Myron schrieb:
Heißt das, dass wir nicht gegen den missionarischen Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen sind?
Bei dem Religionsunterricht werden doch ansich auch atheistisch denkende Kinder suggestiv missioniert und auch Kinder in einem Alter missioniert, in dem sie zu einer vernünftigen Einordnung des Sachverhalts aufgrund ihres durchschnittlichen Entwicklungsstandes per gesetzlicher Regelung (!) nicht in der Lage sind, nichts anderes bedeutet nämlich die Religionsunmündigkeit: Unter 14 Jahren fragt die Kinder schließlich niemand wirklich nach ihrer Meinung. Auch danach ist keine wirklich freie Entscheidung möglich, weil die Kinder stets erheblichem sozialen Zwängen unterworfen sind, solange sie keinen eigenen Haushalt führen oder ein gewisses Alter erreicht haben.
Ebenso wird dort erklärtermaßen suggestiv gearbeitet, der Staat stellt es so hin, als gäbe es eine unkörperliche, unsterbliche Seele, eine Gottheit etc. Ich sehe das nicht als Angriff auf die Religion, dies zu unterbinden:
Es handelt sich lediglich um einen Versuch zur Rückkehr zu einer
neutralen Position des Staates, notfalls unter Beibehaltung einer suggestionsfreien religionswissenschaftlichen Unterrichtskomponente im Rahmen eines Philosophieunterrichts. Ich sehe das nicht als Angriff auf die Religion selbst, wenn man dem verwerflichen Verhalten der Religion anderen gegenüber(!) - nämlich den Schülern gegenüber - einen Riegel vorschiebt.
Missionieren bedeutet für mich "besabbeln", auf jemanden einreden, suggestiv einzuwirken, ohne argumentativ zu überzeugen.
@Stine: Allein schon wenn Du Kindern etwas von "Gott" erzählst, als gäbe es "Gott" als Person wirklich, suggerierst Du dessen Existenz - ebenso wenn Du erzählst, der Osterhase oder der Weihnachtsmann tue dieses und jenes und ihm gefalle dieses und jenes. Das ist bereits Missionieren. Bei einer distanzierten, aufgeklärten (!) Betrachtung kann man nur von der Christengottheit sprechen oder eben von anderen Gottheiten - aber man kann nicht gleichzeitig aufklären und suggestiv von dieser Figur sprechen, als gäbe es sie wirklich.
Ich bin ansich auch dafür, in das Grundgesetz aufnehmen, dass die weltanschauliche oder religiöse Überzeugung eines Kindes nicht durch einen Erwachsenen vorgeschrieben werden kann, die Vertretungsbefugnis eines Erziehungsberechtigten kann sich nicht auf einen solchen Bereich innerer Überzeugung erstrecken, auch nicht durch Begründung einer Mitgliedschaft in entsprechenden Religionsgesellschaften (Kirchen und anderen Sekten). Auch das sehe ich nicht als Angriff auf die religiöse Position, sondern lediglich als neutralisierende Korrektur einer stark religionsbegünstigenden Position zu Lasten der betroffenen Kinder, deren Rechte hier nicht ausreichend berücksichtigt werden. Wenn die Kinder dann später doch einmal religiös werden, dann ist das eben so, dass soll gar nicht beschnitten werden: Sie sollen dann aber nicht ihre Machtposition ausnutzen und ihre Überzeugung den Schwächeren (Kindern) aufzwingen. Das suggestive Aufzwingen ist dabei sogar ein besonders perfides Vorgehen, weil sich Kinder gegen soetwas schwerlich wehren können.
(Entschuldigung, etwas neben dem Thema...)