von Vollbreit » Di 11. Dez 2012, 10:08
Weiß ist ja auch kein einzelner Eindruck, sondern die Gesamtheit der Wellenlängen der Farben. Klappt auch. Magenta ist da das kleinere Problem.
Was muss nun passieren, um den Satz: „Der linke obere Punkt in ujmps Beitrag ist magenta“ wahr zu machen?
Zunächst mal müssen Menschen bestätigen, dass sie die Farbe identisch wahrnehmen und ihr den Begriff „magenta“ zuweisen. Damit das gegeben ist, muss der Kreis die Mischung aus den Farben blau und rot haben und alle müssen ihn ähnlich wahrnehmen („so in etwa wie pink“ könnte man näherungsweise sagen).
Dass wir das „magenta“ nennen und nicht etwa „pink“, ist eine Konvention.
Die Zuordnung diese Farbschattierung entspricht jenem Begriff ist etwas, was man lernen muss.
Es ist weder gott-, noch naturgegeben den linken Kreis „magenta“ zu nennen, sondern Training.
Tomaten sind rot, das T-Mobile Team hatte magentafarbene Trikots, das Licht auf Polizeiwagen ist blau, Schnee ist weiß. Und so weiter und so fort.
Damit man zuordnen kann, ist aber auch das vonnöten, was Kant beschreibt, man muss den ganzen Quatsch in sich sortiert kriegen.
Farbeindrücke und ihre Differenziertheit müssen erst gelernt werden. Kinder kennen rot und Schattierungen (aus dem Mutterleib), blau können sie am schwersten erkennen, die meisten Kinder gar nicht. (An dieser Stelle fände ich den Schlenker interessant, vielleicht liest Lumen ja mit, wie denn wohl archetypischen Farbzuordnungen in die Welt gekommen sind. Wir assoziieren mit dem Orangerot des Feuers oder des Glut oft das Gefühl von Geborgenheit und auch die Rottöne des Mutterleibes sind uns meistens angenehm… die frühe Assoziation von Wärme und Schutz, die dann zum Archetypus geronnen ist?)
Aber damit man das überhaupt trainieren kann, unterschiedliche Farben zu sehen und damit es einem später sogar gelingen kann, den Farbeindrücken Begriffe zuzuordnen, damit das Kind lernt, dass „Oh guck mal da: Schnee. Wie schön die Flocken fallen, wie herrlich weiß und sauber der ist.“ ein sinnvoller Satz ist, der sehr viele Informationen enthält, die man unterscheiden muss und kann, dazu braucht es eben die Einheit des Ich, die Kant beschreibt.
Die scheint es ja nun auch zu geben, die Daniel Stern nachweisen konnte, aber die Schwierigkeit liegt darin, dass wir nicht einfach ein Ich sind, sondern das Ich aus verschiedenen hierarchischen Komponenten besteht, einem angeborenen Ich, dass auf bestimmte Farb-, Bewegungs-, Wärme- und Hautreize und Gerüche reagiert, offenbar eine rudimentäres Konzept von sich und anderen, vor allem der Mutter, hat und stark auf emotionale Reize reagiert.
Das verbale Ich, wäre so ein weiterer Meilenstein, wobei wir andere wichtige Wegmarken nicht vergessen dürfen, wie die Fähigkeit Bilder im Bewusstsein zu behalten (Objektkonstanz).
Wenn man dann sich im Gewirr der begrifflichen Welt zurecht findet, die einen ja vom Beginn an umgibt, die anderen sprechen ja von Anfang an miteinander, kommt irgendwann dann noch das Rollenich zum Vorschein, später dann, bei einigen, das reflexive Ich.
Kant hat die Bedeutung des Ich klar erkannt, was er nicht erkannte, war dass Sprache diesem Ich, seinen späteren Formen ein Stück zur Geburt verhilft und es konstituiert.
Sprache selbst erschließt sich wiederum nicht atomar, sondern holistisch, wie Quine und Wittgenstein zeigten.