Deutsches Brights-Forum 2006 - 2014 (ARCHIV)

Folgendes Szenario sei gegeben - wie würdest DU entscheiden?


Hochtechnisierte Aliens beamen dich auf ihr Raumschiff und eröffnen dir folgende Geschichte: Die Erde gehört zu einem Teil der Galaxie, der unter Naturschutz steht, will heißen, man (Aliens) möchte so wenig wie möglich von außen eingreifen. Allerdings habe man eine Entwicklung wie auf der Erde schon bei vielen anderen bewohnten, zivilisierten Planeten beobachtet, und die Entwicklung lief immer gleich ab: Erst der gierige Verbrauch aller natürlichen Rohstoffe, anschließend atomare Kriege um die letzten Reserven, bis der Planet dann so gut wie leblos ist und erst wieder fünfzig Millionen Jahre braucht, um sich zu erholen.

Nach aktuellen Hochrechnungen der Aliens ist JETZT der Break-Even-Point, an dem der Planet Erde in seiner Artenvielfalt noch zu retten wäre, würde man die Menschheit sofort von seiner Oberfläche tilgen. Anderenfalls würde sie sich - statistisch erwiesen - in weniger als 100 Jahren selbst vernichten. Und die Umwelt gleich mit. Aber um fair zu sein wolle man die Entscheidung der Menschheit selbst überlassen, von wegen Naturschutzgebiet und so. Daher hat man sich einen Menschen zufällig ausgewählt, und der bist eben DU.

Die Aliens geben dir folgende zwei Optionen:

1. Den "roten Knopf" drücken: Das würde eine (humane) Auslöschung allen menschlichen Lebens bedeuten. Schmerzlos. Aber danach wären alle Menschen tot, der Planet gerettet.

2. Nichts tun und zulassen, dass sich die Menschheit in schmerzvolles selbstzugefügtes Elend begibt, bis sie sich in weniger als 100 Jahren selbst ausrottet (und den Großteil aller Arten gleich dazu).



Wer würde den roten Knopf drücken? (und der Fairness halber: Natürlich würde man selbst auch sterben, wenn man die Todes-Variante wählt. Ausnahmen gibbet nicht.)

Hmmm, ich würd die Aliens ausschalten, das Raumschiff kapern, alle führenden Politiker, Wirtschaftsbosse und Banker damit umlegen und es dann der UNO übergeben. Mit den neuen Technologien können wir dann neue Welten besiedeln und den Ressourcenengpässen entkommen - Welt gerettet, Menschheit ok, ich Held und staub die netten Girls ab... (hab wohl zuviele Chuck Norris Zitate gelesen *g*)

@Arathas: Ich glaube du siehst zuviel fern oder spielst zuviel am Computer!
Geh mal an die frische Luft und denk an deine eigene Zukunft.


Lieben Gruß von stine

Ich würde nichts tun.
Der Grund ist einfach der, dass es mir widerstrebt, eine komplette Spezies auszulöschen, egal, ob ich dazugehöre, oder nicht. Es spielt aus irgendeinem Grund auch keine Rolle, dass ich dadurch andere Spezies retten könnte. (Muss dieses Bahnwaggon-Dilemma sein, oder so.)
Abgesehen davon bestünde dadurch noch eine kleine Chance einer weitergehenden Existenz, die nur bei Drücken des Knopfes auf Null sinkt. Ein weiterer Grund für diese Entscheidung ist der Unwille, anderen ihre Entscheidung abzunehmen. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Und wenn von der Gesamtpopulation genügend Individuen durch ihre Handlungen die ganze Art und und noch ein paar andere in den Untergang steuern, haben wir eben Pech gehabt.

stine hat geschrieben:@Arathas: Ich glaube du siehst zuviel fern oder spielst zuviel am Computer!
Geh mal an die frische Luft und denk an deine eigene Zukunft.

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OK, insofern hast du zumindest mit einer Sache recht.

Dennoch isses nur ne Frage, noch dazu eine so hypothetisch abstruse, dass es doch wohl nix ausmacht, drauf zu antworten, oder? Also antworte lieber statt mir mein Zocken vorzuwerfen.

Arathas hat geschrieben:nur ne Frage, noch dazu eine so hypothetisch abstruse, dass es doch wohl nix ausmacht, drauf zu antworten, oder

Natürlich nicht. Ich verstehe die Frage eher als einen Versuch, menschliche Moral zu verstehen. Dafür sind hypothetische Szenarios ideal. Sehe ich das richtig?
Aber der Fairness halber: Wie und warum würdest du denn handeln?

Kann ich auch alles Leben auslöschen lassen? (Schmerzlos natürlich.)
Sonst natürlich 2., da ich mich (z.Z.) nicht selbst umbringen will. (Wenn ich selbst überleben dürfte, sähe die Sache vielleicht anders aus...)

Twilight hat geschrieben: (Muss dieses Bahnwaggon-Dilemma sein, oder so.)

Ja, sehe ich auch so => Trolley-Problem/Wikipedia
Nichtstun ist die (auch nicht befriedigende) Lösung

Ich drück es mal vorsichtig so aus: Falls in irgendeinem Biolabor ein Virus geschaffen wird, das durch nen Unfall freigesetzt wird und 99,9 % aller Menschen hinrafft (oder auch 100 %), dann wäre ich nicht traurig drum. Um die Menschheit an sich. Um mein Leben und das der Leute, die ich mag, schon, aber ... nun ja, Kollateralschaden.

Vielleicht sollte man mal von seiner irgendwie blinden egozentrisch-esoterisch-romantischen Weltsicht Abstand nehmen.
Dir Mär, dass andere Tiere oder Pflanzen sorgsamer mit der Restnatur umgehen und dass alle Lebensräume sich immer selbst positiv und "friedlich" regulieren würden, darf man durchaus hinterfragen (und spätestens dann wegwerfen).
Nein der Mensch ist Natur und die Natur ist ohne Mensch auch nicht friedlich, die Gesamtheit der Flora und Fauna schafft es auch ohne Menschen Tier- und Pflanzenarten auszurotten, die Natur insgesamt noch besser.
Ja, es würde die Natur als gesamtes wohl nicht weiter groß stören, würde die Menschheit komplett in die Sonne gebeamt werden und dort in Sekundenbruchteile "fusioniert". Aber die Natur würde sich dadurch auch nicht prinzipiell viel ändern. Auch wenn Mensch wohl seine Umwelt ausbeutet, verändert und sogar zerstört, alle anderen Tiere und auch Pflanzen versuchen dies ebenso, alle Worst-Case-Szenarien was der Mensch so anrichten könnte (oder wird bzw. gerade anrichtet) schafft die Natur auch und hat sie wohl schon ein paar mal durchgespielt. Einzig die radioaktive Verstrahlung durch einen "Overkill" wäre wohl halbwegs ein singuläres Ereignis, ob der Zustand dann aber sich sehr extrem von Zuständen unterscheiden würde, die schon mal waren und die auch natürlich mal kommen werden (auch wenn es vermutlich auf natürlichem Wege noch lange hin wäre), wage ich zu bezweifeln.
Mensch schafft es zu werten und findet den Zustand und das Handeln des Menschen schlecht, weil er werten kann. Und weil er werten kann, möchte er ein eigentlich natürliches Handeln bestrafen, statt das Handeln seinen Werten anzupassen (zu verbessern).
Die Menschheit an sich, ist natürlich aufs ganze Universum bezogen nicht mal ein Mäusebabypfurz in einem Superorkan. Und die Welt würde auch ohne Menschen existieren, aber ohne Menschen würde menschliches Handeln auch wiederum niemanden in seinen Ethik- oder Moralvorstellungen stören können.

Warum sollte es besser sein, die Spezies Mensch auszurotten, als eine andere Spezies?

Na, dass der Mensch Natur ist und dass auch die Natur selbst ständig am Ausrotten von Leben ist, ist mir klar. Habe gelesen, dass ca. 99 % aller bisherigen Arten mittlerweile ausgestorben sind. Ob das nun natürliche Klimawandel waren oder Meteoriten, Eiszeiten und sonstiges - egal.

Aber ich finde einfach, die Menschheit hätte es ganz allgemein verdient. Weil viele sie als "Krone der Schöpfung", etwas "Besonderes" oder sonstwas betrachten. Weil Menschen so anmaßend sind, Tiere als Tiere zu definieren und sich selbst dabei nicht mit in diese Kategorie zählen. Weil Menschen sich eine Seele zugeschrieben haben. Alles Sachen, bei denen ich sofort denke: Tja, wenn da mal wieder ein Meteorit käme und diese Spezies wegfegt, wär's nicht schade drum.

Aber es ist verzwickt und so einfach nicht: Auf der anderen Seite möchte ich natürlich nichts lieber als leben. Und alt werden. Denn mit jedem Tag, den ich älter werde, gibt es tolle neue wissenschaftliche Entdeckungen. Und all diese Entdeckungen, vor allem die im Bereich des Weltalls, können nur deshalb gemacht werden, *weil* die Menschheit so ist, wie ich sie oben beschrieben habe.

Ich würde deshalb den roten Knopf auch nicht drücken. Einfach, weil ich viel zu gespannt bin darauf, was ich alles noch nicht weiß, aber mir noch an Wissen aneignen kann, und was noch alles für bahnbrechende Entdeckungen kommen.

Arathas hat geschrieben:Aber ich finde einfach, die Menschheit hätte es ganz allgemein verdient.

Jein.
Definitiv aber sehr, sehr viele Menschen.
Nämlich diejenigen die "böse" sind und die Mehrheit die ignorant und quasi willenlos denen hinterherhecheln, also die Täter und die Mitläufer. Aber wo die Grenze ziehen, zwischen Noch-Mitläufer und schon nicht mehr Mitläufer sondern echtem Verbesserer? Zwischen schuldhaftem Versagen und nicht besser wissen können?
Auch(?) ich halte die Menschheit eigentlich für eine Art Plage, aber ich will tatsächlich nicht alle Stechmücken ausrotten, nur weil sie mir nur eine Plage sind, also warum dies mit dem Menschen tun?

Arathas hat geschrieben:Na, dass der Mensch Natur ist und dass auch die Natur selbst ständig am Ausrotten von Leben ist, ist mir klar.

Von dieser Seite aus betrachtet ergibt das Scenario plötzlich nur noch wenig Sinn. Ausrottung ist natürlich etwas alltägliches. Allerdings ist die Spezies Mensch beinahe in der Lage, solche noch blinden Vorgänge bewusst zu steuern. Lernen durch Versuch und Irrtum inklusive der Weitergabe dieses Wissens ist bei keiner anderen irdischen Spezies derart ausgeprägt.
Im Gegensatz zu den ersten photosynthesefähigen Mikroorganismen, die beinahe alle anderen Spezies die sich nicht anpassen konnten vergifteten, hat der Mensch eine echte Chance, es besser zu machen.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Die Menschheit an sich, ist natürlich aufs ganze Universum bezogen nicht mal ein Mäusebabypfurz in einem Superorkan.

Doch so viel?
LG stine

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Die Menschheit an sich, ist natürlich aufs ganze Universum bezogen nicht mal ein Mäusebabypfurz in einem Superorkan.

Vielleicht sollten wir einfach mal Aragorn zu Wort kommen lassen: "I give hope to men. I keep none for myself."

Ich hoff denn mal dass die Aliens uns einen CO2-Schwamm, ein Ozonlochnähset und ein hübsches Allaroundantibiotikum anstatt eines Doomsdaydingsis vorbeibringen...

russellsteapot hat geschrieben:Allaroundantibiotikum anstatt eines Doomsdaydingsis

Was so ziemlich das selbe sein dürfte, wenn ein Einsatz zu allaround-immunen Krankheitserregern führt. :p
Andererseits würden wir solche Gimmicks gar nicht brauchen. Menschen konnten sich schon immer gut zusammenschließen, um etwas möglichst Fremdartiges zu bekämpfen. Und was könnte fremdartiger sein, als eine nicht irdische Intelligenz?

Hmmm eine naturalistisch denkende ausserirdische Intelligenz mit Fokus auf Wissenschaft wär imho immer noch weniger fremdartig als manch religiöse Argumentation
Hat da wer zuviel Independence Day geschaut? Israelis und Araber die gemeinsam den pösen, pösen Aliens in den ausserirdischen Arsch treten? Ich denk mal das würde nicht zur Verbrüderung führen sondern die USA, Russland, China und die EU (die allerdings nach unsäglich langen Diskussionen) würden sofort danach trachten einen Exklusivdeal mit den Besuchern einzugehen, da wett ich drauf...

russellsteapot hat geschrieben:Hat da wer zuviel Independence Day geschaut?

Unterschätze nicht die Macht einer Millionen Jahre alten Xenophobie.

Twilight hat geschrieben:Unterschätze nicht die Macht einer Millionen Jahre alten Xenophobie.

Unterschätze nicht die Macht der Profitgier - ich gehe davon aus dass allfällige Besucher, die über Technologien verfügen interstellar zu reisen, nicht wirklich mit kriegerischen Absichten zu uns kommen würden... Das wären wir wahrscheinlich nicht wert...

russellsteapot hat geschrieben:ich gehe davon aus dass allfällige Besucher, die über Technologien verfügen interstellar zu reisen, nicht wirklich mit kriegerischen Absichten zu uns kommen würden... Das wären wir wahrscheinlich nicht wert...

Dem stimme ich zu. Aber Menschen sind irgendwie anfällig für Cargokulte. Die Mitbringsel einer Interstellaren Reisegruppe könnten zu einer selbstgemachten Abhängigkeit führen, was andere wiederum als Gefahr sehen würden.
Aggression kann viele Ursachen haben.
Ein derartiger Besuch würde, wenn schon nicht zum Untergang, so doch auf jeden Fall zu einer (weiteren) Spaltung der Menschheit führen. Aber auf anderen Gebieten könnten sich ungeahnte Kooperationspartner bilden.