Smalltalk

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Smalltalk

Beitragvon stine » Do 3. Nov 2011, 07:32

Aufgrund meiner äußeren Erscheinung ( :blush2: ) werde ich immer wieder zu einer kleinen Unterhaltung eingeladen. Leider bin ich überhaupt nicht "smalltalk"-fähig. Ich komme immer sofort auf den Punkt. Egal zu welchem Thema.
Das schreckt meine Gegenüber so ab, dass sie mich meiden wie die Pest. Jede Unterhaltung mit mir wird, so scheint es, zu einer ungeliebten Anstrengung.

Was mache ich falsch und was ist eigentlich ein fröhlicher Smalltalk?
Soll man nicht sagen was man denkt?
Oder so tun, als würde man gerade darüber nachdenken und nicht schon die ganze Zeit darüber nachgedacht haben?
Manchmal beneide ich Kichererbsen unter meinen Geschlechtsgenossinnen.

LG stine :/
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Re: Smalltalk

Beitragvon xander1 » Do 3. Nov 2011, 10:50

Das Problem habe ich schon seit meiner frühen Jugenzeit. Als 14 jähriger habe ich den Focus gelesen. Auf dem Schulhof wollte ich manchmal ernsthafte Themen besprechen und dann sind alle weggegangen. Deswegen habe ich das später vermieden. Erst durch das Internet kam ich dazu mein Bedürfnis danach zu stillen.

Einige von meinen Kommilotonen, besonders die jungen Frauen reden auch völlig anders als ich. Ich hatte es gar nicht geschafft mich mit denen richtig zu unterhalten, weil sie nicht diskutieren, sondern so eine kurze Sprechweise haben, die ich gar nicht beherrsche. Einmal haben Sie in der Gruppe längere Ausformulierungen geredet, aber ne Diskussion war das trotzdem nicht, es waren einfach mehrere Monologe in einer Gruppe. Ich musste vorsichtig sein, dass ich da niemanden unterbreche, ging fast gar nicht. Dann haben Sie das Gespräch an den nächsten weiter gegeben und ich kam gar nicht dazu richtig was zu sagen und konnte nur zuhören, obwohl ich mehr als genug Argumente gehabt hätte, aber darum ging es gar nicht. Es sollte gar nicht dagegen argumentiert werden. Als mir das sehr bald bewusst wurde, habe ich mir so meine Gedanken zum Thema Emanzipation gemacht. Mitlerweile halte ich Abstand von denen. Ich habe ja auch eine Verlobte, also ist das wohl auch aus mehreren Gründen besser so.

Eigentlich weiß ich, dass man fähig dazu sein sollte, Smalltalk zu führen, aber ich habe einfach keine Lust auf diesen Unsinn und es ist für mich eine Quälerei sowas zu machen.
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Re: Smalltalk

Beitragvon stine » Do 3. Nov 2011, 11:37

Ja, @Xander, drum reden wieder alle übers Wetter!

:wink: stine
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Re: Smalltalk

Beitragvon ganimed » Do 3. Nov 2011, 18:03

Ich kann auch nur dasselbe sagen. Smalltalk ist eine Qual, weil man gerne bei vielen Dingen argumentieren und Kontra geben würde, aber es nicht darf. Hält man sich nicht an diese ungeschriebene Regel des nicht offen Widersprechens, dann drohen ein abruptes Gesprächsende, Unbeliebtheit und empfindliche Sympatieverluste. Ein höflich geführtes, konstruktives Streitgespräch scheint etwas zu sein, von dem die meisten meiner Mitmenschen noch nie gehört haben, geschweige denn ein solches führen könnten, geschweige denn dies überhaupt wollten. Sehr merkwürdig.

Mir schwant, wir Forumsmitglieder sind da naturgemäß eine sehr unrepräsentative Gruppe von Sonderlingen, die teilweise genau unser Hang zur Diskussion zusammenführt. Mehrheitsfähig ist das außerhalb dieses Forums, nach meinen Erfahrungen, ganz und gar nicht.

Sehr gespenstisch immer wieder, wenn ich mit meiner Frau zusammen einem Dritten beim Smalltalk zuhöre und meine Frau mir dann später im Vertrauen erzählt, wie wenig sie eigentlich mit dem Gesagten einverstanden war ohne das ich auch nur eine Ahnung hatte. Manchmal wird man fast neidisch auf diese ausgeprägte Pokerface-Fähigkeit. Ich vermute, es gibt da draußen haufenweise Smalltalk-Profis, deren wirkliche Ansichten zum jeweiligen Thema niemals jemand herausfinden wird. Hm, aber dann war es vielleicht auch nicht wichtig.
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Re: Smalltalk

Beitragvon Lumen » Do 3. Nov 2011, 23:27

Unter Smalltalk versteht man eigentlich ein informelles, belangloses Gespräch um mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Irgendwo beginnt jede Beziehung (im allgemeinen Sinn) mit Smalltalk und meistens wird ja tatsächlich nicht mehr draus.

Entweder merke ich es nicht, oder hatte die Situation nie, wo ein Stillhalten nötig gewesen wäre. Vielleicht halte ich unbewusst daran. Jedenfalls halte ich von mir aus nicht jederzeit Grundsatzdebatten. Smalltalk ist einfach das gute alte Plaudern.

Eigentlich gibt es nur einen Trick: Aussagen trumpfen Fragen. Fragen die mit Ja/Nein beantwortbar sind denkbar schlecht und vielleicht noch ein zweiter Trick, wenn man eine Frage gestellt hat, hilft interessiertes Dreinblicken und eine leicht gedehnte Pause um das Gegenüber zu einer längeren Antwort zu bewegen.
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Re: Smalltalk

Beitragvon stine » Fr 4. Nov 2011, 07:39

Lumen hat geschrieben:...noch ein zweiter Trick, wenn man eine Frage gestellt hat, hilft interessiertes Dreinblicken und eine leicht gedehnte Pause um das Gegenüber zu einer längeren Antwort zu bewegen.
Welche Fragen stellst du denn so, wenn du belanglos frägst?

:reden: stine
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Re: Smalltalk

Beitragvon xander1 » Fr 4. Nov 2011, 08:59

@ganimed:

Normalerweise habe ich keine Probleme damit, nicht zu widersprechen. Manchmal tut es aber weh, z.B. wenn es gegen meinen Gerechtigkeitssinn widerspricht. Z.B. wenn jemand eine Aussage über Gerechtigkeit trifft, etwas indirekt als gerecht beschreibt, in dessen Sache er letztendlich einen Vorteil bekommen würde und ein anderer einen Nachteil, der schmerzlich sein könnte, und das alles aus Gründen des Machterhalts. Das habe ich auch schon so manches Mal bei Frauen erlebt.

Oder folgendes: Wenn jemand zu einem Behinderten oder Depressiven sagt: Jeder ist seines Glückes schmied - diesen dummen Spruch. Für viele unglückliche Dinge können viele Menschen nichts. Klar, kann man immer etwas machen, aber das hat Grenzen.
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Re: Smalltalk

Beitragvon Zappa » Fr 4. Nov 2011, 17:52

ganimed hat geschrieben:Mir schwant, wir Forumsmitglieder sind da naturgemäß eine sehr unrepräsentative Gruppe von Sonderlingen, die teilweise genau unser Hang zur Diskussion zusammenführt. Mehrheitsfähig ist das außerhalb dieses Forums, nach meinen Erfahrungen, ganz und gar nicht.


:up:

Ich denke das trifft den Nagel auf den Kopf! Ich kann auch keinen smalltalk.

@stine: Die Frage ist im falschen Forum gepostet :mg:
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Re: Smalltalk

Beitragvon xander1 » Fr 4. Nov 2011, 20:44

Verlernt man durch das Schreiben in Foren und durch das Ausdiskutieren von Themen mit anderen Menschen den Smalltalk?

Es ist doch so, dass das lesen relativ kurzer Texte im Internet es verhindert, dass man Ausdauer hat große Bücher zu lesen.

Also wie ist der Prozess des Verlernens? Man praktiziert nicht mehr Smalltalk. Ich selbst empfinde Smalltalk als ziemlich ermüdend und langweilig. Der Reiz einer gehobenen Diskussion ist einfach viel besser, wenn nicht gerade Seitenhiebe stattfinden. Die Neugier wird viel besser befriedigt durch eine gute Diskussion. Im Fernsehn sieht man auch keinen Smalltalk. Den Zuschauer würde das anscheinend auch ermüden. Jedoch sind mir die Unterhaltungen im Fernsehn zu flach meistens. Dokumentarfilme lassen den Menschen wenigstens in eine Welt eintauchen.

Also jetzt stelle ich fest, dass wir anscheinend durch Dinge wie das Forum verwöhnt sind. Das ist wie wenn man gutes Essen gewöhnt ist und dann schlechtes Essen essen muss. Liege ich da richtig?
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Re: Smalltalk

Beitragvon stine » Fr 4. Nov 2011, 22:15

Ich denke auch, dass die Eigenschaft tiefgründiger an eine Sache heranzugehen hier in diesem Forum gehäuft vorkommt. Die Kunst der oberflächlichen Unterhaltung ist vermutlich an eine bestimmte Wesensart gebunden, die hier schreibend selten vertreten ist.

Ich kenne einige Geschlechtsgenossinnen, die es perfekt beherrschen, gute Laune ohne Inhalt zu verbreiten. Ich finde das perfekten Partystil. Leider kann man das nicht lernen. Der gleiche Witz, der in der letzten Runde ein Renner war, kann zur absolut peinlichen Veranstaltung werden, wenn der Typ dazu nicht stimmig ist.
MEIN Humor ist äußerlich leider nicht erkennbar.

:eg: stine
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Re: Smalltalk

Beitragvon Lumen » Sa 5. Nov 2011, 00:07

Frauen haben ja auch keinen (aktiven) Humor :D

stine hat geschrieben:Welche Fragen stellst du denn so, wenn du belanglos frägst?


Spontan würde ich sagen, es geht immer um zwei Dinge: (1) Entweder sind es offensichtliche Feststellungen, oder komplette Geschmackssachen. Bestreitbare Fakten gehören nicht in die Plauderei. (2) Man muss anscheinend ein Thema finden, was die Gesprächsperson kennt und teilt und wozu üblicherweise eine geschmackliche Meinung vorliegt. Das Wetter geht daher immer. Jeder kennt das aktuelle Wetter, jeder hat eine Meinung dazu. Ebenso eignet sich jede aktuelle Situation in der man sich gerade befindet. Wartet man an der Schlange, macht man eine Bemerkung über das in der Schlange stehen. Auf einer Party spricht man über die Party oder die Musik und so fort. Beliebt ist es auch, woher man eine dritte Person kennt, oder irgend wen, der gerade durch das Bild läuft. Das ist relativ einfach. Fortgeschrittener ist es, Themen zu finden, die nicht direkt ablesbar sind, die aber wahrscheinlich (nach selbem Prinzip) Resonanz finden. Männer können über Fußball ins Gespräch kommen, gerade bei wichtigen Ereignissen. Hängt man mit Seglerinnen ab, dann gibt es in dem Bereich irgendwas wozu man eine Meinung haben kann. Eltern haben wieder ihre Themen und so fort. Dann muss man nur aufpassen, was gesagt wurde und das dann nutzen um irgendwann in den Fortgeschrittenen-Modus springen zu können (irgendwann hat sich die aktuelle Situation dann erschöpft).

Man muss also den Kontext und die Gemeinsamkeiten (Situation gerade, Allgemein, Hobby usw.) beobachten, und darüber Meinungs-Bemerkungen machen und dann am Ball bleiben. Ich halte mich aber auch nicht für sonderlich begabt. ;)
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Re: Smalltalk

Beitragvon Arathas » Sa 5. Nov 2011, 17:17

xander1 hat geschrieben:Es ist doch so, dass das lesen relativ kurzer Texte im Internet es verhindert, dass man Ausdauer hat große Bücher zu lesen.


Hab ich auch schon gehört, diese These. Ich bin mir nicht sicher, ob das so stimmt. Einen Roman zu lesen ist dann doch was anderes als Nachrichten im Internet zu lesen. Also mir sind jedenfalls die dicksten Bücher mit der kleinsten Schrift die liebsten, und dennoch les' ich auch viele kurze Texte.

Lumen hat geschrieben:Frauen haben ja auch keinen (aktiven) Humor :D


Auch schon mal so gehört, kann ich aber vom eigenen Erfahrungsschatz her nur bedingt bestätigen. Ich kenne mehr Männer, die Witze reißen, die mich zum Lachen bringen, als Frauen. Aber ich kenne eben auch (zwei) Frauen, die deutlich mehr und witzigeren Humor haben als sehr viele Männer.

Ich glaube dennoch, dass es insgesamt nicht stimmt. Wenn Frauen nämlich unter sich sind, reißen die genauso Witze, und sicherlich auch nicht minder zotig als Männer unter sich, aber so "in der Öffentlichkeit" sind halt irgendwie eher Männer bestrebt, Sprüche zu klopfen. Das liegt wohl ganz allgemein daran, dass das zum Balzverhalten dazu gehört. Und Männer wollen schließlich ständig balzen, imponieren und die Federn aufplustern. Im Gegensatz zu Frauen, die im Allgemeinen nicht mit jedem im Raum sofort ins Bett steigen würden, wenn er denn willig wäre. ;-)
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Re: Smalltalk

Beitragvon stine » So 6. Nov 2011, 09:35

Arathas hat geschrieben:Also mir sind jedenfalls die dicksten Bücher mit der kleinsten Schrift die liebsten,
Du liest in der Bibel? :wink:

Arathas hat geschrieben:Ich kenne mehr Männer, die Witze reißen, die mich zum Lachen bringen, als Frauen.
Das geht mir auch so. Ich bin beruflich bedingt auch fast nur mit Männern zusammen. Wenn ich versuche selber witzig zu sein, dann klappt das nie. Vielleicht ist es wirklich geschlechtsspezifisch, weil die Natur das so vorgesehen hat.
Balzen und Kichern = männlich und weiblich.

Da wir Menschentiere aber viel über den Kopf steuern, also die natürlichen Begabungen einfach ignorieren, passt das nicht mehr ins Konzept. Die Frage wäre aber dann: Sind Frauen die über Männerwitze lachen dann wirklich noch Frauen? Und sind Männer, die über Frauenwitze lachen nicht wirklich unmännlich?

In geselligen Runden erlebe ich oft, dass witzige Bonmots von Frauen die Frauen selbst auf die Schenkel klopfen lassen, Männer dagegen kaum darüber lachen können und umgekehrt. Ich denke, das liegt im Besonderen daran, dass Frauen nicht mit, sondern über die Männer lachen und umgekehrt. Diese Tatsache beweist aber wieder, dass Smalltalk sehr schwierig ist und man dann geschlechterübergreifend doch wieder auf neutralere Themen ausweichen muss.
Witzigkeit hat eben doch ihre Grenzen :mg:

LG stine
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Re: Smalltalk

Beitragvon Arathas » Mo 7. Nov 2011, 09:02

stine hat geschrieben:Du liest in der Bibel? :wink:


Nein, ich bevorzuge spannendere und handwerklich besser geschriebenere Literatur. ;-)
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Re: Smalltalk

Beitragvon mat-in » Di 8. Nov 2011, 12:16

Da mochte ich ja die Nordschweden... Normale Leute reden wohl (hier fehlt mir eine Quellenangabe, ich bin nicht normal) über Sex, Wetter, Politik. Da die Schweden politisch versuchen neutral zu sein, das Wetter immer Scheiße ist und man Sex einfach macht statt viel zu reden, sind die Nordschweden ein sehr ruhiges Volk ohne viel Gelaber ;)

Ich finde das irgend wo zwischen unheimlich und unverständlich, über irgend was reden zu müssen, weil man sich nicht anschweigen kann/darf. Ich bin auch so ein 30-sekunden-telefonierer und wenn ich mich unterhalte, dann öfter über Entwicklungsbiologie oder die sozio-kulturellen Probleme die durch Religion entstehen oder auch mal über nerdige Hobbys wie Rollenspiele und so Themen als über das Wetter, Sex oder Politik (letzteres schon mal aber es regt mich ziemlich auf, daher versuche ich es zu vermeiden). Die Leute mit denen man solche Gespräche führen kann sind da aber meist sehr angetan und es macht Spaß.
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Re: Smalltalk

Beitragvon Nanna » Mo 14. Nov 2011, 23:48

Wie findest du denn heraus, ob du mit jemandem über solche Themen reden kannst? Ich stell mir das lustig vor: "Hallo, ich bin der mat-in, ich finde Entwicklungsbiologie ziemlich cool!" - "Äh, ich hab sie glaub ich akustisch nicht ganz verstanden."

Smalltalk ist wie wenn sich Hunde im Park beschnüffeln. Es ist eine harmlose, grob geregelte Form, sich gegenseitig kennenzulernen. Bekanntlich findet ja der größte Informationsaustausch nonverbal statt, daher ist es auch so irrelevant, über welches Thema man redet. Ich finde es eigentlich mittlerweile recht interessant, Smalltalk zu betreiben (und habe seit der Schulzeit meine Fähigkeiten in dieser Fertigkeit von mies auf leidlich annehmbar hochtrainieren können). Es ist faszinierend, wie viel man über Leute herausfinden kann, wenn man es hinkriegt, sich ein bisschen interessiert zu zeigen (zumal nicht immer alles uninteressant ist, was man erzählt bekommt; zumindest bin ich danach up-to-date, was in gewissen Milieus, Cliquen, Familien etc. gerade aktuelle Themen sind). Indem man sich verweigert, nimmt man sich ja auch eine Chance, das soziale Geflecht, in dem man gerade steckt, besser zu überblicken. Ich bevorzuge auch Gespräche mit Relevanz, andererseits sind die meisten Gesprächspartner in "meinen" Themen nicht unbedingt firm, so dass Diskussionen schnell einseitig werden, wenn ich mich außerhalb meiner fachbezogenen Kommilitonenschaft bewege.
Da ist es doch besser, erstmal ein paar Allgemeinplätze auszutauschen und zu sehen, was der andere dazu für ein Gesicht zieht. Man weiß ohnehin nach einer Minute halbwegs sicher, ob einem jemand grundsätzlich sympathisch sein könnte und spätestens nach zehn, ob man sich etwas tiefergehenderes zu sagen hat. Wenn nein, dann hat man das Glück, dass der durchschnittliche Smalltalk sowieso selten eine abendfüllende Angelegenheit ist. Entweder sind genug Leute anwesend, so dass man den Gesprächspartner wechseln kann oder die Atmosphäre ist intim genug, dass man etwas ausführlichere Redestränge verdauen kann. Wenn alles nichts hilft: Einfach neben den größten Labersack, interessierte Miene aufsetzen und durch gezielte Nachfragen dafür sorgen, dass derjenige brav weiterquasselt. Auf die Weise muss man wenigstens nicht verzweifelt versuchen, die peinliche Stille zu füllen. Wenn's nur Mauerpflänzchen gibt: Einfach gemeinsam drüber lästern, wie anstrengend Smalltalk ist und irgendwann einig lächelnd schweigen.
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Re: Smalltalk

Beitragvon stine » Di 15. Nov 2011, 05:59

Nanna hat geschrieben:Wenn alles nichts hilft: Einfach neben den größten Labersack, interessierte Miene aufsetzen und durch gezielte Nachfragen dafür sorgen, dass derjenige brav weiterquasselt.
Da bin ich auch schon drauf gekommen. Leute, die viel zu erzählen haben sagen mir immer wieder, ich könne so gut zuhören!

=) stine
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Re: Smalltalk

Beitragvon mat-in » Di 15. Nov 2011, 10:56

Also eigentlich rede ich mit fremden Leuten gar nicht oder sehr kurz. Nicht weil ich introvertiert wäre, aber ich finde es läßt sich die Zeit im Zug oder an der Haltestelle besser verbringen als die nächstbeste Person nach ihrer Meinung zum Wetter zu befragen. Wenn ich dann längere Gespräche führe fangen die durchaus so an wie du vorgeschlagen hast Nanna ;)
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