PoppersFan hat geschrieben:Bin am überlegen, ob man hier nicht auch das Gegensatzpaar Irrationalismus/Rationalismus auflisten sollte - oder ist das einfach eine Grundprämisse und zu selbstverständlich?
Fragt sich nur, was genau unter rationalem Verhalten zu verstehen ist.
Eine vorläufige Antwort meinerseits:
Jemand verhält sich genau dann rational, wenn er die Geisteskraft, mit der er an einem Glauben festhält, ins rechte Verhältnis zur Beweiskraft der diesen rechtfertigenden Argumente setzt.
Das heißt: Je größer die Beweiskraft, desto größer die Glaubenskraft; und je geringer die Beweiskraft, desto geringer die Glaubenskraft.
(Das bedeutet, dass die Glaubenskraft, mit der eine rationale Person an einem objektiv völlig unbegründeten, ungerechtfertigten Glauben festhält, gleich Null ist, d.h. dass sie in diesem Fall ganz von ihm ablässt bzw. ihn erst gar nicht annimmt.)
Die Naturalisten geben aposteriorischen, empiristischen Argumenten gegenüber rein apriorischen, rationalistischen Argumenten den Vorzug. Insofern sind sie gerade keine Rationalisten, weil sie nicht glauben, dass es eine höhere, maßgeblichere Erkenntnisquelle als die Sinneserfahrung gibt.
Die metaphysischen "Intuitionen" der rationalistischen Aprioriker betrachten sie, gelinde gesagt, mit äußerster Skepsis.
PoppersFan hat geschrieben:In ethisch/politischer Hinsicht sollten sich Brights meiner Meinung nach auch stets gegen den Kollektivismus - zugunsten des Individualismus - aussprechen.
Wahnvorstellungen wie diejenige, dass das Volk in ontologischer Hinsicht ein eigenständiges, transindividuelles Überich darstellt, sind natürlich aus naturalistischer Sicht abzulehnen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass man das andere Extrem, einen sozialen Atomismus (*, vertreten soll.
(*
"Atomismus: theoretische Grundvorstellung in den Verhaltenswissenschaften, die die eigentlichen Antriebskräfte für individuelles und soziales Handeln der Menschen letztlich in den einzelnen Individuen sucht und insofern eine antisoziologische Orientierung aufweist. Nach Ansicht des Atomismus entscheidet und handelt jede Person für sich selbst, gibt es prinzipiell keine überindividuelle und damit die Individuen verbindende Orientierungsinstanz, von der gemeinsame oder sinnvoll aufeinander bezogene Ziele, Erwartungen, Motive usw. abgeleitet werden. Die sozialen Beziehungen als das Aufeinanderprallen von individuellen Zielsetzungen und Handlungsketten regelt der Zufall."[Hillmann, Karl-Heinz.
Wörterbuch der Soziologie. 4. Aufl. Stuttgart: Kröner, 1994.])