Teh Asphyx hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Zumindest mir geht es um die allgemeine (mögliche) persönliche Freiheit, die sich mE aus diesen beiden Komponenten zusammensetzt:
1. Willensfreiheit (das, was ich will und entscheide, kommt aus mir, das tue ich, ist mein Ding, ich kann erkennen und abwägen, ist nicht im Gegensatz dazu ausschließlich von Dritten festgelegt, nur von Dritten manipuliert, z.B. durch Hypnose, Drogen, Gehirnwäsche oder dergleichen)
2. Handlungsfreiheit: ich kann tun, was ich will, das, für das ich mich letztlich entscheide
Wie erklärst Du Dir aber in einer deterministischen Welt das aus Dir Kommen? Du gehst davon aus, dass das gegeben ist, da sind wir uns auch einig, aber Du hast dafür, dass es dieses aus Dir kommen gibt, auch keine Erklärung vorgelegt, erst recht keine, die es erklärt, dass es mit einem Determinismus ohne weiteres vereinbar ist.
Teh Asphyx hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Mag sein, aber das wäre dann das Ende dieser Diskussion. Dein Bauchgefühl ist dann so, meines anders und das war es dann.
Nicht unbedingt, es kann auch sein, dass wir uns letztendlich nur irgendwo missverstehen. Solange sich in mir etwas widerstrebt, eine Ansicht anzunehmen, gehe ich davon aus, dass es Gründe gibt, die gilt es herauszufinden. Ich kann mich nicht einfach für etwas entscheiden, was zwar irgendwie schlüssig klingt, wo ich aber Widerstände habe. Das habe ich in der Vergangenheit ein paar Male gemacht und aus diesen Fehlern gelernt.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich bin eher für zivile Lösungen, aber dazu wie gesagt woanders mehr.
Teh Asphyx hat geschrieben:Wo aber kommt dann die Kontrolle des Subjekts über sich selbst her? Was ist der Ausgangspunkt dafür. Du setzt für Freiheit voraus, dass ein Subjekt sich selbst kontrollieren kann, das kann ich als Definition mal hinnehmen, aber worauf basiert diese Fähigkeit, sodass sie frei ist?
Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn der Wille kein eigenständiger Akteur sein kann, wer ist es? Oder wie ist es der Mensch als solches? Was gibt ihm die Fähigkeit, Subjekt zu sein? Es muss ja irgendeinen Ausgangspunkt geben.
Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn ich das richtig verstehe, müsste ein Inkompatibilist seinen Standpunkt ohne den „God’s point of view“ schlüssig darlegen können, damit der Kompatibilist überzeugt wäre, aber umgekehrt müsste der Kompatibilist dem Inkompatibilisten seinen Standpunkt vom „God’s point of view“ schlüssig erklären können?
Teh Asphyx hat geschrieben:Geht es dann nicht viel eher um die Streitfrage, inwieweit man mit einem „God’s point of view“ generell arbeiten kann und der Rest der Diskussion ist eigentlich überflüssig, weil er nicht aufzulösen ist?
Teh Asphyx hat geschrieben:Determinismus ist eine Tautologie, deswegen folgt daraus auch gar nichts, es schließt aber trotzdem theoretisch aus, dass etwas frei sein könnte [...]
Teh Asphyx hat geschrieben:Das mit den Strafen ist vielleicht unterschiedlich. Mir ist zumindest einiges zu Ohren gekommen, was nicht mehr feierlich war.
Teh Asphyx hat geschrieben:Also doch nicht determiniert und deswegen frei?
Teh Asphyx hat geschrieben:Das ist dann aber nur ein halber Determinismus, der nur bis zur Einstellung geht. Wo ist der Beweis dafür, dass es auch mit einem 100% Determinismus geht, der also auch die Entscheidung selbst determiniert? Wie kann man dann noch sagen, man hätte begründet entschieden?
Teh Asphyx hat geschrieben:Inwieweit entscheidet der Wille begründet?
Teh Asphyx hat geschrieben: Da fehlt mir der Zusammenhang, da kann ich auch sagen, dass wir, wenn wir 100% determiniert wären, einen freien Willen hätten, wenn Freiheit bedeutet, dass ich morgen früh zum Bäcker gehe und Brötchen hole. Okay, wenn das die Definition des freien Willens ist, klar. Aber inwieweit bringt uns das weiter? Das ist ja eben nicht die Freiheitsdefinition des Indeterministen. Vielleicht ist das der Punkt, wo man sich nicht einig werden kann?
Teh Asphyx hat geschrieben:Den Satz verstehe ich leider nicht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich verstehe einfach nicht, was Du da genau von mir willst, deswegen brauche ich konkretere Nachfragen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Gut, dann hast Du einen anderen Determinismusbegriff als die Inkompatibilisten. Denn das, was Du meinst (wo ich auch vollkommen zustimme) ist, dass die Naturgesetze den Handlungsrahmen bestimmen innerhalb dessen man frei ist.
Teh Asphyx hat geschrieben:Die Inkompatibilisten meinen, dass die Naturgesetze im Determinismus so stark bestimmen, dass es gar keinen Handlungsrahmen gibt, wo man von Freiheit sprechen könnte.
Ich würde Deinen Standpunkt aber nicht als Bestimmung, sondern als Grundlage bezeichnen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Das ist eine rationale Entscheidung. Frei ist der Wille für mich dann, wenn ich einfach wollen kann, ohne dass irgendwelche Gründe dazu führen, dass ich etwas bestimmtes will.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ich tu’s auch gerne noch mal: Es fehlt der Nachweis, dass Zufall oder Willkür den Willen freier machen. Das ist alles.
Doch, der ist da. Aber es macht den Menschen insgesamt nicht freier.
Vollbreit hat geschrieben:Ich muss auch nicht erklären, warum ich meine, dass der Zufall die Freiheit des Willens vergrößert, da ich diese Position nicht vertrete. In meinen Augen vergrößert der Zufall die Freiheit nicht, sondern wenn überhaupt schränkt er sie ein.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Hä? Nein ich bin ganz und gar nicht der Ansicht, jede Position sei gleichberechtigt, bspw. finde ich Deine, bezogen auf den freien Willen schlecht und zwar, weil Du sie nicht begründen kannst.
Und was, wenn ich mit meiner Position recht hätte, aber rhetorisch nicht so gut drauf wäre, sie Dir nahelegen zu können? Wenn jemand anders aber rhetorisch so gut wäre, dass er Dir begründen könnte, dass freier Wille ein Wildschwein ist (um mal was völlig absurdes zu nehmen), wäre seine Position dann deswegen wertvoller?
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich stelle Deine Position ja kaum in Frage, falls Du das noch nicht gemerkt hast. Ich stelle nur in Frage, mit welcher begrifflichen Strenge gearbeitet wird. Das ist das, was bei mir im übertragenden Sinne Bauchkrämpfe verursacht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Doch, ich.
Wenn ich was essen, bin ich satt. Wenn ich jemanden beleidige, ist er sauer auf mich.
Versuche das aber mal auszuweiten. Das sind ja bei weitem nicht die einzigen Konsequenzen bestimmter Handlungen, ab einer bestimmten Ebene (wann die eintritt schwankt äußerst stark) kann man eben nicht mehr alle Folgen einer Handlung nachvollziehen.
Teh Asphyx hat geschrieben: Das heißt nicht, dass man nicht versuchen sollte, ethisch zu handeln, aber man sollte sich auch nicht verrückt machen, wenn in China ein Orkan ausbricht nachdem man gerade zufällig in der richtigen Windrichtung einen hat fahren lassen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Andererseits sollte man sich zum Beispiel darüber im Klaren sein, dass unser Wohlstand Konsequenzen für Menschen in der dritten Welt hat (die dafür immer noch versklavt werden). Das Ganze ist ziemlich komplex und ich neige einfach aus Erfahrung dazu, eher skeptisch zu sein, was das Absehen der Konsequenzen angeht (wenn man nicht gerade auf einer völlig trivialen Ebene bleibt, aber ich glaube nicht, dass Du das ernsthaft möchtest).
Teh Asphyx hat geschrieben:Doch, wenn wir von Verantwortung sprechen, dann ist das sehr wohl das Thema. Auf der Basis Deiner Argumentation (also dass bestimmte Menschen dazu mehr in der Lage sind, Konsequenzen abzusehen als andere) wurden bis vor Kurzem Frauen noch nur an sehr wenigen Entscheidungen beteiligt, ebenso Menschen bestimmter Herkunft oder Hautfarbe und auch heute noch trifft das auf viele Menschengruppen zu, Kinder oder Senioren zum Beispiel auf jeweils eigene Art.
Teh Asphyx hat geschrieben:Okay, aber warum sollte das ein Kind zum Beispiel weniger können als ein beliebiger Erwachsener? Es gibt genug Erwachsene, die so erfahrungsresistent sind, dass sie überhaupt keinen Vorteil davon haben, mehr Jahre auf dem Buckel zu haben (und sie gelten dennoch als psychisch gesund und schuldfähig). Was also macht diese Fähigkeit dann aus? Woher kommt diese Fähigkeit?
Teh Asphyx hat geschrieben:Das kann ich verstehen, aber dann lass uns doch selbst überlegen. Wenn Du mir in diesem Punkt zustimmst und wenn wir annehmen, dass die Menschen nach dem uns bekannten Verständnis handeln, da aber irgendwas schief läuft, was könnte falsch sein an dem, was wir annehmen, was richtig ist? Okay, das hat in diesem Thread wahrlich nichts zu suchen, aber den Faden können wir ja woanders trotzdem aufnehmen. Trotzdem fänd ich es auch hier interessant zu wissen, was Deine persönliche Motivation ist, den freien Willen nach Deiner Definition als Wahr anzunehmen und was für Dich für Konsequenzen daraus folgen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Nicht so schnell.
Das Wesen welcher Demokratie? Es gibt unzählige Demokratiedefinitionen, in diesem Punkt sind sogar Nanna und ich uns mal einig.
Wer sagt, dass das mein erster Affekt war? Das unterstellst Du jetzt. Ich würde im Gegenteil sagen, dass „Rübe runter“ die Konsequenz einer Überlegung wäre, wenn ich keine andere Lösung sehen würde, meine Liebsten anders zu retten.
Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn ich in diesem Fall getötet hätte, hätte ich weder eine Strafe verdient, noch wäre diese in irgendeiner Form in erzieherischer Hinsicht nützlich (außer um noch mehr Angst vor der Justiz in mir zu produzieren).
Teh Asphyx hat geschrieben:Nehmen wir wieder den Fall, der Irre wäre Hitler und meine Liebsten eine jüdische Familie und ich hätte nur die Wahl, diese zu schützen, indem ich gegen das Gesetz verstoße und Hitler umbringe. Soll ich die Polizei rufen, weil ich mich sonst unethisch verhalte?
Teh Asphyx hat geschrieben:Das stimmt, klar. Dennoch sollte klar sein, dass es nicht nur Meinungen, sondern eben auch Fakten gibt und die lassen sich leider nunmal gut leugnen, wenn man irgendwelchen Gedankenkonstrukten anhängt.
Teh Asphyx hat geschrieben:Auch wenn ich Dich hier manchmal gerne etwas provoziere und manchmal auch scharf in meinen Formulierungen bin, sollst Du wissen, dass ich Dich als Diskussionspartner sehr schätze und Dich auch für einen sehr erkenntnisreichen Menschen halte. Es gibt nur so ein paar Sachen, wo ich denke, dass Du Dich vor bestimmten Gedanken sperrst (ich kann mir auch in etwa vorstellen warum und diese Vorstellung hat absolut nichts mit Herrschaft, Ideologie oder ähnliches zu tun, keine Sorge ).
AgentProvocateur hat geschrieben:Teh Asphyx hat geschrieben:Wo aber kommt dann die Kontrolle des Subjekts über sich selbst her?
Die kommt wie gesagt aus seiner Fähigkeit zur Erkenntnis und zur Reflexion, zur Abschätzung der Folgen möglicher zukünftiger Handlungen
AgentProvocateur hat geschrieben:Ich verstehe bloß immer noch nicht, was an Deiner Freiheit wünschenswert wäre. Mir wäre es unangenehm, ich wollte das gar nicht
AgentProvocateur hat geschrieben:Mir ist es viel lieber, in Deinem Sinne unfrei zu sein, dafür aber meine Entscheidungen und Handlungen unter Kontrolle zu haben.
AgentProvocateur hat geschrieben:Die kommt wie gesagt aus seiner Fähigkeit zur Erkenntnis und zur Reflexion, zur Abschätzung der Folgen möglicher zukünftiger Handlungen, (wobei, wie auch schon gesagt, es diese Fähigkeiten nicht selber hergestellt / erzeugt hat, die haben sich vielmehr - anfangs ohne jedes Zutun von ihm, [später mit seinem Zutun] - entwickelt).
AgentProvocateur hat geschrieben:Würde ich Dich jetzt z.B. sehr beleidigen, dann würdest Du mir das übelnehmen. Und nicht mehr weiter mit mir reden wollen. Da ich aber weiter mit Dir reden will, wäre das kontraproduktiv. (Nicht, dass ich nicht noch andere Gründe hätte, das nicht zu tun, aber ich beschränke mich mal auf einen rein egoistischen, um hier nicht noch die Egoismus-Debatte führen zu müssen).
AgentProvocateur hat geschrieben:Würde ich Dich aber beleidigen, dann könntest Du mir das berechtigt zuschreiben und mir übel nehmen, denn ich weiß, was ich tue; ich schreibe hier also nicht "frei" in Deinem Sinne, sondern unfrei, (aber frei in meinem Sinne), nämlich unter Abwägung der vorgestellten Konsequenzen, also abhängig von meinen Überlegungen, Meinungen, Ansichten, Vorlieben, Zielen etc. pp.
AgentProvocateur hat geschrieben:Ich verstehe bloß immer noch nicht, was an Deiner Freiheit wünschenswert wäre. Mir wäre es unangenehm, ich wollte das gar nicht, z.B. Dich zu beleidigen (oder plötzlich grundlos und rein zufällig meine Frau zu töten oder meinen Nachbarn oder irgend einen Passanten) ohne dass ich das irgendwie kontrollieren könnte. Ich würde mich dann unfrei fühlen, als Opfer des Zufalls, als Zuschauer in einem Geschehen, auf das ich keinen Einfluss hätte, als Unbeteiligter, als Marionette des Schicksals, als nicht verantwortlich dafür.
AgentProvocateur hat geschrieben:Mir ist es viel lieber, in Deinem Sinne unfrei zu sein, dafür aber meine Entscheidungen und Handlungen unter Kontrolle zu haben. Und nur dann, also nur, wenn ich unfrei in Deinem Sinne bin, (aber frei in meinem Sinne), fühle ich mich auch verantwortlich für meine Handlungen.
AgentProvocateur hat geschrieben:Nur Wesen sind eigenständige Akteure. Das müssen keine Menschen sein, können auch Tiere oder meinetwegen auch hypothetische Aliens oder Maschinen sein.
AgentProvocateur hat geschrieben:Nein, er schließt es eben nicht - auch nicht theoretisch - aus. Nicht per se, man benötigt also eine Begründung dafür. Eine reine petitio principii zählt nicht als Begründung.
AgentProvocateur hat geschrieben:Der Inkompatibilist kann zwar definieren, wie er will, z.B.: das Besitzen von zwei Armen schließt Freiheit aus. Er muss sich dann aber nicht wundern, wenn das nicht besonders überzeugend ist, neimanden vom Hocker reißt.
AgentProvocateur hat geschrieben:Mag sein, aber diese Diskussion können wir nur dann führen, wenn Du grundsätzlich bereit bist, mich (und damit auch andere Menschen), als verantwortungs- und rechenschaftsfähige Wesen anzuerkennen. Wenn nicht werde ich an der Stelle immer auf den meiner Ansicht nach hier enthaltenen performativen Selbstwiderspruch hinweisen.
Vollbreit hat geschrieben:Es geht nie um frei weil determiniert, sondern um frei trotz Determinismus.
Vollbreit hat geschrieben:Schau, ob Du nicht mehr entscheiden könntest, wenn alles determiniert wäre.
Es wäre determiniert, dass Du Dich so oder so entscheiden wirst, aber Du, wirst dennoch so entscheiden, wie Du es oft tust, auf der Basis guter Gründe.
Vollbreit hat geschrieben:Nicht der Wille entscheidet, wir entscheiden und zwar, wenn begründet, dann frei.
Vollbreit hat geschrieben:Die Definitio mit dem Bäcker ist halt nicht sehr brauchbar, darum würde die wohl zurückgewiesen.
Vollbreit hat geschrieben:Deine momentane Definition.
Der Wille ist frei, wenn …
Vollbreit hat geschrieben:Bezüglich dessen was Determinismus ist, habe ich keinen sonderlichen Dissens in letzter Zeit erlebt.
Vollbreit hat geschrieben:Teh Asphyx hat geschrieben:Die Inkompatibilisten meinen, dass die Naturgesetze im Determinismus so stark bestimmen, dass es gar keinen Handlungsrahmen gibt, wo man von Freiheit sprechen könnte.
Ich würde Deinen Standpunkt aber nicht als Bestimmung, sondern als Grundlage bezeichnen.
Die Inkompatibilsten, das sind Libertarier und harte Deterministen, die einen meinen, es gäbe völlige Freiheit, die andere es gäbe überhaupt keine. Einig sind sie sich nur darin, dass für die Willensfreiheit und Determinismus inkompatibel sind.
Vollbreit hat geschrieben:Das wäre wieder Willkür. Ist ja auch in Ordnung, Du musst dann im nächsten Schritt nur darstellen, inwieweit diese Willkür Deine Freiheit vergrößert. In dem Beispiel mit der Krankheit habe ich darzustellen versucht warum ich Willkür als ungeeignet ansehe.
Vollbreit hat geschrieben:Genau. Es gibt, Willkür, Irrationalität und (vermutlich echten) Zufall in der Welt.
Und allesamt macht ihr Auftreten die Freiheit nicht größer.
Darum ist ein Begriff der Freiheit der mit Willkür und Zufall handelt, keiner, der brauchbar ist, die Begründung hast Du selbst geliefert.
Vollbreit hat geschrieben:Ach, seufz, dann meintest Du oben, dass der Nachweis da ist verstehe.
Aber hierzu: Nein, ich glaube, dass Unentschiedenheit auch kein guter Kandidat für Freiheit ist, allerdings auch kein ganz schlechter.
Vollbreit hat geschrieben:Er mutiert langsam in Unfreiheit, wenn keine Entscheidung folgt. Dann entscheiden andere Faktoren über einen, wenn wir beim Menschen bleiben und das ist dann wieder unfrei. Wenn man aber irgendwann selbst entscheidet, ist man doch wieder bei den Gründen.
Vollbreit hat geschrieben:Es geht doch nicht um rhetorische Spielchen.
Vollbreit hat geschrieben:Du kannst doch beliebig streng argumentieren, niemand hindert Dich.
Du bist in der Philosophie grenzenlos frei, Du musst Deinen Standpunkt nur rational nachvollziehbar darstellen. Das ist der Unterschied zur religiösen Offenbarung, da muss man seiner Vision vertrauen, oder dem, der behauptet eine gehabt zu haben.
Vollbreit hat geschrieben:Ich selbst bin da eher so gestrickt, das ich auf eine Bewusstseinsveränderung des Individuums an erster Stelle setze, wofür ich regelmäßig Haue bekomme, auch wenn beides natürlich ineinander übergeht.
Vollbreit hat geschrieben:Das habe ich nie als Problem sehen können.
Wenn es eben um rationale Argumente geht und nicht um Gewohnheiten oder Vorurteile, wie kann man dann überhaupt ganze Klassen von Menschen benachteiligen, Frauen, Farbige oder wen auch immer? Man müsste halt nachweisen, dass diese oder jene Einzelperson wirklich ungeeignet ist, aber warum nun alle deren Vorname mit A beginnt klüger oder dümmer sein sollten ist mir ohnehin unklar.
Vollbreit hat geschrieben:Die Antwort gibst Du doch zum Teil schon selbst: Lebenserfahrung. Klar gibt es lernresistente Erwachsene, aber auch das Gegenteil. Kinder können bestimmte Zusammenhänge noch nicht erfassen, da verweise ich stumpf auf die Entwicklungspsychologie und es fehlt ihnen an Lebenserfahrung, das ist nicht nichts.
Vollbreit hat geschrieben:Ganz einfach: Der Mensch hat die Möglichkeit zur Freiheit in sich, doch die meisten nutzen sie nicht.
Das liegt weniger an einem Mangel an Intelligenz, als an einem Mangel an Bildung oder sogar grundlegenderem wie Essen, Wasser, Schutz, körperliche Gesundheit.
Vollbreit hat geschrieben:Ein weiterer Faktor ist das Denken in vorgefassten Normen, zu dem ich eine stark ambivalente Einstellung habe. Einerseits sehe ich den Nutzen, Strukturierung, Resilienz, eine geistige Orientierung, andererseits geht das stark mit einem unaufgeklärten Denken einher, der Schatten ist eben diese postmodern zerfledderte egozentrische Beliebigkeit, in der auch der Begriff der Freiheit pervertiert ist, da kriegst Du meinetwegen auch Deine Konsumkritik untergebracht.
Vollbreit hat geschrieben:Kurz, Rationalität, gute Gründe für sein Denken und Handeln zu haben, ist ein Tor zur Freiheit, aber die meisten Menschen sind nicht sehr rational unterwegs und der Begriff der Rationalität war lange Zeit auch ein Synonym für sterile Rechenspiele und reichlich unsexy.
Ob Rationalität das Ende der Fahnenstange darstellt, da bin ich noch unsicher, das ist ein schwieriges Thema, ich persönlich sehe die Mystik als die erfolgreichere und entwickeltere Lebenshaltung an.
Vollbreit hat geschrieben:Ist ja wurscht, ich will Dich ja nicht kritisieren, sondern nur aufzeigen, dass Du innehalten und Dich anders entscheiden könntest, in welche Richtung nun auch immer.
Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn ich in diesem Fall getötet hätte, hätte ich weder eine Strafe verdient, noch wäre diese in irgendeiner Form in erzieherischer Hinsicht nützlich (außer um noch mehr Angst vor der Justiz in mir zu produzieren).
Vollbreit hat geschrieben:Doch, Du hättest Strafe verdient, um zu zeigen, dass Selbstjustiz nicht geht.
Vollbreit hat geschrieben:Du könntest aber sogar die Einstellung haben, dass Du einsiehst, dass Du Strafe verdient hast, es aber in Kauf nimmst.
Vollbreit hat geschrieben:Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn jemand meine Liebsten in seiner Gewalt hätte, ich kann nicht mit Gewissheit sagen, dass ein Täter bei mir vor Folter und Mord sicher wäre.
Vollbreit hat geschrieben:Allerdings kann ich einsehen, dass so ein Verhalten undemokratisch ist und ich nicht das Recht habe, für mich eine Ausnahme in Anspruch zu nehmen. Das ist halt ein bisschen blöd, wenn man sagt, eigentlich finde ich den Rechtsstaat ja gut, aber bitte nicht in meinem Fall.
Vollbreit hat geschrieben:Tyrannenmord wäre in meiner Welt erlaubt, ich hätte da keine Gewissensbisse.
Vollbreit hat geschrieben:Es gibt aber nicht nur Fakten (finde ich eh etwas problematisch, diese sogenannten Fakten), sondern eben auch logische Regeln, die finde ich ganz brauchbar.
Vollbreit hat geschrieben:Das Beispiel mit der Bahn hinkt ein wenig, weil man da ja tatsächlich keine Wahl hat.
Vollbreit hat geschrieben:Im kompatibilistischen Szenario hast Du aber eine echte Wahl.
Vollbreit hat geschrieben:Du willst in den Urlaub fahren, fährst auf eigene Faust mit dem Wagen, kommst an und siehst dann, dass Dein Lieblingshotel abgebrannt ist. Was würdest Du denken? Vielleicht auch sowas wie: „Verdammt, hätte ich das vorher gewusst“? Dann hättest Du Dich anders entscheiden können, so hast Du das aber nicht tun können, da Du es vorher nicht wusstest und dass Du die Information nicht vor Deiner Abreise bekommen hast, das war determiniert.
Nun stell Dir den umgekehrten Fall vor. Es ist determiniert, dass Du die Information einen Monat vor dem geplanten Urlaub bekommst. Nun hast Du die Information vorher und kannst sagen: „Ach, wie traurig, hoffentlich ist niemandem was passiert, aber da müssen wir wohl woanders hin.“
ganimed hat geschrieben:Ist die Frage nach dem freien Willen nicht teilweise analog zur Frage nach den auf Schienen fahrenden Lokomotiven? Es kommt mir so vor. Und es kommt mir so vor, als würde so eine Analogie vielleicht die Chance für einen neuen Blickwinkel in der an manchen Stellen festgefahrenen Diskussion bieten.
Also, die Schienen stellen den Determinismus dar. Die Weichen sind gestellt (ursächlich festgelegt). Bei gleicher Weichenkonfiguration (Ursachen) und Lok-Anfangsposition fährt die Lok immer den gleichen Weg (handelt der Mensch immer gleich). Die Lok selber hat aber durchaus den Eindruck, ein souveräner Agent zu sein (der Mensch unterliegt der Illusion des freien Willens), sie entscheidet sich oft für neue Fahrtrichtungen.
Teh Asphyx hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Die kommt wie gesagt aus seiner Fähigkeit zur Erkenntnis und zur Reflexion, zur Abschätzung der Folgen möglicher zukünftiger Handlungen [...]
Aber wie kommt diese Fähigkeit überhaupt zustande? Wie kann es sein, dass es Subjekte geben kann, die erkennen und reflektieren können? Dass es die gibt ist also auch nur ein Axiom (was absurderweise von vielen geleugnet wird, also die Subjektivität an sich).
Teh Asphyx hat geschrieben:Würdest Du mich denn eigentlich beleidigen wollen?
Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn Du mich beleidigen wolltest und Dich aus guten Gründen davon abhältst würde ich aber auch noch nicht von Unfreiheit sprechen, es sei denn, die Gründe würden Dir irgendwie aufgezwungen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn ich jetzt richtig verstanden habe, bist Du auch der Ansicht, dass der Mensch in der Lage ist, durch eigene Entscheidungen den Lauf der Dinge zu beeinflussen, richtig (ob wir das jetzt mit Hegel’scher Dialektik begründen wollen oder nicht ist egal)? Also dass der Mensch nicht nur determiniert, sondern auch Determinant ist?
Teh Asphyx hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Mir ist es viel lieber, in Deinem Sinne unfrei zu sein, dafür aber meine Entscheidungen und Handlungen unter Kontrolle zu haben. Und nur dann, also nur, wenn ich unfrei in Deinem Sinne bin, (aber frei in meinem Sinne), fühle ich mich auch verantwortlich für meine Handlungen.
Die Verantwortlichkeit würde ich trotzdem genauso wie die Freiheit niemals als absolut, sondern nur als eingegrenzt betrachten, weswegen zum Beispiel Strafe weiterhin für mich keinen Sinn ergibt (Beteiligung an Problemlösungen wäre eher was).
Teh Asphyx hat geschrieben:Die Definition des Inkompatibilisten schließt es eben aus, deswegen kann man da nicht weiter argumentieren.
Teh Asphyx hat geschrieben:Beim Inkompatibilisten steckt in der Definition aber noch etwas drin, was Du hier als Eigenschaft des Fatalismus bezeichnet hattest, was eben Freiheit ausschließt.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich finde folgende Kritik am harten Determinismus von Gerhard Roth vom bremer Pädagogikprofessor Freerk Huisken ziemlich treffend: http://www.fhuisken.de/hirn.htm Es wird natürlich hier mehr aus pädagogischer Sicht kritisiert, aber die Absurdität von Roths Determinismusbegriff in Bezug auf reale Folgen kommt dort auch zur Diskussion.
Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn Verantwortung heißt, dass ein Mensch in der Lage ist Lösungen für Probleme zu finden, dann ja. Wenn Verantwortung heißt, dass es richtig ist, einen Menschen, der einen Schaden verursacht hat, dafür zu strafen, dann nein. Ich könnte mir aber vorstellen, dass diese Sichtweise eher für den Kompatibilisten klargeht als für den Inkompatibilisten.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Es geht nie um frei weil determiniert, sondern um frei trotz Determinismus.
Das habe ich auf Seite 3 selbst gesagt und da hast Du mir widersprochen, jetzt siehst Du es auf einmal selbst so. Wenn das doch Deine Position ist, warum diskutieren wir dann? Ich ging jetzt die ganze Zeit davon aus, dass Du meinst, dass Determinismus erst Freiheit erzeugt und versuche Dir zu erklären, dass das Quatsch ist, weil Freiheit zwar trotz aber nicht wegen des Determinismus existieren kann.
Teh Asphyx hat geschrieben:Das kann ich ja nur, wenn ich eine Wahl habe. Aber die habe ich im Determinismus nicht (ich habe höchstens den Anschein einer Wahl). Deswegen gehört ja auch jeder, der meint, alles sei im Sinne des harten Deterministen determiniert und diese Erkenntnis hätte aber Folgen für das Handeln ins Tollhaus.
Teh Asphyx hat geschrieben:Ich weiß inzwischen worauf Du hinaus willst, aber Deine Formulierung ist so nicht triftig genug.
Teh Asphyx hat geschrieben:Weil Du Freiheit so definiert hast, in Ordnung, ja. Aber ist dann der Wille selbst frei? Bedenke, dass der Wille in den Weltbildern, aus denen der Begriff „freier Wille“ stammt, tatsächlich als Entität angesehen wurde und es solche Weltbilder immer noch gibt (auch wenn es Dir sicher genau wie AgentProvocateur schwer fallen wird, das selbst so zu sehen). Gehe davon aus, dass Dein Gegenüber den Willen so betrachtet und dafür Gründe hat (auch wenn Du diese nicht teilen kannst), wie erklärst Du ihm in diesem Zusammenhang, dass sein Wille frei ist, wenn er doch gleichzeitig kontrolliert wird?
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Die Definitio mit dem Bäcker ist halt nicht sehr brauchbar, darum würde die wohl zurückgewiesen.
Und Deine Definition des freien Willens eben auch nicht (vorausgesetzt jemand sieht den Willen als Entität oder meinetwegen auch als ideelles Holon, falls Dir das so leichter fällt).
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Deine momentane Definition.
Der Wille ist frei, wenn …
„Der Wille ist frei, wenn …“ kann ja nur dann ein sinnvoller Satzanfang sein, wenn der Wille ein „etwas“ ist, das frei sein kann.
…dass „Der Wille ist frei“ kein allgemein brauchbarer Satz ist, wenn nicht übereinstimmend definiert ist, was der Wille sein könnte….
Teh Asphyx hat geschrieben:Der Inkompatibilist geht bei seiner Determinismusdefinition davon aus, dass in einem absolut determinierten Universum ein Mensch nicht nach Gründen handeln kann.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Die Inkompatibilsten, das sind Libertarier und harte Deterministen, die einen meinen, es gäbe völlige Freiheit, die andere es gäbe überhaupt keine. Einig sind sie sich nur darin, dass für die Willensfreiheit und Determinismus inkompatibel sind.
Ja, weil beide sich über den Determinismusbegriff, wie ich ja hier schrieb, einig sind, nur uneinig darüber, ob die Welt determiniert ist oder nicht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Das wäre wieder Willkür. Ist ja auch in Ordnung, Du musst dann im nächsten Schritt nur darstellen, inwieweit diese Willkür Deine Freiheit vergrößert. In dem Beispiel mit der Krankheit habe ich darzustellen versucht warum ich Willkür als ungeeignet ansehe.
Nein, weil ich gar nicht sage, dass es meine Freiheit im Allgemeinen vergrößert, jedenfalls nicht allein (auf dialektische Weise kann es das schon, aber das ist eher nebensächlich).
Teh Asphyx hat geschrieben:Wie kommst Du immer vom Zufall auf Unentschiedenheit? Ein Zufallsgenerator trifft doch eine Entscheidung, eine zufällige, aber es ist eine Entscheidung. Da fehlt mir irgendwie der Zusammenhang, wäre schön, wenn Du mir das noch mal näher erläutern könntest.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Er mutiert langsam in Unfreiheit, wenn keine Entscheidung folgt. Dann entscheiden andere Faktoren über einen, wenn wir beim Menschen bleiben und das ist dann wieder unfrei. Wenn man aber irgendwann selbst entscheidet, ist man doch wieder bei den Gründen.
Aber wenn die Gründe über uns entscheiden, was macht uns dann damit freier?
Teh Asphyx hat geschrieben:Anders gefragt, wieso entscheidet einerseits der Zufall über mich, aber andererseits ich über Gründe?
Teh Asphyx hat geschrieben:Warum entscheide ich nicht über den Zufall oder die Gründe über mich?
Teh Asphyx hat geschrieben:Was macht für Dich genau aus, dass der Mensch einmal in der Position sitzen würde, dass über ihn entschieden wird, ein anderes mal aber nicht, obwohl doch gerade Determinismus bedeutet, dass von vornherein über alles entschieden ist, also auch über mich entschieden ist (und nicht ich nach Gründen entscheide)?
Teh Asphyx hat geschrieben:Was genau macht hier, dass ich entscheiden kann? Was befähigt mich dazu? Gründe alleine befähigen mich nicht zu entscheiden.
Teh Asphyx hat geschrieben: Ein Stein hat allen Grund auf den Boden zu fallen, wenn ich ihn loslasse, nachdem ich ihn in der Luft gehalten habe, trotzdem entscheidet er nicht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn Du jetzt sagst, dass die Freiheit die Grundlage dieser Fähigkeit ist, dann befindest Du Dich in einer Tautologie, weil Du andererseits die Freiheit darüber definierst, dass man eine Entscheidung nach Gründen treffen kann. Dafür musst Du ja eine Erklärung haben. Oder ist es ein reines Axiom? Warum ist dann aber das Axiom eines Willens in Form eines inneren Zufallsgenerators nicht genauso gültig?
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Es geht doch nicht um rhetorische Spielchen.
Muss ja auch nicht, aber es gibt einfach Menschen, die sich weniger gut ausdrücken können, trotzdem aber etwas wahres sagen und andere, die sich hervorragend artikulieren können und trotzdem den größten Mist behaupten. So wie Du schreibst, würdest Du der Aussage des zweiten mehr Wert beimessen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Das ist ein interessanter Punkt. Hier streiten sich auch die Gemüter, wenn es um „gelehrten Unsinn“ geht. Ich kann keinen Standpunkt für jeden rational nachvollziehbar darstellen, weil ich immer gewisse Grundkenntnisse voraussetzen muss (das einfachste Beispiel ist wohl, dass die Person meine Sprache sprechen muss).
Teh Asphyx hat geschrieben:Auch hier sind die Grenzen fließend, weswegen ja auch zum Beispiel Ken Wilber für manche ein Philosoph ist, für andere wiederum nicht die nötigen Kriterien erfüllt, um als solcher durchzugehen, das selbe gilt für viele Poststrukturalisten. In der Hinsicht bin ich mittlerweile deswegen auch wesentlich offener als früher. Ich gehe inzwischen immer zuerst von der Grundannahme aus, dass wenn jemand was sagt, er auch was bestimmtes damit sagen möchte und dass ich ruhig auch selbst eine Anstrengung unternehmen darf, zu versuchen, ihn zu verstehen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Das kannst Du jetzt so sehen, aber der Clou ist ja, dass es für den Großteil der Menschen rational war oder auch für viele immer noch ist. Und wer weiß, wie Du vor 100 Jahren rational über „Neger“ gedacht hättest.
Teh Asphyx hat geschrieben:Klar ist es nicht nichts, aber dennoch nichts, was allein quantitativ irgendeine Aussage machen könnte. Gerade wegen bestimmter Lebenserfahrung gibt es destruktives Verhalten.
[/quote]Teh Asphyx hat geschrieben:Mit der Entwicklungspsychologie wäre ich hier vorsichtig, weil sie voreingenommen ist (damit will ich sie nicht komplett abwerten, aber sie kann hier keine akzeptable Begründung liefern).
Teh Asphyx hat geschrieben:Das Problem ist, dass dem Menschen in unserer Gesellschaft eine Freiheit vorgegaukelt wird, die keine ist. Oder die nur für manche vielleicht eine Freiheit ist, was auch weniger damit zu tun hat, ob sie sie aus sich heraus nutzen als damit, in welcher Klasse sie geboren sind.
Teh Asphyx hat geschrieben:Hier hast Du einen eher sozialistischen Gedanken, den ich im Groben auch teile. Um überhaupt frei sein zu können, muss ein Mensch freien Zugang zu bestimmten Ressourcen haben, das betrifft sowohl Nahrung als auch Wissen, ebenso sind Freundschaften notwendig („soziales Netz“ klingt mir zu distanziert und trocken, warum nicht einfach sagen, dass Menschen sich auch mögen und nicht nur vernetzen können?).
Teh Asphyx hat geschrieben:Das ist schonmal ein Manko in unserer Gesellschaft, denn diesen freien Zugang haben nur die, die Eigentum haben und wer das hat, wird meistens nachwievor dadurch entschieden, in welche Klasse man hineingeboren wird.
Teh Asphyx hat geschrieben:Warum solltest Du dafür Denken in vorgefassten Normen brauchen?
Teh Asphyx hat geschrieben:Was Resilienz angeht, würde ich solches Denken sogar als hinderlich ansehen, denn eine Norm fühlt sich leichter gestört (vor allem, wenn sie nicht reflektiert sondern dogmatisch ist) als eine reflexive Einsicht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Und an was willst Du Dich wirklich sinnvoll geistig orientieren als an Deinen Mitmenschen/Mitlebewesen/Umständen, die hier und jetzt um Dich herum sind? Sich an irgendwelche dogmatischen Konstrukte zu orientieren ist da nicht wirklich sinnvoll. Sei einfach wach und bewusst und erlaube anderen, es ebenfalls zu sein und hab Vertrauen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Was bedeutet für Dich Mystik?
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ist ja wurscht, ich will Dich ja nicht kritisieren, sondern nur aufzeigen, dass Du innehalten und Dich anders entscheiden könntest, in welche Richtung nun auch immer.
Ja, aber was ändert das? Wenn der Irre tot ist, ist er tot. Daraus folgt an sich nichts.
Teh Asphyx hat geschrieben:Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn ich in diesem Fall getötet hätte, hätte ich weder eine Strafe verdient, noch wäre diese in irgendeiner Form in erzieherischer Hinsicht nützlich (außer um noch mehr Angst vor der Justiz in mir zu produzieren).Vollbreit hat geschrieben:Doch, Du hättest Strafe verdient, um zu zeigen, dass Selbstjustiz nicht geht.
Weil Du das nicht für mich schlüssig argumentieren kannst, findest Du, dass Gewalt gegen mich angewendet werden muss? Meinst Du das ernst?
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Du könntest aber sogar die Einstellung haben, dass Du einsiehst, dass Du Strafe verdient hast, es aber in Kauf nimmst.
Das ist was anderes, aber ich habe diese Einstellung nicht.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn jemand meine Liebsten in seiner Gewalt hätte, ich kann nicht mit Gewissheit sagen, dass ein Täter bei mir vor Folter und Mord sicher wäre.
Siehst Du, es ist vielleicht keine gute Tat, aber wenn es die einzige Tat ist, die Deine liebsten retten kann und Du sie deswegen umsetzt, dann kann es keine falsche Tat sein, weil Du gute Gründe hattest. Was sollte Strafe da ändern?
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Allerdings kann ich einsehen, dass so ein Verhalten undemokratisch ist und ich nicht das Recht habe, für mich eine Ausnahme in Anspruch zu nehmen. Das ist halt ein bisschen blöd, wenn man sagt, eigentlich finde ich den Rechtsstaat ja gut, aber bitte nicht in meinem Fall.
Ich nehme für mich ja keine Ausnahme in Anspruch. Ich kritisiere es im Ganzen und das aus sehr gutem Grund.
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Tyrannenmord wäre in meiner Welt erlaubt, ich hätte da keine Gewissensbisse.
Aber es wäre gegen geltendes Gesetz. Also hast Du Deiner Argumentation zufolge eine Strafe verdient. Was soll die nützen, wenn Du eh keine Gewissensbisse hast?
Teh Asphyx hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Im kompatibilistischen Szenario hast Du aber eine echte Wahl.
Deswegen würden hier viele eben nicht mehr von Determinismus sprechen.
Teh Asphyx hat geschrieben:Wenn [Hotelbrand –V.] nur das mit der Information determiniert war, okay. Aber es geht doch darum, dass alles determiniert wäre, da ist das Erhalten der Information sogar völlig irrelevant.
AgentProvocateur hat geschrieben:Nein, dieses Bild erscheint mir deswegen falsch, weil hierbei die Schienen vorher schon daliegen, die Schienen nichts mit der Lok zu tun haben, die Lok keinen Einfluss auf den Verlauf der Schienen hat.
AgentProvocateur hat geschrieben:Bild 1: ein Kompatibilist steht in einem Raum mit X Türen. […] Der Inkompatibilist sagt: "nein, Du bist nur frei, wenn Du auch alles das tun könntest, für das Du Dich nicht entscheidest".
AgentProvocateur hat geschrieben:Bild 2: "Ich bin Gott. Ich habe eine Welt geschaffen mit reflexionsfähigen und erkenntnisfähigen Wesen. Diese können Entscheidungen treffen und darauf basierend Handlungen ausführen.
AgentProvocateur hat geschrieben:Naja, da kann ich auch nur ziemlich schwammig sagen, dass das wohl anscheinend irgendwie evolutionär enstanden ist. Aber diese Frage: "wie ist das genau entstanden?" erscheint mir hier in diesem Zusammenhang eher unwichtig zu sein.
AgentProvocateur hat geschrieben:Anscheinend ist es aber doch so, dass wir Wesen sind, die zur Erkenntnis und zur Reflexion fähig sind. […] Ich kann z.B. auch nicht mit Logik die Logik widerlegen, das geht nicht, weil ich damit schon die Geltung der Logik voraussetze.
AgentProvocateur hat geschrieben:Das ist nun keineswegs ein "Axiom". (Oder alles ist ein Axiom, wie z.B.: "ich tippe gerade Zeichenfolgen auf meiner Tastatur ein". Aber wenn alles ein Axiom ist, dann ergibt der Begriff "Axiom" keinen Sinn mehr. Es wäre zwar ein bisschen interessant, wenn jemand behauptete, es wäre nur ein Axiom, dass ich gerade was eintippe, aber nicht besonders interessant. Nur interessant, wenn er das begründen könnte. Kann er aber mit Sicherheit nicht. Denn das ist kein Axiom, sondern ein Fakt.)
Es ist auch kein Axiom, dass ich ein Subjekt bin.
AgentProvocateur hat geschrieben:Naja, das mit dem Beleidigen war nur ein Beispiel, hat nichts mit uns und dem aktuellen Disput zu tun.
Ich kann Dich nicht beleidigen, wenn Du mir nicht zuerst einen guten Grund dafür lieferst. Und den hast Du bisher nicht geliefert, (und es ist schwer, den zu liefern, ich bin wenig empfindlich). Wenn das Unfreiheit bedeutet: ja, in dem Sinne bin ich dann unfrei. Empfinde und sehe das aber nicht als Unfreiheit, (würde es im Gegenteil als Unfreiheit empfinden und ansehen, wenn ich Dich jetzt grundlos beleidigen würde - so unterscheiden sich eben manchmal die Begriffe; für den einen ist Freiheit dies, er ist Inkompatibilist, für den anderen ist Freiheit jenes, er ist Kompatibilist).
AgentProvocateur hat geschrieben:Zu Deiner Frage: selbstverständlich (aus der Sicht eines Naturalisten) ist der Mensch / ein Subjekt / ein Akteur nicht nur determiniert, sondern auch Determinant. Das folgt unweigerlich aus folgenden zwei Annahmen:
1. Die Welt (alles in der Welt) ist komplett (stark / streng / absolut) determiniert (wie gesagt, diese Annahme setzen wir nur hypothetisch, wir fragen: "was wäre, wenn so?")
2. Ein Mensch / ein Subjekt / ein Akteur ist Teil dieser Welt
AgentProvocateur hat geschrieben:Und deswegen ist auch das Bild von ganimed mit der Lok, die selber kein Determinant ist, die keinen Einluss hat, sondern sich nur nach den gegeben Umständen richten muss, den vorher gelegten, nicht beeinflussbaren Schienen, falsch. Dieses Bild kann nur jemand haben, der meint, Menschen / Subjekte / Akteure seien nicht Teil der Welt, seien irgenwie etwas außerhalb der Welt Stehendes.
Aber ein Naturalist kann so etwas grundsätzlich nicht meinen, denn für einen Naturalisten gibt es gar nichts außerhalb der Welt Stehendes, für einen Naturalisten ist alles, was existiert, Teil der Welt. (Und ich bin Naturalist.)
AgentProvocateur hat geschrieben:Ja, so sehe ich das auch. Niemand ist zu 100% frei und niemand ist zu 100% verantwortlich für etwas. […] Und diese Emotionen gänzlich unterdrücken zu wollen wäre mE erstens falsch und zweitens geht das auch gar nicht.)
AgentProvocateur hat geschrieben:Nun ja, man kann auch Definitionen daraufhin abklopfen, ob sie plausibel, mehrheitsfähig, anerkennenswert sind. Es kann nicht jeder beliebig definieren - falls er gleichzeitig möchte, dass diese Definition von anderen (vielen) anerkannt werden soll. Falls ihm das aber gleichgültig ist, dann kann er das machen. Nur wird das dann keine Sau interessieren.
AgentProvocateur hat geschrieben:Aus Determinismus folgt aber nicht Fatalismus. Und einen Inkompatibilisten, der das dennoch unbegründet meint, kann ich nicht ernst nehmen.
AgentProvocateur hat geschrieben:Den Text von Huisken kenne ich und finde ich großartig. Ich mag Polemik, wenn sie richtig angewendet wird und ich finde, Huisken hat die Ansicht von Roth hier gnadenlos analysiert und in Einzelteile zerlegt, die nicht mehr zusammenzusetzen sind.
Aber dennoch zwei Anmerkungen: erstens ist der Text relativ alt, er bezieht sich auf einen Roth von vor einigen Jahren, der aber inzwischen - soweit ich weiß - seine Meinung ziemlich grundlegend geändert hat.
AgentProvocateur hat geschrieben:Und zweitens, mal etwas Grundsätzlicher bezüglich der harten Deterministen: […]
Aber dennoch darf man den harten Deterministen nicht etwas unterstellen, was sie gar nicht vertreten.
AgentProvocateur hat geschrieben:Ich möchte nun nochmal den hier meiner Ansicht nach wesentlichen Punkt hervorheben: (einige / viele) Inkompatibilisten scheinen aus einem mir nicht einsichtigen Grunde zu meinen, dass Determinismus bedeuten müsse, dass Menschen / Personen / Subjekte / Akteure keine Determinanten seien, sondern nur machtlose außerhalb der Welt stehende Dinge / Entitäten, die selber keinerlei keinen Einfluss auf die Welt haben könnten.
AgentProvocateur hat geschrieben:Sie scheinen zu meinen, in einer determinierten Welt könnten überhaupt keine Personen / Subjekte / Akteure entstehen.
AgentProvocateur hat geschrieben:Aber diese Ansicht ist meiner Meinung nach falsch, zumindest aber per se erst mal wenig einsichtig: wenn alles Teil der Welt ist, dann auch Personen. Und dann ist es auch folgerichtig, anzunehmen, dass Personen einen kausalen Einfluss auf die Welt haben. Indeterministen scheinen irgendwie Personen als einen cartesischen Homunkulus zu sehen, als Dinge / Entitäten, die zusätzlich zur eigentlichen Welt außerhalb dieser existieren würden, aber ohne Einflussmöglichkeit auf die Welt, als reine unbeteiligte Zuschauer eines Geschehens, das außerhalb von ihnen einfach so abläuft.
AgentProvocateur hat geschrieben:Nun gut, wäre dem so, dann hätten sie mit ihrer Ansicht recht, dass es keine Freiheit gäbe, denn ein unbeteiligter Zuschauer eines Geschehens ohne Einflussmöglichkeit kann voraussetzungsgemäß nichts tun, das Geschehen nicht beeinflussen, ist machtlos und somit (auch nach meinem Verständnis) unfrei. Jedoch: das wäre dann keine naturalistische Ansicht mehr, denn nach Ansicht eines Naturalisten gibt es eben keine solche zusätzlichen, außerhalb der eigentlichen Welt stehenden Entitäten. Und aus einem (wie auch immer strengen) Determinismus folgt das nun auch mitnichten, das ist eine metaphysische Zusatzannahme, die zumindest mir (da ich Naturalist bin) extremst unplausibel erscheint. Ich würde gerne mal eine Begründung dafür sehen und ich meine, die muss auch geleistet werden, wenn das anerkannt werden soll.
AgentProvocateur hat geschrieben:Mit anderen Worten: wir - als Teil der Welt, ausgestattet mit Erkenntnis- und Reflexionsfähigkeit - haben einen Einfluss auf die Welt, das Weltgeschehen, sind nicht nur Getriebene, sondern auch Akteure. Ein wie auch immer gearteter Determinismus ist absolut kein Widerspruch dazu. Und wenn doch: dann müsste das nachvollziehbar dargelegt werden, das ist zumindest nicht per se einfach selbstverständlich.
Vollbreit hat geschrieben:Das Beispiel mit der Bahn hinkt ein wenig, weil man da ja tatsächlich keine Wahl hat. Im kompatibilistischen Szenario hast Du aber eine echte Wahl.
Vollbreit hat geschrieben:Du willst in den Urlaub fahren, fährst auf eigene Faust mit dem Wagen, kommst an und siehst dann, dass Dein Lieblingshotel abgebrannt ist. Was würdest Du denken? Vielleicht auch sowas wie: „Verdammt, hätte ich das vorher gewusst“? Dann hättest Du Dich anders entscheiden können, so hast Du das aber nicht tun können, da Du es vorher nicht wusstest und dass Du die Information nicht vor Deiner Abreise bekommen hast, das war determiniert.
AgentProvocateur hat geschrieben:Nein, dieses Bild erscheint mir deswegen falsch, weil hierbei die Schienen vorher schon daliegen, die Schienen nichts mit der Lok zu tun haben, die Lok keinen Einfluss auf den Verlauf der Schienen hat. Erst sind die Schienen da, dann kommt die Lok. Aber dieses Bild des Determinismus erscheint mir im Falle einer entscheidenden Person falsch, denn es müsste eine Schienenverlegungsfähigkeit der Person enthalten sein.
ganimed hat geschrieben:Im Determinismus hat man eine echte Wahl? Seit wann das denn?
ganimed hat geschrieben:Du selbst hast doch zugestimmt, dass man festgelegt ist. Bei gleichen Ursachen (Weichenstellungen) wählt man das gleiche Hotel (folgt die Lok der Weiche). Inwiefern ist die Wahl einer Person "echter" als die der Lok?
ganimed hat geschrieben:Ich übertrage mal ins Analogon: Die Lok kommt auf eigene Faust an und sieht dann, dass die Weiche 17 auf rechts gestellt ist. Was denkt sie? Vielleicht sowas wie: "Verdammt, hätte Weiche 16 bereits auf recht gestanden"? Dann hätte ich jener Weiche bereits folgen können, so habe ich das aber nicht tun können, da die Weiche 16 nicht auf rechts stand, das war terminiert.
Die Weiche 16 ist analog zu der Vorinformation für den Reisenden.
Weiche 16 = rechts :: Reisender weiß vor der Abfahrt, dass A abgebrannt ist
Weiche 16 = geradeaus :: Reisender weiß nichts vom Brand
Nun folgt der Reisende der Weiche 16 je nach Zustand. Wenn man nichts weiß, dann steuert man sein Auto gemütlich nach A. Wenn man es weiß, bucht man sofort um und fährt nicht nach A.
Der Reisende hat nicht mehr oder weniger Freiheiten als die Lok. Oder?
Vollbreit hat geschrieben:Eben, man wählt das gleiche Hotel, weil die gleichen Bedingungen herrschen.
Vollbreit hat geschrieben:Wir reden ja von lebenden Menschen, die entscheiden können
Vollbreit hat geschrieben:Du denkst nur immer, dass sie es nicht könnten und obendrein nur konditionierte biologische Automaten sind.
Vollbreit hat geschrieben:Ich glaube (mit den Kompatibilisten) dass es freie Menschen sind, weil sie gemäß ihrer Überzeugungen entscheiden agieren können.
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Eben, man wählt das gleiche Hotel, weil die gleichen Bedingungen herrschen.
Die Lok fährt die gleichen Schienen entlang, weil die gleichen Weicheneinstellungen herrschen. Die Analogie passt doch.
Meine Frage wiederhole ich deshalb: Inwiefern ist die Wahl einer Person "echter" als die der Lok?
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Wir reden ja von lebenden Menschen, die entscheiden können
Die Loks können auch entscheiden. Die Entscheidung lautet, je nach Weichenstellung, links, rechts oder geradeaus.
ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Du denkst nur immer, dass sie es nicht könnten und obendrein nur konditionierte biologische Automaten sind.
Genau damit solche allgemeinen Argumente für mich griffiger werden, würde ich gerne bei der Analogie bleiben. Kannst du diesen Vorwurf sozusagen umformulieren als Vorwurf an meine Analogie? Was ist falsch an Loks?
Vollbreit hat geschrieben:Ich glaube (mit den Kompatibilisten) dass es freie Menschen sind, weil sie gemäß ihrer Überzeugungen entscheiden agieren können.
ganimed hat geschrieben:Habe ich die Überzeugung X, dann handle ich entsprechend :: steht die Weiche 21 so, dann fahre ich auch so
ganimed hat geschrieben:Die Lok handelt also ebenso gemäß ihrer Überzeugung, oder anderer kausaler Ursachen, wie der Mensch es tut. Überzeugungen, Prägungen, Vorlieben, Informationen, Abwägungen, all das ist in der Analogie jeweils eine Weiche. Was sollte mit dieser Analogie nicht stimmen?
Vollbreit hat geschrieben:Gute Frage.
Darauf gibt es zwei Teilantworten.
Erstens, sieht der K. Freiheit nicht im Widerspruch zum Determinismus, das ist die Grundposition des K. Zweitens, ist so etwas wie Freiheit m.E. aber auch nur möglich, weil es einen gewissen Grad an Determiniertheit in der Welt gibt, insofern muss ich meine obige Aussage korrigieren.
Vollbreit hat geschrieben:Du wählst 110 und weißt, dass das die Polizei ist, etwas rollt vom Tisch und fällt zu Boden, nicht an die Decke, Du gähnst und bist vielleicht müde, siehst jemand anderen gähnen und ahnst, der könnte müde sein. Das alles sind Dinge, die Du weißt, die gewohnheitsmäßig immer wieder so ablaufen.
Wäre man freier, wenn man bei 110 einmal Frau Meier, dann das Stadtbad, dann den Vogelzuchtverein an die Strippe kriegt? Wenn Gegenstände manchmal auf den Boden fallen, manchmal aber auch im Raum schweben oder sich zur Decke bewegen? Wenn Gähnen manchmal Traurigkeit, dann wieder Hunger aber manchmal auch sexeulle Erregung bedeuten kann?
Vollbreit hat geschrieben:Der K. vertritt ja den härtesten Determinismus.
Vollbreit hat geschrieben:Was Du aber zu denken scheinst ist: Reflexion des eigenen Determiniertseins bedeutet, ich erkenne, dass ich wie ferngesteuert durch die Welt gehe und daran kann ich nichts ändern.
Vollbreit hat geschrieben:Die K. meinen aber: Ich erkennen, dass ich streng determiniert bin, aber diese Erkenntnis, bringt eine neue Ebene ins Spiel.
Bevor Du das verwirfst, überleg Dir nur mal ein paar Sekunden, was denn die aufdeckende Psychotherapie macht. Du gehst ja zur Psychotherapie, weil Du an irgendeiner Stelle im Leben immer wieder in die gleiche Falle trittst.
Die Umstände dessen was gewesen ist sind ja nun nicht mehr zu ändern, auch wenn man noch mal drüber redet, aber warum tut man’s dann? Man tut es deshalb, weil man glaubt, dass, wenn jemand in bestimmte Muster eingebunden ist und man ihm diese Muster zeigen kann, er sie kennt und dann, qua seines Wissens über die Zusammenhängen selbst entscheiden kann, dort, wo der bisher nur Reiz-Reaktions-Mustern entsprechend reagieren konnte.
Vollbreit hat geschrieben:Teh Asphyx hat geschrieben:Ich weiß inzwischen worauf Du hinaus willst, aber Deine Formulierung ist so nicht triftig genug.
Dann zieh doch Deine Schlüsse daraus und nicht die der Hirnforscher.
Vollbreit hat geschrieben:Wenn das alles nur blinde Prozesse sind, die naturgesetzlich oder sonst wie ablaufen, dann ist der freie Wille nicht gegeben, aber genau das ist das Problem, bei den Ansätzen, die die Subjekte marginalisieren. Es lassen sich schon aus gutem Grund Subjekte formulieren, man kann die Welt sogar besser erklären, wenn man unterstellt, es gäbe Subjekte, die frei entscheiden.
Vollbreit hat geschrieben:Kann man doch machen, dann wäre der freie Wille so etwas wie eine plantonische Idee, an der man unterschiedlichen Anteil hat.
Vollbreit hat geschrieben:Teh Asphyx hat geschrieben:„Der Wille ist frei, wenn …“ kann ja nur dann ein sinnvoller Satzanfang sein, wenn der Wille ein „etwas“ ist, das frei sein kann.
…dass „Der Wille ist frei“ kein allgemein brauchbarer Satz ist, wenn nicht übereinstimmend definiert ist, was der Wille sein könnte….
Innehalten, refletieren und begründet entscheiden zu können.
ganimed hat geschrieben:Ich verstehe darunter die Fähigkeit eines Menschen, sich für etwas zu entscheiden, ohne dabei kausal zu 100% abhängig von Faktoren zu sein, die letztendlich (also wenn man den Ursachenketten folgt) außerhalb dieses Menschen liegen. Der freie Wille wäre für mich also die Vermeidung von totaler, kausaler Fremdbestimmung.
Vollbreit hat geschrieben:Und der Kompatibilist erklärt, dass es doch geht.
Es ist determiniert, dass ich heute um 13:24 einen Anruf bekomme, von dem ich jetzt noch nicht weiß, dass ich ihn bekomme, doch wenn ich ihn erhalten habe, ändern sich bestimmte Bedingungen in meinem Leben, auf die ich dann frei (nach der Abwägung des Für und Wider) entscheiden kann.
Vollbreit hat geschrieben:Nein, über den Determinismusbegriff sind sich alle einig.
Vollbreit hat geschrieben:Uneinig ist man sich über die Konsequenzen. Ink. behaupten, dass wenn wir determiniert sind, es keinen freien Willen geben kann, daraus machen die harten Deterministen, dass der Mensch determiniert ist und deshalb keinen freien Willen haben kann (das wäre die Position von ganimed und Dissidenkt) und die Libertarier, dass der Mensch offensichtlich frei ist und es Ursachen aller Art daher nicht geben kann, oder der Wille außerhalb derselben steht, wie auch immer das zu denken ist.
K. behaupten, dass der Mensch determiniert ist und Freiheit nicht verunmöglicht wird.
Vollbreit hat geschrieben:Aber nun lass uns doch nicht ewig die Suppe wieder aufkochen.
Vollbreit hat geschrieben:Also, wenn Du sagst, der reine Zufall vergrößert die Freiheit eigentlich nicht und das hast Du gesagt und nun sagst, die Willkür (und Irrationalität ist im Grunde dasselbe) vergrößert die Freiheit auch nicht, dann folgt daraus zwingend, dass Zufall und Willkür keine geeigneten Kandidaten für eine Vergößerung oder Erzeugung von Freiheit sind. Denn die Freiheit, um die es geht, besteht darin auswählen zu können, ob zwischen 2 oder unendlich vielen Optionen ist dabei nur ein quantitativer Unterschied.
Vollbreit hat geschrieben:Und dieses „Ich habe die Fähigkeit zu wählen“ („Ich könnte auch anders“) bringt Dich (als agierendes Subjekt) genau und nur dann ins Spiel, wenn Du tatsächlich irgendwelche Gründe dafür hast, A und nicht B gewählt zu haben. Seien es emotionale Präferenzen („Es gefiel mir spontan besser“), seien es Gründe, die Du gar nicht kennst („Ich habe mich Hals über Kopf in sie verleibt, warum, weiß ich eigentlich auch nicht so genau, aber dass ich verliebt bin, da bin ich mir sicher“), sei es ein akribisches Auflisten der Vor- und Nachteile mit hierarchischer Gewichtung, am Ende kommt immer heraus, dass Du unterschreiben kannst, dass Du im Moment der Wahl A und nicht B gewollt hast.
Vollbreit hat geschrieben:Nur wenn Du Gründe hast, kannst Du auch sagen: „Ich habe es so gewollt“ sonst müsstest Du sagen, dass es Dir so passiert ist und es bist nicht mehr Du, der entscheidet, sondern wer oder was auch immer. Dieser reine Zufall oder die Willkür, als Garanten für Freiheiten, hast Du aber beide ausgeschlossen.
Vollbreit hat geschrieben:Der Zufallsgenerator trifft eine zuällige Entscheidung, aber keine die man will, höchstens mal eine, die man zufällig will.
Vollbreit hat geschrieben:Bleiben wir beim Alltag. Du gehst zur Arbeit oder Uni, Mittagspause, Kantine. Eigentlich hättest Du Bock aus Jägerschnitzel mit Pommes und Cola, gibt es auch, aber Zufall verdonnert Dich zur Erbsensuppe mit Möhrensaft.
Vollbreit hat geschrieben:Warum entscheiden denn die Gründe über uns? Du hast Gründe, für Deine Wahl, die schwirren nicht draußen rum und machen was mit Dir, es sind Deine. „Ich will, weil…“ das ist Deine Nummer und nur Deine.
Vollbreit hat geschrieben:Du hast die Gründe, es sind Deine, der Zufall ist eben zufällig, das kann nicht Deiner sein, nichts mit dem Du Dich identifizieren kannst.
Vollbreit hat geschrieben:Weil per def niemand über den Zufall entscheiden kann, sonst wäre er kein Zufall, sondern eine Gesetzmäßigkeit. Und Gründe könnten nur über Dich entscheiden, wenn sie Geister wären, die irgendwelche Hirnprozesse bei Dir verändern. Gründe sind aber Deine Begründungen für Deine Wahl, sind im ureigensten Sinne mir Dir verbunden.
Vollbreit hat geschrieben:Es wird so lange über Dich entschieden, wie Du kein bewusstes Ich hast.
Vollbreit hat geschrieben:Dann bist Du äußeren Einflüssen ausgeleifert und zwar vollkommen.
Vollbreit hat geschrieben:Je mehr Du über Deine Vorlieben und Abneigungen weißt, umso mehr Einfluss bekommst Du auf den Prozess, der dann nicht mehr nur abläuft mit Dir als Marionette, sondern Du wirst zum Akteur.
Denk wieder an (aufdeckende) Psychotherapie.
Vollbreit hat geschrieben:Dass Du weißt, wer Du bist und was Du willst. Sonst bist Du nur ein besserer biologischer Automat.
Vollbreit hat geschrieben:Ein Stein hat überhaupt keinen Grund, denn ein Stein ist stutendoof. Er funktioniert nach Ursachen, aber Ursachen und Gründe sind nicht dasselbe. Das wusste schon Wittgenstein, die Hirnforscher haben es mitunter wieder vergessen, bzw. nie kapiert.
Das Geben und Verlangen von Gründen ist das diskursive Spiel, Katzen, Steine und Sterne spielen es nicht.
Vollbreit hat geschrieben:Man muss denken können, vermutlich in Begriffen, dazu muss man nicht nur sprechen können (denn das kein an Beo so gut wie wir) sondern verstehen, was man sagt (dass kann der Beo nicht) und sich auf weitere Festlegungen einlassen, die aus dem was man gesagt hat logisch folgen.
Vollbreit hat geschrieben:Nein, das sind Sophisten, es kommt schon auf den Inhalt an, nicht nur darauf jemandem geschickt die Worte im Mund verdrehen zu können.
Vollbreit hat geschrieben:Ich auch. Bis zum Beweis des Gegenteils halte ich andere nicht für Idioten.
Was Wilber und diese Geschichten angeht, diskutiere ich das gerne, nur lass uns das bitte jetzt hier raus halten, im Wilber Thread meinetwegen.
Vollbreit hat geschrieben:Klar, wenn ich in einer diskriminierenden Umgebung aufgewachsen wäre, hätte ich Vorurteile schwer überwinden können.
Aber gerade das wissend, ist es doch wichtig auf die Begründung zu pochen, warum blonde, blauäugige Menschen denn „besser“ sein sollen, als andere und nicht einfach unbegründet zu behaupten, dass sie es sind. Und zu erklären, was besser heißt und auch das zu begründen.
Vollbreit hat geschrieben:Klar, aber eben auch das Gegenteil.
Vollbreit hat geschrieben:Wieso, sie kann tonnenweise Begründungen liefern. Wo versagt sie denn?
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