ganimed hat geschrieben:Die indirekte Ursache von C ist A.
Ja, und für A gibt es die indirekte Ursache (A-1), und für A-1 die indirekte Ursache (A-2) und so weiter und so fort. Bis wir ins Nirgendwo gelangen.
Und nun? Gibt es also demnach überhaupt keine "letztlichen" Ursachen? Oder wie oder was jetzt? Oder läuft das mal wieder nur auf die banale (weil meiner Ansicht nach weithin unbestrittene) Feststellung hinaus, dass Menschen nicht komplett alles unter Kontrolle haben?
ganimed hat geschrieben:Wir können also festhalten, dass man für alle deine Entscheidungen durch ausreichende Anwendung dieses Distributivgesetzes indirekte Ursachen findet, die jeweils extern sind. Man muss ja nur lange genug den Ursachenketten rückwärts folgen. Deine Entscheidungen hängen also von externen Faktoren ab. Nicht einmal du kannst deine Entscheidungen daher als frei bezeichnen.
Entweder gibt es (weiter zurückverfolgbare) Ursachen für etwas oder - wenn nicht - dann ist diejenige Ursache ein (nicht weiter zurück verfolgbarer) Zufall. Tertium non datur, (etwas Drittes gibt es nicht - damit sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft).
Dass aber etwas Verursachtes (bzw. etwas nicht gänzlich ursachenloses) als "unfrei" bezeichnet werden müsse, ist nach wie vor Deine Prämisse, die Du argumentlos hier hineinsteckst und für die Du bisher noch nicht einmal das allerallerallerkleinste Argument vorbringen konntest. Du behauptest das einfach permanent völlig grundlos. Und ignorierst dabei, dass ich diese Prämisse nicht anerkenne.
ganimed hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Wir verändern Kausalketten alleine durch unsere Existenz - wären wir nicht da, verliefe die Kausalkette trivialerweise anders. Und natürlich durch unsere Überlegungen, Entscheidungen und Handlungen.
Solange du behauptest, dass wir die Kausalkette durch Überlegungen, Entscheidungen oder Handlungen ändern, solange hast du es einfach noch nicht begriffen, was Kausalketten sind. Was mich schon sehr wundert. Und du hast mir immer noch nicht an meinem Beispiel mit dem Apfel erklärt, wie du dir eine solche Änderung vorstellst. Kommt es dir selber nicht komisch vor, dass du glaubst, man könne Ursachenketten verändern und dann aber kein einziges Beispiel nennen kannst? Denk da doch lieber nochmal drüber nach.
Wieso kein Beispiel nennen kann? Ich ändere z.B. jetzt gerade Kausalketten, indem ich diesen Beitrag schreibe. Diese Kausalketten wären logischerweise anders, hätte ich den Beitrag nicht geschrieben. *schulterzuck*
ganimed hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Unter "Willensfreiheit" verstehe ich etwas anderes als unter "Handlungsfreiheit", daher fehlt dabei das Flaschenöffnen, (X will eine Flasche öffnen und kann diese Flasche öffnen -> Handlungsfreiheit) wie oben schon gesagt.
Du hast das Beispiel falsch verstanden. Die Fähigkeit zu Denken zählt ja bei dir deshalb als Voraussetzung für Freiheit, weil durch dieses Denken sich erst der Wille bildet. Ich denke nach und daraufhin erst will ich die Flasche öffnen. Und ich habe mit meinem Beispiel zeigen wollen, dass auch die Fähigkeit des Flaschenöffnens dieselbe Bedeutung haben kann. Dadurch, dass ich diese Fähigkeit habe die Flasche zu öffnen, erst dadurch will ich in mancher Situation die Flasche auch öffnen. Insofern gibt es also gar keinen prinzipiellen Unterschied zwischen den beiden Fähigkeiten. Deshalb werfe ich dir Willkür bei der Auswahl deiner Freiheitsvoraussetzungen vor. Es erscheint logisch unbegründet, wieso das Denken bei dir vorkommt, aber das Flaschenöffnen (oder andere Fähigkeiten) nicht. Definier doch mal bitte zum Spaß die Kriterien, nach denen du entscheidest, was bei dir eine Freiheitsvorraussetzung ist und was nicht.
Wie schon öfter gesagt: ich unterscheide wie folgt:
1. Willensfreiheit (die Fähigkeit, zu erkennen, zu reflektieren, zu entscheiden)
2. Handlungsfreiheit (die Fähigkeit, Entscheidungen in die Tat umzusetzen)
"Flaschenöffnen" wäre demnach Handlungsfreiheit. Und wie auch schon öfter gesagt, halte ich beide Fähigkeiten für unabdingbar, um jemanden (hineichend) "frei" nennen zu können. Jemand, der lediglich Willensfreiheit besäße, wäre also nicht frei, jemand, der lediglich Handlungsfreiheit besäße, wäre auch nicht frei.
Jetzt definier doch mal zum Spaß, was bei Dir eine Freiheitsvorausetzung ist und was nicht. Was nicht, hast Du gesagt: Kausalität und Akausalität schließen Deiner ungebründeten Ansicht nach Freiheit aus. Was bleibt also, wie kann man Deinen Freiheitsbegriff positiv erklären? Und wenn man das nicht kann: wie kann man ihn verstehen, erfassen?
ganimed hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Was Du mit "Alternativen" oder "Spielraum" hier genau meinst, weiß ich nicht und ich vermute sehr stark, dass Du das auch nicht darstellen kannst.
Nehmen wir die Situation S1. Laut Determinismus wird eine Person in dieser Situation S1 immer gleich handeln, also die Handlung H1 ausführen. Was meine ich nun mit Alternativen und einem Spielraum? Natürlich andere Handlungen wie beispielsweise H2 oder H3. In derselben Situation auch anders handeln können. Und das habe ich dir ja auch nur schätzugsweise zigmal erläutert. Kein Wunder, dass du zu diesem frühen Zeitpunkt nicht wissen kannst, was ich damit genau meine. Trotz Unwissenheit dann aber doch zu vermuten, dass ich es auch nicht darstellen könne, ist schon lustig. Viel traust du mir ja nicht zu.
Aber eine andere Handlung in derselben Situation kann nur durch Zufall erfolgen. Und Zufall schließt meiner Ansicht nach Freiheit aus, (genauer gesagt: Zufall kann keine Freiheit herstellen, kann also keine notwendige Bedingung für Freiheit sein). Denn Zufall und Kontrolle sind Gegensätze und Kontrolle halte ich für eine notwendige Bedingung für Freiheit.
Es mag sein, dass ich mich nun dabei irre, aber ehrlich gesagt bin ich mir inzwischen absolut und vollkommen sicher, dass ich in diesem Punkt völlig recht habe.
Weil ich das nämlich schon so oft so unglaublich viele Leute gefragt habe und bisher noch kein einziger nachvollziehbar darstellen konnte, a) wie und inwiefern Zufall eine notwendige Bedingung für Freiheit sein könnte oder b) was es jenseits von Determinination und Zufall noch geben könnte. Wie auch, Zufall ist ja dasselbe wie [NICHT]-Determination, und Determination und [NICHT]-Determination deckt schlicht alles ab, was es geben kann. Hier gilt wieder: Tertium non datur.
ganimed hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Aber ein Sklave wird von einem anderen dazu gezwungen, etwas zu tun, was er nicht will, bzw. was er nicht täte, würde er nicht dazu gezwungen.
Ein Sklave kann doch denken und reflektieren. Nach deiner Logik wäre er dann doch willensfrei. Er kann durch Denken und Reflektion darauf kommen, dass er 20 Peitschenhiebe bekommt, wenn er jetzt nicht das tut was der Master will. Also will er es tun, weil er rational ist und Peitschenhiebe insgesamt irgendwie doof findet. An diesem Beispiel sieht man eigentlich ganz gut, wie merkwürdig dein Freiheitsbegriff ist. Obwohl das, was wir Menschen wollen, einzig und allein von Ursachen abhängt, uns also durch die Ursachen aufgezwungen wird, nennst du das frei.
Siehe oben: Willensfreiheit und Handlungsfreiheit. Willensfreiheit ist zwar notwendige Voraussetzung für Freiheit, aber ohne Handlungsfreiheit ist derjenige dennoch nicht frei.
Und ich nenne dasjenige, dass ich letztlich will, für das ich mich entscheide, freier als das, was ich letztlich nicht will, auf das ich keinen Bock habe. Ersteres nenne ich nicht Zwang, zweiteres nenne ich Zwang. Und ich bin der absolut festen Überzeugung, dass ich damit das allgemeine Verständnis von 'Zwang' sehr viel besser abbilden kann als Du, der einfach alles gleichermaßen und unterschiedslos zu Zwang erklärt. Klar haben Entscheidungen Ursachen, sind von Umständen abhängig, die man nicht bis ins Letzte unter Kontrolle hat. Wer wollte das ernsthaft bestreiten? Wo ist das Problem? Außer, dass das Deinem unbegründeten und unbegründbaren Dogma widerspricht?
ganimed hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Alles ist immer so, wie es ist, war immer so, wie es war und wird immer so sein, wie es sein wird. Und das hat absolut null mit Kausalität / Determinismus zu tun: diese Aussage ist immer und ausnahmslos wahr. Denn das ist schlicht eine Tautologie.
Aus S1 ergibt sich H1, immer. Aber dennoch ist das keine Tautologie. Und die Aussage müsste rein logisch auch nicht immer richtig sein. Es könnte ja auch aus S1 einfach mal H2 erfolgen. Deine Argumentation mit Tautologie klappt nur bei den von dir selbst falsch formulierten Sätzen.
Meine Sätze sind richtig formuliert und sie zeigen Dein Problem, nämlich dass Du unter Freiheit etwas verstehst, was sonst niemand darunter versteht: die Fähigkeit, etwas jetzt so verändern zu können, dass es jetzt anders ist, als es jetzt ist. Aber das ist logisch unmöglich.
Falls Du aber meinen solltest, dass die meisten anderen das ebenfalls mit "Freiheit" verbinden, das als notwendige Voraussetzung für Freiheit ansehen, Du also den lanldäufigen Begriff von Freiheit hier vertrittst: dann das mal bitte belegen.
ganimed hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Gilt dennoch - nach Deiner Ansicht - diese schlichte Formel: "Akausalität = Freiheit"?
Nein. Meine fast ebenso schlichte Formel, oft dargelegt, offenbar nie von dir verstanden, lautet: Ohne Akausalität keine Freiheit, mit Akausalität auch keine Freiheit.
Und meine schlichte Formel lautet: es ergibt sehr wohl Sinn, Freiheit in kausalen Abläufen zu sehen, (-> meine Handlungen hängen kausal von meinen Entscheidungen ab, sind darauf zurückzuführen), aber (mE) keinen Sinn, Freiheit akausalen Abläufen zuzuschreiben (-> meine Handlungen erfolgen rein zufällig - bzw., anders gesagt: denjenigen Anteil als "frei" anzusehen, der meine Handlungen zufällig steuert).
Du verstehst immer noch nicht. Es ist nun mal so, dass Du die Formel "kausal != frei" als Dogma hier einfach so, gänzlich ohne das kleinste Argument, einfach so setzt. Und das ist es, was ich bezweifle, ich meine, es ergibt (sehr viel) Sinn, zu unterscheiden zwischen Leuten, die erkennen, unterscheiden und bewerten können, (die bezeichne ich als "willensfrei") und Leuten, die das nicht können.
Und das Problem ist nach wie vor auch, dass Dein Begriff von "Freiheit" entweder enfach leer und daher nicht verständlich, (wenn Du sagst: "sowohl Kausalität als auch Akausalität sind Gegensätze zu Freiheit"), oder aber völlig unplausibel ist, (wenn Du sagst: "Akausalität (z.B. ein Zufallsgenerator im Gehirn) erzeugt Freiheit"). Und beides gleichzeitig kannst Du nicht sagen, entweder das eine oder das andere, da musst Du Dich schon entscheiden.