Tapuak hat geschrieben:An der Schule? Solche Klausuren hätte ich mal gerne geschrieben...
(...) Auch in der Ethik kann der kritische Rationalist keine unfehlbare Instanz annehmen; alles muss, wenn schon nicht falsifizierbar, kristierbar sein. Spätestens seit Hume weiß man, dass der Schluss vom Sein aufs Sollen ein falscher ist, nämlich der naturalistische Fehlschluss. Aus den Erfahrugnswissenschaften ist also keine Ethik direkt ableitbar. Der kritische Rationalismus steht dem Naturrecht ebenso wie dem Wertplatonismus gegenüber, die er zwangsläufig ablehnen muss. Führt er also zum Relativismus? Hier ebenfalls, wie beim Skeptizismus, dass man das so weder bejahen noch verneinen kann. Einerseits wird jede Ethik relativiert, anderseits betrachtet der kritische Rationalismus es als Ziel verschiedene Moralphilosophien zu vergleichen. er ist also eher eine Metaethik. mit dem Bewusstsein, dass sichere Wahrheiten nicht möglich sind, müssen ethische Systeme auf ihre Brauchbarkeit (1) hin geprüft werden. Innere Widerspruchsfreiheit ist ebenso ein Kriterium wie das Wollen-Können und die externe Widerspruchsfreiheit; d.h., dass eine Ethik nichts unmögliches verlangen darf; dadurch wird eine Brücke zu den Erfahrungswissenschaften gebaut. Grundlegend ist aber, dass Wertesysteme immer daraufhin überprüft werden, ob sie bestimmte Ziele erreichen können. Diese Zielstezung kann genausowenig wie das Ziel der Forschungs letztbegründet werden, es kann nur aus dem Wollen ermittelt werden. In Hinblick auf auf ein Ziel kann also zwischen mehreren Ethiken, die beste (2) (genauer: die beste bisher bekannte aus dem Pott ,-)) herausgesucht werden, nicht aber die Richtige. Auch hier muss es eine ständige Suche nach Alternativen geben, sowohl für ein Ziel als auch der Ziele selbst. Sollten diese sich ändenr, muss auch die Ethik geändert werden (3).
Sicherlich ist somit kein sicherer Punkt gegeben, von dem aus man eine immergültige Ethik ableiten kann. Aber nur der Wunsch nach einer solchen Sicherheit ist kein Grund dafür, sie zu setzen. Lieber das Bewusstsein der Fehlbarkeit in Kauf nehmen als eine falsche Sicherheit annehmen, ist die Kernbotschaft des kritischen Rationalismus.
Meines Erachtens führt der kritische Rationalismus notwendigerweise zu eine neo-analytisch-utilitaristischen Meta-Ethik. damit ist aber nicht der klassische Utilitarismus verbunden, die Gemeinsamkeit liegt nur darin, dass die Ethik in Hinblick auf ei Ziel - das aber logisch nicht vorgegeben werden kann - verglichen wird, also Empirie und Folgen eine Rolle spielen. Allerdings wird diese Ansicht nicht von allen kritischen Rationalisten geteilt, im Zusammenhang mit der Ablehnung endgültiger Prinzipien scheint es mir aber der einzig mögliche Schluss zu sein.
Dennoch ist es durchaus vernünftig, sie vorauszusetzen, weil gute Argumente für sie sprechen und sie viele Probleme löst (z.B. das Problem des Scheiterns von Theorien).
Ich denke, dass es prinzipiel nicht machbar ist Theorien im idealisierten Sinne vollkommen zu "beweisen".
Was du mit der speziellen Relativitätstheorie ansprichst, die im übrigen auch nur für einen idealisierten homogenen Raum gilt, ist eine sog. "vereinheitlichende Theorie". Das sind Theorien, die vorhergehende Theorien miteinschließen und den Gültigkeitsberich erweitern können. Diese Theorien sind dadurch nicht unbedingt "richtiger" bieten aber die Möglichkeit die Zusammenhänge von Effekten auf verschiedenen Skalen zu bereifen.
In vielen Bereichen des Mikro- und Makrokosmos ist es uns garnicht möglich direkt Einsicht zu nehmen. Alles was wir oft sagen können ist was auf keinen Fall im Innern passieren kann. Aber wir können Modelle bilden die alle beobachtbaren Phenomene richtig beschreiben und vorhersagen können. Mehr brauchen wir auch nicht um diese Effekte zu verstehen und nutzen zu können.
Das alte Modell ist damit aber nicht falsch sondern immer noch im definierten Bereich gültig.
Kival hat geschrieben:Das könnte gemeint werden, es wird aber aus dem Auszug leider nicht wirklich klar. Ich habe persönlich immer noch ein sehr ambivalentes Verhalten zur Metaphysik und favorisiere insgesamt doch eher eine antimetaphyische Deutung des kritischen Rationalismus - ich stehe da steps Denken sehr nahe, bin mir aber alles andere als sicher, ob es nicht doch metaphysische Grundlagen gibt. Die Frage ist sicherlich, inwieweit die wissenschaftliche Forschung einen metaphysischen Realismus wirklich voraussetzt. Vielleicht überzeugen mich Vollmer oder Mahner und Bunge ja doch von ihrer hypothetischen Metaphysik
ostfriese hat geschrieben:Kival, bereits die Entscheidung gegen den Solipsismus ist eine metaphysische. Denn alle Wissenschaft ist hinfällig, wenn nichts existiert als das, was Dir gerade bewusst ist. Ganz ohne Metaphysik geht es nicht. Der hypothetische Realismus ist streng genommen eine metaphysische Position. Tapuak hat bereits erwähnt, was sie so stark macht.
Kival hat geschrieben:Ich versuche einmal anzudeuten, wie ich das Sehe: Für mich ist der Realismus eine Hypthese, die sich tausendfach bewährt hat, aber ich mache es mir schwer daraus einen ontologischen Status zu machen, dafür besteht mir ein Funken zu viel UNsicherheit. Zugegenermaßen sind für mich Hypothese und Metyphsik ein Widerspruch,;was fallibel ist, ist nach meinem Verständnis eben keine Metaphysik.
Deswegen: Ich bin hypthetischer Realist, Naturalist and so on, aber es metyaphysisch oder ontologisch zu nennen, erscheint mir nicht-sinnig. Ich schließe eben nicht aus, von anderen Modellen überzeugt zu werden, ich kann mir auch vorstellen, dass der Naturalismus scheitert (er ist m. E. falsifzierbar). Und in dem Moment ist es eben keine Metaphysik mehr.
Peter Janotta hat geschrieben:Mich würde nur interessieren worin ihr die Notwendigkeit der Metaphysik für den Prozess des Erkenntnisgewinns seht.
Kival hat geschrieben:Inklusive der zwei, drei sprachlichen Fehlerchen:
Einfügungen in Klammer nachträglich.
Kritik der Lehrerin: (1) "Utilitarismus und Deontologie sind brauchbar, was folgt daraus?"
(2) "Wer bestimmt die Kriterien? -> Kritikpunkt! -> relativismus"
(3) "gefährliche Beliebigkeit"
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