Eben mal zum Islam konvertieren

Für Artikel, Video- oder Audiomaterialien, die im Zusammenhang mit der Thematik der Brights-Bewegung stehen.

Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon HF******* » Do 16. Jul 2009, 16:16

Gerade bei Myspace - bin dort einsehbar als Naturlist angemeldet:

Bild
Da, dann mal eben schnell konvertieren - schon klar… :lachtot:

Was ist Naturalismus? Schnell mal per Chat kennenlernen und konvertieren! Ihnen kann man doch helfen! Die würden mir an die Gurgel gehen…
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon Myron » Do 16. Jul 2009, 16:35

Auf De-Konvertierung nach der Spontankonvertierung steht im Islam ja nur die Todesstrafe ... :hangman:
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon HF******* » Do 16. Jul 2009, 18:56

Zur Todesstrafe gibts bestimmt auch eben mal so eine Chat-Beratung…
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon Myron » Do 16. Jul 2009, 19:10

HFRudolph hat geschrieben:Zur Todesstrafe gibts bestimmt auch eben mal so eine Chat-Beratung…


"DIREKTE FLUCHTHILFE PER CHAT" ... xD
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon Twilight » Do 16. Jul 2009, 20:05

Warum konvertieren Menschen überhaupt?
Eine Begründung wie "Heh! Ich will nicht mehr an A glauben weil ich B besser finde und glaube nur noch das!" kommt mir irgendwie... ich weiß nicht... heuchlerisch vor.
Von der Religion komplett abzufallen und sich dem Naturalismus zuwenden ist gut begründbar.
Ein Sich-vom-Klerus-und-dem-ganzen-Drumherum-abwenden und trotzdem weiter an irgend(einen/welche) G(o/ö)tt(er) zu glauben finde ich noch nachvollziebar.
Ich könnte sogar noch verstehen, wenn ein Naturalist plötzlich religiös wird.
Aber der Wechsel von einer in die andere Religion? Da hört mein Verständnis auf.
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon stine » Fr 17. Jul 2009, 06:40

Mancher Unreligiöse vermisst die Richtschnur im Leben.
Und manche (Staats)Religion wird zu schwammig, weil die immer größer werdende Schafherde zuviele Sonderlösungen in den religiösen Rahmen eingebaut haben möchte und sich damit von der Orthodoxie immer weiter entfernt. Es ist wirklich so, dass eine Religionsgemeinschaft nur dadurch "glaubwürdig" wird, indem sie dogmatisch an ihren Regeln festhält.
Der Islam verzeichnet erstaunlich viele Neuzugänge, was in meinen Augen darauf hindeutet, dass Gläubige bewusst die Sicherheit einer unerschütterlichen Religionsgemeinschaft bevorzugen.
Im Gegensatz hierzu treten viele aus der katolischen Kirche aus, aber nicht nur, wie vermutet, weil die Regeln dort wieder "härter" werden, Dank des Papstes ( :/ ), sondern weil die katholische Kirche überhaupt Glaubensdiskussionen zulässt. Den meisten Zulauf haben die Hardliner, christliche Kirchen aller coleur, wo die Bibel 1:1 gelebt wird.

Das mag für euch erstaunlich sein, aber ich denke, dass es damit zu tun hat, dass Religion nach wie vor ein Korsett im Leben darstellt, welches den Menschen hilft sich im Handeln sicher zu fühlen.

LG stine
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon Arathas » Fr 17. Jul 2009, 12:48

stine hat geschrieben:Das mag für euch erstaunlich sein, aber ich denke, dass es damit zu tun hat, dass Religion nach wie vor ein Korsett im Leben darstellt, welches den Menschen hilft sich im Handeln sicher zu fühlen.
LG stine


Da hast du vermutlich Recht - und die Leute tun mir auch irgendwie leid. Also nicht, weil sie religiös sind, sondern weil sie von den Eltern und sich selbst nicht genügend Selbstbewusstsein zusammenbekommen haben, um einen eigenen Weg zu finden.
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon russellsteapot » Fr 17. Jul 2009, 13:21

stine hat geschrieben:Mancher Unreligiöse vermisst die Richtschnur im Leben.
...

Das mag für euch erstaunlich sein, aber ich denke, dass es damit zu tun hat, dass Religion nach wie vor ein Korsett im Leben darstellt, welches den Menschen hilft sich im Handeln sicher zu fühlen.

LG stine


Ich versteh dass sehr gut - das erinnert mich ein wenig an den Film "The Shawshank Redemption" - da philosophieren die Knackies (u.a. Morgan Freeman und Tim Robbins) über lebenslange Haft

"Red: These walls are funny. First you hate 'em, then you get used to 'em. Enough time passes, you get so you depend on them. That's institutionalized.
Heywood: Shit. I could never get like that.
Prisoner: Oh yeah? Say that when you been here as long as Brooks has.
Red: Goddamn right. They send you here for life, and that's exactly what they take. The part that counts, anyway. "
http://www.imdb.com/title/tt0111161/quotes

Ich vermute mal dass das "Korsett" welches die institutionalisierte Religion mit all den Regel, Geboten und Dogmen aufbaut für viele ein Schutzwall ist - Dass diese Mauern auch abschotten wird gar nicht registriert. Kein Wunder wenn Dawkins gegen die religiöse Erziehung so sturmläuft - sie sperren schon Kleinkinder in ein religiöses Gedankengefängnis aus dem auszubrechen sehr, sehr schwer, schmerzhaft und konfliktreich ist. :kopfwand:
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon HF******* » Fr 17. Jul 2009, 14:45

Ach, und jetzt natürlich an selber Stelle Werbung hierfür:
http://www.aktion-kig.de/kampagne/blasp ... zAodUim9Bg

Ich frage mich, ob das speziell von Myspace auf mich zugeschnittene Werbung ist?… :lachtot:
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 17. Jul 2009, 14:53

Myron hat geschrieben:Auf De-Konvertierung nach der Spontankonvertierung steht im Islam ja nur die Todesstrafe ... :hangman:

Nur einige - soweit ich weiß eine deutliche, aber militante und "laute" Minderheit - der Imame, Ayatollahs & Co. sieht dies so. Macht die Sache zwar nicht gut, aber anders.

@ stine wgen Zulauf: Du darfst niemals die absoluten Zahlen mit relativen Zahlen verwechseln - und schon schaut die Welt nicht mehr ganz so böse aus. Auch wenn sie noch böse it.
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon pinkwoolf » So 19. Jul 2009, 02:33

stine hat geschrieben:Mancher Unreligiöse vermisst die Richtschnur im Leben.

Solche Exemplare habe ich bislang nicht kennengelernt. Ist es nicht eher so, dass religiös gesonnene Menschen bei den Unreligiösen ihre eigene Richtschnur vermissen?
stine hat geschrieben:Der Islam verzeichnet erstaunlich viele Neuzugänge, was in meinen Augen darauf hindeutet, dass Gläubige bewusst die Sicherheit einer unerschütterlichen Religionsgemeinschaft bevorzugen.

Zweifellos. Gläubige tun das in der Tat oft; da kann ein Fahnenwechsel nicht schaden. Unreligiöse hingegen bevorzugen die Unsicherheit des Zweifels. Unerschütterlich.


Doppelter Beitrag gelöscht, 1von6,5Milliarden
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon Nanna » So 19. Jul 2009, 10:26

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Myron hat geschrieben:Auf De-Konvertierung nach der Spontankonvertierung steht im Islam ja nur die Todesstrafe ... :hangman:

Nur einige - soweit ich weiß eine deutliche, aber militante und "laute" Minderheit - der Imame, Ayatollahs & Co. sieht dies so. Macht die Sache zwar nicht gut, aber anders.


Myron hat insofern recht, als dass die schari'a die Todesstrafe für den irtidad, den Glaubensabfall fordert, der Koran äußert sich gleich an mehreren Stellen dahingehend: "Und wenn sie sich abwenden, dann greift sie und tötet sie, wo immer ihr sie findet, und nehmt euch niemand von ihnen zum Freund oder Helfer!" (4,89). Letztlich gilt sogar das Nichtannehmen des Islams schon allein als schwere Sünde.
Da manche Länder, z.B. Saudi-Arabien, ihr Rechtssystem stark an der schari'a orientieren, hat der irtidad in diesen Ländern auch juristische Konsequenzen, wenn er bekannt wird, wobei das in Saudi-Arabien, Iran, Sudan, Jemen, Qatar, Pakistan, Afghanistan, Mauretanien und Somalia in der Tat eine Hinrichtung bedeuten kann. Das wird auch nach wie vor praktiziert, zum Glück nicht allzu häufig, weil meist die Gelegenheit zur Reue gelassen wird. Auch in den Ländern, die moderatere Gesetze haben, kann der Glaubensabfall immer noch bedeuten, dass man Vermögen, Erbrecht Arbeitsplatz oder sogar die Staatsbürgerschaft verliert (Libyen).

1von6,5Milliarden hat auch recht, nämlich insofern, dass es eine Menschenrechtsdebatte in der islamischen Welt gibt. Allerdings gibt es kaum eine Möglichkeit, den eindeutigen und wörtlich zu nehmenden Korantext mit den Forderungen der Menschenrechte in Einklang zu bringen. Der Islam hat hier ein wesentlich größeres Problempotential als das viel flexiblere und interpretationsanfälligere Christentum und es gibt auch keine übegroßen Anzeichen dafür, dass die gesellschaftliche Einstellung sich hier ändern wird, obwohl die Menschenrechte in der islamischen Welt durchaus angesehen sind. Man muss sich halt fragen, inwiefern hier manche Muslimen vielleicht gerade nach Abu Ghraib und Guantanamo der Ansicht sind, Menschenrechte stünden vor allem ihnen zu, wohingegen sie vergessen, dass sie im Gegenzug dann auch in ihren eigenen Ländern entsprechende Standards haben müssten. Eine große Masse macht sich wahrscheinlich auch gar keine Gedanken darüber oder sieht das ganze etwas pragmatischer, weil es sich sowieso um Routinereligiöse handelt, die aus Tradition und nicht aus festem Glauben Moslems sind. Es ist eine zwiespältige Situation.
Auch wenn ich es für Quatsch halte, und zwar egal ob Theologen oder Außenstehende das propagieren, dass es eine "reine Lehre" in irgendeiner Religion gibt - letztlich ist alles Interpretationssache -, so muss man doch sehen, dass der Islam hier wirklich kaum Spielraum lässt. Daher schließe ich mich auch klar der als extrem verschrieenen, von mir aber eher als konsequent angesehenen, Position von Ayaan Hirsi Ali an, dass die Durchsetzung der Menschenrechte in derzeit islamischen Staaten nur durch eine starke Entmissionierung zu erreichen ist. Der Islam würde dann auf mehr folkloristische Elemente zurückgestuft oder man müsste sich vielleicht auf die ṭaqqiyah berufen, die offizielle Leugnung des Glaubens zur Bewahrung desselben in Drucksituationen, wie es in der Schia möglich ist. Natürlich wäre auch das hochgradig inkonsequent, aber vielleicht für einen Teil der Muslime eine geeignete Selbstlüge. Und sich selbst etwas vormachen können Gläubige ja nun wirklich. ;-)
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Re: Eben mal zum Islam konvertieren

Beitragvon Myron » So 19. Jul 2009, 15:12

Nanna hat geschrieben:Myron hat insofern recht, als dass die schari'a die Todesstrafe für den irtidad, den Glaubensabfall fordert, ...


"Der Abfall vom Glauben ist für den Islam, der sich traditionell als Religion und politische Gemeinschaft versteht, keine Privatangelegenheit, sondern eine Aufkündigung der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft und daher eine unmittelbare Gefährdung des Bestandes dieser Gemeinschaft. Deswegen wird die Apostasie mit der Todesstrafe geahndet.
(......)
Für den Abfall vom Glauben findet man im Koran keine ganz eindeutige Stelle, die eine ausdrückliche diesseitige Strafe vorsieht. Dagegen sieht die Tradition hierfür die Todesstrafe vor. Die Rechtsgelehrten wenden hier eine Koranstelle an, die zwar direkt die Heuchler betrifft, aber auch auf die Abtrünnigen angewandt wird: '... Wenn sie sich abkehren, dann greift sie und tötet sie, wo immer ihr sie findet, und nehmt euch niemanden von ihnen zum Freund oder Helfer' (4,89).
Auch Muhammad habe sich für die Todesstrafe ausgesprochen: 'Wer seine Religion wechselt, den tötet' (bei Bukhari). Und: 'Das Blut eines Muslims ist nur in drei Fällen freigegeben: bei Apostasie nach dem Glauben, bei Unzucht nach legitimer Eheschließung und bei einem nicht als Blutrache verübten Mord' (bei Bukhari und Muslim). Es liegen auch sonst Berichte vor, die bestätigen, dass Muhammad für den Abfall vom Glauben die Todesstrafe festgesetzt hat. Auch nach seinem Tod wurde diese Vorschrift angewandt, vornehmlich im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die arabischen Stämme, die sich vom Islam abgewandt hatten (im so genannten Ridda-Krieg), und auch danach unter dem Khalifen 'Umar.
So sind sich die Rechtsgelehrten aller Schulen in ihrer Mehrheit bislang über das Strafmaß für die Apostasie einig: die Todesstrafe."


(Khoury, Adel Th. Der Koran—erschlossen und kommentiert. Düsseldorf: Patmos, 2005. S. 227+304f.)
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