Ich halte den Artikel auch für wenig gelungen.
Auf der einen Seite gibt es die Kreationisten bzw. die neokreationistischen Anhänger der „Intelligent Design Theorie", die versuchen, Belege dafür zu finden, dass eine „intelligente" Ursache die Evolution lenkt.
Nein, sie behaupten, ohne Belege zu bringen.
Auf der anderen Seite stehen die Evolutionsbiologen, die allein das Prinzip Zufall als Antriebsfaktor für den Verlauf der Evolution gelten lassen.
Auch falsch, nur die Mutation und Neukombination der Gene ist zufällig, nicht die Selektion. Hier geschieht die Richtungsgebung.
„Wir Menschen sind ein Produkt der Evolution, aber wir besitzen ein überwältigendes Gefühl für Ziele und Moral. Wie kann das durch einen Prozess entstanden sein, der ohne Sinn ist", so Morris.
Das steht einfach so unkommentiert da, als ob es wahr wäre.
Das Ziel ist die erfolgreiche Reproduktion. Man erreicht es durch Kooperation mit anderen Individuen (Fortpflanzungspartner, Familie, Rotte, Firma, Staat...). Moral ist eine Form der Kontrolle, dass sich kein Individuum auf Kosten anderer einen Vorteil verschafft und auf diese Weise durch die Evolution zu begründen. Das ist Allgemeinwissen. Leider scheint die Autorin das nicht zu haben.
Die Frage ist: Wo ist hier die Grenze zwischen Wissenschaft und Religion?
Und die Antwort ist: Wissenschaft ist, was dem wissenschaftlichen Erkenntnisprozess (beschrieben u.a. von Karl Popper) folgt. Stichwort Hypothesenbildung und Falsifizierbarkeit! Was nicht falsifizierbar ist, ist keine Wissenschaft.
So gilt, wie der Professor Ulrich Kutschera von der Universität Kassel in „Wissen" erklärt, die natürliche Selektion als ein unumstrittenes Grundprinzip und dies obgleich nie mathematisch wirklich nachgewiesen werden konnte
Man kann Theorien
verdammt noch mal nicht beweisen, sondern nur
falsifizieren oder belegen!
Die Wahrscheinlichkeit von zufälligen Mutationen, die das Selektionsprinzip greifen lassen, das heißt, die entsprechende phänotypische Veränderungen hervorbringen, ist - zumindest den bisher bekannten mathematischen Berechnungen nach - gleich null.
Mir sind keine solchen Berechnungen bekannt. Mit meiner stochastischen Grundbildung sehe ich hier zwei gegengesetzte Einflussgrößen. Erstens die unglaublich geringe Wahrscheinlichkeit, dass durch zufällige Mutation was sinnvolles rauskommt. Zweitens die unglaublich lange Zeit, die die Evolution insgesamt zur Verfügung hatte. Sehr unwahrscheinliche Dinge können in sehr langer Zeit durchaus passieren. Die null ist hiermit widerlegt.
Vielleicht gibt ja noch eine ganz andere Alternative, vielleicht ist die Theorie, dass allein zufällige Mutationen entscheidend für die Evolution verantwortlich sind, ganz einfach falsch?
Sie ist definitiv falsch. Es gibt mindestens noch die Rekombination der Gene bei der geschlechtlichen Fortpflanzung. Ob es sonst noch Mechanismen gibt, wissen wir noch nicht, es gibt jedenfalls keine fortgeschrittenere Theorie als die Evolution.
Ich hör hier auf. Der Artikel ist ein Beispiel von Unverstand und schlechtem Journalismus.
Viele Grüße,
Kurt