Okay, here we go. Ich merke, das ist ein ganz schöner Trümmer, den ich in zwei Teilen bringe.
Ihr habt ja schon einiges Zusammengetragen, was ich nochmal zusammenfassen möchte.
- Man könnte sagen, ist ja nur ein Test. Nimms aber nicht auf die allzu leichte Schulter!
- Alle Menschen sind individuell verschieden. Achte auf Stereotypen, und lass die Typisierung nicht zwischen dich und andere Menschen kommen. Im Gegenteil, es soll dir den Blick öffnen, dass andere Menschen die Welt mit anderen Augen sehen.
- Sehr viele Faktoren werden nicht gemessen. Außerdem sucht der Test sein Ziel durch Verknüpfen und Eingrenzen von Neigungen. Er geht davon aus, dass Menschen bestimmte „Denkarten“ (genannt Funktionen) bevorzugen.
- Die Methode ist systematisch, aber funktioniert dafür ganz gut. So scherenschnittartig das System selbst ist, so sind auch die Ergebnisse (schließlich ist es keine Hexerei).
- Das System geht von gemeinsamen, für alle Menschen gleichen Grundstrukturen aus — genannten Funktionen. Durch die Kombination der Funktionen kommen die Typen zustande. Der Vorteil bei dieser Methode ist, dass es keine „besseren“ Persönlichkeitstypen gibt, denn jede Funktion bringt eigene Konsequenzen mit, die wir als vor- oder nachteilig empfinden können.
- Wichtig sind die Funktionen und die Reihenfolge! Das ist so wichtig zu wissen, dass ich das mehrmals bemerke. Alles andere ist oberflächlicher Kram (der einen dafür aber den Einstieg erleichtert).
Test Tipps- Beobachte dich selbst und wahre eine kritische Distanz. Man kann sich wunderbar anregungen holen, worauf man achten könnte.
- Es gibt solche Effekte wie den Forer Effekt (Barnum Statements): das sind allgemeine Aussagen die auf jeden irgendwie passen. Vergleiche das Ergebnis mit anderen Typen um das zu minimieren (passt der Typ merklich besser als der andere?).
- Weiterhin hat jeder Mensch ein sogenanntes „Bias“, eine Wunschvorstellung wie man gerne sein oder wahrgenommen werden möchte. Kenne dein Bias, bemühe dich um ehrliche Einschätzungen. Versuche verstärkt Aussagen von Dritten über dich einzubeziehen („du bist ein Tollpatsch“). Das Bias ist aber nicht schlimm, du solltest das Ergebnis dann eben auch so interpretieren.
- Bessere Tests bieten bei jeder Frage 5 Stufen, von „trifft nicht zu“ bis zu „trifft total zu“ an. Ja/Nein Tests braucht man garnicht erst machen. Gute Tests wollen nur das Geschlecht und vielleicht dein Alter wissen, und mehr solltest du an persönlichen Daten nicht rausgeben. Bei Bedarf gibt es hier Spam-Mails, die man einfach für Registrierung und Bestätigung verwenden kann.
- Wiederhole den Test/andere Tests in einem Abstand von ein paar Tagen nochmal.
- Wenn du deinen Typen eingrenzen kannst (oder ein Ergebnis hast), lohnt sich ein Blick auf Spezialartikel wie „mein Typ unter Stress“ oder „Entwicklung meines Typs“ (Kindheit, Jugendjahre usw). Gerade hier kann man recht gut sehen, ob das Ergebnis zutreffend ist. Ein bisschen Google-Geschick ist von Vorteil. Es gibt erstaunlich viele Resourcen im Netz und auch bei YouTube. Alles von Typen bis Funktionen wird bisweilen sehr detailliert beschrieben.
- Lass dich von oberflächlichen und scheinbar einfachen Erklärungen oder Küchenpsychologie nicht täuschen! Jung’s Beschreibungen der Funktionen sind weit vom Alltagsverständnis entfernt. Was z.B. gemeinhin unter Extro- und Introvertiert verstanden wird, ist bei Jung (der die Begriffe geprägt hat) wesentlich abstrakter und komplexer. Das werde ich immer wieder einstreuen lassen, denn es ist sonst irreführend. Man kann MBTI auf eine einfache, dafür aber oberflächliche Weise nutzen, aber sollte wissen, dass da noch viel mehr „unter der Haube“ ist. Das kann man auch ausnutzen, weil die Lernkurve leichter ist. Hat man das Grundprinzip drauf, kann man die Funktionen und die Zusammenhänge besser begreifen und sich damit auch von vorgefassten Beschreibungen entfernen, weil man es auf einer tieferen Ebene verstanden hat.
- Wenn noch Unklarheiten bestehen. Probiere in spiegelbildlicher Weise zu antworten, also wie du gerade nicht drauf bist. Der Typus müsste dann das Gegenteil von dir sein. Nehmen wir an es kommt ISTJ dabei heraus, dann müsstest du ENFP sein. Besser gesagt, müssten die Funktionen und die Reihenfolge des falschen Types den Schattenfunktionen deines richtigen Typs entsprechend. Auf die Funktionen kommt es ja an.
ÜberblickIm Myers-Briggs Typen Indikator (MBTI) gibt es insgesamt 16 verschiedene Persönlichkeitstypen, die aber natürlich nicht dafür gedacht sind, eine Person in vollem Umfang zu erfassen. Wenn man einen MBTI Test macht, kommt am Ende eine komische Vierer-Buchstaben-Kombination heraus. Jeder Mensch wird genau einem Typen zugerechnet. Normalerweise zeigt der Test selbst eine Erklärung an, was es mit dem Typus auf sich hat. Man kann die Buchstabenkombination und andere aber leicht nachschlagen (auch bei Wiki usw.). Häufig gibt es leicht abweichende Beschreibungen, die vielleicht erhellend sind.
In der Beschreibung wird man dann recht bald über sogenannte Funktionen stolpern. Diese Funktionen und deren Reigenfolge haben es in sich. Sie tragen die eigentliche Aussagekraft. Jede Funktion wurde von Jung auf recht abstrakte Weise beschrieben, sodass die charakterlichen „Auswüchse“ die wir sehen sozuagen oberflächliche Folgen der Funktionsreihenfolge sind. Was man sich merken sollte: die Funktionen und Reihenfolge / Priorität sind wichtig, alles andere ist Brimborium. Man kann seine Persönlichkeit nur dann wirklich verstehen, wenn man die Funktionen und deren Zusammenwirken versteht. Aber da das fortgeschrittenes Territorium ist, stellen wir das erstmal hinten an.
Gehen wir also nochmal zum „Brimborium“ über. Es hilft uns dabei, erstmal eine grobe Idee für das System zu gewinnen, und gibt einen guten Einstieg. Man kann hiermit schonmal probeweise sich selbst und andere Leute einschätzen.
Die 16 Typen sehen wie folgt aus:
- Code: Alles auswählen
ISTJ ISFJ INFJ INTJ
ISTP ISFP INFP INTP
ESTP ESFP ENFP ENTP
ESTJ ESFJ ENFJ ENTJ
Google Bildersuche bietet sehr viele Darstellungen und Übersichten. Schau mal rein.Es gibt dazu oft tolle Namen wie Mastermind (INTJ), Inspektor (ISTJ) oder Architekt (INTP) für jeden Typen, die ungefähr eine Idee geben sollen, was es damit auf sich hat. Diese Namen stammen oftmals aus anderen, aber verwandten Systemen oder Tests (wie Keirsey) die ungefähr den MBTI Typen entsprechen. Es kann aber subtile Unterschiede geben. Auch Enneagram und andere Persönlichkeitssysteme haben oft recht gute Entsprechungen zu MBTI, die man im Einzelfall nachschlagen muss.
Beispiel: Peter’s Typ (ISTJ) wird auch „Inspektor“ genannt. Wie du bemerkt hast, ist Myers-Briggs ein einziger Buchstabensalat. Man kommt über kurz nicht drumherum, sich mit den Buchstaben und Abkürzungen zu befassen. Also dann mal auf:
Introversion (I oder i), Extraversion (E oder e), Sensing (S), Judging (J), Perceiving (P), Feeling (F), Thinking (P) und Intuition (N). Es ist also immer der Anfangsbuchstabe außer bei Intution, weil das I bereits belegt ist. Darum sieht man oft diese Schreibweise: iNtuition.
Beispiel: Peter ist ein ISTJ. Das sagt uns: Introvertiert, Sensing, Thinking und Judging.Nun können wir recht oberflächlich und wahrlich intuitiv eine Idee bekommen, was Peter für einer ist. Wollen wir die Buchstaben mal entwirren:
1234 (z.B. INTJ)
- I oder E: insgesamt eher introvertiert (braucht das Alleinsein um sich "aufzuladen") oder extrovertiert, muss mal "unter Leute" um sich aufzuladen. Vorsicht hierbei, jeder Mensch muss sich aus ausruhen. Das ist damit nicht gemeint.
- S oder N: Wie jemand Informationen verarbeitet. Sensing, auf das konkrete bezogen odr iNtuitiv auf das abstrake bezogen.
- T oder F: Wie Entscheidungen getroffen werden. Thinking kommt rational und Feeling, kommt eher emotional rüber.
- P oder J: Wie jemand sich zur Welt orientiert. (Perceiving sind eher spontan während Judging eher bewertend, strukturiert, termingerecht erscheint)
Wichtig: diese Buchstabenkombination sind oberflächlich und sind dazu da, damit man bei einer unbekannten Buchstabenkombination oder Person recht schnell eine erste Idee gewinnt. Außerdem kann man anhand dessen Gemeinsamkeiten zwischen Typen ermitteln.
Erster Buchstabe: Jemand der Menschen braucht um seine "Batterien" aufzuladen und gerne unter Leuten ist, ist ein E (Exxx), ein Extrovert. Die x meinen unbezeichnet, kann also ESFJ genauso meinen wie ENTP. Jemand der von Menschen gestresst ist und oft seine Ruhe will, ist eher ein I (Ixxx), Introvert, also die ISFJ, INTP usw. E und I sind oft problematisch, weil sie nicht immer eindeutig sind. Manche Menschen sind ambivert, also ohne klare Präferenz. Is müssen nicht scheu sein, und Es müssen keine Partylöwen sein und es gibt auch andere Gründe, die Bude einer Party vorzuziehen, ob nun Comfort Zone oder weil die Leute da doof und langweilig sind.
Der zweite Buchstabe funktioniert etwa so: jemand der sich stärker auf das konkrete verlässt, ist ein S (xSxx), oder Sensor. Das sind z.B. die Leute, für die Gebrauchsanleitungen gemacht sind. Diejenigen die einfach drauflos basteln sind eher Ns (xNxx), oder Intuitives. Ein Unterschied ist auch, dass Sensors eine langsamere, aber ausdauernde Lernkurve haben, während iNtuitives eher schnell den Kern erfassen, dann aber Aufmerksamkeit verlieren. Die Sensors sehen eher das konkrete Ding, wohingegen ein iNtuitive eher die Idee oder das Ideal sehen, also das Abstrakte. Ein Sensor würde ein Bild eher nach seinen tatsächlichen Qualitäten (Farbe, Technik, was abgebildet ist usw.) einschätzen, und ein iNtuitive würde die Bedeutung oder die Symbolik sehen. Ein Sensor erfreut sich an alten Meistern, ein iNtuitive mag auch Picasso. Das ist sehr plakativ ausgedrückt! Das sind hier grobe Vereinfachungen, die erst mal eine Schneise ziehen sollen.
Der dritte Buchstabe: Wer auf die objektive Welt gerichtet ist und Fakten bevorzugt ist eher ein T, (xxTx) oder Thinker, wer hingegen eher vom subjektiven Erleben ausgeht und auch emotionale Reden überzeugender findet als Fakten ist ein F (xxFx) oder Feeler. Das sagt natürlich überhaupt nichts über Gefühlskälte, Empathie oder (emotionale) Intelligenz aus. Thinker können emotional sein, und Feeler können Gefühlskalt sein. Interessanter Punkt: ein Feeler neigt dazu, jemandem Beistand zu geben. Ein Thinker neigt dazu, Lösungen zu suchen. "die Petra war heute total doof!": "Ja, aber echt!" (Feeler Antwort), und "Rede doch mal mit ihr darüber" (Thinker Antwort). Auch das sind sehr grobe Vereinfachungen.
Der vierte Buchstabe: Ps (xxxP) oder Perceiver sind eher spontan und lassen es auf sich zukommen. Jemand der sich hingegen an Pläne hält und Vorgänge abschließen will, ist eher ein J (xxxJ), oder Judger. Die Js neigen auch dazu, sich an Vorschriften oder Traditionen zu halten, machen To Do Listen und sind generell eher strukturiert und neigen auch zu Schubladendenken (auch anderer Leute). Perceiver sind lockerer, ungezwungener, mögen Flexiblität und Ungebundenheit, sind aber auch nicht unbedingt die pünktlichsten und ordentlichsten. P korreliert auch eher mit Kreativität. Auch das sind grobe Vereinfachungen.
Beispiel: Peter ist also oberflächlich betrachtet jemand der eher in sich gekehrt ist (I), konkrete Beobachtungen anstellt (S), der objektive Fakten bevorzugt (T) und insgesamt eher strukturiert und methodisch vorgeht (J). Peter ist also eher nicht der spontane Partlöwe. Und „Inspektor“ scheint als Typus ganz gut zu passen, selbst wenn unser Peter hier Banker ist.Verteilung und GemeinsamkeitenWir wir auch sehen kommt jeder Buchstabe in der Tabelle oben 8 mal vor. Peter ist also gleichzeitig einer der 8 Introverts, einer der 8 Sensors, einer der 8 Thinker und einer der 8 Judges. Forgeschrittene können noch weitere Gemeinsamkeiten zwischen den Typen festellen. Hier hätten wir, ganz grob, die xSxJ (Traditonalisten/Aufpasser), xSxP (Experiencer/Macher), xNFx (Idealisten/Träumer), xNTx (Rationalisten/Intellects).
Diese Sichtweise auf MBTI ist die
oberflächlichere. Eigentlich kommt es auf die Funktionen an. Die werden wir uns im nächsten Schritt angucken. Um seine Funktionen zu finden, schlägt man seinen Typus am besten einfach nach. Es gibt eine Logik wie man von Typen auf Funktionen schließen kann, aber die ist eher Experten-Level.