Deutsches Brights-Forum 2006 - 2014 (ARCHIV)

Aber wer die Grundfertigkeiten gelernt hat und interessiert ist, kann alles lesen und schreiben. Das lässt sich dann nicht mehr begrenzen.

LG stine

Da gab es einen guten Zweiteiler auf ZDF, vielleicht ist der noch in der Mediathek:

http://dokumentation.zdf.de/ZDFde/inhal ... 09,00.html

Über Jahrhunderte hinweg beanspruchte die katholische Kirche die Deutungsmacht über die Ordnung der Welt. Sie ließ neues Gedankengut, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu oder ächtete sie. Sie entschied über Richtig und Falsch, erlaubte Fortschritt oder versuchte, ihn zu verhindern.

Du sagst also, daß es gut war, das man lesen und schreiben ausschließlich unter kontrollierten Bedingungen im Kloster lernen konnte, wo es dann nur zu lesen gab, was vom Vatikan für die Gläubigen genemigt war? Beim oben stehenden Zitat ist dir also das "versuchte zu verhindern" daß, was lernen im Kloster ausmachte? Wir sollen Dankbar für diese Kontrolle sein, denn ohne die Kontrolle, hätte die Kontrolle nicht versagen können?

Irgend was muß ich da falsch verstanden haben

mat-in hat geschrieben:Wir sollen Dankbar für diese Kontrolle sein, denn ohne die Kontrolle, hätte die Kontrolle nicht versagen können?

Irgend was muß ich da falsch verstanden haben

Ja, da hast du was falsch verstanden: Wir sollen dankbar sein, dass sich Klöster um die Volksbildung bemüht haben. Dass Kontrolle irgendwann nicht mehr funzt, das siehst du doch, oder?
Wäre es dir lieber gewesen, der Adel hätte das Volk unterdrückt?

LG stine

Interessant ist allerdings etwas ganz anderes: Die Frage nach einem naturalistischen Machtapparat hat sich für mich damit erledigt, dass das System Machtapparat, wenn auch anhand einer anderen Einrichtung, kritisiert und als falsch erkannt werden kann.

LG stine

stine hat geschrieben:wenn auch anhand einer anderen Einrichtung, kritisiert und als falsch erkannt werden kann.

Naja, war ja doch nicht so verkehrt, dass ich das Thema erstellt habe.
Es kam mir so in den Sinn, mal in die Zukunft zu spekulieren und mal die Gedanken spielen zu lassen.
Hypothesen aufstellen kann manchmal interessant sein, z.B. wenn es darum geht wie eine Technologie in der Zukunft unsere Welt verändert.

Soziale Kontrolsysteme jeder Art scheitern im Endeffekt am Freiheitsdrang des menschlichen Geistes. Das Individuum will für sich selbst denken und zu selbstbestimmten Entscheidungen gelangen, was den Atheismus zu einem faszinierenden Phänomen macht.
Ein "naturalistischer Machtapparat" ist somit die genaue Antithese zum Freidenkertum.

Mit meinem besten Gruß
Oliver

Ich würde sagen, dass soziale Kontrolle als Prinzip relativ gut funktioniert. Gäbe es keine Sanktionen für übermäßigen Freiheitsgebrauch (solcher, der Anderen schadet), gäbe es keine soziale Stabilität und Verlässlichkeit. Soziale Kontrolle kann mit den Mitteln des Naturalismus sicherlich erklärt werden, aber das geht nicht so weit, dass sich daraus ein naturalistisches Sozialsystem formulieren lassen würde. EIn "naturalistischer Machtapparat" ist einfach ein Pleonasmus - jeder Machtapparat funktioniert nach den Regeln der Natur.

Soziale Kontrolle als notwendige Erweiterung moralischen Handelns in einer Gesellschaft ist in der Tat unerlässlich für die Freiheit/ den Schutz des Einzelnen; "Machtapparat" im Sinne einer unhinterfragbaren Autorität zieht dagegen die Konsequenzen nach sich, die ich vorangehend aus meiner Sicht beschrieben habe.

In aufgeklärter Wissbegier
Oliver

Frankfurter Animus hat geschrieben:In aufgeklärter Wissbegier
Oliver

willkommen Oliver!
In diesem Forum bist du genau richtig, denke ich.

stine

Dank dir stine - in der Tat fühle ich mich hier mit euch bereits gut aufgehoben.

stine: Nach meiner Erinnerung war der Adel auch nicht immer des Schreibens mächtig, eher der Klerus.

Vielleicht ist das so. Heisst aber unterm Strich auch nichts anderes, als dass Lesen- und Schreibenlernen zuerst in den Klöstern stattfand. Auch wenn es erstmal nur darum ging, alte Schriften zu enthüllen, sie zu verstehen und neu aufzuzeichnen.

LG stine