ganimed hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Warum machst du dein Wohlbefinden derart von der Existenz religiöser Menschen in unserem Land abhängig?
Da traust du mir zuviel zu. Ich habe mich und meine Psychologie gar nicht geplant und gebaut. Es ist wie es ist. Ich nehme aber auch nicht an, dass du das wirklich kannst. Dein Wohlbefinden von anderen Leuten, die du nicht magst aber denen du hin und wieder ausgesetzt bist, völlig entkoppeln zu können? Oder einfacher gefragt: du hast einen Weg gefunden, dich nie über deine Mitmenschen zu ärgern? Ich noch nicht.
Man kann sich bemühen. Meditationstechniken, Achtsamkeitsübungen, gewaltfreie Kommunikation, es gibt viele gute Ansätze. Man muss einfach nur anfangen, sich damit zu beschäftigen. 10% besser sein als bisher... du weißt schon.
ganimed hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:ganimed hat geschrieben:Lass uns bashen, sage ich. Solange wir in der Sache richtig zu liegen glauben und solange es uns danach besser geht, immer druff. Verbal natürlich nur.
Wie jetzt? Physische Gewalt ist doof, aber sagen, dass alle Muslime Faschisten sind und Juden kleine Kinder fressen richtet keinen Schaden an?
Lumen sagt das? Habe ich wohl überlesen.
Lumen wirft ausnahmslos jeden Gläubigen mit den Terroristen und Fundamentalisten in einen Topf. Ich arbeite gerade selber zu Salafisten in Ägypten und wenn du dir ansiehst, was es da für eine Vielfalt gibt, nicht nur an Gruppierungen, sondern auch an politischen und weltanschaulichen Positionen, schlackern dir die Ohren. Es macht keinerlei Sinn, da
nicht zu differenzieren, und es hilft auch niemandem weiter, pauschal auf alles, was nach Religion riecht, drauf zu hauen, denn abgesehen davon, dass es schlichtweg eine eklige moderne Form der Sippenhaft ist, ist genau das auch perfektes Propagandamaterial für die Fundamentalisten und ihre Zielgruppen.
ganimed hat geschrieben:Mit Bashing meine ich den Verzicht auf den Respekt, den andere möglicherweise einfordern. Also das Verweigern von Rücksicht auf religiöse Gefühle zum Beispiel, oder die Rücksicht auf Traditionen. Mit einem Wort: rücksichtsloser und brachialer sprechen, als meine gute Kinderstube das vorgesehen hätte.
Warum sollte das ein Wert an sich sein? Warum sollte irgendetwas Gutes davon kommen, Anderen den Respekt zu verweigern?
Erzähl mir nicht, dass du sozial und rhetorisch so minderbegabt bist, dass du nicht gleichzeitig respektvoll und kritisch sein kannst. Jeder deiner Beiträge zeigt, dass du genug Hirn dafür hast.
ganimed hat geschrieben:Weil es meiner eigenen psychischen Verfassung gut tut, glaube ich, und weil ich rational denke, dass insbesondere die Kirchen ihren Anspruch darauf, mit besonderer Rücksichtnahme behandelt zu werden, durch Dinge wie Skandale, ungerechtfertigte Privilegien und ungerechtfertigt viel Macht moralisch verwirkt haben.
Ich habe große Zweifel daran, dass das deiner psychischen Verfassung wirklich gut tut. Churchill meinte mal, dass sich noch niemand den Magen an bösen Worten verdorben hat, die er ungesagt hinuntergeschluckt hat, und der Mann hatte Recht, würde ich sagen.
Was die Kirchen und ihren Machtmissbrauch angeht, hat das a) nichts mit der persönlichen Religionsausübung eines beliebigen Gläubigen zu tun und gibt b) niemandem das Recht, pauschal gegen diese Gläubigen zu hetzen, so als wäre die alte Kirchgängerin Tante Erna Schuld daran, dass fünf Diözesen weiter ein Ministrant misshandelt wurde. Da verbal gegen alles loszuprügeln, was sich bei drei nicht hinter der Kirchbank geduckt hat und sich dabei an seiner eigenen Wortgewalt zu berauschen ist doch genauso Machtmissbrauch. Warum sollte ich etwas gutheißen, was dasselbe asoziale Verhalten in grün ist? Da finde ich lieber beide bescheuert, machtmissbrauchende Priester und größenwahnsinnige Religionsbasher.
ganimed hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:John Nash hatte aufgrund seiner Schizophrenie unsichtbare Freunde und über den hat man weder gelacht, noch ihm soziales Ansehen entzogen, noch zweifelt jemand daran, dass sein Nobelpreis verdient ist
Du bist sicher, dass nie jemand über ihn gelacht hat? Ich habe nur den Film gesehen und selbst den nicht mehr gut in Erinnerung. Wenn er Spott, Hohn und Geringschätzung von sich abwenden konnte, dann wohl vor allem durch seine überragenden wissenschaftlichen Leistungen. Ich verstehe dein Gegenbeispiel also nur als kleine Einschränkung. Jeder Gläubige, der an unsichtbare Freunde glaubt und sich von ihnen leiten lässt und KEIN Genie ist, würde demnach doch wieder verspottet und gering geschätzt. Also fast alle.
Ok, da kam der entscheidende Punkt nicht rüber: Man konnte den John Nash mit den Wahnvorstellungen sehen und den Wissenschaftler John Nash. Man konnte die Rollen trennen und musste die nicht die gesamte Person verdammen, weil einem
einer von vielen Faktoren seiner Persönlichkeit nicht zugesagt hat. Der Religions-Basher scheint dazu aber kaum in der Lage zu sein, für den ist die Dichotomie religiös-unreligiös entscheidend für die gesamte Einordnung von Mitmenschen. Dabei ist das in der Mehrzahl der sozialen Situationen und bei der Mehrzahl der Menschen ein Kriterium von viert-, fünft-, sechstrangiger Wichtigkeit.
ganimed hat geschrieben:Ich halte nur so und so viel mir unsinnig erscheinende Verhaltensweisen, Rituale und Äußerungen aus, danach muss ich mich zurückziehen und dunkle Gedanken schieben oder bashen oder eine Cola trinken (oder euch hier im Forum entsetzlich auf die Nerven gehen). Schmelzt mich ein und gießt mich neu, wenn das nicht genug ist für die Multikultigesellschaft. Ich kann's so ohne weiteres nicht ändern.
Es geht nicht darum, dass du zu allem Ja und Amen sagen sollst, davon würde man ja verrückt und krank. Nur, die Sache mit dem Respekt entziehen geht nicht an. Wenn du dich zurückziehst und dunkle Gedanken schiebst, schadet das schon mal niemand anderem, auch wenn es vielleicht nicht ideal ist für deine Psychohygiene. Zurückgezogen sein kann aber auch eine Chance sein, sich klar zu werden, ob man wirklich die Religiösen meint, oder nur ein paar von denen oder ob man vielleicht irgendwelche persönlichen Dinge an denen abarbeitet, was dann weder denen noch einem selbst was bringt.
Es ist übrigens in einer multikulturellen Gesellschaft immer konfliktreich, aber auch Konflikte kann man ja so und so austragen. An Broschüren darüber herrscht übrigens wirklich kein Mangel.