Re: Eine Frage der Persönlichkeit
Verfasst: Sa 15. Dez 2012, 17:48
@ AgentProvocateur:
Warum bist Du nicht der Auffassung Deine Persönlichkeitsanteile (bei ruhiger Wetterlage) steuern zu können?
Ich glaube, wie schon öfter erwähnt, dass es neben den horizontalen Typen auch noch vertikale Ebenen oder Stufen gibt. Du bist ja mit dem Stufenmodell der Moral von Kohlberg vertraut, den Zusammenhang zwischen Typen (und ihren Rollen) und Entwicklungssttufen sehe ich ungefähr (anhand von Kohlbergs Theorie) so:
Auf der präkonventionellen Stufe ist man in aller Regel unfähig bestimmten komplexeren Rollen zu entsprechen und auf ein enges Spektrum, tendenziell unkonventioneller Rollen festgelegt.
Auf der konventionellen Stufe, ist der egozentrische Anspruch zugunsten sozio- oder ethnozentrischer Rollen zurückgestellt, vielleicht bevorzugt jene, die meinem Typ entsprechen, was allerdings mit der Gefahr verbunden ist, sich ganz in diesen Rollen zu verlieren. Man ist vielleicht im Zuge der Gemeinschaft zu Dingen bereit, die man alleine nicht tun würde, nicht unbedingt nur im Überschwang, sondern auch aus der Sorge heraus, der Rolle nicht zu entsprechen.
Dies ändert sich abermals auf der postkonventionellen Ebene, auf der man zwar nicht verlernt in Rollen zu schlüpfen, aber diese Rollen können hinterfragt werden und man kann tendenziell mehr mir ihnen spielen, als dass man von ihnen absorbiert wird, d.h. man kann in bestimmten Momenten bewusst aus der Rolle aussteigen, zugunsten einer möglicherweise übergeordneten, reflexiven Instanz, die vielleicht eine gewisse Ähnlichkeit zu der von Libet beschriebenen Vetofunktion des Willens hat: Bestimmte Vorgänge laufen mehr oder weniger automatisch, regel- und rollengerecht ab, aber man hat die Möglichkeit mit einer Art Bewusstsein im stand by Modus, den Prozess ins bewusste Erleben zu ziehen und reflexiv zu bewerten.
Überhaupt scheint es mir im Leben ein oftmaliges Fluktuieren zu geben, zwischen Prozessen bei denen das bewusste Ich gefordert ist und anderen, bei denen man seine Ichkräfte ein Stück weit an der Garderobe abgibt und sich bewusst ist, dass man nun auf seine Rolle als Individuum verzichten kann und sollte und einfach einer von Vielen ist, vielleicht bei der Arbeit, als einer in der Supermarktschlange, als einer im Straßenverkehr.
Wie ist denn da Dein Empfinden, dass Du zu dem Urteil kommst, die Persönlichkeitsanteile würden sich nur, mehr oder minder nach Situation, die Klinke in die Hand geben? Oder habe ich Dich da falsch verstanden?
Warum bist Du nicht der Auffassung Deine Persönlichkeitsanteile (bei ruhiger Wetterlage) steuern zu können?
Ich glaube, wie schon öfter erwähnt, dass es neben den horizontalen Typen auch noch vertikale Ebenen oder Stufen gibt. Du bist ja mit dem Stufenmodell der Moral von Kohlberg vertraut, den Zusammenhang zwischen Typen (und ihren Rollen) und Entwicklungssttufen sehe ich ungefähr (anhand von Kohlbergs Theorie) so:
Auf der präkonventionellen Stufe ist man in aller Regel unfähig bestimmten komplexeren Rollen zu entsprechen und auf ein enges Spektrum, tendenziell unkonventioneller Rollen festgelegt.
Auf der konventionellen Stufe, ist der egozentrische Anspruch zugunsten sozio- oder ethnozentrischer Rollen zurückgestellt, vielleicht bevorzugt jene, die meinem Typ entsprechen, was allerdings mit der Gefahr verbunden ist, sich ganz in diesen Rollen zu verlieren. Man ist vielleicht im Zuge der Gemeinschaft zu Dingen bereit, die man alleine nicht tun würde, nicht unbedingt nur im Überschwang, sondern auch aus der Sorge heraus, der Rolle nicht zu entsprechen.
Dies ändert sich abermals auf der postkonventionellen Ebene, auf der man zwar nicht verlernt in Rollen zu schlüpfen, aber diese Rollen können hinterfragt werden und man kann tendenziell mehr mir ihnen spielen, als dass man von ihnen absorbiert wird, d.h. man kann in bestimmten Momenten bewusst aus der Rolle aussteigen, zugunsten einer möglicherweise übergeordneten, reflexiven Instanz, die vielleicht eine gewisse Ähnlichkeit zu der von Libet beschriebenen Vetofunktion des Willens hat: Bestimmte Vorgänge laufen mehr oder weniger automatisch, regel- und rollengerecht ab, aber man hat die Möglichkeit mit einer Art Bewusstsein im stand by Modus, den Prozess ins bewusste Erleben zu ziehen und reflexiv zu bewerten.
Überhaupt scheint es mir im Leben ein oftmaliges Fluktuieren zu geben, zwischen Prozessen bei denen das bewusste Ich gefordert ist und anderen, bei denen man seine Ichkräfte ein Stück weit an der Garderobe abgibt und sich bewusst ist, dass man nun auf seine Rolle als Individuum verzichten kann und sollte und einfach einer von Vielen ist, vielleicht bei der Arbeit, als einer in der Supermarktschlange, als einer im Straßenverkehr.
Wie ist denn da Dein Empfinden, dass Du zu dem Urteil kommst, die Persönlichkeitsanteile würden sich nur, mehr oder minder nach Situation, die Klinke in die Hand geben? Oder habe ich Dich da falsch verstanden?