Re: Jährliche 'Edge'-Frage
Verfasst: Fr 19. Jul 2013, 13:10
Es ist ja nicht so, dass man Terroristen, Kriminelle, Serienmörder, Amokläufer auch diktatorische Staatenlenker wie Hitler oder Stalin nicht schon durch die Mangel gedreht hätte. Das Ergebnis ist, dass ungefähr jeder eine narzisstische Pathologie hat (unterschiedlicher Ausprägung), wobei man nicht den falschen Umkehrschluss ziehen darf, dass jeder Narzisst automatisch kriminell wird.Darth Nefarius hat geschrieben:Richtig, so leicht ist das nicht. DU bist derenige, der es sich leicht macht, indem du Narzissmus, Soziopathie und Minderwertigkeitskomplexe oder sonstwas prognostizierst.Vollbreit hat geschrieben:Es ist ja nicht so, dass Attentäter immer dumme Jungs sind, deren Vater säuft, während die Mutter auf den Strich geht. Oft genug kommen die Kindern aus behüteten Verhältnissen, sind gebildet, waren nie sonderlich auffällig. Die Jungs, die ins WTC geknallt sind, hatten Beziehungen, waren erfolgreiche Studenten, so leicht ist das alles nicht.
Praktisch ist es so, dass nahezu jeder mit einer schweren Persönlichkeitsstörung von erheblichem Ausmaß mit dem Gesetz in Konflikt kommen könnte, da Aggression immer stärker den Charakter dominiert. Da ist alles bestens untersucht, übrigens auch statistisch, Michael Stone ist hier so ein Statistikfreak, der übrigens bedeutenden Ergebnisse prognostiziert hat.
Klar, nur kommst Du hier in den Konflikt, zwischen einer Handlung die menschlich verständlich sein kann und der Frage, ob man alles tolerieren kann, was menschlich verständlich ist.Darth Nefarius hat geschrieben:Gemindertes Leid bedeutet nicht gelindertes oder verschwundenes Leid. Trotzdem kann es den Unterschied zwischen regressivem Zustand der Ruhe und Besinnung nach der Rache und hassenden Wahnsinn vor der Rache ausmachen.
Wenn man eine wenig nervös ist und geduldig auf eine Parkplatz wartet, den einer einem im letzten Moment wegschnappt, kann man dem schon mal kräftig in die Fresse hauen wollen. Nun hat der eine eine etwas bessere Impulskontrolle, der andere eine etwas schlechtere, hat die Natur so eingerichtet, soll man das so regeln?
Vielleicht liest hier ja ein religiöser Fanatiker mit, knackt die IP Adressen und bläst allen die Birne weg, die sich schlecht über den von ihm favorisierten Gott geäußert haben. Ist halt so'ne Spielart der Natur, manche sind eben etwas impulsiv, da sterben dann ein paar andere, kein Problem, oder?
Ich kann mir das auch vorstellen, nur wie gesagt, ist alles zu tolerieren, was menschlich verständlich ist? Und schon bist Du mitten in der Ethik. Vielleicht doch nicht so sinnlos?Darth Nefarius hat geschrieben:Dass man danach einen absoluten Frieden gefunden hat, ist illusorisch aber auch nicht unbedingt angestrebt. Es kann dann auch bedeuten, dass jemand anderes danach leidet, Rache ist auch selten ohne Geschädigten. Aber ich kann mir durchaus einen Punkt bei jedem Menschen vorstellen, andem ihm das Leid der anderen egal wird, allein weil -wie du es selbst sagtest - menschlich verständlich ist.
Das ist vollkommen richtig, also wäre ja ein daraus abzuleitendes Ziel, dass man neben Brunnen und Heizung auch was gegen Verzweiflung tun sollte. Da nun aber der eine verzweifelt ist, wenn nicht alle zu Gott beten, der nächste verzweifelt ist weil überhaupt irgendwer noch zu Gott betet, der dritte weil Menschen Fleisch esse und mit dem Flugzeug fliegen, der vierte weil es Menschen gibt, denen die dritte Welt völlig egal ist, der nächste weil wir im Kapitalismus leben, während andere verzweifelt diagnostizieren, dass wir im de facto Sozialismus leben, der eine ein Erstarken der Rechtsradikalismus sieht, während der nächste die rote Weltverschwörung sieht und es schlicht gar nichts gibt, was denkbar wäre, woran nicht irgendwer verzweifelt, haben wir ein Problem.Darth Nefarius hat geschrieben:Die Zeit, um soetwas zu planen oder die Tatsache, dass man gebildet und wohlgenährt ist, bewahrt nicht vor emotionaler Verzweiflung.
Sollen wir denn nun den Verzweifelten nach dem Mund reden und sie in Watte packen, damit sie nicht Amok laufen, sich sprengen oder das Trinkwasser vergiften? Sollen wir sie ignorieren, eliminieren, therapieren und wen? Sollte man Dich schon zwangstherapieren, oder bis 30 chemisch sedieren weil Du jung, wild und narzisstisch bist? So ganz einfach aus Nützlichkeitserwägungen? Prügelnder Einwanderer mit labiler Psyche und Größenwahn, da bist Du schon mal im Bereich dunkelorange. Nützt der uns, so rein statistisch, oder schadet der uns? Sollen wir Dich so betrachten? Mitleidlos, kalt und distanziert?
Oder vielleicht kommt ja Deine Wut genau daher, dass Du das Gefühl hast, bereits so behandelt worden zu sein. Dann würdest Du Dich vielleicht, einem Trieb folgend, mit dem Aggressor identifizieren. Wenn Du nicht gewinnen kannst, mach mit. Pass dich an. Wenn das System umbarmherzig ist, werde der unbarmherzigste im System.
Das ist eben die Frage, wie man mit Verzweifelten umgeht. Es gibt reichlich von ihnen.
Kommt drauf an, in welchem System. In Demokratien höchst selten, man muss natürlich die geopolitischen Großwetterlage mitbetrachten. Aber wenn jemand bereit ist sein Leben zu opfern um soziale Anerkennung zu gewinnen, dann sind soziale Momente offensichtlich nicht ganz so wirkungslos, wie Du meinst, da sie sogar den grundlegendsten Überlebenstrieb dominieren.Darth Nefarius hat geschrieben:Abgesehen davon sind die alltäglichen und ungeplanten Anschläge nicht als selten zu bezeichnen, nur weil sie weniger Opfer pro Anschlag bedeuten oder seltener in den Nachrichten gezeigt werden.
Natürlich, wer buchstäbliche Todesverachtung hat, der ist schon wer. Zu allem bereit, das ist Kraftfutter für das Ego. Nur halt nicht im Sinne soziobiologischer Märchenbücher.Darth Nefarius hat geschrieben:Das glaubst du doch selbst nicht.Vollbreit hat geschrieben:Tja, aber wenn die Einstellung lautet: „Ihr lebt das Leben, wir den Tod“? Die Überlegenheit liegt darin, dass der Terrorist die fundamentalen Wurzeln der Gesellschaft negiert.Darth Nefarius hat geschrieben:Wenn es Selbstsicherheit wäre, könnte man viel im Leben erreichen (oder es zumindest denken) und dann würde man sein Leben umso mehr schätzen und bewahren wollen.
Breivik hat den Tod mit Sicherheit in kauf genommen.Darth Nefarius hat geschrieben:Was soll dann sein? Du hast in deinem Bild vom Selbstmordattentäter Breivik geschrieben, nur zeigt der leider nicht den Anstand, sich selbst umzubringen.Vollbreit hat geschrieben:Breivik hat doch mehr erreicht, als in den freien Wildbahn. Auch er hat sorgfätig geplant, ein Manifest geschrieben und sieht sich als Kämpfer für die gute Sache. Er hat mediale Aufmerksamkeit bekommen, ist zum Helden der rechten Szene avanciert, wenn das nicht Kraftfutter für das Ego ist, was dann?Darth Nefarius hat geschrieben:Das Selbstmordattentat ist eine Exit-Strategie bei einer Sackgasse, die man meint erreicht zu haben, nichts weiter. Denken wir dochmal an diesen Breivik, der alles hat, was du beschreibst. Dieser Abschaum hat sich nicht erschossen.
Es ist die Triumph oder Niederlage Idee die dahintersteht.
Ein Egoist kann durchaus die Strategie wechseln, er tut halt konsequent das, was ihm gefällt. Er als Retter gegen die sozialistisch-feministische Weltverschwörung, nun hat er die Bühne bekommen, rührend geweint, als ihm die Größe seiner Tat bewusst wurde und ist in seiner Innenwelt sicher der verkannte Ritter, der wenn mal wieder bessere Zeiten kommen, angemessen als der Held gewürdigt wird, der er in seiner Psyche bereits heute ist.Darth Nefarius hat geschrieben:Was unterscheidet ihn von deinem Bild vom Selbstmordattentäter? Meine Aussage ist, dass die Tatsache, dass er sich selbst inszeniert hat und noch am Leben ist, zeigt, dass dein Bild vom Selbstmordattentäter falsch ist. Es ist wirklich anstrengend, dir alle Implikationen deiner Aussagen aufschreiben zu müssen.
Du hast halt einen anderen Weg gefunden, den, der Dein Ego maximal befriedigt. Andere brauchen andere Stimuli und verschaffen sich Anerkennung nicht durch Bestnoten und maximale Leistungsbereitschaft, sondern dadurch besonders krass, hart oder was auch immer zu sein.Darth Nefarius hat geschrieben:Nur bin ich kein Selbstmordattentäter, wir reden aber genau von denen und ihrer Motivation.Vollbreit hat geschrieben:Diejenige, die Dich dazu bringt, in Rekordzeit 2000 Beiträge in eine Forum zu hauen und Deine Ideen von der Welt darzustellen.Darth Nefarius hat geschrieben:Schon wieder. Welche Anerkennung?
Immer super, wenn man noch ne Ideologie im Kreuz hat. Ich tue das, um der Menschheit eine Dienst zu erweisen, das wird zwar von der Masse nicht verstanden, aber darum bin ich ja auch auserwählt, weil ich verstehe...
Zu Rachephantasien ist sicher jeder fähig, ob es dann zur Tat kommt ist noch mal was anderes.Darth Nefarius hat geschrieben:Weil jeder zur Rache fähig ist, ohne Egozentriker sein zu müssen, ohne irgendeine soziale Störung haben zu müssen.
Sie warten alle tollkühn, Stalin inmitten von schweren Prügeleien und Terrorattentaten, Hitler war tapfer im ersten Weltkrieg, die haben alle den Tod auf der Rechnung.Darth Nefarius hat geschrieben:Du redest von Psychopathen, aber die waren auch nicht Selbstmordattentäter. Gerademal einer von denen, die du da genannt hast, hat sich umgebracht, aber das war nicht in einem Anschlag.Vollbreit hat geschrieben:Das Leben vieler Menschen ob es Hitler oder Stalin ist, ob es Breivik, die RAF, die NSU Leute oder religiös motivierte Terroristen sind, ist nicht dadurch geprägt, dass man ihre Familie ausgelöscht hat. Du hast da sehr bürgerliche Vorstellungen.
Das macht bestimmten schwer sadistische Formen der Psychopathologie aus, die im sogenannten malignen Narzissmus erreicht sind. Die (unbewusste) Idee ist, sich selbst zu schädigen, um andere noch mehr zu schädigen.
In der Therapie mit solchen Patienten kommt es z.B. vor (realer Fall), dass eine Therapie scheinbar gut läuft und in einer Stunde die Patientin eine Rasierklinge aus der Tasche holt, sich vor den Augen der Therapeutin mit sadistischem Genuss die Pulsadern aufschneidet und so lange sie noch bei Kräften ist, der Therapeutin den Weg versperrt und sie daran hindert, Hilfe zu holen. Damit wollte sie ihr zeigen, wie lächerlich und nutzlos ihre Bemühungen sind und sie triumphiert im und durch den Tod über hilflosen und ohnmächtigen anderen. Das sind übrigens Rachephantasien.
Warum meinst Du, wird jemand Selbstmordattentäter?Darth Nefarius hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Anerkennung ist schon ein wichtiges Motiv, beim sozialen Wesen Mensch vielleicht das wichtigste.
Nicht wenn es um die Entscheidung geht, das eigene und viele andere Leben zu beenden. Das spielt beiweitem dann die geringste Rolle.