Toleranz unter den Religionen, Israel

Toleranz unter den Religionen, Israel

Beitragvon trazy » Sa 1. Dez 2007, 14:40

Absolut vollständige Toleranz unter den Religionen wird es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht geben. Der Dalai Lama hat einen Dialog zwischen den Religionen gefordert (keinen Polylog übrigens).

So ein Dialog würde alle Religionen schwächen, weil alle ein unterschiedliches Verständnis von Wirklichkeit haben und weil die Religionen durch das andere Verständnis von Wirklichkeit existieren. Die Konsistenz des jeweiligen Glaubens könnte zerstört werden. Dies gilt insbesondere für tief gläubige.

Das ist u.a. ein Grund für das Leiden und dem Leidensweg des jüdischen Volkes, umgeben von Menschen, die einen anderen Glauben haben. Der jüdische Glaube ist zu Teilen am jüdischen Volk gekoppelt und gefährdet durch jeden anderen Glauben und durch jede andere Ideologie. Durch die Koppelung am Volk bleibt nicht nur der Glaube unverschont, wenn ein System anderer Grundüberzeugungen wirkt. Das sind einfache Wirkungen von Konsistenzen.

Ideologien und Glaubensrichtungen konkurrieren also nicht nur miteinander, sie sind gegenseitig sogar existenziell bedrohend, weil Glaube dort beginnt wo man seine Existenz erkennt. Zweifel am Glaube wird als existenzielle Bedrohung wahrgenommen. Aus wahrgenommener Bedrohung entwickelt sich dann der ewige Konflikt um Israel.

Eine Aufgabe der Brights koennte es sein solche Konflikte ein fuer alle mal zu beenden.
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Re: Toleranz unter den Religionen, Israel

Beitragvon Andreas Müller » Sa 1. Dez 2007, 16:33

Eine Aufgabe der Brights koennte es sein solche Konflikte ein fuer alle mal zu beenden.


Die Endlösung der Toleranzfrage... Erinnert mich an das "Todescamp der Toleranz". :lachtot:

Aber ich weiß schon, wie du das wohl meinst.
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Re: Toleranz unter den Religionen, Israel

Beitragvon trazy » Sa 1. Dez 2007, 19:07

Endlösung wird oft als ein unsinniges Wort empfunden, außerdem ist es in Verruf gebracht worden.
Endlösung kann auch eine Lösung am Ende eines Teiles von einer Kette bedeuten.

Es ist nur ein Wort und trotzdem ruft es immer wieder solche Emotionen hervor. So etwas ärgert mich, wie man Sprache verhunzen kann durch Taten.
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Re: Toleranz unter den Religionen, Israel

Beitragvon Max » So 2. Dez 2007, 16:24

trazy hat geschrieben:Absolut vollständige Toleranz unter den Religionen wird es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht geben.
Du meinst wohl, dass es Toleranz nie geben wird.

trazy hat geschrieben:So ein Dialog würde alle Religionen schwächen, weil alle ein unterschiedliches Verständnis von Wirklichkeit haben und weil die Religionen durch das andere Verständnis von Wirklichkeit existieren. Die Konsistenz des jeweiligen Glaubens könnte zerstört werden. Dies gilt insbesondere für tief gläubige.
Ich denke nicht, dass es alle Religionen träfe, nur die authentischen, wahrhaftigen, echten Religionen, die Glaubensformen, die noch wirklich etwas glauben. Ein postmoderner, relativistischer Glaube kann mit einer Toleranz anderen Religionen durchaus leben. Denn er beansprucht keine Wahrheit; für ihn gibt es keine Wahrheit. Es wird alles als etwas relatives angesehen, als eine Frage der Entscheidung oder ähnlich relativistisches. Wenn dem Glauben -- oder wie immer man diese enthöhlte, entkernte Religion nennen mag -- den Absolutheitscharakter abspricht, nicht mehr davon ausgeht, dass es sich bei diesem Glauben um göttlich offenbarte Wahrheit handelt, dann -- aber auch nur dann -- ist es möglich, andere Religionen zu tolerieren.

Bei wirklich gläubigen Menschen verhält sich dies anders. Menschen, die nicht so relativistisch orientiert sind, die ernsthaft fest davon überzeugt sind, dass es sich bei ihrer Religion um absolute, unbezweifelbare Wahrheit handelt, verhalten sich vollkommen anders. Wenn jemand wirklich davon überzeugt ist, dass seine Religion wahr ist, und man an sie glauben muss, um nicht in der Hölle zu schmoren und zu braten, kommt er gar nicht umhin, andere -- egal auf welche Weise -- zu missionieren, um sie so vor diesen Schrecken zu bewahren. Für diese Menschen ist das pure Logik; sie können nicht anders. Glaubt jemand wirklich, dass Ungläubige nach ihrem Tode der Hölle inne wohnen werden, ist es für ihn das einzig vernünftige, ihn hiervor zu schützen, indem man ihm zu dem wahren Glauben bekehrt.

Um diese Missionierung kommt man nur umher, wenn man nicht wirklich gläubig ist. Es ist nur möglich für solche Menschen, in Toleranz mit anderen Religionen zu leben, wenn sie ihren Glauben nicht ernst nehmen, es als "gar nicht so gemeint" erklären, ihm jeden Wahrheitsanspruch absprechen oder ihren Glauben vollkommen enthöhlen, indem sie alle konstitutiven Merkmale entfernen, sodass nur ein verbales Gerüst übrig bleibt.
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Re: Toleranz unter den Religionen, Israel

Beitragvon trazy » Mo 3. Dez 2007, 08:45

Max hat geschrieben:
trazy hat geschrieben:Absolut vollständige Toleranz unter den Religionen wird es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht geben.
Du meinst wohl, dass es Toleranz nie geben wird.

Ähh, ja, klar, was sonst? Und dafür müssen viele Menschen bluten. Toll nicht?


Max hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es alle Religionen träfe, nur die authentischen, wahrhaftigen, echten Religionen, die Glaubensformen, die noch wirklich etwas glauben.

Wenn ich von Religionen schreibe, dann meine ich wohl auch Religionen. Eine nicht wahrhafte Religion ist irgendwie schon ein Blödsinn finde ich, eine Erscheinung, ein Relikt.

Max hat geschrieben:Ein postmoderner, relativistischer Glaube kann mit einer Toleranz anderen Religionen durchaus leben.

Entschuldigung. Relativismus ist schon toll, aber relativistscher Glaube ist ein Ding der Unmöglichkeit. Das ist Traumdenken. Sorry!

Max hat geschrieben:Denn er beansprucht keine Wahrheit; für ihn gibt es keine Wahrheit. Es wird alles als etwas relatives angesehen, als eine Frage der Entscheidung oder ähnlich relativistisches. Wenn dem Glauben -- oder wie immer man diese enthöhlte, entkernte Religion nennen mag -- den Absolutheitscharakter abspricht, nicht mehr davon ausgeht, dass es sich bei diesem Glauben um göttlich offenbarte Wahrheit handelt, dann -- aber auch nur dann -- ist es möglich, andere Religionen zu tolerieren.

Aua. Die Religionen leben von ihrer Absolutheit. Ohne Absolutheit wären sie nichts. Eine Religion wird nie vollständig von der Absolutheit abtreten. Wenn solche Sätze formuliert werden, dass Jesus die Wahrheit ist, dann stellt man fest, dass die Gläubigen nicht in der Lage sind echte mathematische Sätze zu formulieren. Der Satz ist nicht unlogisch. Es ist kein Satz, wenn man sagt, dass Jesus die Wahrheit ist aus mathematisch-logischer sicht. Insgesamt will ich nur darauf hinaus, dass den Gläubigen jedes Mittel Recht ist Absolutheit zu behalten. Relativismus wäre der Tod der Religion, zumindest absoluter Relativismus.

Max hat geschrieben:Bei wirklich gläubigen Menschen verhält sich dies anders. Menschen, die nicht so relativistisch orientiert sind, die ernsthaft fest davon überzeugt sind, dass es sich bei ihrer Religion um absolute, unbezweifelbare Wahrheit handelt, ...

Um die gehts mir auch. Von denen lebt die Religion. Wenn die Religion eine Marktwirtschaft ist, dann sind die Verblödeten der Religion die Konsumenten und die Manipulatoren die Produzenten. Beide stehen in einem ähnlichen Verhälltnis, wie dem des Angebots und der Nachfrage. Also interessieren uns die Relativisten hierbei weniger.

Sobald es nur noch Ungläubige als die Gläubigen in der Religion gibt, dann löst sich die Religion auf. Was ich damit sagen will, ist dass du zwar richtige Gedanken hast, aber nicht konsequent genug bist damit, weil die Religion davon lebt, was sie so gefährlich macht: echte gläubige Menschen, die immer ein Potential zur Radikalität haben, weil der Glaube dort beginnt wo die Existenz wahrgenommen wird und alles was die Existenz bedroht Radikalität hervorrufen kann. Das ist ein Potential, ein Gefahrenpotential.

Deshalb leidet das jüdische Volk seit Jahrtausenden.
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Re: Toleranz unter den Religionen, Israel

Beitragvon Aeternitas » Mi 2. Jan 2008, 20:05

trazy hat geschrieben:
Max hat geschrieben:Ein postmoderner, relativistischer Glaube kann mit einer Toleranz anderen Religionen durchaus leben.

Entschuldigung. Relativismus ist schon toll, aber relativistscher Glaube ist ein Ding der Unmöglichkeit. Das ist Traumdenken. Sorry!


Nicht Traumdenken sondern, zumindest in meiner Umgebung, weit verbreiteter Unsinn. Halt ganz wie bei Nathan der Weise, mir Unwissendem scheint es fast so, als wäre der relativistische Glaube der Ursprung des Relativismus.
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