Deutsches Brights-Forum 2006 - 2014 (ARCHIV)

Was ist dran am Ehec-Erreger?
Ist das Presseloch kurz vor der Sommerflaute schuld oder gibt es sie wirklich die neue Epedemie?

Was mich betrifft, finde ich es schon merkwürdig, dass jedes Jahr zur selben Zeit eine Epedemie über uns schwappt. Sind 1400 Verdachtsfälle wirklich schon ein Grund, keine Gurken oder Tomaten mehr zu essen?
Ich persönliche wasche alles Gemüse oder Obst mit über 40Grad heißem Wasser ab und das schon so lange ich denken kann.

Was macht ihr, um euch zu schützen?

Keine Zeitung mehr lesen?

LG stine

stine hat geschrieben:Was ist dran am Ehec-Erreger?
Ist das Presseloch kurz vor der Sommerflaute schuld oder gibt es sie wirklich die neue Epedemie?

Ein gesicherter, recht großer Ausbruch einer nicht unbedrohlichen Erkrankung: http://www.rki.de/cln_178/nn_205760/DE/Home/Info-HUS.html

stine hat geschrieben: Was macht ihr, um euch zu schützen?

Informieren und schon vorsichtig sein. Gemüse wird extra ordentlich geputzt, Rohmilchprodukte fand ich schon immer albern und bei ungekochter Wurst halte ich mich im Moment zurück. Bin mal gespannt auf die Erregerquelle.

PS: Dein Interesse an möglichen Verschwörungstheorien kannst Du hier stillen : http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/udo-ulfkotte/die-grosse-angst-vor-einem-darmbakterium-ist-es-eine-kulturelle-bereicherung-.html

stine hat geschrieben:Was macht ihr, um euch zu schützen?

Keine Änderung, warum sollte ich? (vorerst)
Endlich ist auch mal abends/am späteren Samstagnachmittag der Salat nicht ausverkauft (normal kaufen die verflixten Touris - aber nicht nur die - einem alles weg )

Zappa hat geschrieben: Rohmilchprodukte fand ich schon immer albern

Echt? Du bist mit künstlicher Ernährung aufgewachsen, unter 20 Jahre alt und magst nur US-Fast-Foot und keinen guten Käse?
Sag mal was am Allgäuer Emmentaler, gutem Roquefort oder Camembert albern sein soll. Du magst auch bedenken, das Leute die älter sind als du mit deinen 20 Jahren ( ) und die nicht im Land der lila Kühe (aka Stadt) aufgewachsen sind, es ganz normal fanden, die Milch direkt vom Bauern zu holen. Milch wurde nicht schlecht/ungeniesbar, wenn sie (zu) alt war, sie wurde zu "gestöckelter Milch" und konnte dann immer noch gegessen werden. Nicht alles was nicht "künstlich" ist, ist schlecht, selbstverständlich ist aber auch nicht alles gut, nur weil es "nicht künstlich" ist.

Zappa hat geschrieben: Rohmilchprodukte fand ich schon immer albern

Und aus was willst du dann einen Epoisses, Chaource, Banon Chèvre ect. machen ?

musicman
[MOD]Zitat geändert, stine hat mit dieser Äußerung nichts zu tun. 1v6,5M [/MOD]

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Du magst auch bedenken, das Leute die älter sind als du mit deinen 20 Jahren ... Nicht alles was nicht "künstlich" ist, ist schlecht, selbstverständlich ist aber auch nicht alles gut, nur weil es "nicht künstlich" ist.

Ich erwähnte es schon mal irgendwo: Ich bin fast 50 (offenbar aber intellektuell jung geblieben) dein Argument ist damit also zerbröselt

Rohmilchprodukte haben halt ein wesentlich höheres Infektionsrisiko das sollte man wissen. Ich halte halt die Haltbarmachung der Milch durch Pasteurisieren für einen wichtigen zivilisatorischen Fortschritt. Den sollte man nur bewusst nicht gehen, wenn etwas also soviel besser schmeckt, dass man persönlich dieses Risiko eingehen möchte. Ich habe sowohl dereinst Milch direkt vom Bauern (nicht wirklich lecker) und auch diverse Rohmilchkäse probatorisch gegessen (bin also kein Schisser), aber man sollte den Genuss solcher Speisen nicht empfehlen, romantisieren und naiverweise als irgendwie "ökologischer" ansehen. Das ist persönlicher Genuss einhergehend mit einem erhöhten Infektionsrisiko, nicht mehr und nicht weniger.

Abgesehen ist das sowieso nur eine 1. Welt Diskussion, Theoretiker der Welternährung haben damit zu Recht wenig am Hut. Industriell hergestellte, evtl. sogar gentechnisch modifizierte, haltbar gemachte und in Massen produzierte Nahrung hat mehr Menschenleben gerettet, als die meisten anderen guten Ideen der Menschheit.

Das herauslassen meiner Smilies beim Zitat war unfair -
Der Rest deiner Äußerung scheint mir aber eher recht einseitig.
Es ist durchaus richtig, dass nicht sterile Nahrung für geschwächte, kranke Personen und Personen mit gestörtem Imunsystem ein Risiko darstellen, allerdings scheint sich auch immer deutlicher zu zeigen, dass der Verzicht auf nicht sterile Nahrung das Immunsystem des gesunden Menschen seinerseits stört, in dem es dieses unterfordert und dadurch "arbeitslos" macht, was - so scheint es - immer öfters zu Fehlverhalten des Immunsystems führt, auf jeden Fall aber das Imunsystem in seinen Fähigkeiten schwächt und dann dadurch den Körper hyperempfindlich gegenüber nicht steriler Nahrung (und Umgebung) macht. Allergien, Hypersensibilitäten, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und ähnliches scheinen die Folgen zu sein.
Was Kranke (Geschwächte, Alte u.a.) schützt, scheint auf Dauer und "übertrieben" ( <=> Knackpunkt) angewendet, Gesunde potentiell eher zu schädigen.

Wir Älteren sind doch alle noch mit der Milchkanne zum Milchholen geschickt worden und die Welt war lange nicht so steril wie heute. Dass Allergien auf dem Vormarsch sind scheint tatsächlich damit zu tun zu haben, dass unser Reinlichkeits- und Sterilitätsfimmel in den Städten seinen Höhepunkt erreicht hat. Bauernkinder sind laut verschiedener Studien von Allergien weniger betroffen.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Milch wurde nicht schlecht/ungeniesbar, wenn sie (zu) alt war, sie wurde zu "gestöckelter Milch" und konnte dann immer noch gegessen werden.

Du kennst daaaas?
Die schüsselchen standen bei uns im Sommer immer auf dem Fensterbrett und am besten schmeckte der oben abgesetzte Rahm!
Aber ich denke, damals hatte die Milch noch 10% Fettanteil.

stine

Zappa hat geschrieben:[ Industriell hergestellte, evtl. sogar gentechnisch modifizierte, haltbar gemachte und in Massen produzierte Nahrung hat mehr Menschenleben gerettet, als die meisten anderen guten Ideen der Menschheit.

Nimm`s mir nicht krumm, aber du klingst wie der Texter von Nestle.

PS Wenn die Milch von der Kuh nicht geschmeckt hat, könnte es sein der Bauer füttert Silage, dann schmeckt sie fast so gemein wie H-Milch.

musicman

musicman hat geschrieben:Nimm`s mir nicht krumm, aber du klingst wie der Texter von Nestle.

Du wirst es nicht mögen, aber Zappa hat Recht! Noch vor 150 Jahren war Lebensmittelvergiftung die häufigste Todesursache der Europäer zwischen 10 und 50 Jahren. Die industrielle Nahrungsmittelproduktion hat den größten Teil unseres längeren Lebens "verursacht". Sie ist "schuld" daran, dass man in unserem Land nur noch vorsätzlich verhungern kann. Und schuld daran, dass wir uns den Luxus der dekadenten aber unvergleichlich wohlschmeckenden Rohmilchkäse leisten können.
PS: Silage ist gutes und vitaminreiches Viehfutter. Ohne Silage wäre die Milch im Winter knapp.

platon hat geschrieben:PS: Silage ist gutes und vitaminreiches Viehfutter. Ohne Silage wäre die Milch im Winter knapp.

Schon, aber geschmacklich problematisch für die Herstellung von Käse und ich meine jetzt nicht den hierzulande üblichen Plastikkäse, der vom Großteil der Deutschen gegessen wird. Wie Zappa auch schon schrieb, schmeckte ihm die MIch frisch von der Kuh nicht, das kann zum einen an der Silage im Futter liegen, aber auch an der Gewöhnung an industrielle Nahrung. Die Geschmacksnerven degenerieren mit der Zeit und sind dann bei Genuß nichtindistruell hergestellter Lebensmittel durch deren Geschmacksvielfalt schlicht überfordert.
Das ist zum Großteil auch Gewöhnung/Übungssache nicht anders als bei Musik, wenn man eine Zeitlang nur noch dsds hört, klingt Jazz befremdlich, aber zugegeben wenn es ums reine Überleben geht ist Bohlen ausreichend.

musicman

musicman hat geschrieben: Wie Zappa auch schon schrieb, schmeckte ihm die MIch frisch von der Kuh nicht, das kann zum einen an der Silage im Futter liegen, aber auch an der Gewöhnung an industrielle Nahrung. Die Geschmacksnerven degenerieren mit der Zeit und sind dann bei Genuß nichtindistruell hergestellter Lebensmittel durch deren Geschmacksvielfalt schlicht überfordert.

Naja, meine Milcherfahrung war eigentlich eher positiv geprägt: So richtig mit der Kanne in den 70er Jahren bei herrlichem Wetter zum Bauern (zum Milchklau per Abmelken war ich immer zu dämlich ); ich bezweifle auch mal stark, dass die Silage verwendet haben, das Dorf hatte zumindest meiner Erinnerung nach kein Silo. Trotzdem muss ich sagen: Warm geht das fast gar nicht und kalt finde ich pasteurisierte Milch auch angenehmen. Ich habe da keinen Ekel oder so, kann auch Milch "mit Haut" trinken, aber besser schmeckt mir halt das industrielle Zeug.

Aber wir diskutieren auf unterschiedlichen Ebenen: Ich vorwiegend aus gesundheitlicher Sicht und Ihr aus hedonistischer Perspektive (und wir alle am eigentlichen Thema vorbei )

musicman hat geschrieben:Das ist zum Großteil auch Gewöhnung/Übungssache ...

Stimmt, also mach´s wie Jeffrey Steingarten: http://www.amazon.de/alles-isst-Aufzeichnungen-eines-Gourmets/dp/3453590163

Ich wasche mir vor dem Zubereiten von Essen die Hände (seife!) und wasche auch im Supermarkt gekaufte Sachen kurz ab. Nicht erst seit EHEC, man findet sonst auf dem Essen den Rattenkot aus der Großmarkthalle im Staub, den Grippevirus des Straßenbahnmitreisenden der vor einem selbst den "tür auf Knopf gedrückt hat" und allerlei andere Dinge.
Ein par Grundregeln der Hygiene bringen einen da schon sehr weit: Seife (basische, nciht der pH neutrale Kinderkram), waschen, aufpassen was man anfaßt (wenn ich mir über die stirn wische, dann hände wasche, dann wieder über die stirn wische brauche ich nicht hände waschen).

Ich hatte letzte Woche einen sehr leckeren Gurkensalat und reichlich, weil die Salatgurken nur 19 cent (!) gekostet haben.

Der EHEC Erreger ist recht heimtückisch, ja, aber sicher keine Bedrohung für die Menschheit. Ausbrüche gibt es immer wieder mal (es ist ja die gefährliche Variante eines Darmbakteriums das wir alle in uns haben und ohne das wir nciht leben könnten). Meine Vermutung wäre, das irgend wo jemand rum rennt, bei dem das Toxin keine Symptome auslößt, der es sich nordentlich die hände wäscht und damit beim kisten anfassen im großhandel oder geüwrz an der lebensmittelstraße nachfüllen so viele Leute ansteckt. Den wird man vermutlich nicht finden, aber es wird vorüber gehen, wenn sein immunsystem damit fertig ist...

Das es so groß raus kommt (wer hatte bei einem der anderen ausbrüche davon gehört?) liegt wohl an einer Mischung aus Sommerloch und der großen zahl der kompliziert verlaufenden Infektionen. Normalerweise ist das harmloser.

mat-in hat geschrieben:Das es so groß raus kommt (wer hatte bei einem der anderen ausbrüche davon gehört?) liegt wohl an einer Mischung aus Sommerloch und der großen zahl der kompliziert verlaufenden Infektionen. Normalerweise ist das harmloser.

Ich denke, im Moment spielt auch die Tatsache eine Rolle, dass die Quelle unbekannt ist. Unsicherheit ist etwas, was viele Menschen hassen wie die Pest.

Wir wissen einiges mehr als über den schwarzen tot und bei den Ausbrüchen vorher ist bei einigen auch nie die Quelle gefunden worden, auch Jahre später nicht. Das war nur bis vor 3 Wochen niemandem "bewußt". EHEC ist die neue Killergrippe... Bei der Vogelgrippe und Schweinegrippe kommt es jedes verdammte Jahr, so lange man sich zurück entsinnen kann zu 1-2 wellen von Erregern die gerade "in" sind und sich ausbreiten, um dann wenn die immunsysteme der Welt sich drauf eingestellt haben abzuebben und einem neuen, veränderten Erreger Platz zu machen. Das ist kein neues Phänomen, war aber 1 oder 2 Jahre gut für Schlagzeilen. Jetzt ist es das nicht mehr, aber mit den Nachrichtenmeldungen ist auch die Angst vor Vogelgrippe wieder aus aller Köpfe verschwunden. Die Leute essen wahrscheinlich sogar mehr Ente, weil sie jetzt weniger Gemüse essen. Den Grippeerreger stört das nicht die Bohne, der ist da und macht wie jedes jahr seine globale Welle und führt eben zur totalen Katastrophe oder auch nicht...

musicman hat geschrieben:Wie Zappa auch schon schrieb, schmeckte ihm die MIch frisch von der Kuh nicht, das kann zum einen an der Silage im Futter liegen, aber auch an der Gewöhnung an industrielle Nahrung. Die Geschmacksnerven degenerieren mit der Zeit und sind dann bei Genuß nichtindistruell hergestellter Lebensmittel durch deren Geschmacksvielfalt schlicht überfordert.

Könnte es eventuell auch daran liegen, dass nichtindustriell hergestellte Lebensmittel grauenhaft schmecken,, von ganz mieser Qualität sind und oft der Gesundheit nicht sehr dienlich sind?
Ich denke da z.B. an die im Altertum oder Mittelalter hergestellten Biere und Weine, aber auch die Brote oder eingepökeltes Fleisch! Die "gute Butter" war immer ranzig und auch der Hartkäse des Mittelalters war eigentlich nur als Nahkampfwaffe geeignet. Ich fürchte, viele Menschen heutzutage haben eine sehr romantisch verklärte Ansicht über das Essen in der "guten alten Zeit", die einer nüchternen Betrachtung keineswegs standhält. Essen war bis in die Neuzeit eine karge und oft lebensgefährliche Angelegenheit.
Damit wir uns klar verstehen: Ich rede hier nicht von den Lebensmitteln des Adels oder Klerus, sondern von denen von Leuten wie Du und ich!

mat-in hat geschrieben: EHEC ist die neue Killergrippe... Bei der Vogelgrippe und Schweinegrippe ...

mat-in, EHEC heißt enterohämorrhagische Escherichia coli. Das ist ein Bakterium, dessen Verwandte ganz harmlose Darmbewohner des Menschen sind und die man deshalb gut zum Nachweis von irgendwelchen Fäkalverschmutzungen brauchen kann. Vogel- und Schweinegrippe sind durch Viren ausgelöste Erkrankungen.
Beides hat so viel mit einander zu tun, wie Uran und Urin. Das Unangenehme an EHEC ist die Antibiotikaresistenz, die wir durch den unsinnigen Gebrauch von Antibiotika selbst verschuldet haben.

platon hat geschrieben:[
Damit wir uns klar verstehen: Ich rede hier nicht von den Lebensmitteln des Adels oder Klerus, sondern von denen von Leuten wie Du und ich!

Und ich rede hier nicht vom Mittelalter und wenn dir Plastikkäse und Konsorten schmeckt ist es doch Ok.

musicman

Nein, Plastikkäse schmeckt mir nicht, aber es ist nicht so, dass die Qualität der Lebensmittel durch industrielle Produktionsmethoden generell abgenommen hätte. Speziell Wein und Bier haben durch den Einsatz von Reinzuchthefen und Edelstahlgärtanks gegenüber Spontangärung und Holzfässern dramatisch an Qualität gewonnen.
Ich mag auch Rohmilchkäse. Aber der wird auch industriell produziert. Dadurch ist das Listerienproblem in der Massenfertigung überhaupt erst beherrschbar geworden.

musicman hat geschrieben:...Plastikkäse und Konsorten

Ist zwar jetzt wirklich OT, aber mit Tierfett, Zucker und Geschmacksverstärker lässt sich wohl heute schon fast jedes Produkt chemisch nachbilden.
Siehe auch Vanilleeis von ALDI. Da stimmt der Preis fürs Produkt.

stine

platon hat geschrieben:

mat-in hat geschrieben: EHEC ist die neue Killergrippe... Bei der Vogelgrippe und Schweinegrippe ...

mat-in, EHEC heißt enterohämorrhagische Escherichia coli. Das ist ein Bakterium, dessen Verwandte ganz harmlose Darmbewohner des Menschen sind und die man deshalb gut zum Nachweis von irgendwelchen Fäkalverschmutzungen brauchen kann. Vogel- und Schweinegrippe sind durch Viren ausgelöste Erkrankungen.
Beides hat so viel mit einander zu tun, wie Uran und Urin. Das Unangenehme an EHEC ist die Antibiotikaresistenz, die wir durch den unsinnigen Gebrauch von Antibiotika selbst verschuldet haben.

Naja, ganz soweit wie Uran und Urin ist es wohl nicht auseinander, denn Viren und Bakterien sind beides Krankheitserreger und Uran und Urin haben nicht annähernd etwas gemeinsam.

Die Antibiotikaresistenz mancher Keime macht vor allem in Krankenhäusern immer wieder Probleme. Ich dachte da hätte man vor ein paar Jahren mal so ein Superduperantibiotika entdeckt, das auch diese Stämme vom Tisch haut. Hab grad keine Zeit zum suchen, aber da war mal was!

LG stine