stine hat geschrieben:2. kulturell bedingt durften sie lange Zeit ihre Gefühle nicht so zeigen, ja schon, aber was hatte die christliche Kirche damit zu tun?
Die katholische Kirche hat zu lange die alleinige moralische, kulturelle und zum Teil auch politische (Allein-)herrschaft in Europa bessen. Die hat doch fast über das ganze Leben der Menschen bestimmt...
Ich habe gerade den Fernsehfilm von 1979 "Buddenbrokes" auf DVD gesehen (noch nicht ganz zu Ende - und das Buch kenne ich auch noch nicht

). Aber wenn ich mir solche Filme ansehe, dann kann ich mir schon denken, was die Kirche damit zu tun hatte: "Füge dich in dein Gott gegebenes Schicksal und freue dich darüber, was Gott dir geschenkt hat." Wenn das die einzige Seite der christlichen (Doppel-)Moral ist, kann man ja bei den Buddenbrokes mitverfolgen, wohin das führt.
Man muss sein gottgebenes Schicksal nicht nur klaglos annehmen, sondern man soll sich dabei auch noch dauernd darüber freuen, wie gut es Gott mit einem meint. Ich habe mich nicht speziell mit dem Thema beschäftigt - aber ich kann mir jetzt schon ungefähr vorstellen, warum eine gewisse Art der protestantische Arbeitsethik im Zusammenhang stehen soll(te?) mit kapitalistischem Erfolg.
Wobei man in dem Film natürlich durchaus auch die umgekehrte Seite sehen kann - dass die innere Sicherheit vor (dem protestantischen) Gott die notwendige Kraft und den Mut geben kann, auch als Mann Gefühle und Schwäche zuzuzulassen und zu zeigen.
Die Katholische Kirche ist da noch schlimmer denke ich, was die Anforderungen an die Fähigkeit Gefühle zu verdrängen und zu verleugnen angeht.
Gefühle verdrängen ist auch notwendig, um sich klaglos anzupassen, um die Klappe zu halten, um verbotenen Leidenschaften oder Ideen nicht nachzugehen... Verleugnen braucht man, um im Verborgenen zu leben. Und sicher auch, um sich nicht anmerken zu lassen, dass man gar nicht an Gott glaubt. Oder um Glaubenskriege psychisch zu überleben.
G, PG