Myron hat geschrieben:Freut mich, dass es uns gelungen ist, dich "herbeizuquatschen".

Ja, auf irgendwelchen unergründlichen Pfaden muss mich die Ahnung erreicht haben, dass sich ein Blick ins Brights-Forum doch mal wieder lohnen könnte...

Myron hat geschrieben:Die Frage ist, ob logische Möglichkeit eine hinreichende Bedingung für ontologische Möglichkeit ist, d.h. ob jede widerspruchsfreie Aussage einen Sachverhalt repräsentiert, der realiter bestehen kann.
Mich interessiert eher die umgekehrte Frage: ob es nicht auch Welten ohne logische Struktur geben kann. Siehe weiter unten.
Myron hat geschrieben:Ich fürchte, der Übergang von der Klasse der logico-semantisch notwendigen W.en, die analytischer Natur sind, zu den synthetischen W.en a priori, d.h. zu den angeblichen metaphysischen Wahrheiten im traditionellen Sinn, ist fließend.
Für Positivisten vielleicht. Aber wenn man von einer objektiven, beobachterunabhängigen Realität ausgeht, sind synthetische Urteile a priori im Gegensatz zu "logico-semantisch notwendigen W.en" nicht zu verteidigen.
Myron hat geschrieben:Ist ein Satz wie "Alle Ereignisse haben eine Ursache" noch logico-semantisch notwendig oder kann ich ihn getrost verneinen, ohne mich in einer Widersprüchlichkeit bzw. Widersinnigkeit zu verheddern?
Nein zur ersten, ja zur zweiten Frage. Es gibt ja immer zwei Möglichkeiten:
Entweder Du definierst beispielsweise Ereignisse als Ursachenfolgen, dann hast Du eine Wahrheit a priori, aber eben nicht notwendig eine Aussage über die Wirklichkeit, denn Du würdest ja jene eventuell ursachenlosen Zweifelsfälle unter diesem Ereignisbegriff gar nicht erfassen.
Oder Dein Ereignisbegriff ist semantisch unabhängig vom Begriff Ursache, dann hast Du eine Aussage über die Wirklichkeit, aber keine Sicherheit, dass sie wahr ist.
Myron hat geschrieben:Die Beziehung zwischen Denkbarkeit/Vorstellbarkeit und Möglichkeit ist kein einfaches Thema.
Wenn du Lust hast, kannst du dir dazu den folgenden 500-Seiten-Schmöker reinziehen:
Nach den ersten Ausschnitten würde ich sagen: Och, nicht unbedingt...

Myron hat geschrieben:Da es a priori wahr und damit notwendigerweise wahr ist, dass nicht-(p & ~p), sind p & ~p bzw. Fälle davon undenkbar.
Für uns, sofern wir logisch denken. Aber ich sehe nicht, warum aus logischer Unmöglichkeit ontologische Unmöglichkeit folgen sollte.
Myron hat geschrieben:Nicht nur unsere wirkliche Welt, sondern alle möglichen Welten sind "logisch strukturiert".
Das ist eine kühne Behauptung. Ich nehme zwar an, dass sie wahr ist, wüsste aber nicht, wie man das zirkelfrei begründen soll.
Myron hat geschrieben:Unmögliches ist nur in unmöglichen Welten der Fall. Aber unmögliche Welten sind per se notwendigerweise unwirklich.
Du meinst offenbar: "Logisch Widersprüchliches ist nur in ontologisch unmöglichen Welten der Fall. Aber ontologisch unmögliche Welten sind per se notwendigerweise unwirklich."
Diese Figur steht und fällt mit der Implikation von logischer Widersprüchlichkeit auf ontologische Unmöglichkeit. Und diese Implikation halte ich, wie gesagt, für nicht unproblematisch.
Myron hat geschrieben:Eine Frage am Rande:
Sind unmögliche Situationen wirklich absolut unvorstellbar?
Nein, hab ich meines Wissens auch nicht behauptet. Eschers Bilder sind in der Tat schöne Beispiele.
Wittgenstein hat geschrieben:"Man sagte einmal, dass Gott alles schaffen könne, nur nichts, was den logischen Gesetzen zuwider wäre.—Wir könnten nämlich von einer 'unlogischen' Welt nicht sagen, wie sie aussähe."
Da haben wir jene von mir im ersten Beitrag angesprochene Katze, die sich in den Schwanz beißt: Wittgenstein glaubt, aus der Unmöglichkeit einer (prädikaten)logisch widerspruchsfreien Beschreibung folge die Unmöglichkeit der Existenz; damit setzt er die logische Strukturiertheit (Bedingung für prädikatenlogische Beschreibbarkeit) der Welt bereits voraus, also eben jene Unmöglichkeit einer unlogischen Welt, die er mit seinem Argument begründen zu können hofft.
Myron hat geschrieben:Eine widersprüchliche Sache oder ein widersprüchlicher Sachverhalt würde sowohl Sein als auch Nichtsein in sich vereinigen.
Ja, und? Wissen wir, was genau wir unter "Sein" eigentlich verstehen? Welche Realität hat z.B. das, was wir mit "zusammenbrechenden Wellenfunktionen", "virtuellen Teilchen", "Tunneleffekt", "verschränkten" oder "superponierten" "Quantenzuständen" zu erfassen hoffen?