Myron hat geschrieben:El Schwalmo hat geschrieben:Die RKK hat Evolution immer nur im Sinne von Deszendenz anerkannt, nie aber im Sinne durchgängig naturalistischer Mechanismen.
Die Anerkennung des (Neo-)Darwinismus durch die RKK ist heuchlerisch, um nicht zu sagen verlogen.
hmmm, ich bin mir nicht sicher, ob die RKK den (Neo-)Darwinismus jemals offiziell anerkannt hat. Denn der hat nur am Rande etwas mit Deszendenz zu tun, sondern ist eine Auffassung von Evolutionsmechanismen. Das sind zwei vollkommen verschiedene Paar Stiefel. Um 1900 wurde die Selektionstheorie allgemein als widerlegt angesehen, aber so gut wie alle Biologen gingen von Deszendenz aus. Das Pikante ist, dass genau das, für das Darwin so hoch gelobt wird, nämlich einen Mechanismus für den Artenwandel vorgeschlagen zu haben, eigentlich gar nicht stimmt, denn genau das (die Selektionstheorie, 'my theory') war bis in die 1930er Jahre zumindest heftig umstritten, wurde dann Standard, und seit den 1970er-Jahren spielt sie, wenn man genauer hinschaut, eher eine Nebenrolle. In vielen Arbeiten von Evolutionsbiologen findet man 'Selektion' in irgendwelchen Zusammenhängen, wenn man aber meint, in den Arbeiten fände man Inhalte der Selektionstheorie (tm), muss man etwas genauer hinsehen.
Okay, das ist ein komplexes Thema. Es gibt auch Theologen in der RKK, die im Darwinismus eine Möglichkeit zur Lösung der Theodizee-Frage sehen (Ayala beispielsweise lernte das im Priesterseminar, und interessanterweise aus diesem Grund ID ablehnen). Auch wenn es unglaublich klingt, ein Theologe meint sogar, den Neodarwinismus über die via quinta als Gottesbeweis instrumentalisieren zu können:
Rhonheimer, M. (2007) 'Neodarwinistische Evolutionstheorie, Intelligent Design und die Frage nach dem Schöpfer. Aus einem Schreiben an Kardinal Christoph Schönborn' IMABE 14 (1):47-81
URL: <http://www.imabe.org/index.php?id=600>
(Mayr, Ernst. Das ist Evolution. Übers. S. Vogel. München: Goldmann, 2005. S. 343)
Nun ja, erfreulicherweise hat sich Ernst Mayr im Laufe seines langen Lebens immer wieder mal genauer überlegt, was er zu bestimmten Themen schreiben sollte. Mayr hat es doch tatsächlich fertig gebracht, jahrzehntelang andere Evolutionsbiologen von oben herab zu belehren, dass diese nicht verstünden, wie subtil Selektion doch verlaufe, nur um dann gegen Ende seines Lebens selber einzusehen, dass er selber nicht so recht verstanden hatte, wie 'Selektion' eigentlich verläuft.
Gerade die Konsequenzen von Massensterben waren ein extrem harter Brocken für die STE, deren Mitbegründer Mayr doch war. Ganz nett dargestellt in
Sepkoski, D. (2008) 'Macroevolution' in: Ruse, M.; (ed.) 'The Oxford Handbook of Philosophy of Biology' Oxford; mult., Oxford University Press S. 211-237
Wenn man Dawkins genauer liest, merkt man sehr genau, wie gerne 'gewisse Kreise' die Rolle des Zufalls in der Evolution lieber gering ansetzen wollten. Denn dann wird sie intelligibel, und es wird einfacher, ein 'intellectually fulfilled atheist' zu sein.