Myron hat geschrieben:Der Physiker muss nicht die Realität dessen voraussetzen, wonach er sucht. Was Voraussetzung ist, ist, dass er sich theoretisch von seinem Suchobjekt einen hinreichend klaren Begriff gemacht hat.
Aber was heißt das: "einen hinreichend klaren Begriff gemacht"? Nach welchen Kriterien beurteilen wir, ob sich zur Suche nach gewissen postulierten Objekten der Bau eines LHC lohnt, während andere mathematische Strukturen dafür nicht in Frage kommen? (Über das Stadium, dass man einfach einen Begriff in die Runde schmeißt und erwartet, dass Experimentalphysiker danach auf die Pirsch gehen, sind wir ja weit hinaus!)
Offenbar haben Physiker doch recht klare Vorstellungen, welche Strukturen überhaupt Aussicht haben, in der Realität eine (objektive) Entsprechung zu finden. Alles nur Ergebnis von trial and error? Oder gar von formal-ästhetischem Wunschdenken (GUT)?
Ein beachtliches Problem für unsere naive Vorstellung von Realität stellen auch Schwarze Löcher dar. Während wir Sterne, Weiße Zwerge und Neutronensterne als Objekte problemlos hinnehmen können, stoßen wir bei BHs an die Grenzen dieses Begriffs, sobald wir uns "ins Innere" des Ereignishorizonts wagen. Hier werden wir raumzeitlich verschmiert, und je näher wir dem "Zentrum" (Singularität nach der ART) kommen, desto unklarer wird, was "dort" "ist". Die einzigen Eigenschaften, die unserer naiven Objekt-Vorstellung halbwegs entgegenkommen, sind "Äußerlichkeiten": Gravitation und Hawking-Strahlung. Was ist bei der Umwandlung vom Neutronenstern zum Schwarzen Loch mit der "inneren Realität" passiert?
Über welche Vorstellungen von dieser Realität müssen wir bereits verfügen, damit wir Aussicht haben, eine Theorie der Quantengravitation zu finden?
Nach Lisa Randall sind die Physiker heuristisch in zwei Lager gespalten. Während die einen sich mit funkelnden Augen auf jedes neue Ergebnis der experimentellen Hochenergiephysik stürzen, arbeiten sich die Stringtheoretiker daran ab, die Ungereimtheiten ihrer Theorien im mathematischem Wettstreit zu beseitigen. Man darf gespannt sein, wer das Rennen macht. Und ob die Theorie der Quantengravitation wirklich derart vollständig sein wird, dass jede kosmologische Alternative verschwindet.