Wolfgang Huber über den Atheismus

Für Artikel, Video- oder Audiomaterialien, die im Zusammenhang mit der Thematik der Brights-Bewegung stehen.

Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon mat-in » Do 16. Mai 2013, 09:06

@stine
Primär hat "der Atheismus" erstmal einen schlechten Ruf, weil starke, etablierte, reiche Organisationen ein Interesse daran haben ihn schlecht darstehen zu lassen. Das reicht von der Caritaslüge bis hin zu dem Vorwurf das es ohne Gott keine Regeln gäbe und wir uns alle den Kopf einschlagen würden.

@Vollbreit
Ich weiß ja nicht, ob man direkt die Brights-Gründer und Namensgeber "zweifelhafte Gestalten die unter dem Namen der Brights segeln" nennen kann?
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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon stine » Do 16. Mai 2013, 10:18

mat-in hat geschrieben:@stine
Primär hat "der Atheismus" erstmal einen schlechten Ruf, weil starke, etablierte, reiche Organisationen ein Interesse daran haben ihn schlecht darstehen zu lassen. Das reicht von der Caritaslüge bis hin zu dem Vorwurf das es ohne Gott keine Regeln gäbe und wir uns alle den Kopf einschlagen würden.
:rollsmilie3: Merkst du, dass wir uns im Kreis drehen?
Wo leitet der Naturalismus seine Ethik her? Interessensethik? Und welches Interesse ist das bessere?
Und bist du nicht der Meinung, dass sich der Atheismus gerade in der auslaufenden Religionsära noch am wohlsten fühlen kann?

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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon Vollbreit » Do 16. Mai 2013, 14:25

mat-in hat geschrieben:@Vollbreit
Ich weiß ja nicht, ob man direkt die Brights-Gründer und Namensgeber "zweifelhafte Gestalten die unter dem Namen der Brights segeln" nennen kann?


Gut, der geht eindeutig an Dich.
Ich hatte es auch eher so gemeint, dass einem die Art der Spitze der Brights schon nicht schmecken muss und dass es darüber hinaus auch noch zwielichtige Gestalten unter der Flagge der Brights gibt - aber wo nicht?
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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon Zappa » Do 16. Mai 2013, 17:20

stine hat geschrieben: Die Religion sehe ich als kulturelles Erbe. Sie hat jahrelang die Menschen moralischen und ethischen Halt gegeben. Die Gefahr, die Huber sieht und die ich auch meine zu sehen ist der Tatsache geschuldet, dass wir bis hierher nicht ohne Religion waren. Es gibt nach meinem Dafürhalten keine andere kulturelle Bindung und keine ethischen und moralischen Vorgaben. ... Wir haben aber augenblicklich keine alternativen Vorgaben für moralische und ethische Prinzipien. ...

Sicher ist die Religion ein kulturelles Erbe, aber sicher auch kein unproblematisches. Sicher kann Religion Sinn und Bindung vermitteln, ebenfalls aber auf eine nicht unproblematische Art und Weise. Wir haben das hier ja schon tausend mal diskutiert: Das Problem ist der Absolutheitsanspruch, der im Kern irrational und gewaltfördernd ist.

Ich gebe Dir auch Recht, dass der Verlust dieser Bindung in den säkularen Gesellschaften nicht ganz unproblematisch sind, Menschen brauchen i.d.R. so was. Nur wenige sind so rational, dass Sie mit den Unwägbarkeiten und der Erkenntnis, dass das hier vielleicht einfach alles keinen Sinn macht klar kommen.

Es stimmt aber nicht, dass nur Religion solche Bindung vermitteln kann. Familie, Tradition, Nationen und sogar so abstrakte Dinge wie Verfassungen können das auch. Die Frage ist, was mehr Vor- als Nachteile bringt. Ich denke Religionen bedingen hier deutlich mehr Nachteile. Trotzdem bleibt es natürlich jedem selbst überlassen sich diesbezüglich eine Meinung zu bilden.

Auch bezüglich der moralischen und ethischen Prinzipien ist das doch kompletter Unsinn: Es gibt rational Erklärungsansätze (Kathegorischer Imperativ), utilitaristische, evolutionäre etc. pp. Man kann das alles ja diskutieren, aber wenn Ihr immer behauptet, das ginge nur mit Religion, dann klingt ihr Euch doch aus einem vernünftigen Diskurs sogleich aus.

Ich will nur darauf hinaus, dass deine und Hubers Argumentation mich diesbezüglich nicht überzeugt: Die Behauptung NUR Religion stuftet Sinn und Werte und Würde ist schlicht falsch!

stine hat geschrieben:Das Problem dabei ist: Die einzige Kritik an der beschriebenen Gesellschaft kommt von kirchlicher Seite!

Eine komplette Fehlwahrnehmung deineseits, die mir schon Sorgen bereitet :-/

Gesellschaftkritik kommt doch heutzutage nahezu aus allen Ecken ....

stine hat geschrieben: Wo ist ihre Letztbegründung, brauchen sie keine, weil alle so vernünftig sind?

Der Punkt ist, dass Letztbegründungen schlicht ausgesprochen problematisch und ausgesprochen schwierig sind. Viele haben das versucht, zuletzt meines Wissens nach Karl Otto Apel auf sprachphilosophischer Ebene. Ich habe kein Problem damit, wenn Leute Letztbegründungen suchen, vielleicht scheint das sogar ein menschlicher Wunsch zu sein (ich nehme mich da gar nicht aus). Letztbegründungen müssen aber "Begründungen" sein und nicht einfache Setzungen ("Gott schuf Himmel und Erde und er sah das es gut war und basta und bei Widerspruch Rübe ab!").

Problematisch wird der Wunsch nach Letztbegründung dann, wenn er zwang- und später wahnhafte Züge annimmt. Wenn er irrational wird, notwendig für die emotionale Balance und deshalb mit Klauen und Zähnen verteidigt werden muss. Das ist für mich der Sündenfall jeder Religion und Ideologie und Ursache für so manches Massengrab ...
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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon mat-in » Do 16. Mai 2013, 17:38

Vollbreit hat geschrieben:Ich hatte es auch eher so gemeint, dass einem die Art der Spitze der Brights schon nicht schmecken muss und dass es darüber hinaus auch noch zwielichtige Gestalten unter der Flagge der Brights gibt - aber wo nicht?
Ja, die gibt es wohl überall, da muß man sich nur anschaun was für Biologismen von der GBS gefördert wurden oder was für Spinner sich in der ein oder anderen Partei herumtreiben. Wenn es zu zwielichtig wird muß man eben aufstehen, auf den Tisch klopfen und rumrüpeln, bis es sich damit erledigt hat. Bei den Palobiologismen der GBS ja so geschehen.

stine hat geschrieben:
mat-in hat geschrieben:@stine
Primär hat "der Atheismus" erstmal einen schlechten Ruf, weil starke, etablierte, reiche Organisationen ein Interesse daran haben ihn schlecht darstehen zu lassen. Das reicht von der Caritaslüge bis hin zu dem Vorwurf das es ohne Gott keine Regeln gäbe und wir uns alle den Kopf einschlagen würden.

Wo leitet der Naturalismus seine Ethik her? Interessensethik? Und welches Interesse ist das bessere?

Also was jetzt, Naturalismus oder Atheismus oder Humanismus? Der Atheismus hat keine Athik und auch nicht den Anspruch eine zu haben, läßt man mal den Anspruch keine zu haben die auf Gott basiert außen vor. Der Naturalismus per se hat auch keine Ethik, aber man kann sicher von einer Ethik auf naturalistischer Basis reden.
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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon Myron » Do 16. Mai 2013, 18:48

stine hat geschrieben:Wo leitet der Naturalismus seine Ethik her?


Aus den menschlichen Gefühlen und der menschlichen Vernunft.
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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon stine » Do 16. Mai 2013, 20:24

Zappa hat geschrieben:Man kann das alles ja diskutieren, aber wenn Ihr immer behauptet, das ginge nur mit Religion, dann klingt ihr Euch doch aus einem vernünftigen Diskurs sogleich aus.
Ja, ja, die Sippenhaft... :wink:
ICH behaupte erstmal nur, dass man im Gespräch bleiben muss, weil der Grat sehr schmal ist, auf dem wir wandern. Das ist politisch doch das Gleiche: Immer wenn eine Partei zu mächtig wird, spielt sie sich auf, ohne daran zu denken, dass es nur deswegen allen so gut geht, weil niemand alleine machen kann, was er will.

Myron hat geschrieben:Aus den menschlichen Gefühlen und der menschlichen Vernunft.
Dein Wort in Gottes Ohr, @Myron! :mg:

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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon Zappa » Do 16. Mai 2013, 20:51

stine hat geschrieben: ICH behaupte erstmal nur, dass man im Gespräch bleiben muss ...

Moment, das war ich :klugscheisser:

Ich behaupte, dass sich Religiöse mit ihren willkürlich gesetzten Letztbegründungen aus dem Diskurs ausklinken.
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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon stine » Do 16. Mai 2013, 21:51

Das Dumme ist ja, dass sich einige der Prediger ethischer und moralischer Vorgaben selbst nicht an alle ihrer eigenen Gebote halten. Die Schwäche des Menschen, sich an Regeln und Werte zu halten scheint sehr begrenzt, selbst dann, wenn es eine Letztbegründung dafür gibt. Prinzipiell gilt jedoch: Je enger die Grenzen gesteckt sind, umso schneller darf man ein schlechtes Gewissen haben!
Und wenn schon die Getauften ständig daneben hauen wird auch die Frage wieder interessant, wie gut oder schlecht werden denn dann Regeln eingehalten, die aus menschlichen Gefühlen und Vernunftgründen abgeleitet werden? Wer ist denn vernünftig genug, solche Rgeln zu schaffen und welches Gefühl hat Vorrang? Bisher wurden viele religiöse Gebote erstmal aufgeweicht, weil sie als unmenschlich klassifiziert wurden und in aufgeweichter Form dem Humanismus zugeordet. Da stellt sich mir die Frage, wie weichgespült wollen wir als Gesellschaft denn unsere Regeln haben und wird sich dann überhaupt noch jemand einschränken müssen? Ab wann sind Regeln sinnvoll und wer bestimmt das?

Das Ruhegebot des Sonntags mag ich persönlich zwar auch nicht besonders, aber wenn ich die Baustellen um mich herum sehe und höre, dann bin ich auch wieder froh, dass wir dieses Relikt noch haben, usw usf.

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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon mat-in » Fr 17. Mai 2013, 07:02

Einige? Ich würde ja mal sagen alle. Manche brechen sie mehr, andere weniger, aber ich habe noch niemanden getroffen der das durchhäll.
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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon stine » Fr 17. Mai 2013, 07:21

mat-in hat geschrieben:Ich würde ja mal sagen alle.
Das ist übertrieben, ehrlich!
Und ja, wer hält welche Regeln durch?
Beispiel Autofahren. Es gilt, wer das Hindernis auf seiner Seite hat, muss den Gegenverkehr abwarten. Wer tut das? Ich. Und ich bin höchstwahrscheinlich die einzige. Ständig bin ich gezwungen zu stoppen oder auszuweichen wenn mein Gegenverkehr auf Radfahrer oder parkende Autos trifft. Jeder schert einfach nur aus, weils gerade notwendig ist, unabhängig dessen, ob es Gegenverkehr gibt oder nicht. Da wird einfach so getan, als hätten plötzlich drei Wagen nebeneinander auf einer schmalen zweispurigen Straße locker Platz. Jetzt ist die Gegenverkehrsregel aber nicht mal eine katholische Regel, sondern eine reine Vernunftregel und gerade deswegen erstaunlich, dass sie auch niemand einhält.

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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon mat-in » Fr 17. Mai 2013, 12:56

ICH habe nicht gesagt das immer jeder alle Regeln durchhalten muß oder kann. Im Gegenteil, ich wäre der Meinung das glütige Regeln in berechtigten Ausnahmefällen sogar gebrochen werden müssen. Das ist aber nicht, worum es mir ging. Es ging mir darum, daß diese Moralregeln, die bis in deine Intimzone hinein regeln wie du zu leben hast Kontrolle über dich aufrecht erhalten. Mit dem Drohen mit einer Hölle, Strafe im Jenseits und allerlei anderem, nicht belegbaren Schmuh wird so ein Schreckenszenario aufrechterhalten das dem Macht- und Statuserhalt dient, nichts weiter. Von dieser Macht ist ja schon einiges abgebröckelt wenn man sich die letzten 400 Jahre anschaut, aber es ist immer noch genug Macht da...
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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon stine » Fr 17. Mai 2013, 15:27

Das Große und Ganze hat immer Vorrang, in der Kirche und in jedem anderen Regime auch. Da könnte man jetzt sagen, da ist bei Zuwiderhandlung die Drohung mit der Hölle im Jenseits noch weniger dramatisch, als die Drohung mit dem Gefängnis, im Diesseits. Aber ich sag das nicht. :mg: Ich geb dir ja recht darin, dass bei den Kirchen ziemlich viel menschlicher Mist passiert, aber auch weltlich Regierende sind nicht wirklich soviel besser.
Ich meine, die Kirche ist ein Verein, dem man nicht beitreten muss und ich möchte den Glauben nicht an der Kirche festmachen. Das sind zwei paar Stiefel. Du kannst im Herzen Kommunist sein und trotzdem das politische System der Ex-DDR nicht in Ordnung finden.

Ich nehme an, die Fähigkeit Hoffnung zu haben ist im Menschen angelegt (siehe auch: Hoffnung für Realisten?) Und einige übertreiben halt. Das ist aber doch nicht wirklich das Problem? Ich habe oft den Eindruck, dass viele Atheisten mehr kirchenfeindlich, als ungläubig sind. Ansonsten müssten alle Atheisten auch die Esoterik, die Homöopathie und jede Art von Spiritualismus ablehnen. Naturalisten tun das, aber andere Atheisten auch? Ich denke nein.

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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon Lumen » Sa 18. Mai 2013, 07:53

Seit nunmehr etwa zwei Jahren hat das Thema soziale Gerechtigkeit bei Atheisten der internationalen Community Einzug gehalten und wird teils heftig umkämpft—nicht der Wunsch nach mehr Gerechtigkeit, insbesondere Feminismus, sondern welcher Ausgestaltung. Teilweise haben sich tiefere Gräben aufgeworfen. Im Augenblick findet die Women In Secularism 2 Konferenz statt. Zusätzlich sei darauf verwiesen, dass das Etikett "Atheist" sich nun langsam durchgesetzt hat und andere, von Humanist bis Sekularist (oder Bright) ausgestochen hat. Gerade in den USA war es nicht selbstverständlich, sich als Atheist zu bekennen. Die Idee der Brights wird, offenbar unbemerkt von den Protagonisten, geradezu von Rechts überholt. Weiterhin hat es eine schleichende Fusion mit den Skeptikern gegeben, also Leuten, deren Hauptaugenmerk die Hinterfragung (und bekämpfung von) Pseudo-Wissenschaft, Esoterik und Homeopathie ist. Damit ist ein rechter bunter Kosmos entstanden, der wissensfhaftsfreundlich ist, aber auch verantwortlich für Mensch, Tier und Planet. Bisweilen werden Akteure wie Popstars verehrt, allein voran Neil DeGrasse-Tyson. Diese Sachen passen sehr wohl gut zusammen. War es doch auch Earthrise, jenes Bild das zum ersten Mal die Erde von weitem (vom Mond aus) zeigte, dass Menschen bewusst machte, wie unwichtig nationaler, ethisch, politischer Zwist ist; und das wir alle im selben Boot Erde sitzen. Einer der Vorreiter war wieder Dawkins, der ja seit Gotteswahn (God Delusion) sein Augenmerk auf die staunenswerte Realität gelegt hat, und sich mit seiner Stiftung gegen rigiöse Bigotrie und Rechteverletzung einsetzt.

Anders gesagt, die Welt dreht sich weiter. Atheisten bewgen längst mehr als bigotte Religiöse. Zwar steht nicht immer der Stempel "Atheist" drauf, aber es sind wir, die z.B. vor Klimaerwärmung warnen. Es sind, statistisch gesehen, Atheisten, die an Lösungen arbeiten. Es sind, statistisch gesehen, die Religiösen, Feinde der Menschheit, die dem entgegen stehen und es leugnen. Dad ist bei andern sozialen Themen, wie Feminismus, ja auch nicht anders.
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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon NeoTron » Fr 24. Mai 2013, 12:30

stine hat geschrieben:Das Große und Ganze hat immer Vorrang, in der Kirche und in jedem anderen Regime auch.


Es gibt kein "Großes und Ganzes". Es gibt lediglich individuelle Bedürfnisse von Menschen, die diese durchzusetzen versuchen. Die beste Möglichkeit gewaltfrei die eigenen Interessen zu vertreten ist das Abstimmen der eigenen Interessen mit den Interessen der Anderen und ggf. das Finden eines Kompromiß; das hat nichts mit irgendeinem "Großen und Ganzen" zu tun. Auf ein "Großes und Ganzes" berufen sich Ideologen bzw. Ideologien, wie z.B. Religionen. Wenn jemand anfängt sich auf irgendein nebulöses "Großes und Ganzes" zu berufen, soll das lediglich von dessen Versuch ablenken, die eigenen Interessen/Bedürfnisse ohne Kompromiß durchzusetzen und anderen aufzuzwingen. Siehe auch: http://widerspruchsgeist.wordpress.com/ ... gelikalen/

stine hat geschrieben:Da könnte man jetzt sagen, da ist bei Zuwiderhandlung die Drohung mit der Hölle im Jenseits noch weniger dramatisch, als die Drohung mit dem Gefängnis, im Diesseits. Aber ich sag das nicht.


1) Du hast es aber gesagt bzw. geschrieben.

2) Auf Nichtgläubige trifft das zu, da es für diese keine Hölle gibt. Für Gläubige dagegen ist die Drohung mit einer ewigen Hölle nach dem tot wesentlich schlimmer, als irgendeine Gefängsnisstrafe im "Diesseits". Dadurch sind Gläubige natürlich prima manipulierbar.

stine hat geschrieben:Ich geb dir ja recht darin, dass bei den Kirchen ziemlich viel menschlicher Mist passiert, aber auch weltlich Regierende sind nicht wirklich soviel besser.


Kirchenvertreter sind "weltlich Regierende" über alle Gläubigen, die ihnen ihren Mist abkaufen. Und zwar aufgrund noch fetterer Lügen, als ggf. die von Politikern (die wohlgemerkt auch gläubig sein können).

stine hat geschrieben:Ich meine, die Kirche ist ein Verein, dem man nicht beitreten muss und ich möchte den Glauben nicht an der Kirche festmachen. Das sind zwei paar Stiefel.


Falsch. Das sind exakt dieselben "Stiefel". Eine Kirche ist ursprünglich eine "Interessengemeinschaft" von einzelnen Gläubigen, die sich zusammengefunden haben, um ihre gemeinsamen Interessen, ihre Wunsch- und Fantasievorstellungen möglichst wirksam nach außen (und für sich selbst auch nach innen) zu vertreten und zu verbreiten. Jeder Glaube basiert auf einer traditionell durch eine Kirche/Religionsgemeinschaft oder durch einen "Religionsgründer" verbreiteten Meinung. Es sei denn, du hättest dir eine völlig neue, eigene Religion ausgedacht, die nicht einmal ansatzweise auf dem basiert, was dir traditionelle Religionen bereits vorgekaut haben und die du dann (je nach deiner Interessenlage) deinerseits verbreiten kannst.
Man muss nicht beitreten? Kinder haben in Deutschland keine Wahl und werden von ihren Eltern zu deren Religion "zwangsrekrutiert". Sie werden dann - während der Hauptentwicklungsphase ihres Gehirns - regelmäßig religiös gefüttert bzw. indoktriniert; angefangen beim Religionsunterricht und - je nach Fanatismusgrad - auch noch fleissig von ihren Eltern. Frühestens mit dem 14. Lebensjahr haben sie die Möglichkeit auszutreten. Da das Einreden der elterlichen Religion bis zu diesem Zeitpunkt in der Regel jedoch bereits hervorragend geklappt hat und sich in den Hirnwindungen niedergeschlagen hat, ist eine komplette Ablegung des Glaubens selten bis ausgeschlossen und wenn, dann oft mit inneren (psychischen) Konflikten verbunden: die Kirche/Glaubensgemeinschaft hat also ihr Ziel erreicht. Siehe auch: http://www.humanistische-aktion.de/missbrau.htm

stine hat geschrieben:Du kannst im Herzen Kommunist sein und trotzdem das politische System der Ex-DDR nicht in Ordnung finden.


Du kannst auch Katholik sein und mit vielem in der katholischen Kirche nicht einverstanden sein. Dann kannst du dich z.B. von der katholischen Kirche abspalten und eine eigene Kirche gründen (wie das schon oft geschehen ist), dann dort deine individuellen Interessen vertreten und neue Mitglieder von diesen Interessen überzeugen oder ggf. versuchen deine Interressen zukünftig allein durchzusetzen. Oder du schließt dich mit anderen, die deine Vorstellungen teilen, zusammen und gründest zum Beispiel so etwas, wie "Wir sind Kirche", um zu versuchen "die da oben" aus deiner Kirche von deinen Vorstellungen zu überzeugen. Das alles ändert jedoch nichts daran, ob deine Interessen oder Vorstellungen "gut" oder "schlecht", "wahr" oder "falsch", nachprüfbar oder nicht nachprüfbar sind.



Lumen hat geschrieben:Zusätzlich sei darauf verwiesen, dass das Etikett "Atheist" sich nun langsam durchgesetzt hat und andere, von Humanist bis Sekularist (oder Bright) ausgestochen hat.


Der Begriff "Atheist" kann auch auf Anhänger "atheistischer" Religionen, wie z.B. den Buddhismus bezogen werden. In diesem Sinne sind Brights "strenger" ausgerichtet, als Atheisten (die z.B. in einem buddhistischen Sinne glauben können). Daher kann "Atheist" meiner Meinung nach nicht mit "Bright" gleichgesetzt werden. Atheisten können, müssen aber keine Humanisten sein, was übrigens auch für Brights gilt. "Bright" lässt sich meiner Ansicht nach am besten mit "Nichtgläubige(r)" (bezogen auf übernatürliche Vorstellungen) übersetzen. Die Bezeichnung als "Bright" steht antagonistisch zu der Bezeichnung als "Supra" (Supernaturalist). "Bright" bedeutet nach meinem Verständnis (und soweit ich weiß auch nach dem Verständnis der "Erfinder" des Begriffes) einfach, dass man nicht an Übernatürliches glaubt. Außer, dass der Säkularismus - analog zum Laizismus - für eine strikte Trennung von Kirche und Staat eintritt und die Macht von Religionen auf den Staat auf Null reduzieren möchte, ist mir nicht ganz klar, an was Säkularisten glauben (können) oder auch nicht glauben (können).

Lumen hat geschrieben:Die Idee der Brights wird, offenbar unbemerkt von den Protagonisten, geradezu von Rechts überholt.....


Soll das eine Autobahn-Allegorie sein (Ich überhole in Ländern mit Rechtsverkehr immer links.) oder eine politische Richtung andeuten?

Lumen hat geschrieben:Damit ist ein rechter bunter Kosmos entstanden,...


Wieso ein "rechter" bunter Kosmos? Ist das ein Tippfehler oder politisch gemeint?
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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon stine » Fr 24. Mai 2013, 13:12

NeoTron hat geschrieben:Es gibt kein "Großes und Ganzes". Es gibt lediglich individuelle Bedürfnisse von Menschen, die diese durchzusetzen versuchen.
Das gilt dann wohl für alles, auch für sämtliche politischen Interessen?

NeoTron hat geschrieben:Frühestens mit dem 14. Lebensjahr haben sie die Möglichkeit auszutreten. Da das Einreden der elterlichen Religion bis zu diesem Zeitpunkt in der Regel jedoch bereits hervorragend geklappt hat und sich in den Hirnwindungen niedergeschlagen hat, ist eine komplette Ablegung des Glaubens selten bis ausgeschlossen und wenn, dann oft mit inneren (psychischen) Konflikten verbunden: die Kirche/Glaubensgemeinschaft hat also ihr Ziel erreicht.
Das ist deine Auslegung. Schau dich mal in den Gemeinden um und schau mal, wie wenig "indoktrinierte, religionsgefütterte, ideell missbrauchte" Jugendliche tatsächlich mit der Kirche was am Hut haben (außer vielleicht noch im Kirchenchor Flöte zu spielen). Also ehrlich, dein Hass auf die Kirche und Religion hat schon fast was Pathologisches.
Anstatt solcherlei Behauptungen aufzustellen, solltest du mal Alternativen vorschlagen oder Wege aufzeigen, wo heute schon atheistische Erziehungskultur Fortschritte zu verzeichnen hat. Was ist mit religionslos Großgewordenen in der DDR? Was leben sie heute und sind sie glücklicher?

Man kann der Kirchenmacht sehr kritisch gegenüber stehen, das tu ich übrigens auch, aber man darf auch nicht vergessen, dass staatliche Ideologien nicht besser sind und dass Kinder mit politischer Ideologie genauso indoktriniert werden können, wie das religiös der Fall ist. M.E. gibt es überhaupt nur dort eine "neutrale" Erziehung, wo beides nebeneinander gelebt wird. Dort muss nämlich aufgeklärt werden. Der religiösen Indoktrination kann sich ein mündiger Staatsbürger noch am leichtesten entledigen. Wer sich als Jugendlicher seines Gottes entledigt, weil er ihn nicht gefunden hat, hat viele Wege mit seiner Erkenntnis in Freiheit zu leben. Wer aber von klein auf lernen musste seinen Staatschef anzubeten und sich unterzuordnen, hat meist keine Alternative.

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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon stine » Fr 24. Mai 2013, 13:35

@NeoTron: aus der Physik kannst du keine Ethik herleiten. Ethische Regeln waren und sind immer menschliche Erkenntnis über das Zusammenleben. Wenn man fragt, was denn das zwischenmenschliche Leben human macht, also menschlich, kommt man zwangsläufig bei Werten wie der Nächstenliebe, Mitleid und Vergebung an, also typisch christlich belegte Felder. Führt man diese zu einem größeren ethischen System zusammen, kommt man bei den Menschenrechten heraus. Der Sozialsimus alleine ist keine Garantie für ein Leben in Freiheit.

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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon NeoTron » Fr 24. Mai 2013, 13:58

stine (die fleißige Kirchgängerin) hat geschrieben:Schwurbel, schwurbel, schwurbel........und noch mehr Geschwurbel


Warum sollte ich Kirche und Religion hassen? Ich hasse keine Glaubensvorstellungen, Institutionen, Vereine usw. und übrigens auch keine dort tätigen Menschen oder sonstigen Gläubigen. Das hättest du wahrscheinlich gerne, um deine Vorurteile bestätigen zu können. Aber vielleicht haßt du ja argumentativ-logische Religions- und Kirchenkritik und Religionskritiker?
Und wie kommst du eigentlich auf Sozialismus? Ich habe den nirgendwo vertreten. Du gibst lediglich zu erkennen, dass du die Beiträge etlicher Poster(innen) hier, sowie meine Beiträge und Links (auch die Links aus dem anderen Thread) nicht gelesen, sie inhaltlich nicht verstanden oder schlicht ignoriert hast. Du bist ein gutes Beispiel für manches meiner Argumente. Warum outest du dich eigentlich nicht als Katholikin, Esoterikerin oder woran auch immer du glaubst? Dann weiß hier zumindest jede(r) sofort, der/die es nicht sowieso schon weiß, woran er bei dir ist.
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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon stine » Fr 24. Mai 2013, 14:10

NeoTron hat geschrieben:
stine (die fleißige Kirchgängerin) hat geschrieben:......

Deine Hochrechnung ist falsch. Aber das mal so dahingestellt.
Ich lese, was hier gepostet wird immer mit viel Interesse, erlaube mir aber durchaus oftmals eine Meinung dazu :wink: .
Übrigens, um das (wieder einmal) klarzustellen: Ich halte mich durchaus für einen Naturalisten, allerdings einen mit Visionen. Ich habe halt etwas dagegen, wenn man kulturelle Nützlichkeiten alternativlos abschaffen möchte, ohne über den Sinn und Zweck nachzudenken. Und ich möchte keinen aufgezwungenen Sozialismus, weil der politisch der "Nächstenliebe" noch am nächsten kommt.

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Re: Wolfgang Huber über den Atheismus

Beitragvon NeoTron » Fr 24. Mai 2013, 14:27

stine (die nicht ganz so fleißige Kirchgängerin) hat geschrieben:Ich halte mich durchaus für einen Naturalisten, allerdings einen mit Visionen.

>> Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. << (Helmut Schmidt) :lachtot:


Und nochmal: Wie kommst du eigentlich auf Sozialismus? Ich habe den nirgendwo vertreten. Inwiefern der der "Nächstenliebe" am nächsten kommt, erschließt sich wahrscheinlich nur Menschen mit "Visionen". Nächstenliebe benötigt keine Religion.
Links zum Thema: Macht Religion die Menschen moralisch besser?
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