir allein um den Verstoß gegen das Recht dieser Menschen auf Freiheit und Gerechtigkeit. Die Bahá'í-Religion ist eine eigenständige Offenbarungsreligion. Sie ist zwar historisch in einem islamischen Umfeld entstanden, aber ist völlig eigenständig. Wie das Christentum ja auch in einem jüdischem Umfeld entstanden ist, aber eigenständig ist.
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Re: Iranische Regierung verhaftet Führungsebene der Bahá’í

Beitragvon folgsam » So 25. Mai 2008, 21:16

Ähm, in dem Kontext kann man gar nicht genug gegen die iranische Regierung "hetzen".
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Re: Iranische Regierung verhaftet Führungsebene der Bahá’í

Beitragvon Tobias » So 25. Mai 2008, 21:19

Es ist aber nun einmal so das Bahá'í sich in keinerlei solch gearteter Politik einmischen. Bahá'í sind an die Gesetze des Staates und an den Staat selbst gebunden. Wo wir uns jedoch durchaus beschweren ist, wenn eben Menschen ihre grundlegenden Rechte abgesprochen werden. Das Ziel dieser Beschwerde ist jedoch nur das dies eben nicht mehr getan wird.
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