Stimmt: Küng, Ranke-Heinemann, Drewermann & Co. schreiben schon seit Jahrzehnten. Und da der gesellschaftliche Einfluß der Kirchen immer weiter schwindet, können die Kirchen kritische Veröffentlichungen nicht mehr unterbinden bzw. unliebsame Literatur auf den "Index" setzen. Okay, sie können schon, nur interessiert das heute keinen mehr. Das war vor 60 Jahren noch anders gewesen.
Gleichzeitig wächst auch bei den Kirchenmitgliedern die Bereitschaft, kirchenkritische Literatur zu lesen, deshalb haben die Bücher der o.g. Theologen hohe Auflagen. Das ist für viele ein erster Schritt, sich vom Dogma der von Jesus persönlich gestifteten Kirche mit ihren unfehlbaren "Würdenträgern" zu verabschieden - bei mir war das zumindest so.
Mich persönlich langweilen die meisten kirchenkritischen Zeitschriften-Artikel. Was z.B. Spiegel und Stern in regelmäßigen Abständen bringen, ist meist kalter Kaffee, den man wieder aufkocht. Die schreiben nichts revolutionär neues. Aber die Artikel werden ja auch von Leuten gelesen, die sich weniger intensiv mit Theologie und Kirchengeschichte auseinandergesetzt haben - von daher habe ich nichts dagegen, was die schreiben.
Wer's noch ein bißchen intensiver mag, kann einen Blick ins Publik-Forum werfen. Das ist die "Zeitung kritischer Christen", die sind von den Kirchen völlig unabhängig und schreiben, was sie für richtig halten. Komischerweise träumen die meisten "kritischen Christen" von einer Reform der Kirchen, d.h. mehr Weltoffenheit, Demokratie, Gleichheit, Menschenrechte etc. - und lassen sich seit Jahrzehnten billig vertrösten. Ich verfolge die Entwicklung dieser kritischen Bewegung seit 20 Jahren mit - geändert hat sich nichts. Gar nichts. Und es ist auch nicht erkennbar, daß sich in den nächsten 20 Jahren irgendwas bewegen wird. Auch auf dem Mannheimer Katholikentag wurden wirder Forderungen des Kirchenvolkes laut - und die Bischöfe winken lächelnd ab. Schließlich müssen sie kaum befürchten, daß ihre Schäfchen die Herde verlassen... die aktiven Kritiker bleiben und hoffen weiterhin -vergeblich- auf Veränderungen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann hoffen sie noch morgen. Oder gehen irgendwann doch?