Norbert Bolz, Interview mit FOCUS

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Norbert Bolz, Interview mit FOCUS

Beitragvon Jakob » Mo 28. Apr 2008, 10:43

Ich weiß ja nicht, wer von Euch den Focus ließt.
Jedenfalls war da letzte Woche auf Seite 180 ein Interview mit einem Philosophen namens Norbert Bolz. Der Mann ist Professor für Medienwissenschaften an der TU Berlin, studierter Philosoph und Autor des Buches "Das Wissen der Religion". Ich kannte ihn nicht. Keine Ahnung, ob mir dies zur Schande oder zur Ehre gereicht.

Auf alle Fälle ist der Mann ein wunderbares Beispiel dafür, wie ein Mensch mit anscheinend gut funktionierendem Gehirn trotzdem voll auf die Religion reinfällt. Leider sind solche Vertreter der Religion sehr gefährlich, da sie es aufgrund ihrer Intelligenz schaffen, die offensichtlichen Fehler religiöser Weltbilder zu kaschieren und damit Menschen zu überzeugen. Und je mehr sie ihren Irrtum ahnen, desto agressiver werden sie.

Ein paar best offs aus dem Interview:

- Es sei eine Arroganz zu sagen: Ich glaube nicht. - OK, er meint uns.

- "Die Antwort des Atheismus oder des schieren Unglaubens ist nicht mehr glaubwürdig." - Begründung liefert er übrigens keine.

- "Dieses Wissen kann uns sehr viel mehr bieten, als etwa unsere dämliche Wertediskussion. [...] Ich finde, das Großartige an der christlichen Religion ist, dass man mit ihr von der Tyrannei der Werte wegkommen kann." - Wird ebenfalls nicht weiter ausgeführt.

- Allerdings bietet er als Alternative zur 'Tyrannei der Werte': "es scheint mir historisch vernünftig zu sein, davon auszugehen, dass 2000 Jahre europäischer Intelligenz vielleicht interessantere Antworten auf die großen Antworten zu bieten haben als man selbst." Dafür, daß er ein so mickriges Selbstvertrauen hat, tritt er ganz schön heftig auf in seinem Interview.

- "Bei meinen Studenten wundert mich immer, dass es ihnen überhaupt nichts ausmacht, wenn ich sie darauf hinweise, dass eine Wahrheit, von der sie felsenfest überzeugt sind, nicht älter ist als - sagen wir mal - 20 Jahre." Könnte vielleicht daran liegen, daß sie durch denken darauf gekommen sind und nicht einfach irgendwas glauben, was ihnen ein seltsamer Professor erzählt. Außerdem werden Ideen nicht besser, bloß weil sie älter werden. Im Gegenteil. Alte Fehler werden normalerweise durch neue, bessere Ideen abgelöst.

- "Mit den Fragen von morgen lenkt man die Menschen von den wirklich wichtigen Fragen ab." OK, Glaube ist wichtiger als - sagen wir mal - nachhaltige Energiewirtschaft.

- Aus jeder Überzeugung und jedem Hobby macht Bolz eine "Sozialreligion" und folgert haarscharf: "Offensichtlich brauchen Menschen eine Möglichkeit, sich irgendwelchen Imperativen zu unterwerfen." So beten Grüne angeblich "neuheidnisch" die Mutter Erde an, Sportler den eigenen Körper und überzeugte Demokraten werden zu "Staatsgötzendienern". Die Frage sei nur: "Welche Verknechtung ist die jammervollste?"
Seine Meinung: Das christliche 'Angebot' sei "das freiheitlichste und souveränste und auch intelektuell befriedigenste, weil diese Unterwerfung es ermöglicht, allem anderen gegenüber souverän zu sein", während die Gottlosen - also wir - "sich sofort in einer gnadenlosen Knechtschaft wiederfinden". Ist mir so noch nicht aufgefallen. Ganz ehrlich.

- Sehr geil ist auch folgendes: Political correctness sei die "Rethorik des Teufels" und des "Antichristen" (sic!), "'Dialog der Kulturen' ist die Maske der geistigen Kapitulation" und "'Teamfähigkeit' ist die Maske des Hasses auf die Ehrgeizigen und Erfolgreichen" usw. usf.
Begründung: "Wenn der Antichrist auftritt, heißt es bei Paulus, dann wird er an seiner Rethorik von Sicherheit und Friede erkennbar sein."

Da fällt mir echt nix mehr ein. Soll der Mann einem leid tun, oder was? Auf jeden Fall scheint er eine Unterwerfung echt nötig zu haben. Aber warum geht er dann nicht einfach zu einer professionellen Domina? Oder unterwirft sich mir? Ich könnte ihn Bier holen schicken. Dann käme wenigstens was Sinnvolleres raus, als jetzt.
Wer hat das Interview gelesen? Was haltet ihr davon?
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