smalonius hat geschrieben:El Schwalmo hat geschrieben:ich bin mir nicht sicher, ob die Sache so einfach ist. Wenn ich es richtig sehe, argumentiert Myron als Philosoph im üblichen Sinn. Das, was hier 'Definition' ist, basiert auch auf der Verwendung von Begriffen in der Umgangssprache.
Schon so einfach.
"Umgangssprache" ist das Schlüsselwort hier. Je nachdem, wie man Wissen verstehen will, hat entweder Myron recht und Darwin Upheaval liegt falsch, oder umgekehrt. Ihr Streit hat nur semantische Bedeutung, aber keine faktische.
Das sehe ich anders, es geht nicht zuletzt auch um logische Stringenz. Und Myrons Definition hat, wie dargelegt, ein paar Probleme...
Die herkömmliche (bzw. Myrons) Definition für "Wissen" lautet "true justified belief". Hier haben wir zum einen ein Problem mit dem "Popperschen Vermutungswissen", denn das ist zwar empirisch gerechtfertigt, aber wir kennen seinen Wahrheitswert nicht. Wissenschaftliches Wissen ist also kein "true justified belief", und damit nach der herkömmlichen Definition kein Wissen. Andererseits würde paradoxerweise dem religiösen Glauben der Status "Wissen" schon eher gerecht werden, weil die Religion für sich beansprucht, "Glaubenswahrheiten" (true justified belief) zu finden. Dieses ist zwar empirisch völlig unbegründet, aber der Theologe kann durchaus sagen, dass es religiöses Wissen gibt, das einerseits wahr und andererseits höherwertig sei, als empirisches Wissen. Ein empirischer Nachweis ist zwar ein guter Grund für "true justified belief", aber er ist nicht unbedingt notwendig.
Ein weiteres Problem der herkömmlichen Wissens-Definition ist die Bedingung der Faktizität: Wissen über x könne nur wahr sein, wenn x existiert. Da wir aber offensichtlich auch Wissen über immaterielle Objekte und mathematische Fakten anhäufen (z. B. ist es wahr, dass 2 x 2 = 4 ergibt, Parabeln Kegelschnitte sind und Donald Duck eine Ente ist), dann gäbe es ein Reich platonischer Ideen, was aber mit dem Materialismus nicht harmoniert. Folglich muss man entweder den Materialismus kippen ... oder eben den traditionellen Wissensbegriff...
