stine hat geschrieben:Das ist ein Paradoxon, @ujmp. Entweder ich habe Fakten und beziehe mich darauf oder ich habe keine und hoffe, dass das schon alles irgendwie wird. Hoffnung ist ein Wort des Glaubens und hat in der Wissenschaft nichts verloren.ujmp hat geschrieben:Er hofft darauf, dass sich Probleme lösen lassen und kann aber Fakten akzeptieren...
In der Wissenschaft kann ich sagen, dass ich etwas noch nicht weiß und muss mit fehlenden Fakten leben. Ich kann daran arbeiten, mir fehlendes Wissen anzueignen, aber auch dann muss ich je nach Wissensfortschritt mit den mir bekannten Fakten leben.
Glaube, Liebe, Hoffnung sind die drei christlichen Tugenden. Ich denke, du hast die Hoffnung traditionell übernommen. Die Hoffnung würde ich als atheistischer Realist aus meinem Wortschatz streichen und lieber Wunschdenken nennen.
stine
Du fällst mir mit deinen aufgeblasenen Copyright-Ansprüchen unglaublich auf den Wecker. In der Nase bohren ist unter Christen auch ziemlich stark verbreitet und wenn man bei Liebe und Hoffnung von Alleinstellungsmerkmalen sprechen will müsste man konkrete Vergleiche mit den anderen anstellen, ob die Verbreitung da nicht etwa identisch ist.
Und dann verstehst du das mit den Fakten ganz falsch. Wenn ein Arzt nach dem Stand der Wissenschaft eine Diagnose stellt, dann beschreibt diese Diagnose erstmal Fakten. Die wissenschaftliche Forschung ist aber nicht nur damit beschäftigt, Fakten zur Kenntnis zu nehmen, sondern Lösungen für Probleme zu finden. Das geht aber nur, wenn sie Fakten zur Kenntnis nimmt. Am Schluss kommt dann evtl. ein Medikament oder eine Therapie raus, mit welcher man diese Krankheit heilen kann. Das geschieht sozusagen, indem Fakten mit Fakten gesteuert werden. Z.B. den Fakt einer Stoffwechselstörung mit dem Fakt, dass der Stoffwechsel durch bestimmte Chemikalien ins Lot gebracht werden kann. Man kann aber Fakten nicht mit reinen Phantasiegebilden steuern. Der Hokuspokus eines Wunderheilers nützt nichts. Es gibt nicht wenige Leute (in Deutschland!) die ihren Krebs mit alternativ-Medizin, die in Sachen Krebs absolut keine Erfolge nachweisen kann, behandeln lassen wollen. Da wird Geschäft mit der Hoffnung der Menschen gemacht, die Angst vor einer Chemotherapie haben, weil ihnen wissenschaftliche Fakten zu "kalt" sind. Sie riskieren damit ihr Leben und landen am Schluss doch bei einer schulmedizinischen Behandlung, weil diese nunmal leider zur Zeit das beste ist, was man für sie tun kann. Wissenschaft wurde schon immer, schon in der Steinzeit, von der Hoffnung angetrieben, das Leben zu verbessern. Religiöse Vorstellung waren schon immer nur der letzte Versuch, den man unternimmt, wenn man an die Grenzen der Problemlösungsfähigkeit gekommen ist.
Religion ist die Hoffnung, dass Fakten keine Fakten sind - und genau das macht sie so krank. Sie torpediert damit nämlich den gesunden Menschenverstand, den sie grundsätzlich anzweifelt. Zu wissen, wo die eigenen menschlichen Grenzen sind ist eine gute Sache. Aber Religion erkennt diese Grenzen nicht an - ohngeachtet dessen, dass sie so viel von Demut redet. Wo nämlich ein Wissenschaftler sagt, wir können zur Zeit leider nichts tun, sagt der Regenmacher: Ich schon! - und zieht aus dem Ärmel sein nutzloses Simsalabim, introibo ad altare Dei.