dvrvm hat geschrieben:Die Leute, die es wohl am besten im Griff haben, Emotionen und die Liebe anderer Menschen zu ihrem eigenen Nutzen zu manipulieren, sind wohl die Zuhälter. Sie verstehen es bestens, Frauen in ein Abhängigkeitsverhältnis zu bringen, und sie auszunutzen.
stine hat geschrieben:So gesehen ist Liebe ein von der Natur eingerichtetes Zweckmittel, mit dem Ziel die Art zu erhalten. Nichts weiter.
stine hat geschrieben:Die reine Liebe ist bestrebt, dass es dem anderen gut geht, auch wenn wir selbst darunter leiden sollten. Diese Liebe ist sehr selten zwischen erwachsenen Partnern zu finden.
Ja das stimmt schon, wenn es sich um Menschen ohne Bestimmungsbezug (mir fällt gerade kein besseres Wort ein ) handelt.Nacktmull hat geschrieben:meiner Meinung nach hat Liebe unbedingt etwas mit Macht zu tun, jeder hat die Macht einem anderen Liebe zu geben oder sie ihm zu verwehren, Liebe ist eine der mächtigsten Sachen überhaupt.
Nacktmull hat geschrieben:Nur so nebenbei, bitte schreib nicht "die Art zu erhalten" das ist veraltet und nicht mehr aktuell, eine kleine Soziobiologielektüre wäre nicht schlecht, kann den Wuketits empfehlen.
pinkwoolf hat geschrieben:Mich würde vor allem interessieren, wie man aus diesem Modell eine handlungsorientierte Ethikn ableiten soll. Das Abwägen oder das Nachdenken über eine Handlung wäre doch eine ziemlich überflüssige Hirnverrenkung, wenn das Ergebnis sowieso schon vorher feststeht.
Yelda hat geschrieben:die meisten Menschen denken dann, wenn alles determiniert ist kann ich hier auch sitzen bleiben und gar nichts mehr machen, als ob man überhaupt davon ausgehen kann, dass der Mensch in irgendeiner Weise frei und zwanglos ist!
ostfriese hat geschrieben: Müssen wir denn wirklich autonom-bewusstseinsgesteuerte Ebenbilder Gottes und einmalige Krone zielgerichteter Schöpfung im Zentrum des Universums sein, um unsere Selbstachtung zu wahren oder andere lieben zu können??
Ja, wenn jemand aus der Einsicht, dass "Freier Wille" eine Illusion ist, zum Fatalisten wird, dann wäre dies ja eine bewusste "Entscheidung", und der "Bekehrte" müsste entgegen seiner frisch gewonnenen Einsicht obendrein unterstellen, dass ihn kein Zwang je wieder zum vernunftgeleiteten Abwägen, Entscheiden und Handeln anregte -- eine geradezu paradoxe Haltung!
pinkwoolf hat geschrieben:ostfriese hat geschrieben: Müssen wir denn wirklich autonom-bewusstseinsgesteuerte Ebenbilder Gottes und einmalige Krone zielgerichteter Schöpfung im Zentrum des Universums sein, um unsere Selbstachtung zu wahren oder andere lieben zu können??
Wenn ich von einem autonomen Bewusstsein ausgehe, lässt sich das doch nun wirklich nicht auf einen Schöpferglauben oder überhaupt irgendeinen Gottesglauben zurückführen. Für mich jedenfalls nicht. Falls ich mich irre, bitte ich um Korrektur.
pinkwoolf hat geschrieben:Auch die Annahme, dass es sich dabei um eine überlebensdienliche Illusion handeln könnte, macht mir keine Freude: Dasselbe sagen Borderline-Theologen nämlich auch vom Glauben an ein höheres Wesen, wenn auch mit anderen Worten.
pinkwoolf hat geschrieben:ostfriese hat geschrieben:Ja, wenn jemand aus der Einsicht, dass "Freier Wille" eine Illusion ist, zum Fatalisten wird, dann wäre dies ja eine bewusste "Entscheidung", und der "Bekehrte" müsste entgegen seiner frisch gewonnenen Einsicht obendrein unterstellen, dass ihn kein Zwang je wieder zum vernunftgeleiteten Abwägen, Entscheiden und Handeln anregte -- eine geradezu paradoxe Haltung!
Die Paradoxie dieser Entscheidung entzieht sich irgendwo meinem Verständnis, obwohl ich aus nichts eine größere intellektuelle Befriedigung ziehe als aus Paradoxa. Angenommen, ich werde aus der von dir postulierten Einsicht nicht zum Fatalisten - ist das keine bewusste Entscheidung? Angenommen, ich lasse mich doch zum vernunftgeleiteten Abwägen, Entscheiden und Handeln hinreißen - ist das nicht paradox?
Die Hirnverrenkungen sind aber notwendig um auf ein Ergebnis zu kommen.pinkwoolf hat geschrieben:Das Abwägen oder das Nachdenken über eine Handlung wäre doch eine ziemlich überflüssige Hirnverrenkung, wenn das Ergebnis sowieso schon vorher feststeht.
Das kommt ganz drauf an, wie du den freien Willen definierst. Mit dem freien Willen eines Hobbes habe ich kein Problem. Mit dem eines Locke -wenn ich ihn richtig verstanden habe - auch nicht. "Die Freiheit des Menschen besteht nun darin, bei der Verwirklichung eines Wunsches, innezuhalten, ihn zu prüfen und mit anderen Wünschen abzuwägen." (vgl. Locke, Versuch, § 47)Yelda hat geschrieben:Also man kann zur Zeit den freien Willen weder widerlegen noch beweisen ...
Dass Liebe determiniert ist(oder genauer: die neuronalen Prozesse, die Liebe "codieren") und die Fähigkeit sich bewusst entscheiden zu können sind -denke ich- zwei paar Schuhe. Wenn man sich (nur hypothetisch) bewusst entscheiden könnte wen man liebt, kann die Entscheidung trotzdem deterministisch abgelaufen sein. Alleine aus der Annahme, dass Gehirnprozesse deterministisch ablaufen kann ich noch nicht sagen, ob ich mich bewusst für das Lieben eines bestimmten Menschen entscheiden kann.Yelda hat geschrieben:wenn man davon ausgeht, dass Liebe determiniert ist kann der einzelne nicht mehr bewusst entscheiden in wen er sich verliebt, de facto kann er nicht entscheiden wem er seine Liebe verwehrt bzw gibt - es liegt nicht in seinem Entscheidungsrahmen:
Es ist immer die Frage von was oder in welcher Weise der Mensch frei sein soll. Die Freiheitskonzepte sind alles andere als homogen. Wenn wir Freiheit hier als nicht-determiniert verstehen ist das Sitzen bleiben insofern Paradox als dass es dadurch motiviert und verursacht ist zu beweisen dass der Wille nicht determiniert ist. Ein freier Wille müsste in diesem Sinne eigentlich zu unkontrollierten chaotischen und unsinnigen Handlungen führen.Yelda hat geschrieben:Die Illusion des freien Willen und des Bewusstsein ist trotzdem vorhanden!!! die meisten Menschen denken dann, wenn alles determiniert ist kann ich hier auch sitzen bleiben und gar nichts mehr machen, als ob man überhaupt davon ausgehen kann, dass der Mensch in irgendeiner Weise frei und zwanglos ist!
Bei diesem Satz verstehe ich nicht ganz, was du meinst.Yelda hat geschrieben:Er wird immer durch Faktoren beeinflusst selbst, wenn er diesen freien Willen besitzen würde
ostfriese hat geschrieben:Ja, wenn jemand aus der Einsicht, dass "Freier Wille" eine Illusion ist, zum Fatalisten wird, dann wäre dies ja eine bewusste "Entscheidung", und der "Bekehrte" müsste entgegen seiner frisch gewonnenen Einsicht obendrein unterstellen, dass ihn kein Zwang je wieder zum vernunftgeleiteten Abwägen, Entscheiden und Handeln anregte -- eine geradezu paradoxe Haltung!
Wir können nicht anders, als "scheinbar-freiwillig" zu handeln! Es besteht also kein Anlass zur Resignation!
pinkwoolf hat geschrieben:OK, eigentlich sind meine Überlegungen über das richtige Handeln obsolet:
Aus Gerhard Roth; Fühlen, Denken, Handeln S. 531/532Gerhard Roth hat geschrieben:Wir Menschen (und wohl auch die meisten Tiere) besitzen im Gehirn eine Fähigkeit, die uns fundamental von allen bisherigen "Maschinen" unterscheidet, nämlich diejenige zurSelbstbewertung der eigenen Handlungen und zu der sich daraus ergebenden erfahrungsgeleiteten Selbststeuerung, zur Autonomie. Von dem System, das dies leistet und mit dem limbischen System identisch ist, habe ich ausführlich gesprochen. Der Arbeit dieses überlebenssichernden Systems würde eine wirkliche Willensfreiheit fundamental widersprechen. Wenn immer es um die Frage geht, was wir als nächstes tun bzw. wie wir uns in einer bestimmten Situation verhalten sollen, dann greift das limbische System auf seine Erfahrungen zurück, die im deklarativen, emotionalen und prozeduralen Gedächtnis gespeichert sind. Diese treten beim Menschen als bewusste Argumente, Absichten, Gefühle und Handlungstendenzen auf und gehen als >Ratschläge< in da limbische und verhaltenssteuernde System ein (wobei wir die Illusion haben, diese Zustände würden direkt unser Handeln steuern), So wird sichergestellt, dass wir erfahrungsgesteuert handeln. Dies nicht zu tun wäre höchst irrational.
Wieso denn das? Weil du dich etwa frei fühlst?pinkwoolf hat geschrieben:Ich kann nicht in mir feststellen, dass mich die Vorstellung der Determination in meinem Selbstverständnis beleidigt. Ich halte sie einfach für extrem realitätsfern. Illusionär eben.
pinkwoolf hat geschrieben:Der naturwissenschaftliche Ansatz beschneidet die Fragen über die menschliche, wahrscheinlich auch über die tierische Existenz doch auf genau das, was mit diesem Ansatz auch beantwortet werden kann. Was nicht in diesen Raster passt, verdient nicht einmal die Bezeichnung Frage.
Ich fäkaliere auf die Exklusivität dieses Ansatzes.
trazy hat geschrieben:Ich versuche schon seit etlichen Beiträgen irgendwie eine Problembewusstheit zu erschaffen. Wenn ich liebe, dann aufgrund von Variablen die gewissen Zuständen entsprechen, nicht weil es immer vernünftig ist/sei/wäre, sondern weil mein biologisches System so abläuft?
ostfriese -
Während aber Chemiker kein Problem mit dem Eindringen von Physikern in ihre Domäne haben und auch Biologen physikalische oder chemische Erkenntnisse auf ihrem Gebiet als Bereicherung willkommen heißen, regen sich Geisteswissenschaftler künstlich auf, wann immer Naturwissenschaftler ihren Acker bewirtschaften.
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