Dem kann ich voll zustimmen, widerspreche dir aber in einem Punkt von einem vorigen Post.
Nanna hat geschrieben:[...] Die arrogante aggressiv-missionarische Herangehensweise mancher Atheisten ist ja tatsächlich ein Problem, weil man mit Dogmatikern kaum einen Dialog führen kann. [...]
Das halte ich für kein Problem. Wenn es diese beschriebenen Atheisten wirklich in der Intensität gibt, wie es bisweilen vor allem in den USA propagiert wird, dann sind sie aber noch ziemlich unauffällig. Es ist ja schon fast ironisch, dass gemeinhin die vier "härtesten" Kritiker in den "Four Horsemen" gesehen werden. 4 Leute?! Wow. Davon schlagen drei oft auch weiche Töne an, sprechen von der Schönheit der Natur, bringen Kinderbücher raus oder sehen selbst wie der Weihnachtsmann aus. Oder sind wie Harris auch mal auf spirituellem Territorium unterwegs. Ich merke schon, total aggressiv. Der vierte berüchtigte Kritiker wäre Christopher Hitchens, der allgemein eine energetische, gleichzeitig eloquente wie direkte Art pflegt. Das soll es gewesen sein? Wer könnte da noch in Frage kommen? PZ Myers, der außer in einschlägigen Kreisen kaum bekannt ist? Oder Jerry Coyne? Und falls mit scharfen Kritikern wirklich "Someone on the Internet" oder gar "Someone on YouTube" gemeint ist, falle ich vor Lachen vom Stuhl.
Tut mir leid, ich seh's nicht. Behauptungen von den ach-so schlimmen Atheisten halte ich für evangelikale Meinungsmache. Das passt in das Muster. Die Schäfchen glauben ihrem Hirten und der konstruiert als Gegenbild angebliche atheistische Autoritäten, wie Pol Pot, Hitler und Stalin--wo dann der Dreistigkeit oberste Krone der Schöpfung auch noch gelogen wird. Oder es werden vermeintlich atheistische "Autoritäten" wie Darwin oder Einstein durch angebliche Totenbett-Konversionen oder verstümmelte Zitate eingespannt. Auch da wird kräftig gelogen. Hitchens macht im Angesicht seines eigenen Endes bisweilen Witze darüber.
Autoritäten sind für Gläubige anscheinend wichtig, denn das ist am Ende doch der Punkt--anderen Menschen (Scharlatanen) einfach blind zu vertrauen und gar zu verehren, weil sie die richtige Kutte oder Krawatte tragen. Deshalb, so nehme ich an, läuft diese ganze Manipulationsschiene stark über Persönlichkeiten. Entweder wissen die Lügner an der Spitze das Autoritäten den Gläubigen als Zielgruppe ansprechen oder sie sind zu dumm, zu erkennen, dass es egal ist, welche Persönlichkeit ein Wissenschaftler hatte oder ob er nochmal konvertiert ist.
Also, wer ist da jetzt so schrill? Kann es sein, dass die Evangelikalen insbesondere es nicht mögen, dass nicht nur jeder ihre heiligen Texte lesen, verstehen sondern auch noch kommentieren kann. In einer Viele-Zu-Vielen Kommunikationen gibt es alte Meinungsmonopole und Deutungshoheiten nicht mehr. Skeptiker decken jeden Fehler in jedem Text auf, ob nun in zu Guttenberg "Doktorarbeit" oder Schwachsinn²³ in der Bibel.
Ich kenne die "schlimmen, bösen Bücher" von dreien der vier üblichen Verdächtigen. Alle drei belegen ihre Angaben und sind akkurat, wenn auch bisweilen anekdotenhaft (vor allem bei Hitchens). Geschilderte und kritisierte Glaubenssysteme sind existent und erfreuen sich einer gewisser Beliebtheit und die Schlussfolgerungen sind schlüssig. Das Problem ist, dass Gläubigen nicht gefällt, dass ein Hitchens zum Beispiel ihre Deutungshoheit missachtet und die faktischen Beschreibungen wie sie sind (Gott im Himmel sieht alles/weiß alles) in seiner Weise als "Himmlischer Big Brother" umdeutet. Und das kann man bei nüchterner Sachlage durchaus so sehen.
Kurzum, den Schwachsinn von "Glauben respektieren" kaufe ich nicht. Dem Einbauen einer systematischen Schwachstelle in den gesunden Menschenverstand und ein Eingriff in die kritischen Fähigkeiten von Menschen muss vehement widersprochen werden. Kirchen und Glaubensgemeinschaften die absichtlich kindlich, kitschig, naive Vorstellungen von Engeln, Himmel über den Wolken, "Vater Unser" und ähnlichem evozieren, sich dann aber aalglatt rauswinden, wenn es ans Eingemachte geht, sind betrügerische Gemeinschaften in denen systematisch Bauernfängerei betrieben wird. Wenn dann manche Oberhäupter ihren autoritätshörigen Anhängern lügen von atheistischen "Autoritäten" auftischen, wie sie angeblich in Pol Pot, Stalin und Hitler zu sehen sind, dann muss der Shitstorm der freien Gesellschaft noch eher verstärkt werden. Wenn sie dann noch, wie geschehen, nichts besseres zu tun haben, und das Malen von Karikaturen als Blasphemie geißeln, aber kaum was dazu sagen, dass durch absichtlich aufgestachelte Gläubige über hundert Menschen zu Tode kamen, oder dass sich Karikaturisten verstecken müssen und Polizeischutz brauchen, dann ist irgendwann das Maß voll.
Und da haben wir die Themen zu Frauenrechten, Familenplanung, Verhütung, AIDS Vorbeugung und so weiter noch gar nicht angestochen.
Nein, im Gegenteil. Die Reaktion auf Gläubige, die sich dazu bekennen sollte nicht Verständnis und Respekt sein, sondern schallendes Gelächter. Wenn das schon nicht erlaubt sein soll, was muss dann noch kommen? Sollen wir uns alles gefallen lassen?