Das soll nur eine grobe Zusammenfassung des popperschen Kritischen Rationalismus darstellen - fehlt hier noch etwas wesentliches? Danke schonmal.
(Anmerkung: Ich begrenze mich nicht auf die erwähnten Auszüge)
Karl R. Popper und der kritische Rationalismus
Zusammenfassung der Auszüge aus „Logik der Forschung“, „Vermutungen und Widerlegungen, Teilband I“, „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde Band 2“ und „Objektive Erkenntnis“ zitiert in „Karl R. Popper: Wissenschaftlicher Fortschritt durch Falsifikation“ in „Zugänge zur Philosophie 2“; Cornelsen; S. 107 – 114
Als erstes muss man klar sagen, dass Popper eines nicht war: Positivist. Diese Vorwürfe seitens der deutschen Philosophie sind völlig verfehlt, denn der Engländer entwickelte seine Erkenntnistheorie – die man genauer als Wissenschaftstheorie ansehen sollte – gerade in der Abgrenzung zu den klassischen Positivisten. Die Grundannahme jener, dass allein Erfahrungsurteile Anspruch auf Gültigkeit hätten und alles andere nur spekulative Metaphysik sei, kritisiert Popper. Der Induktionsschluss vom Einzelnen, Vielen aufs Gesamte sei nicht möglich. Der Versuch der Positivisten alle Wissenschaft nur auf Erfahrungsschlüsse zurückzuführen ist demnach unmöglich und mit dem Untergang der Metaphysik geht auch die Naturwissenschaft zu Grunde.
Popper schlägt daher ein ganz anderes Konzept vor: An die Stelle der Induktion tritt die Deduktion und an die Stelle der Verifizierbarkeit die Falsifizierbarkeit. Wie jemand zu seinen Vermutungen kommt, interessierte den englischen Philosophen nicht, das gehöre zum Bereich der Erkenntnispsychologie nicht zur Erkenntnistheorie. Entscheidend seien aber die aus einer Hypothese logisch-deduktiv gewonnenen Schlüsse, die schlussendlich zu überprüfbaren Aussagen führt. Nach der Überprüfung dieser im Vergleich mit anderen Sätzen (z.b. auf Äquivalenz, Ableitbarkeit, Vereinbarkeit, Widerspruch u.ä.) ergebe sich eine Theorie, die Progonosen stelle, die durch empirische Überprüfung widerlegt werden könne. Erweist sich eine Vorhersage eines Systems als falsch, gelte das gesamte System als falsifiziert.
Das Kriterium für die Wissenschaftlichkeit einer Theorie ist nun nicht mehr die Verifizierbarkeit sondern die Falsifizierbarkeit. Während ersteres bei allgemeinen Sätzen eben wegen des Induktionsproblems nicht möglich sei, bedeutet letzteres nur, dass die gemachten Aussagen empirisch widerlegt – d. i. falsifziert - werden können. Im heutigen Sprachgebrauch nennt man dies die hypothetisch-deduktive Methode des kritischen Rationalismus. Rationalismus, weil die Theorien zunächst rational-logisch gewonnen werden, kritisch, weil sie keine Absolutheitsgarantie haben und empirisch widerlegbar sein müssen.
Damit wird das Konzept der wahren Theorien aufgegeben und nur noch von bewährten Theorien gesprochen, wenn eine Theorie eine Unzahl an Widerlerungsversuchen überstanden hat. Man könne zwar nie sicher sein, die Wahrheit gefunden zu haben, da man aber meist zwischen zwei Theorien die bessere leicht erkennen könne, sei eine immer weitergehende Annäherung an die Wahrheit möglich: „Auf unserer Suche nach der Wahrheit [haben wir] die wissenschaftliche Sicherheit durch den wissenschaftlichen Fortschritt ersetzt (...)“ (S. 112).
Am Rande sei hier erwähnt, dass der Engländer damit nicht nur eine Methode für die Wissenschaft vorschlagen wollte, sondern sogar meinte, hiermit das Handeln der Wissenschaftler zu beschreiben. Seine Wissenschaftstheorie hat also nicht nur normative, sondern auch deskriptive Ansprüche. Im zweiten Punkt wurde er mehrfach kritisiert, meiner Meinung nach gab es aber noch keine stichhaltigen Argumente gegen den kritischen Rationalismus.
Der Rest ist optional:
Im Kapitel „Pankritischer Rationalismus und Fallibilismus“ möchte ich noch einmal kurz darlegen, wie ich persönlich zu Poppers Philosophie stehe, vorher möchte ich aber noch einen kleinen Exkurs zum Münchhausentrillema machen, dass die Problematik der Letztbegründung noch einmal betont. Diese weitere Grundlage des kritischen Rationalismus wurde vielfach von Hans Albert ausgearbeitet, dem deutschen Potentaten des kritischen Rationalismus, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, eben jenen gegen Kritiker zu verteidigen.