Natürlich kann man ein Forum für besonders Sensible einrichten, man kann aber auch ein Forum für sogenannte "heiße Eisen" einrichten, wo jeder weiß, wenn er dort schreibt, muss er mit heftigem Gegenwind rechnen.Nanna hat geschrieben:Meinungen?
Nanna hat geschrieben:Meinungen?
Nanna hat geschrieben:Hm... wir haben schon öfter mal darüber geredet, dass es ein Manko des Naturalismus ist, dass soziale Anlaufstellen, die z.B. kirchliche Organisationen ja in Massen haben, in dem Bereich kaum existieren (vielleicht am ehesten noch beim HVD, wobei da auch nicht alle in Wolle gefärbte Naturalisten sind). Ich finde die Idee eigentlich nicht so schlecht, zumal es vielleicht von Vorteil wäre, wenn sensible Themen in einen Bereich ausgelagert würden, wo jeder von vornherein weiß, dass er extra-vorsichtig formulieren muss. Das würde vielleicht die ein oder andere persönliche Verletzung ersparen, ohne das Forum gleich zum völligen Leisetreterort zu machen.
Meinungen?
stine hat geschrieben:Pete hat geschrieben:... es ist schwierig für mich meine religiöse Vergangenheit zu bewältigen.
Selbst wenn ich es weiß, dass es nur Illusionen sind, so sind sie doch sehr real in der Wahrnehmung.
Und warum möchtest du deine religiöse Vergangenheit abschließen?
Wo ist das Schlüsselerlebnis?
stine hat geschrieben:Viele Gläubige hinterfragen ihren Glauben fast täglich. Das geflügelte Wort: "Wenn es dich gibt, gib mir ein Zeichen!" ist nach wie vor aktuell und so fragen vor ALLEM die Zweifler. Wer eine Religion und/oder seinen Glauben gefunden hat und darin sicher ist, hat nichts weiter, als sich zufriedengegeben. Jeder realistisch denkende, aber religiös Erzogene muss sich im permanenten Zwiespalt mit sich und der Religion befinden. Ich kenne das nicht anders.
Selbst Hauptamtliche müssen regelmäßig zur Gehirnwäsche, man nennt das Exerzitien, um nicht dem weltlichen Leben zum Opfer zu fallen.
stine hat geschrieben:Ich finde, der Zweifel, also der Weg selbst, ist durchaus ein wünschenswertes Ziel. Wer sich für eine Seite entschieden hat, sollte nämlich dann auch damit zurechtkommen. Ich weiß nicht, ob sich jemand, der sich mit der Gottesfrage intensiv genug beschäftigt hat, überhaupt noch einer einzigen und bestimmten Religion unterordnen möchte. Religion ist Kulturgut, das ist geklärt - die Gottesfrage selbst bleibt für mich ungeklärt.
webe hat geschrieben:Was mich immer erstaunt, ist die Schwäche und Vermenschlichung jener Religionsgötter, jene brauchen den Menschen um auf dem einzigen von unzähligen Planeten Kriege oder Frieden zuführen und erzwingen Huldigung, Anerkennung. Die Götter- Taubstummheit ist ein Muss, ebenso die Sexualität mit einem weiblichen Menschen.
Der Mensch hat jenes Absurdium erschaffen, und jetzt wäre die Zeit reif dazu, sich vor jenem Spielzeug zutrennen. Leider ist dabei eine Industrie entstanden, die den Konkurs nicht akzeptieren will!
Darth Nefarius hat geschrieben:stine hat geschrieben:Pete hat geschrieben:... es ist schwierig für mich meine religiöse Vergangenheit zu bewältigen.
Selbst wenn ich es weiß, dass es nur Illusionen sind, so sind sie doch sehr real in der Wahrnehmung.
Und warum möchtest du deine religiöse Vergangenheit abschließen?
Wo ist das Schlüsselerlebnis?
Warum willst du diesen Zweifel auch noch untergraben, er ist gut und angebracht! Ich habe dazu was geschrieben, wenn du, stine, dich der Ignoranz dieses weiteren Geplänkels anschließen willst, dann tu es, aber ignoriere meinen Kommentar nicht, der sich auch auf Pete bezog.
Vollbreit hat geschrieben:Ich wüsste nicht, was eine Anlaufstelle der Brights besser oder anders lösen könnte, als eine schon bewährte Institution leisten kann.
Vollbreit hat geschrieben:Ich würde die weltanschauliche Neutralität einer solchen Stelle bezweifeln.
Vollbreit hat geschrieben:Ich habe Schwierigkeiten mir vorzustellen, wie eine Beratungsstelle die durchaus drängenden Fragen, nach einem guten und richtigen Leben beantworten soll, wenn führende Protagonisten der Bewegungen behaupten, eben diese Fragen nach gut und böse, richtig und falsch, seien das Grundübel überhaupt.
Vollbreit hat geschrieben:Darüber hinaus stimme ich stine zu.
Eine foreninterne Problematik (überall) ist die, dass sich erfahrungsgemäß oft die gerne zum Ratgeber in allen nur erdenklichen Lebenslagen aufspielen, von denen ich manchmal den Verdacht habe, dass ich sie im richtigen Leben so ziemlich zuletzt als Ratgeber konsultieren würde.
Vollbreit hat geschrieben:Ich glaube es gibt eine gute Faustregel:
Helfen zu wollen ist sicher eine lobenswerte Absicht.
Wer wirklich was zu sagen hat, dem merkt man das an und der bekommt sein Feedback dadurch, dass er tatsächlich hier und da gefragt wird und sich nicht aufdrängen muss.
Nanna hat geschrieben:Ich hatte jetzt auch nicht an eine Beratung in psychologischen Fragen gedacht, dafür haben wir weder Ressourcen noch Kompetenz. MIr wären jetzt eher alltagspraktische Sachen eingefallen wie das Thema Kirchliche Trauung boykottieren?
Celtic hat geschrieben:Internetforen sind zwar schön und gut, können aber persönliche Kontakte nicht ersetzen. Das habe ich auch vor etlichen Jahren erlebt, als ich nach Karlsruhe gezogen bin und in der Stadt niemanden gekannt habe. Kontakte übers Internet hatte ich schnell über eine Art Forum von/für Fußballfans gefunden. Da war bei vielen schnell klar, daß gemeinsame Interessen auch außerhalb von der Fußball-Thematik da waren. Aber richtig interessant war es erst dann, als wir uns mal nach einem Heimspiel getroffen und persönlich kennengelernt haben. Mit jemandem ein paar Abende in der Kneipe zu verquatschen führt zu völlig anderen Gesprächen als in einem anonymen Forum.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ich wüsste nicht, was eine Anlaufstelle der Brights besser oder anders lösen könnte, als eine schon bewährte Institution leisten kann.
Es kommt eben drauf an für wen. Es geht darum, dass auch Naturalisten eine Anlaufstelle unter Gleichgesinnten haben, damit sie auch das Gefühl haben können, in einer Gemeinschaft eine Aufgenommenheit zu spüren.
Teh Asphyx hat geschrieben:Wie soll überhaupt eine weltanschauliche Neutralität aussehen? (das sollte als rhetorische Frage zu verstehen sein)
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ich habe Schwierigkeiten mir vorzustellen, wie eine Beratungsstelle die durchaus drängenden Fragen, nach einem guten und richtigen Leben beantworten soll, wenn führende Protagonisten der Bewegungen behaupten, eben diese Fragen nach gut und böse, richtig und falsch, seien das Grundübel überhaupt.
So wie hier wohl einige Schwierigkeiten damit haben werden, sich vorzustellen wie das unter der Annahme solcher Kriterien gehen sollte, die gerade erst Leid verursachen.
Teh Asphyx hat geschrieben: Solche gibt es aber eben überall, sogar bei den „Profis“. Es geht ja mehr darum, Unterstützung zu bekommen, keiner garantiert den ultimativen Ratschlag zu haben.
Teh Asphyx hat geschrieben: Oft tut es aber schon enorm gut, wenn man in einer schwierigen Lage ist, dass man das Gefühl hat, in einer Gemeinschaft zu sein, die einem irgendwie zur Seite steht. Das ist auch ein Grund, warum viele die Kirche nicht verlassen, obwohl sie an die religiösen Inhalte nicht mehr glauben.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ich glaube es gibt eine gute Faustregel:
Helfen zu wollen ist sicher eine lobenswerte Absicht.
Wer wirklich was zu sagen hat, dem merkt man das an und der bekommt sein Feedback dadurch, dass er tatsächlich hier und da gefragt wird und sich nicht aufdrängen muss.
In irgendeiner Idealwelt mag das bestimmt so funktionieren, aber in dieser Gesellschaft ist der höchste vertretene moralische Wert eben das Konkurrenzdenken und dementsprechend muss man da leider erstmal ein wenig mithalten, um überhaupt gehört/gesehen zu werden.
Teh Asphyx hat geschrieben: Ich finde es auch nicht schön, aber selbst wenn man daran was ändern möchte, muss man zunächst irgendwie mitmachen, weil man sonst existenziell hops geht, das gilt sowohl für Einzelpersonen als auch für Gruppen/Institutionen.
Vollbreit hat geschrieben:Hast Du denn ernsthaft das Gefühl als Naturalist in einem m.E. weitgehend vom Naturalismus bestimmten Deutschland (Europa) nicht aufgenommen zu sein?
Vollbreit hat geschrieben:Offenbar ja, aber was fehlt Dir denn genau?
Vollbreit hat geschrieben:Mit einer Ethik, die über Deskription hinausgeht, tut sich der Naturalismus schwer, eine Einteilung und gut/böse, gelungen/misslungen ist eher unerwünscht, bleiben so technische Frage zur richtigen Ernährung oder das, was man im besten Sinne gesunden Menschenverstand und Lebenserfahrung nennt und was gewiss einen sehr hohen Stellenwert hat. Allerdings ist dazu kein naturalistischer Hintergrund notwendig.
Vollbreit hat geschrieben:Weltanschauliche Neutralität soll so ausgehen, dass man nicht missioniert und schaut was für den anderen gut ist, nicht für die Weltanschauung, mit der man sich identifiziert.
Vollbreit hat geschrieben:Ja, siehste in so einem Nebel würde ich mich unwohl fühlen.
Wer von vorn herein darauf abfährt, für den könnte das etwas sein und dann kommt es wieder auf die Qualifikation des Einzelnen an, damit steht und fällt zuletzt ohnehin alles.
Ich will damit nicht sagen, dass Beratung unter der Flagge der Brights unmöglich wäre, das wäre eien idiotische Behauptung, ich wüsste jetzt nur nicht, was der explizit naturalistische Bonus sein soll und welche Organisationen außer den kirchlichen nicht naturalistisch sind.
Und auch in sehr vielen kirchlichen Organisationen und Beratungsstellen, ist es ja keinesfalls so, dass da mit dem lieben Gott oder christlichen Werten argumentiert würde.
Vollbreit hat geschrieben:Ist ja auch okay, es ist ja niemand dazu gezwungen die Kirche zu verlassen.
Vollbreit hat geschrieben:Das finde ich ehrlich gesagt geradezu antinaturalistisch.
Wenn der Naturalismus Werte hat, mit denen ich mich identifizieren kann, dann ist es der aufklärerische Appell sich seines eigenen Verstandes zu bedienen und das Subjekt/Individuum zu stärken, sowie eine weitgehend demokratische Grundhaltung. Das geht zwar m.E. nicht direkt aus dem Naturalismus hervor, aber die meisten Naturalisten und Brights scheinen sich damit zu identifizieren. Man kann ja durchaus etwas gegen Überreglementierung haben, aber jede Leistungs- und Fortschrittsidee zu diffamieren, die übrigens in der Wissenschaft gang und gäbe ist, halte ich damit für schwer vereinbar.
Teh Asphyx hat geschrieben: Offensichtlich haben wir da völlig andere Wahrnehmungen. Für mich sind Deutschland und Europa zutiefst religiös-idealistisch geprägt.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Offenbar ja, aber was fehlt Dir denn genau?
Falsche Frage, es fehlt nichts, sondern es sind einige Sachen zu viel da.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Weltanschauliche Neutralität soll so ausgehen, dass man nicht missioniert und schaut was für den anderen gut ist, nicht für die Weltanschauung, mit der man sich identifiziert.
Ja, nur was für irgendwen „gut“ ist, ist schon wieder weltanschaulich.
Teh Asphyx hat geschrieben: Das nichts, aber die ganze Weltsicht ist dann durch die kirchliche Grundlage geprägt. Das führt dazu, dass Situationen, Probleme etc. von einem völlig anderen Standpunkt her analysiert werden, das macht einen enormen Unterschied aus.
Teh Asphyx hat geschrieben: Dieser kirchliche Standpunkt (ich nenn das jetzt mal so, auch wenn es nicht nur aus dem Christentum an sich kommt, aber für eine umfassende historische Analyse ist hier nicht der Platz) durchzieht immer noch das ganze gesellschaftliche Denken und dominiert auch viele vermeintlich naturalistische oder weltanschaulich neutrale Organisationen. Dazu eine Alternative anzubieten, darum geht es. Und davon gibt es nicht viele.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ist ja auch okay, es ist ja niemand dazu gezwungen die Kirche zu verlassen.
Nein, es ist absolut nicht okay, dass man an einen Glauben, den man eigentlich nicht teilt gebunden wird, weil man sonst keine „Nächstenliebe“ erfährt. Von sozialen Berufen, die man nur ausüben kann, wenn man Mitglied der Kirche ist mal ganz zu schweigen.
Teh Asphyx hat geschrieben: Wie kommst Du jetzt von Konkurrenzdenken auf Überreglementierung, Leistungs- und Fortschrittsideen? Dass das in der Wissenschaft gang und gäbe ist, ist klar, das ist es überall, weil es der kapitalistischen Ideologie entspricht und diese fast alle gesellschaftlichen Belange durchzieht.
Teh Asphyx hat geschrieben: Aber das macht es doch nicht zum Pro-Argument. Der Naturalismus ist ja gerade dazu in der Lage, solche Zusammenhänge auch als solche zu analysieren und sollte gerade solche Dinge in Frage stellen, ansonsten dient er nur – ohne es zu wissen – irgendeinem (herrschenden) Zweck, was ja auch dank Idioten wie Max Weber mit ihrer vermeintlichen Wertneutralität leider zur Tagesordnung gehört.
Vollbreit hat geschrieben:Also fehlt Dir Struktur und Orientierung.
Vollbreit hat geschrieben:Natürlich. Beratungen finden ja nicht im sinnfreien Raum statt, die Frage muss also lauten, kennt man die eigene Einstellung und ist man in der Lage nicht zu missionieren.
Vollbreit hat geschrieben:Das glaube ich nicht.
Ich sehe ehrlich gesagt in den Wertvorstellungen von religiösen Menschen (hier bei uns, nicht bei den Taliban) und Atheisten mit z.B. humanistischem Anspruch nur sehr geringe Unterschiede, so gering, dass ich mich eben frage, wozu das ganze Atheistengeschreie hier bei uns. In den Staaten ist die Situation eine andere, da ist mein Grad an Empathie erheblich größer.
Hier finde ich es mitunter etwas bemüht, erst Unterschiede mühsam rauszuarbeiten und sich dann darüber (ein wenig künstlich, kommt mir manchmal vor) zu erregen.
Vollbreit hat geschrieben:Das liegt wohl daran, das Humanismus, Aufklärung usw. wesentlich aus ihren historischen Vorgängern hervorgegangen sind und eben keine wahnsinnigen Unterschiede haben, bezogen auf die Werte, die sie vertreten – alles was mit Sexualität zu tun hat, mal ausgenommen, aber unser Leben besteht ja nun auch nicht ausschließlich aus Sexualität.
Vollbreit hat geschrieben:Welche sozialen Berufe kann man denn nur ausüben, wenn man Mitglied der Kirche ist?
Vollbreit hat geschrieben:Wie ich darauf komme? Aufgrund der Assoziationskette, die Du gerade präsentiert hast.
Aus irgendwelchen Gründe, ahnte ich die, ich muss wohl hellsehen können…
Vollbreit hat geschrieben:Ach wenn’s nur darum geht, die neue Erkenntnis, dass die Wirtschaft dem Menschen zu dienen habe und nicht umgekehrt, hat schon Papst Paul VI klar formumiert. Darüberhinaus schließt sich dem auch die evangelische Kirche an.
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste