von Nanna » Mi 10. Jul 2013, 11:52
Kommt darauf an, in welchen Kreisen du dich bewegst. In den besseren Vierteln von Kairo kannst du als Atheist im Café sitzen und ziemlich offen sprechen, das stört da keinen. Ich habe auch sehr gläubige Muslime aus der Mittelschicht kennengelernt, die da mehr neugierig-interessiert drangingen. Deren einzige Frage/Sorge war dann meistens, ob ich denn "achlaq" hätte, also Sitte bzw. Moral. Und wenn ich denen erklärt habe, dass ich sehr interessiert an Philosophie bin und selbstverständlich einer Moral folgen würde, die mich insbesondere auch die Muslime respektieren lässt, war für die das Thema gegessen. Betrifft aber wie gesagt hauptsächlich die gebildete Schicht, wobei man auch einfache Leute treffen kann, die bei dem Thema nicht rumstressen.
Großes Aber: In unbekannter Gesellschaft bin ich konsequent jemand "der aus einer christlichen Familie kommt, aber nicht übermäßig religiös ist", um einen Mittelweg zwischen Notlüge und Wahrheit zu finden. Das wird meist akzeptiert. Religiös degenerierter Europäer halt, aber da bin ich ja das Problem der Christen. Auf offener Straße würde ich auch nichts auf den Atheismus bezügliches sagen und dass ich als Westler dort einen Sonderstatus genieße und Leute innerfamiliär ganz anderem Druck ausgesetzt sind, ist vollkommen klar. Ich will nur sagen: Es ist zum Glück nicht alles komplett schwarz-weiß da unten.