Neuvorstellung aus Bayern

[apostat]

Ich habe mich soeben in diesem Forum angemeldet und würde gern mit Gleichgesinnten zu den verschiedensten Themen Gedankenaustausch betreiben.

Erzogen wurde ich katholisch, wie es im ländlichen Bayern häufig üblich ist. Aus unerfindlichen Gründen setzten sich allerdings die religiösen Lehren nie so richtig in meinem Kopf fest. Ich agierte zwar brav bei allen Ritualen mit, war aber meistens emotional relativ unbeteiligt. Und abgesehen von mancher Musik (paradoxerweise habe ich ein Faible für Kirchenmusik) gab es nicht vieles im religiösen Kontext, was mich wirklich interessieren oder begeistern konnte. Die Beichte beispielsweise, die wir einmal pro Jahr absolvieren mussten empfand ich als unangenehm-peinliche Zeremonie, die man am besten durch eine kleine Sammlung lässlicher Sünden rasch hinter sich bringen musste. Dabei pilgerte die ganze Klasse geschlossen zur Kirche, um sich an den Beichtstühlen anzustellen wie beim Checkin am Flughafen. Ich erinnere mich, dass ich schon damals die Sache nicht ernst nehmen konnte und eher das Gefühl hatte, ich müsse dem Pfarrer mit meinem Sündenregister gewissermaßen ein Unterhaltungsprogramm bieten.

Im Studium rutschte ich trotz meiner skeptischen Haltung noch weiter in die Religiosität, da ich in diesen Kreisen die sympathischsten Studienkollegen fand, mit denen ich mich am besten verstanden habe. Einem gewissen Gruppendruck folgend beteiligte ich mich zunehmend an Aktivitäten der Studiengemeinde, nahm an geistlichen Frühstücken, Besinnungswochenenden und Andachten teil.

Doch mein emotionaler Abstand zur Religion vergrößerte sich dennoch, ich stellte den Sinn und die Glaubwürdigkeit der religiösen Inhalte zunehmend in Frage. Nach dem Studium verlor ich weitgehend meine Kontakte zu den Studienkollegen und somit auch den Bezug zur Religion.

Inzwischen bin ich gar nicht mehr gläubig und stelle fest, dass ich ohne Religion viel besser in der Lage bin, mich selbst und andere zu akzeptieren wie ich bin bzw. wie sie sind. Ich muss mich vor keiner ominösen, höheren Instanz rechtfertigen, sondern nur vor mir selbst und vor den anderen Menschen. Das tut mir gut und lässt mich entspannter und ausgeglichener leben.

Soweit meine kurze Selbstvorstellung,
viele Grüße aus Bayern.

[1von6,5Milliarden]

Servus und willkommen im Forum,

ach Kirchenmusik gefällt mir auch oft - nicht alles aber so einiges. Es gibt auch neue Musik mit neuem eigenen Stil die mir gefällt und leider von religiösen Fanatikern (US-Amerikaner sind dies ja schnell) kommt. Aber Musik ist i.Allg. für mich eben Musik, also ein Klang und selten ein Wort-Inhalt (manchmal schon, aber 100%ige Konsequenz ist halt was anderes, mag jemand weiteres von den 6,x Milliarden der Weltbevölkerung verkörpern.)

[sun]

ein herzliches Willkommen auch von mir!

Und als private Empfehlung hier natürlich die Diskussion zu suchen aber vielleicht auch die ein odere andere Literatur der "neuen Atheisten" zu verschlingen um zu deiner vernünftigen Weltanschauung ein gutes Argumentationsfundament zu bekommen.

[apostat]

Vielen Dank für Eure Willkommensgrüße...

Zur Kirchenmusik: ich habe halt eine Leidenschaft für klassische Musik, und da kommt man letztlich auch kaum um die geistlichen Werke herum, die ja abgesehen von ihrem Inhalt auch spannende Musik bieten. Ich kann also durchaus eine Messkomposition genießen, ohne an den Inhalt glauben zu müssen. Aber das ist im Prinzip nichts besonderes, denn wer Wagners Ring der Nibelungen anschaut muss auch nicht an Wotan glauben.

[Myron]

Herzlich willkommen!

[apostat]

Ich danke Euch... Ich freue mich hier zu sein, denn manchmal muss man sich doch ganz schön zur Wehr setzen gegen all die Religionsgläubigen, Astro- und Esoteriker usw. die alle ihr Schicksal in der Hand eines Gottes, der Sterne, von Engeln, Dämonen oder was auch immer sehen. In Alltagsgesprächen bin ich immer wieder erstaunt, wie wenige Menschen ohne solche Geschichten auskommen.

[stine]

... denn manchmal muss man sich doch ganz schön zur Wehr setzen gegen all die Religionsgläubigen, Astro- und Esoteriker usw. die alle ihr Schicksal in der Hand eines Gottes, der Sterne, von Engeln, Dämonen oder was auch immer sehen.

Ja, so ist es!

Hallo apostat,
Die Mondgläubigen, die Kartenleser und die Sternzeichendeuter werden, obwohl wir in einer immer mehr kopfgesteuerten Gesellschaft leben, jetzt wieder mehr. Private Sender haben die Esoterik ganz für sich entdeckt und verdummen nun ihre treuen Zuschauer vollends, noch mehr, als religionstreue Diener im Herrn das je zustande bringen konnten.
Der Ausweg aus mittelalterlicher Religion und esoterischem Gesülze muß aber nicht zwangsläufig völliger Atheismus sein. Eine neue Denkweise könnte sich anbahnen...

LG stine

[folgsam]

Private Sender haben die Esoterik ganz für sich entdeckt und verdummen nun ihre treuen Zuschauer vollends, noch mehr, als religionstreue Diener im Herrn das je zustande bringen konnten.

Mag für das gros der in Europa medienwirksam auftretenden Vertreter der Gotteszunft ja gelten, aber auch heute noch steckt atemberaubend viel Potential zur Volksverdummung in jeder Religion (wer möchte das bestreiten?).

[1von6,5Milliarden]

Ich sehe eigentlich keinen großen, substantiellen Unterschied darin, ob jemand den Mond, kleine bunte Steinchen, Kaffeesatz, ein Holzkreuz oder eine Wünschelrute anbetet. Ist alles absolut irrational, wobei mir kleine bunte Steinchen und der Mond wenigstens noch gefallen und ich Teetrinker bin.

[stine]

Ich sehe eigentlich keinen großen, substantiellen Unterschied darin, ob jemand den Mond, kleine bunte Steinchen, Kaffeesatz, ein Holzkreuz oder eine Wünschelrute anbetet. Ist alles absolut irrational...

Ich weiß...

LG stine

[1von6,5Milliarden]

Aber dass ich teetrinkender Liebhaber kleiner bunter Steine bin der sich die letzte Mondfinsternis - allerdings Wein und nicht Tee trinkend - angesehen hat, hast du nicht gewusst, oder?

[apostat]

Ich sehe eigentlich keinen großen, substantiellen Unterschied darin, ob jemand den Mond, kleine bunte Steinchen, Kaffeesatz, ein Holzkreuz oder eine Wünschelrute anbetet. Ist alles absolut irrational, wobei mir kleine bunte Steinchen und der Mond wenigstens noch gefallen und ich Teetrinker bin.

Ja, so ähnlich sehe ich das auch.

In meinem Bekanntenkreis sind die meisten in irgendeiner Form "gläubig". Wer nicht religiös ist glaubt zumindest an die Astrologie. Wie oft wurde ich schon voreilig in die Sternzeichen-Schublade gesteckt. "Ach, Du bist Löwe..." heißt es dann stirnrunzelnd. "Hm, oh je, mit Löwen komm ich ja normalerweise nicht so gut zurecht..." Sätze dieser Art musste ich mir schon des öfteren anhören. Dabei trifft von den offiziellen Beschreibungen eines "Löwen" nur weniges auf mich zu. Würde ich mich mit einer Sternzeichenbeschreibung identifizieren wollen träfe am ehesten noch eine Mischung aus "Fische" und "Wassermann" auf mich zu.

Ansonsten gibt es noch die Fraktion der Homöopathie- und Bachblütenfreunde, die mir bei jeder Gelegenheit Globuli oder kleine Fläschchen mit Tröpfchen empfehlen wollen. Dass die Fläschchen eigentlich nur eine Trägersubstanz enthalten (z.B. Alkohol und/oder Zucker) hindert die Menschen nicht daran, fest an die Wirksamkeit zu glauben.

[stine]

Aber dass ich teetrinkender Liebhaber kleiner bunter Steine bin der sich die letzte Mondfinsternis - allerdings Wein und nicht Tee trinkend - angesehen hat, hast du nicht gewusst, oder?

Nein - obwohl ich auch weintrinkenderweise die Mondfinsternis beobachtete und gerne in ausgetrockneten Flußbetten Steine sammle - da hätte ich das irgendwie fühlen müssen - oder?

LG stine

[stine]

"Ach, Du bist Löwe..." heißt es dann stirnrunzelnd. "Hm, oh je, mit Löwen komm ich ja normalerweise nicht so gut zurecht..." Sätze dieser Art musste ich mir schon des öfteren anhören. Dabei trifft von den offiziellen Beschreibungen eines "Löwen" nur weniges auf mich zu. Würde ich mich mit einer Sternzeichenbeschreibung identifizieren wollen träfe am ehesten noch eine Mischung aus "Fische" und "Wassermann" auf mich zu.

Irgendwas stimmt ja immer - deshalb denken die meisten Menschen, dass etwas Wahres dran ist. Dein Horoskop für heute: "Du wirst heute frohe und gutgelaunte Menschen treffen, wenn du dich ihnen etwas öffnest!"

Ansonsten gibt es noch die Fraktion der Homöopathie- und Bachblütenfreunde, die mir bei jeder Gelegenheit Globuli oder kleine Fläschchen mit Tröpfchen empfehlen wollen. Dass die Fläschchen eigentlich nur eine Trägersubstanz enthalten (z.B. Alkohol und/oder Zucker) hindert die Menschen nicht daran, fest an die Wirksamkeit zu glauben.

Ein Stamperl Gurktaler tuts auch... "

LG stine

[apostat]

Dein Horoskop für heute: "Du wirst heute frohe und gutgelaunte Menschen treffen, wenn du dich ihnen etwas öffnest!"

Ja genau, eine typische Barnum-Aussage eben.

Ach ja, neuerdings hört man auch immer öfter von Leuten, die an irgendwelche Engel glauben. Was das genau sein soll weiß ich nicht, aber wahrscheinlich irgendwelche Schutzwesen, von denen man glaubt, dass sie einen immer begleiten würden.

[1von6,5Milliarden]

In meinem Bekanntenkreis sind die meisten in irgendeiner Form "gläubig". Wer nicht religiös ist glaubt zumindest an die Astrologie. Wie oft wurde ich schon voreilig in die Sternzeichen-Schublade gesteckt. "Ach, Du bist Löwe..." heißt es dann stirnrunzelnd. "Hm, oh je, mit Löwen komm ich ja normalerweise nicht so gut zurecht..." Sätze dieser Art musste ich mir schon des öfteren anhören. Dabei trifft von den offiziellen Beschreibungen eines "Löwen" nur weniges auf mich zu. Würde ich mich mit einer Sternzeichenbeschreibung identifizieren wollen träfe am ehesten noch eine Mischung aus "Fische" und "Wassermann" auf mich zu.

on
In diesem Zusammenhang wäre Tierkreiszeichen richtig, Astrologen bestehen auf wissenschaftlicher Korrektheit *bg*
off

Engerl sollen "neu" sein? (Also die Quantität) Ich habe da keine Änderung festgestellt, mag aber auch an meinem einseitigen Medienkonsum liegen.

[apostat]

Engerl sollen "neu" sein? (Also die Quantität) Ich habe da keine Änderung festgestellt, mag aber auch an meinem einseitigen Medienkonsum liegen.

Keine Ahnung, vielleicht gibts die Engerlgläubigkeit schon länger. Aber bisher war mir das nicht so bewusst gewesen. Stattdessen hat man in meinem Umkreis eher an Schutzheilige geglaubt (St. Christophorus etc.). Aber das mit den Engerln erscheint mir teilweise relativ losgekoppelt zu sein von der traditionellen Religion, und deshalb neu (für mich zumindest).

Meine Unkenntnis beruht darauf, dass ich mich nicht aktiv damit beschäftige sondern nur berichte, was ich halt als passiver Zuhörer so aufschnappe.

[1von6,5Milliarden]

Vielleicht liegt meine Sicht auch daran, dass ich sowas eher zufällig nicht aufschnappe.
Auch bin ich mir nicht sicher, wie katholisch Engerl sind, da muss stine uns helfen.

Heiliger Sankt Florian, zünd doch das Haus vom Nachbarn an.
(und wenn ich gut versichert bin, bitte meinen Stall und meine Scheune)
Bauernregel oder so

[stine]

Bauernregel oder so

Jedem Bengerl hilft ein Engerl
(ist mir spontan dazu eingefallen)

Aber im "Ernst":
Wieviele Kinder überleben Unfälle, die einem Erwachsenen das Leben gekostet oder wenigstens einen Bruch diverser Gliedmaßen bedeutet hätten. Man spricht davon, dass Kinder einen besonderen Schutzengel haben. Was auch immer dahinter steckt, vielleicht ist ihre Zeit einfach auch nur noch nicht abgelaufen oder sie sind beweglicher und rollen besser ab .

Viele Menschen die sich unter dem besonderen Schutz eines Engels fühlen haben oft in ihrer Kindheit einen Elternteil oder einen lieben, nahestehenden Verwandten verloren, der in Gefahrensituationen irgendwo im Hinterkopf geistert. Ich weiß, dass das blöd klingt, aber so ist es eben. Die graue Eminenz begleitet entweder geistig sprituell oder handfest. Die Engelsgeschichten sind hier weit gestreut.
Ich selbst habe auch schon ganz unerwartet konkrete Hilfe erfahren, war auch selbst schon unerwartet Helfer, sozusagen zur richtigen Zeit am richtigen Ort, das sind Engel eben!
Aber genaueres weiß man nicht .

LG stine

[1von6,5Milliarden]

Wieviele Kinder überleben Unfälle, die einem Erwachsenen das Leben gekostet oder wenigstens einen Bruch diverser Gliedmaßen bedeutet hätten.

Ach was, und wieviele Erwachsene überleben Unfälle, die jedem Kleinkind (z.B.) im wahrsten Sinn des Wortes das Genick gebrochen hätten?
Da irgendwas mystisches sehen zu wollen, ist absoluter Unfug. Lässt sich ganz einfach physikalisch und medizinisch erklären, auch wenn manches Überleben eine "Verkettung glücklicher, außergewöhnlicher Zufälle" ist und im umgekehrten Fall eine Verkettung unglücklicher Zufälle.
Auch die Sache mit den Besoffenen und Unfälle hat nichts mit blauen Engeln zu tun.