ganimed hat geschrieben:logically, the theory becomes tautologous and therefore unable to provide a useful, descriptive meaning of motivation because one is essentially making an arguably philosophically uninteresting claim that an agent is motivated to do what she is motivated to do.
Auch als Zitat und auf englisch wird es nicht richtiger: Die Theorie ist nicht tautologisch!
Ich verstehe die Theorie zumindest so: Weil das Gehirn immer nur etwas tun will was zu seinem Vorteil ist, sind alle Handlungen egoistisch (zum eigenen Vorteil).
Im Zitat wird behauptet, die Theorie sei: Das Gehirn will das tun was es tun will.
Die zweite Version kannst du wegwerfen, denn das ist nicht die Theorie. Denn in dem lächerlich verkürzten Satz ist dein Modell ja auch enthalten. Du hast ja nie was anderes behauptet, als dass der Judenverstecker wirklich tat was er wollte. Sei also froh, dass ich dir nicht ständig mit diesem lächerlichen Verkürzungstrick Tautologie vorwerfe.
Jemand tut das, was er tun will. Das folgt direkt aus der Definition von 'wollen' und 'tun'. Ein 'Wollen' ist eine Absicht, die handlungswirksam wird, die also einem Tun zugrunde liegt. Aus einem Tun kann man auf ein Wollen schließen. (Wenn jemand etwas tut, was er letztlich nicht wollte, dann war das kein 'Tun' (keine 'Handlung') im psychologischen Sinne, man würde das dann (unabsichtliches) 'Verhalten' nennen).
Du behauptest nun:
P1. Alles, was jemand will, will er zu seinem eigenen Vorteil
P2. Alles, was jemand tut, tut er deshalb, weil er es will
P3. Alles, was jemand zu seinem eigenen Vorteil tut, ist egoistisch
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K. Alle Handlungen sind egoistisch
Deine Prämisse 1 verlangt aber nun mal nach wie vor nach einer Begründung, die ist nicht einfach so in sich selbstverständlich, selbstevident.
ganimed hat geschrieben:Und um den Beweis für die Nicht-Tautologie gleich zu liefern, biete ich dir erneut an, die Theorie zu falsifizieren: glaubst du wirklich, dass ein Gehirn etwas wollen kann, von dem es annimmt, dass es zum eigenen Schaden ist? Und kannst du mir dafür Beispiele angeben?
Der Punkt ist einfach der, dass Deine Theorie das Verhalten von Menschen nicht erklären kann. Warum stellen einige Leute eine aktuelle Bedürfnisbefriedigung für eine langfristige Bedürfnisbefriedigung zurück? Warum tun das wiederum andere Leute nicht? Weil Erstere wissen, dass ihnen das langfristig nutzen wird und Zweitere nicht? Nö, aber doch wohl kaumstens, das wäre eine völlig und absolut unplausible ad-hoc-Behauptung, die somit eines dringenden Nachweises bedürfte, nicht einfach so akzeptiert werden kann.
Warum gibt es selbstschädigendes Verhalten und zwar solches, von dem derjenige sehr wohl weiß, dass das selbstschädigend ist?
Ist nur der momentane Trieb entscheidend für eine Handlung oder auch die Überlegung aufgrund eines längerfristigen Nutzens? Wieso handeln Leute so unterschiedlich?
Warum verhalten sich einige Leute asozial, obgleich sie wissen, dass ihnen das letztlich schadet? Und warum verhalten sich einige Leute uneigennützig, obgleich sie ebenfalls wissen, dass
sie persönlich gar nichts davon haben, ihnen das sogar schadet, (die Angst vor Entdeckung beim Judenverstecker)?
'Weil sie es wollten.' Gut, klar, wie, gesagt,
das folgt schlicht aus der Definition von 'Wollen' und 'Handeln'. Aber eine Erklärung für eine einzelne Handlung ist das nun mal nicht.
'Weil alle per definitionem egoistisch handeln.'
Das soll ernsthaft eine gute Erklärung für jegliche Handlung sein?
ganimed hat geschrieben:Wie auch schon bei der Diskussion um den freien Willen, finde ich es interessant, dass du auch in einer Grundsatzdiskussion schon viel über gesellschaftliche Implikationen nachdenkst. Nicht nur das, sondern dass du diese Folgen auch als Argument verwendest. Eigentlich finde ich das ja syntaktisch falsch. Ob die von mir vertretene Theorie recht hat, sollte von der Funktionsweise des Gehirns abhängen, und vielleicht noch davon, wie wir Begriffe wie "Vorteil" und "Egoismus" genau definieren. Aber auf keinen Fall sollte ihr Wahrheitsgehalt davon abhängen, ob mit dem Glauben an sie die Gesellschaft sich verändern könnte.
Nö, Du hast mein Argument offensichtlich nicht verstanden. Lies es Dir einfach nochmal durch, keine Lust, das zu wiederholen.
Nur soviel: es ist nichts anderes anderes als das, was oben in dem Zutat aus der IEP gemeint ist mit Folgendem: "A acts because that is what A does, and consideration of the ethical “ought” becomes immediately redundant."
Was für eine 'Funktionsweise des Gehirnes' überhaupt? Menschen sind soziale Wesen, Mitglieder einer Gesellschaft, die gegenseitig aufeinander einwirken. Du wirst sie nie verstehen können, wenn Du nur ein einzelnes Gehirn betrachtest. Der Gedanke, man könne das, kommt mir völlig absurd vor. Du kannst nicht vom Einzelnen auf das Ganze schließen, das geht nur umgekehrt.
Du betrachtest nun ein einzelnes Gehirn, behauptest ohne auch nur das kleinste Argument dafür vorbringen zu können, ein Gehirn sei ausschließlich auf seinen Vorteil bedacht. Das ist aber ein Dogma, mehr nicht, ohne auch nur den geringsten Versuch bisher, dieses Dogma zu begründen. Und ausgehend von diesem unbegründeten Dogma, baust Du Dein Weltbild auf, führst alles darauf zurück. Merkst Du wirklich nicht, wie seltsam das ankommen muss, wie wenig Erklärungskraft das hat?
Wenn jeder beliebig Dogmen erstellen könnte, die nicht hinterfragt werden dürften, sondern per se akzeptiert werden müssten, dann sähe unsere Welt wohl etwas anders aus.
Wenn ich das Dogma 'Gott verursacht alles' zugrundelege, (und ich nicht begründungspflichtig wäre, Du das akzeptieren müsstest, einfach nur so, weil ich das mal schnell ad hoc behauptete), dann könnte ich auch alles auf Gott zurückführen und Du könntest mir auch niemals zeigen, dass diese Zurückführung falsch ist.
Das Problem ist nun wohl schlicht, dass Du aus einem mir völlig unerfindlichen Grunde nicht erkennen kannst, dass Du Deine Argumentation auf einem Dogma aufbaut, nämlich die o.g. Prämisse 1.
ganimed hat geschrieben:Es ist wie mit dem freien Willen: es ist eine Illusion, die wir emotional gar nicht loswerden können. Nur rational können wir uns in wachen Momenten klar machen, dass ein freier Wille nur eine Illusion ist, wenn auch eine mächtige. Genauso ist die Vorstellung von Handlungen, die absichtlich zum eigenen Nachteil sind, eine Illusion. Und genauso wird man emotional aber weiterhin dankbar sein, wenn "egoistische" Handlungen anderer in bestimmter Weise auch unsere eigenen Interessen abdeckten. Und daher wird die Motivation für solche Handlungen auch nicht wirklich abnehmen.
Nö, der 'freie Wille' ist ebenso wie das Konzept 'Altruismus - Egoismus' ein Konzept. Nicht mehr und nicht weniger. Aber Illusionen sind sie in keinem Sinne, jedenfalls in keinem Sinne, den ich mit dem Konzept 'Illusion' irgendwie verbinden kann. Unter einer 'Illusion' verstehe ich etwas, das de fakto anders ist, als es scheint.
Demnach bist Du nun jemand, der behauptet, er hätte die 'Wahrheit™' gefunden, das, was 'eigentlich' und 'wirklich' hinter den o.g. Konzepten dahintersteckt. Was mE völlig absurd erscheinen muss, so ganz ohne schlüssige Argumente, nur mit einer reinen Behauptung, von der verlangt wird, sie als Dogma zu akzeptieren.
Langer Rede, kurzer Sinn: eigentlich kann man das zusammenfassen wie folgt:
Du behauptest: 'alles, was jemand will, dient seinem eigenen Vorteil'.
Das musst Du nun begründen. Und Du musst 'Vorteil' definieren und zwar so, dass das keinen Bezug zu dem Wollen eines Einzelnen hat. Ansonsten wird es zirkulär und somit irrelevant.