stine hat geschrieben:Wenn du also mich fragst...
Ich finde schon das Wort "Familienpolitik" falsch.
Was hat die Politik damit zu tun, wie sich Menschen ihr Leben einrichten wollen?
Im besten Falle die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Familien oder Lebensgemeinschaften das so machen können, wie sie wollen.
stine hat geschrieben:Wir patriarchalisch gestrickte Nomadenvölker haben unbewusst oder bewusst noch im Kopf, dass der männliche Teil den Starken abgibt und da gebe ich @Xander vollkommen recht, Frauen suchen das unbewusst immer noch, egal, wie toll die Ausbildung gelaufen ist und wie taff sie im Beruf stehen.
Ich glaube auch, dass das zu einem Teil stimmt.
stine hat geschrieben:Der Mann von heute kann diesen Anforderungen aber nicht mehr gerecht werden. Auch @Julia hat recht, wenn sie der Meinung ist, dass Homosexuelle heute dieses Klischee Mann-Frau oft sogar besser abbilden, als es den wahren Geschlechterrollen noch zukommt. Wir sind längst nicht so kopfgesteuert, wie wir das vielleicht gerne hätten. Die Ärztin, die sich in den Krankenpfleger verguckt ist noch immer die Ausnahme. Männer mit geringer Bildung haben kaum noch eine Chance auf Ehe und Familie - es sei denn, sie suchen sich die Frau in einem Land, wo Armut und schlechte Ausbildung die Mädchen noch zu Dienerinnen erzieht.
Sehe ich in weiten Teilen ebenso. Vor allem, dass wir nicht sonderlich kopfgesteuert sind.
stine hat geschrieben:1. Das familiäre Zusammenleben funktioniert nur - und das seit vielen, vielen Generationen - wenn jeder seine Rolle (egal welche) ausfüllt. Und das aber dann auch bewusst lebt, nicht nur so mal zum Ausprobieren und wenn es nicht mehr gefällt, dann mach ich halt was anderes.
Da würde ich dann sagen, dass man in Rollen auch reinwachsen kann und vielleicht muss.
stine hat geschrieben:An einer Partnerschaft muss immer gearbeitet werden und jeder muss auch nachzugeben bereit sein. Das gilt für alle Familienmitglieder. Erfolgreiche Familien sind Familien, deren Zusammenhalt auch über Meinungsverschiedenheiten hinweg funktioniert. Ohne gelebte familiäre Zusammenhalte werden wir eine Gesellschaft aus lauter Egomanen, die du ja auch kritisierst, und das kann keine "Familienpolitik" verhindern.
Vielleicht würde ich familiär weniger und Zusammenhalt mehr betonen als Du, aber generell stimme ich zu.
stine hat geschrieben:2. ...
Ja.
Zusatz: Arbeit hat immer so einen lieblosen Beiklang (zumindest in meinen Ohren), so dass ich als Ideal immer noch sehe, dass Beruf und Berufung zusammenfallen.
Das muss nicht immer der klassische Broterwerb sein, allerdings spräche m.E. nichts dagegen, wenn man schon der Meinung ist, dass etwas, für was man kein Geld bekommt, auch nichts Wert ist (eine Auffassung, die ich nicht vertrete) die Leistungen der Mütter dann auch finanziell zu belohnen. Das wäre dann eine Frage der Familienpolitik.
Wenn man aus Bürgern kleine Ökonomen macht, sollte man sich nicht wundern, wenn sie auf einmal auch so denken und kühl kalkulieren, ob Familie sich (finanziell) lohnt.
stine hat geschrieben:3. Die gute Ausbildung für Mädchen ist wichtig. Sie müssen sich in der Welt da draußen behaupten können und sich ihr Leben einrichten. Aber, die Folgen sind, wie schon richtig erkannt, dass sie sich dem Heiratsmarkt verweigern und nicht mehr das Haus und die Kinder hüten und schon gar nicht, sich in einer Lebensgemeinschaft unterordnen wollen.
Wieso denn unterordnen? Ich finde Frauen, die sich unterordnen ehrlich gesagt nicht sonderlich attraktiv, aber vielleicht ist das auch nur mein Privatgeschmack.
stine hat geschrieben:Das führt zu der Annahme, man müsse ein politisches Konstrukt schaffen, das den Frauen die Kinder- und Familienarbeit abnimmt. Ich halte das für falsch.
Ich sehe das wohl unterm Strich nicht so dramatisch wie Du, aber dennoch vom Prinzip her kritisch. Die konkrete Umsetzung, in der man bald ein Anrecht auf einen Krippenplatz hat, abr weder Krippen noch Erzieherinnen, das kann nur schwer gut gehen.
stine hat geschrieben:Viele Mütter erzählen, dass die frühe Abgabe ihrer Kinder, sie in einen inneren Konflikt gestürzt hat und sie als personifiziertes schlechtes Gewissen herumgelaufen sind. Zudem gibt es viele Langzeitstudien mit Krippenkindern die sehr negativ ausgefallen sind in Bezug auf Neurosen im Erwachsenenalter.
Habe ich in der Form noch nicht gehört.
stine hat geschrieben:Die massenhafte Propaganda für Krippenplätze und der allgegenwärtige Hinweis, dass Kinderkrippen unser aller Zukunft seien, dient doch nur dazu, die Verunsicherung der Frauen zu zerstreuen und den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sichern. Es dient nicht dazu Familienstrukturen und Eltern zu stärken. Die Lüge, Beruf und Familie wäre so für alle schaffbar und leichter zu bewerkstelligen wird aufrecht erhalten und die Mädchen werden bewusst in ein Dilemma geschickt, aus dem sie sich selbst nicht mehr befreien können. Diese politisch forcierte Lüge muss abgeschafft werden.
Ich bin mir zumindest auch nicht sicher, was ich davon halten soll. Wie Jelloushek kann ich auch nicht sehen, dass Frankreich oder Schweden ein Land ausgewiesener Seelenkrüppel ist, aber mir kommt es immer mehr so vor, als würden Frauen zunehmend rekrutiert, damit das ziemlich kranke Gesamtsystem noch ein paar Jahre länger durchhält. Schon debattiert man über die Rente mit 70, was eine weitere de facto Rentenkürzung ist. Bald gibt es vermutlich die Rente mit 120. Aber das wäre wieder ein anderes Thema, ärgerlich finde ich nur, dass man hier nur an den Symptomen kuriert, ohne Aussicht auf Besserung.
stine hat geschrieben:4. … Gute Bildung ist das eine, aber eine Karriere ist deswegen noch lange nicht gesichert.
Ja, die Zahl armer Akademiker spricht ihre eigene Sprache.
stine hat geschrieben:Das, was früher mal Luxus-Gut war, nämlich sich zu Hause um die Familie kümmern zu dürfen, kommt heute schon einer Strafe gleich. Familienfrauen werden in ihrem Tun nicht gestärkt, sondern nieder gemacht. Das muss aufhören.
Das beste Beispiel wie gelungene Propaganda wirkt ist, wenn sich die Frauen gegenseitig nieder machen mit Kommentaren wie: "Ach du tust jetzt nichts mehr?" oder "Schön, dass du dich zu Hause um die Kinder kümmerst, aber ich könnte das nicht, mir würde die Decke auf den Kopf fallen".
Das kann durchaus auch ein reales Empfinden sein. Meine Mutter hat das bspw. genauso empfunden, sie ist in der Hausfrau und Mutter Rolle nie aufgegangen. Und sie war keine linke Aktivistin oder sonderliche Anhängerin der Emanzipazionsbewegung.
stine hat geschrieben:5. Was wir brauchen sind reife, verantwortungsvolle, gebildete Menschen, die sich eigenständig für oder gegen Familie entscheiden und dann ihre Rolle gemäß ihrer Entscheidung auch selbstbewusst leben dürfen.
Unterschreibe ich sofort.
stine hat geschrieben:Es spricht nichts dagegen, wenn eine gute Mathematikerin zu Hause ihren Kindern bei den Hausaufgaben hilft und es spricht auch nichts dagegen, wenn die Ärztin für sich ein Leben ohne Kinder wählt. Familie oder Karriere, das ist egal, aber die Lüge, dass beides möglich wäre, wenn man das nur geschickt einfädelt, diese Lüge muss aufhören. Die Frauen und die Männer müssen in ihrem Rollenverständnis, sofern sie eines haben, gestärkt und nicht verunsichert werden.
Kommt klar rüber, was Du meinst und ist m.E. ein starker Punkt.
stine hat geschrieben:6. Männer müssen lernen, starke Frauen zu schätzen und starke Frauen müssen lernen, Männer zu respektieren.
Genau, aber warum sollten Frauen sich dann unterordnen?
Oder anders: Was genau bedeutet diese Unterordnung für Dich?
Es ist ja nicht so, dass sich Männer und Frauen nur im Clinch befinden, da gibt es ja nun kaum eine Art der Zu- und Abneigung, die es nicht gibt.
stine hat geschrieben:7. Die Politik soll sich nicht um ein bestimmtes Modell kümmern, sondern jede gewählte Form der Partnerschaft unterstützen (wenn sie sich denn schon einmischen muss).
Das ist eine komplizierte Geschichte. Es gibt durchaus Spannungen, zwischen privaten Partnerschaftsmodellen und dem, was einem Staat gut tut. Der Spruch, dass die Familie die Keimzelle der Gesellschaft ist, ist alt und konservativ, aber irgendwo auch wahr.
Ist eine Gratifikation für die Familie zugleich eine Benachteiligung anderer Lebensformen?
Ich finde, so was kann man, ohne Schaum vorm Mund diskutieren.
Ganz falsch finde ich Strafen für Nichtfamilien.
Aber da Familien zugunsten eines Staates, dem auch immer mehr seiner Mitglieder innerlich kündigen geopfert werden, der sich selbst an die Wirtschaft verschachert hat und das in übler Weise weiterhin tut, ist der Untergang wohl schon eingepreist. Ich sehe zumindest keine weiterreichende Vision. Da sich aber heute jeder Kettenreaucher und jeder Ideenlose auf Helmut Schmidt berufen kann...