Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Für Artikel, Video- oder Audiomaterialien, die im Zusammenhang mit der Thematik der Brights-Bewegung stehen.

Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon Myron » Di 4. Mai 2010, 18:24

"Der Mensch gibt sich moralische Normen - das unterscheidet ihn vom Tier. Über den Ursprung der Moral streiten Philosophen, Psychologen und Theologen schon länger. Ein US-Forscher erklärt ethisches Verhalten nun zum Nebenprodukt der Evolution."

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 53,00.html
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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon stine » Mi 5. Mai 2010, 07:05

Entsprechend schnell könnten sich diese Normen auch ändern, wie der Umgang mit Scheidungen, Marihuana-Konsum oder Homosexualität in der heutigen Gesellschaft zeige. Auch Rauchen sei inzwischen verpönt - zumindest in den USA.

Wenn etwa der Nachwuchs aller von wenigen Mitgliedern der Sippe versorgt wird, können mehr Mütter jagen gehen und so mehr Futter bringen.

Eine biegsame und anschmiegsame Moral, ist das überhaupt noch eine?
Warum sagen wir nicht einfach Evolution erlaubt keine starren Regeln?
Moral ist die jeweils beste Gestaltung des Zusammenlebens innerhalb einer Zeitspanne.

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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon Zappa » Mi 5. Mai 2010, 17:54

stine hat geschrieben:Moral ist die jeweils beste Gestaltung des Zusammenlebens innerhalb einer Zeitspanne.


Na, das ist doch auch eine sehr biegsame Definition ...
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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon stine » Mi 5. Mai 2010, 19:46

Eben.
Warum spricht man dann überhaupt über Moral, wenn sie sich dem gesellschaftlichen Leben unterwerfen muss?
Prinzipien haben ist was anderes.

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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon ganimed » Mi 5. Mai 2010, 20:32

Da ist man wohl wieder beim recht alten Thema, ob es feststehende Prinzipien der Moral gibt. Das wird, soweit ich das als Laie überblicke, von den meisten Philosophen seit Hume (18. Jhd) verneint (z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Eine_Untersuchung_%C3%BCber_die_Prinzipien_der_Moral).

Selbst der kategorische Imperativ von Kant ist nur universell, also für alle gültig, aber sehr wohl änderbar. Wenn sich alle oder einige ändern, kann das im Verlauf einer Gesellschaftsentwicklung zu ganz neuen Ergebnissen führen.

Die feststehende Moral der Kirche schwimmt da eher gegen den Strom der Erkenntnis. Feststehend weil von oben offenbart, das klingt im Angesicht der rapiden Änderungen in der Moderne doch wenig überzeugend.

Ich schwimme mit dem Strom (meine Beintechnik ist zu schlecht für Alleingänge) und halte es mit der Gummimoral der Utilitaristen. Moral muss sich dem gesellschaftlichen Leben unterwerfen. Und feststehende Prinzipien sind meistens keine guten Ideen.
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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon Zappa » Mi 5. Mai 2010, 20:35

Als Beantworter lass ich hier mal jemanden anders einspringen:



Moral ist auch für mich nichts ewiges, metaphysisches, gesetztes, sondern darf, kann und soll immer wieder ausdiskutiert werden. Moral ist - gesellschaftlich/historisch/politisch - relativ.
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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon stine » Do 6. Mai 2010, 06:52

Angepasste Moral: PNDV

Wer Prinzipien über Bord schmeisst und Moral bedarfsgerecht erweitert, braucht sich keine Sorgen mehr machen.
Das "sexfähige" Alter kann man ja dann auch "bedarfsgerecht" nach unten setzen. :(

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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon Zappa » Do 6. Mai 2010, 16:44

stine hat geschrieben:Wer Prinzipien über Bord schmeisst und Moral bedarfsgerecht erweitert, braucht sich keine Sorgen mehr machen.


Das Problem ist doch wo die Prinzipien herkommen, wie sie begründet werden und wer sie festsetzt. Der Glaube deine Prinzipien seien irgendwie festgesetzt und nicht diskutabel und damit "sicher" ist doch allenfalls naiv. Die moralischen Regeln müssen halt im gesellschaftlichen Konsens festgelegt werden und da taugt der liebe Gott als Begründung schon lange nicht mehr (zum Glück). Und eine Moral über die diskutiert wird ist allemal besser als eine, die von wem auch immer festgelegt wird.

Pädophile hat es schon immer gegeben auch hier und da mal welche, die Ihre moralischen Prinzipien offensiv vertreten haben. Davon geht die Welt nicht unter. Die Wahrscheinlichkeit, dass aus dieser Außenseiterposition ein Konsens wird, würde ich derzeit als sehr gering ansehen.
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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon stine » Fr 7. Mai 2010, 06:32

Zappa hat geschrieben:... dass aus dieser Außenseiterposition ein Konsens wird, würde ich derzeit als sehr gering ansehen.
Es haben sich schon ganz andere Aussenseiterpositionen Recht verschafft. Da wäre ich mir also gar nicht sicher.

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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon Dissidenkt » Sa 8. Mai 2010, 11:32

Myron hat geschrieben:"Der Mensch gibt sich moralische Normen - das unterscheidet ihn vom Tier."
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 53,00.html


Moralische Normen sehe ich als unabdingbares Produkt einer Bewusstsein-habenden Zivilisation.
Kooperation benötigt Regeln. Individuen arbeite nämlich nur mit anderen - potentiell gefährlichen -Individuen kooperativ, wenn beide daraus einen Vorteil haben und beide auf einen gemeinsamen Codex vertrauen können.

Kommt es zu dieser Kooperation, in der das Individuum bereit ist, für diesen gemeinsamen Codex mit dem Leben einzustehen, ist die betreffende Gesellschaft anderen Gesellschaften bei weitem überlegen.
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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon xander1 » Di 11. Mai 2010, 05:42

Dissidenkt hat geschrieben:Moralische Normen sehe ich als unabdingbares Produkt einer Bewusstsein-habenden Zivilisation.

Das würde ja bedeuten, dass Bewusstsein und Gruppenbildung bzw Rudelbildung zu moralischen Normen führt.

Ich denke, dass Wölfe ein Bewusstsein haben und sie leben in Rudeln. Haben aber Wölfe Moral? Naja sie haben ein Alphatier. Wenn das unterordnen unter eine Autorität Moral ist, dann haben sie Moral. Normen haben Wolfsrudel mit hoher Wahrscheinlichkeit, die nicht nur für die Autorität gelten, aber ob man das schon Moral nennen kann, kann ich nicht sagen. Aber ich halte es für sehr wahrscheinlich dass Wolfrudel eine Moral haben, da sie zusammen jagen.

Ich denke nicht, dass Moral erst mit der Fürsorge der Mutter für ein Kind aufgekommen ist, wie das mal ein Evolutionsbiologe im TV erzählt hat. Das könnte vielleicht der Auslöser gewesen sein, nicht aber der Grund warum sich dieses Prinzip gehalten hat.
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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon Dissidenkt » Di 11. Mai 2010, 17:56

xander1 hat geschrieben:Aber ich halte es für sehr wahrscheinlich dass Wolfrudel eine Moral haben, da sie zusammen jagen.


Sie haben jedenfalls einen Verhaltenscodex. Ein im Kampf unterlegener Wolf hält zB dem Alphatier die Kehle hin, um seine Unterwürfigkeit zu bezeugen. Dieser lässt ihn daraufhin am Leben, anstatt diesen Konkurrenten zu beseitigen. Anders könnte ein Rudel auch nicht funktionieren. Projiziert auf Menschen, kann man durchaus von Moral sprechen.
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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon xander1 » Mi 12. Mai 2010, 16:12

Nur beim Menschen ergibt sich die Moral nicht mehr aus dem Recht des stärkeren, sondern der stärkeren. Und wenn es eine Mehrheit an Schwachen gibt, die zusammen stark sind, dann gilt eben diese Moral. So kam die Sklavenmoral, die im Christentum aufkam.

Zum obigen:
Aber dann müssen Wölfe auch eine Moral haben, dass der Stärkere auch der einzige ist der sich paaren darf. In der Feudalgesellschaft gab es auch ein Recht auf die erste Nacht. Ich frage mich aus welcher moralischen Perspektive die Bauern das gesehen haben. Gibt es unter Menschen eine Moral, dass die aus dem individuellem Auge Schwächeren sich zugunsten Stärkere nicht paaren sollen? Ich denke nicht. Aber könnte das ein Mal der Fall gewesen sein irgendwann?
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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon ganimed » Do 13. Mai 2010, 11:26

xander1 hat geschrieben:In der Feudalgesellschaft gab es auch ein Recht auf die erste Nacht.

Das hatte ich bisher noch nicht gehört und, neugierig geworden, habe ich zumindest bei Wikipedia nachgelesen. Dort ist man sich nicht absolut einig, der Artikel ist in der Diskussion, aber es scheint doch eher darauf hinauszulaufen, dass dieses Recht nur Fiktion war (man sprach darüber als Überspitzung der wirklich geltenden Abgaberegelungen) und nicht wirklich existiert hat.

xander1 hat geschrieben:Gibt es unter Menschen eine Moral, dass die aus dem individuellem Auge Schwächeren sich zugunsten Stärkere nicht paaren sollen? Ich denke nicht. Aber könnte das ein Mal der Fall gewesen sein irgendwann?

Irgendwann und irgendwo kann sicher vieles mal der Fall gewesen sein. Aber ich würde vermuten, dass sich die Stärkeren doch in der Regel damit zufrieden gaben, ihre eigenen Paarungsvorlieben sicherzustellen. Kaum vorstellbar, dass ein Herrscher jemals so unersättlich gewesen wäre und alle Frauen für sich hätte haben wollen. Die Rosinen rauspicken ja, und ansonsten leben und leben lassen.

Wikipedia sagt zur Moral:
    "Moral bezeichnet meist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen, sofern diese wiederkehren und sozial anerkannt und erwartet werden."

Bei Tieren nennt man es nicht Moral. Ich nehme an, aus Gewohnheit. Aber ich sehe da eigentlich auch keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Mensch und Tier.
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Re: Ursprung des Guten: Die Moral als Nebenprodukt der Evolution

Beitragvon Bionic » Sa 29. Mai 2010, 22:29

Myron hat geschrieben:Ein US-Forscher erklärt ethisches Verhalten nun zum Nebenprodukt der Evolution.

Bestimmte Regeln musste es ja geben, sonst hätte sich der Mensch schon längst ausgerottet..
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