ujmp hat geschrieben:Die Frage ist, wie gut ein Navigator funktioniert, relativ zu anderen.
Das ist mir bewusst, Du hattest es ja einige Mal erwähnt. Dein Kriterium für die Güte war die Übereinstimmung mit der Realität, was ich insofern für schwierig halte, als Aussagen über „die Realität“ ein mindestens gewagtes Terrain sind. „Es regnet“ ist sicher eine Aussage über die Realität, die vergleichsweise unstrittig ist, nur kommt man über Alltägliches so erst einmal nicht hinaus.
Darum formuliertest Du bescheidener, was ja in Ordnung ist, etwa so wie hier, im Sinne der kurzfristigen Lebensziele:
ujmp hat geschrieben:Wenn du kein Ziel hast und damit keine Erwartungen, dann kannst du irgend ein Ding hernehmen, bei dem sich der Zeiger zufällig im Kreise dreht. Ein echter Kompass ist dir dann gleichviel Wert wie eine Wünschelrute. Wenn du aber ein Ziel hast und der Kompass hilft dir es zu erreichen, dann nutzt du ihn auch, und eben dieser Nutzen ist sein Funktionieren.
Ja. Dem stimme ich ausdrücklich zu.
Wenn ich eine Regal aus dem Baumarkt aufstellen will, brauche ich eine Imbusschlüsseln, einen Hammer und möglichst keine zwei linken Hände. Will ich Nudeln kochen, Salzwasser, am besten 1 Liter pro 100 Gramm Nudeln.
Nun mein quälendes Szenario: Will ich glücklich werden, Hoffnung haben (stines Frage) oder mich gut fühlen, so ist das m.E. kein verwerfliches Ziel.
Ich glaube, dass man hier vollkommen unideologisch und pragmatisch vorgehen kann und das sogar gedeckt ist durch wissenschaftliche Untersuchungen.
Man muss halt nur schauen welches Ziel man vor Augen hat. Es ist ja nicht so, dass man im Zusammenhang mit Religion und Esoterik nichts untersucht hätte, nur ist das Ergebnis eben nicht, dass Religion oder Esoterik von A bis Z schlecht wären, in allem unterlegen und überhaupt keinen Sinn hätten.
Tatsächlich ist das Ergebnis wesentlich heterogener als Du es vielleicht wahr haben möchtest. Aber es hängt eben davon ab, welches Ziel man hat. Und es ist auch im Rahmen der Psychologie an der Tagesordnung sich „umzuprogrammieren“, um das mal lieblos, aber in dem Fall fast zutreffend, zu sagen. Mit vergleichsweise simplen verhaltenstherapeutischen Tricks, hat man erreicht, dass (im Test) maximal unglückliche Menschen normal glücklich wurden. Damit baut man kein Auto, aber darum geht es in dem Fall auch nicht.
David Servan-Schreiber hat in dem Buch „Die Neue Medizin der Emotionen“ einige wissenschaftlich gut gesicherte, aber unbekannte Verfahren dargestellt, wie bspw. das Kohärenztraining, was ziemlich „esoterisch“ ist. Kurz gesagt, man trainiert gute Stimmung, was einen deutlichen Effekt hat, und vor allem schwer Herzkranken fast wahre Wunder wirkt.
Dan Goleman schrieb in „Dialog mit dem Dalai Lama“, in dem es um ein Treffen westlicher Spitzenwissenschaftler mit östlichen Spitzenbuddhisten ging, dass Mönche, die fest in buddhistischer Praxis verwurzelt sind, tatsächlich einen Schlüssel zum Glück in den Händen halten. Lama Özel wurde der Mönch genannt, den man da durchgemessen hat. Er hatte der Vorteil, dass er diverse Meditationstechniken präzise beherrschte und so sagen konnte was genau er gerade macht.
Es gibt weitere Literatur mit Tests, Wilber, Engler, Brown „Psychologie der Befreiung“ in der verschieden erfahrene Meditierende Tests psychologsichen Tests unterzogen werden, Du kannst in Schnabel „Die Vermessung des Glaubens“ nachlesen, für was der Glaube taugt und für was nicht.
Du kannst Dir die Ergebnisse der Placebofoschung (die auch bei Schnabel zu finden sind) anschauen und ganz sicher gibt es noch Dutzende weitere Bücher.
Das wäre die praktische Ebene.
Philosophischer kann man fragen, aus welchem Grund denn der Erkenntnis oder der Suche nach der Wahrheit, ein prinzipieller Vorrang vor dem Glück zuzugestehen ist. Dass die Suche nach dem Glück zwingend über die Wahrheit führt, ist nicht gesagt. Wie schon in meinem ersten Beitrag hier gesagt, man darf den Bogen nicht überspannen. Zu großen Weltenferne, ist sicher keine Lösung und muss zu Konflikten führen, aber eine solide Gewissheit, an die man in aller Aufrichtigkeit glauben kann, was immer die beinhaltet, warum sollte einem das nicht gelingen.
Und warum sollten schlechte Laune, belanglose Statistiken oder gar paranoide Evolutionsszenarien, die Welt als Schlachtfeld darstellen nun ausgerechnet der Realität entsprechen. Weil sich immer ein paar andere finden, die jeden Mist bestätigen?
ujmp hat geschrieben:Deine Äußerungen eigenen sich manchmal schlecht zur "Reflexion", weil man erstmal fertige Gedanken daraus machen muss.
Reflexion ist ein Schlendern durch eigene, innere Welten. Da sind Stichworte manchmal bessere Wegweiser als Landkarten im Detail. Denn wenn bereits feststeht, was bei der eigenen Reflexion herauszukommen hat, kann das nur noch Zwangsneurotiker erfreuen.