Die Idee mit dem Schiedsrichter-Diskurs war von mir nicht als Forums-Umgestaltung gemeint. Ein erstes Experiment, ein Einzelfall wäre schon viel. Vielleicht hier und da mal, wenn das Thema passt und der Themenvorsteller A einen geeigneten B und vor allem einen geeigneten Schiedsrichter M findet. Ansonsten soll das Forum zu 99% so bleiben wie es ist. Und mit Moderator war kein Forums-Moderator gemeint.
Nanna hat geschrieben:die eigentliche Moderationsarbeit mit den harten Sanktionsmöglichkeiten (Verwarnungen, Sperre) bliebe allein beim Forenteam
Genau.
Nanna hat geschrieben:Deshalb überlege ich eben, ob in gewissen halboffene "Elitediskussionen", bei denen die meisten nur Leserechte besitzen, vielleicht eine Chance auf mehr Qualität läge.
Mein Bauchgefühl wäre dagegen. Schon das Wort "Elite" erzeugt bei mir Unwohlsein. Wer unbedingt unter sich sein will, könnte so einen Diskurs ja eventuell per PM führen, vielleicht nachdem man in einem offenen Thread dazu einlädt oder aufruft. Ansonsten finde ich es eher unschön, unhöflich und herablassend, wenn man alle Quereinsteiger eines Threads von vorneherein negativ sieht. Nur weil jemand erst auf Seite 7 ein bisschen Senf hinzugibt, muss er ja nicht dumm sein. Zu fordern, dass sich jeder erst alles durchlesen muss, ist auch übertrieben. Ich finde Späteinsteiger meistens eher belebend und eine Verhinderung von Dazukommern völlig unnötig.
stine hat geschrieben:Ich denke, es ist keinem Moderator zuzumuten, auch noch eine Zusammenfassung oder eine Pro-Contra-Liste mit quantifizierten Wirkungsgraden zu erstellen. Er müsste ja ständig alles mitlesen, sich gedanklich damit auseinandersetzen und sich noch richtig ins Zeug legen, damit er nichts übersieht. Ich halte das nicht für machbar, schließlich gibt es noch ein Leben außerhalb des Internet.
Wie in der Bundesliga. Man wundert sich, wie viele fähige Leute ganz in schwarz mit einer irren Kondition da immer mitlaufen, den Platz rauf und runter. Und das, obwohl sie fast nie den Ball kriegen und nicht mitspielen dürfen. So denke ich auch hier, dass du die Fähigkeit und die Motivationslage vielleicht sehr unterschätzt. Und da es ja mehr oder weniger rundenbasiert zugeht, B mit dem Gegenschlag also erst loslegen darf, wenn Schiedsrichter S sein Fazit fertig hat, wäre es ja immer möglich, das ganze hübsch langsam zu machen, nur wenn man Zeit hat. Und lange Nachdenkzeiten steigern sicher auch mitunter die Argumentqualität und vermindern möglicherweise die affektiven Wutredeabsätze. Kühle Köpfe, viel Zeit, viel Resultat.
stine hat geschrieben:Der Idealdiskurs kann eigentlich nach meiner Meinung nur von Menschen geführt werden, die erwachsen genug sind, anzuerkennen, dass es mehrere Betrachtungsweisen für ein und dasselbe Thema gibt.
Erwachsen sein reicht da längst nicht. Ich sehe es ähnlich wie Nanna, dass man auch unter Erwachsenen leider ziemlich lange suchen muss, bis man jemanden findet, der überhaupt diskursfähig ist. Und diskursfähig heißt eben, nicht zu schnell und zu beliebig anzuerkennen, dass jeder mit seiner eigenen Meinung anzuerkennen ist. Diskurs bedeutet, die dummen, unbegründeten, nicht argumentativ vertretbaren Meinungen eben nicht anzuerkennen. Das mag bei einem Smalltalk am Kaffeetisch von Oma Schlöntebeck sehr unhöflich, unsozial und aggressiv wirken. Aber Diskurs ist eben, zumindest nach meinem Verständnis, kein Kaffeekränzchen.
stine hat geschrieben:Ein Resultat könnte vom Thread-Ersteller kommen, denn dieser hat ja das interesse bekundet, sich über ein bestimmtes Thema austauschen zu wollen, er selbst verfolgt den Ablauf in der Regel konstant und ist deswegen auch an einem Ergebnis interessiert.
Die Idee finde ich gut. Muss ich mir mal merken. Ich nehme mir vor, hier und dort in einem Thread, wenn es passt, den Ersteller mal um ein Zwischen/End-Fazit zu bitten. Das würde mir jedenfalls tendenziell sehr helfen, das Resultat einer langen Diskussion zu erkennen. Auch ideal für Späteinsteiger.
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Die Idee ist gut, aber gerade diejenigen, die eigentlich sowieso nur ihre eigene Meinung gelten lassen, werden sich damit schwer tun, sie werden es nicht können.
Wenn das Fazit einseitig ausfällt und wichtige Gegenargumente von "unfähigen" Fazitziehern unterschlagen werden, kann man ja gerne die Diskussion genau dort anknüpfen und über das Fazit reden, es kritisieren und seine Schlüsse daraus ziehen oder Gegenentwürfe aufstellen. Will sagen, auch ein unausgewogenes, fehlerhaftes Fazit würde schön viele Informationen enthalten, wenn nicht über die Diskussion dann über den Autor. Und für Leute, die nur ihre eigene Meinung gelten lassen, wäre das eine wunderbare Übungsgelegenheit und Reflektionschance, vielleicht lernt man ja gerade da eine ganze Menge bei.