von Jarl Gullkrølla » So 5. Jul 2009, 13:56
Vor kurzem unterhielt ich mich mit einem vollkommen asozialen und unangenehmen, neunmalklugen Historiker und er kamauf genau dieses Thema und hat, wie üblich, auch nur diese alte Leier gespielt, was michdazu verleitet zu vermuten, dass jeder, der soetwas sagt wie "der Mensch ist doch auch nur ein Tier", sich nie einen Gedanken darum gemacht hat, sondern es wohl irgendwie cool fand, sich dieser Meinung anzuschließen.
Es ist kein bloß grammtischer Dünkel dieses "nur" zu streichen. Wäre der Mensch n u r ein Tier, so gäbe es den Begriff Mensch nicht, da dann Mensch und Tier ja eines wären. Aber es ist wie mit jedem anderem vom bloßen Tiersein verschiedenem Tier, dass sie bestimmte Eigenschaften der - um ein wenig wie ein Informatiker zu reden - Klasse "Tier" innehaben, welche dies auch immer seien; sich das einzelne, konkrete Exemplar aber immer durch die Eigenschaften der jeweiligen bis zu ihm weiterführenden Unterklassen und der jeweiligen ausschließlich individuellen Egenschaften vom bloßen Tiersein entfernt. Kein konkretes Tier ist n u r Tier. Es gibt auch gar keinen Prototyp "Tier", um auch die semiotische Dimension von "Tier" durch die Protoypensemantik ein wenig anzudeuten. Es gibt kein kein e i n z e l n e s Realium zu "Tier". Jedes Individuum jeder Art ist immer mehr als Tier insofern es spezifische, von jener - nicht biologische Termini verwendend - Klasse unterschiedliche Eigenschaften innehat.
Die Philosophen sind, wie mir scheint, hier immer ein wenig unbeliebt, aber ich nenne trotzdem wieder einen; nämlich Kierkegård: der erste Mensch, den es je gab, war schon zu gänze Mensch, da der Beginn einer Spezies nicht durch eine Null belegt sein kann. K. spricht immer wieder vom Adam und die biblische Gestalt wird dadruch auch mit angesprochen; trotzdem istdamit "der erste Mensch" gemeint; und es ist nicht falsch, sich zu überlegen, inwiefern den nder erste Mensch sich von jeder anderen Spezies unterscheidet und inwiefern sich der erste Mensch von jedem anderen ihm folgenden Menschen unterscheidet. (Dies alles sei nachzulesen bei "Der Begriff Angst").
Jeder Mensch ist immer "Geschlecht" und "Individuum" zugleich; insofern ein einzelner Mensch zum "Geschlecht der Menschen" zugehörig ist, ist er auch dem Tier zugehörig. Aber jeder eiinzelne Mensch ist nicht n u r Geschlecht, sondern eben auch Individuum, was ihm vom bloßen Mensch-, Affe- , Tier- , Lebewesen- und Materiedasein unterscheidet. Natürlich ist der einzelne Mensch einerseits ein Zahl des Ganzen - andererseits aber eben immer Indiviuum, welches ihn zum mehr-als-nur-Menschsein erhebt; so wie der Papagei durch sein Leben zum mehr-als-nur-Papageisein sich erhebt. Geschichtlichlichkeit ist ein essentieller Aspekt diese Betrachtung.