Myron hat geschrieben:* Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild.
Max hat geschrieben:Myron hat geschrieben:* Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild.
Dieser Satz ist m.E. auch inkonsistent. Schließlich ist es für das naturalistische Weltbild konstitutiv, dass aus ihm keine Normen oder Werte folgen. Es ist nur dann möglich, ethische Aussagen auf einem Weltbild aufzubauen, wenn dieses personale Agenzien enthält oder in die Natur einen nicht-personalen Sinn hineinlegt.
Max hat geschrieben:Seine Ethik und seine Handlungen auf einem Weltbild zu basieren, ist auch stets irrationalen Charakters.
Myron hat geschrieben:Max hat geschrieben:Seine Ethik und seine Handlungen auf einem Weltbild zu basieren, ist auch stets irrationalen Charakters.
Kann man so nicht sagen.
Wenn ich beispielsweise ein deterministischer Naturalist bin, dann gehe ich mit den ethischen Begriffen von Schuld, Verantwortung und Strafe anders um als jemand, der an den absolut freien Willen glaubt.
Das heißt, mein allgemeiner weltanschaulicher Standpunkt spielt bei der Beurteilung moralischer Fragen durchaus eine Rolle—und zwar keine unvernünftige.
Die Aussage des Beitrages von mir war, dass es irrational ist, "[s]eine Ethik und seine Handlungen auf einem Weltbild zu basieren". Deine Klarstellung, dass Ethiken zu verwerfen sind, deren einzige Stütze eine Weltanschauung ist, die man ablehnt, hat mit dieser Aussage nichts zu tun.
Falk hat geschrieben:der entsprechende Satz gar nicht das meint, was du unterstellst.
Falk hat geschrieben:Du hast völlig Recht, daß es "irrational ist, seine Ethik auf einem Weltbild zu basieren" - in unserem Falle wäre das ein naturalistischer Fehlschluß. Das sehen die Brights dem Grundsatz zufolge aber ganz genauso wie du.
Max hat geschrieben:In den Prinzipien der Brights ist das einzige, was über ethisch-politischen Gehalt verfügt, das Prinzip 9, das besagt, dass die Brights nach Anerkennung und Einfluss streben. Wenn wir von dieser Aussage absehen, finde ich keine ethischen Prinzipien oder Darstellungen, wie die Ethik eines Bright beschaffen sein soll.
ostfriese hat geschrieben:Zwei Punkte: Erstens erkennt der Naturalist, dass Moral nicht allein als Erfindung des Menschen zu betrachten ist, sondern als natürliches Phänomen verstanden werden kann und sollte. Zweitens berücksichtigt der Naturalist solche Erkenntnisse bei der Wahl seiner Normen, da eine praktische Ethik andernfalls scheitern muss. Hierin liegt noch kein Naturalistischer Fehlschluss.
ostfriese hat geschrieben:Die Formulierung mag diese Deutung nahelegen, aber sie ist natürlich anders gemeint.
Myron hat geschrieben:Es gibt weder so etwas wie die Ethik der Brights noch so etwas wie das naturalistische Weltbild der Brights.
Die Brights sind ein loser, oberflächlicher und uneinheitlicher (Internet-)Verband von Personen, die ihre Weltsicht als "naturalistisch", d.i. als "nicht supernaturalistisch oder mystizistisch" bezeichnen.
Philosophische und damit auch ethische Einmütigkeit in den eigenen Reihen ist nicht das Ziel das Brights (*; im Gegenteil, es wird Wert auf die Wahrung der Vielfalt gelegt:
ostfriese hat geschrieben:In dem Bemühen, möglichst viele potenzielle Mitstreiter anzusprechen, geriet den Brights-Gründern ihre Naturalisten-Definition zirkulär.
ostfriese hat geschrieben:Erstaunlicherweise scheint sich das Problem praktisch gar nicht zu stellen. Bisher haben sich hier alle Interessenten "einfach so" als Naturalisten angemeldet und diskutieren fröhlich mit, ohne dass je einer sein Weltbild einem "Naturalismus-Check" unterworfen hätte.
Max hat geschrieben:Die zweite Aussage muss ich allerdings verneinen. Als Forderung an das Handeln ist sie falsch. Der Naturalismus verfügt über keinen moralischen Gehalt und lässt es offen, wie und ob überhaupt der Naturalist ethische Normen begründet. Er impliziert keineswegs, dass man empirische Tatsachen zur Kritik ethischer Normen verwendet. Auch besagt der Naturalismus nicht, dass man einer praktischen Moral anhängen muss. Deskriptiv ist die Aussage auch falsch: Es gibt eine ganze Reihe von Naturalisten, die nicht das ethische Prinzip verwenden (oder auch nur kennen), das du vorschlägst. Es ist weder so, dass ein Naturalist so vorgehen muss, wie du es schilderst; noch so, dass es jeder Naturalist macht.
ostfriese hat geschrieben:Zweitens berücksichtigt der Naturalist solche Erkenntnisse bei der Wahl seiner Normen, da eine praktische Ethik andernfalls scheitern muss.
ostfriese hat geschrieben:Naturalist ist, wer die Existenz von Übernatürlichem bestreitet, und übernatürlich ist alles, was der Naturalist für nichtexistent hält.
(...)
Das soll offenbar den Mitgliedern überlassen bleiben. Die theoretische Frage wäre dann, woran man die Kandidaten identifizieren könnte. Erstaunlicherweise scheint sich das Problem praktisch gar nicht zu stellen. Bisher haben sich hier alle Interessenten "einfach so" als Naturalisten angemeldet und diskutieren fröhlich mit, ohne dass je einer sein Weltbild einem "Naturalismus-Check" unterworfen hätte...
Myron hat geschrieben:Rein logisch gesehen ist ein Nichtnichtnaturalist freilich ein Naturalist, zumindest im weiten Sinn.
Max hat geschrieben:Die zweite Aussage muss ich allerdings verneinen. Als Forderung an das Handeln ist sie falsch. Der Naturalismus verfügt über keinen moralischen Gehalt und lässt es offen, wie und ob überhaupt der Naturalist ethische Normen begründet.
Max hat geschrieben:Dem Brights-Konzept mangelt es insgesamt an einer theoretischen Fundierung -- einer, die klare Aussagen über die Wirklichkeit fällt und auch klare ethische Normen vorschreibt. Man hat ein sehr weitgefasstes Schema entworfen, das wenig bis gar nichts mit philosophischen Überlegungen und ethisch-politischen Zielen zu tun hat. Der Grund dafür ist: Man will einen Begriff popularisieren und verbreiten.
Max hat geschrieben:ostfriese hat geschrieben:In dem Bemühen, möglichst viele potenzielle Mitstreiter anzusprechen, geriet den Brights-Gründern ihre Naturalisten-Definition zirkulär.
Eben.
ostfriese hat geschrieben:Die Zirkularität ist nicht wegzuerklären.
ostfriese hat geschrieben:Max hat geschrieben:Die zweite Aussage muss ich allerdings verneinen. Als Forderung an das Handeln ist sie falsch. Der Naturalismus verfügt über keinen moralischen Gehalt und lässt es offen, wie und ob überhaupt der Naturalist ethische Normen begründet. Er impliziert keineswegs, dass man empirische Tatsachen zur Kritik ethischer Normen verwendet. Auch besagt der Naturalismus nicht, dass man einer praktischen Moral anhängen muss. Deskriptiv ist die Aussage auch falsch: Es gibt eine ganze Reihe von Naturalisten, die nicht das ethische Prinzip verwenden (oder auch nur kennen), das du vorschlägst. Es ist weder so, dass ein Naturalist so vorgehen muss, wie du es schilderst; noch so, dass es jeder Naturalist macht.
Korrekt ist, dass Naturalisten nicht so vorgehen müssen (da diese Ethik, wie ich ja bereits deutlich gemacht habe, nicht logisch zwingend aus dem Naturalismus folgt). Dergleichen habe ich auch nie behauptet, meine zweite Aussage war eine rein deskriptive:ostfriese hat geschrieben:Zweitens berücksichtigt der Naturalist solche Erkenntnisse bei der Wahl seiner Normen, da eine praktische Ethik andernfalls scheitern muss.
Und da mir bisher noch kein einziger Naturalist begegnet ist, der eine "unpraktische" Ethik verträte, ist dies in guter Näherung richtig.
Max hat geschrieben:Ich kenne keinen Naturalisten, der eine "unpraktische" Ethik vertritt. In dieser Form wird dies auch niemand von sich sagen, da es schon einiges an Borniertheit erfordert, diesen Term für sich zu gebrauchen.
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