Natürliches und Übernatürliches

Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon Myron » Do 31. Jan 2008, 15:26

ostfriese hat geschrieben:Der Placebo-Effekt zählt zu dem, was ich Im Mozart-Beispiel mit "unsichere Vermutungen" umrissen habe. So lange wir den Placebo-Effekt nicht präzise "dingfest machen" können, ist er nicht viel mehr als ein linguistischer Lückenbüßer, jedenfalls keine Erklärung vom Range einer physikalischen Theorie.


Beim Placebo-Effekt wirkt sich das Vertrauen auf das Eintreten einer heilenden Wirkung neurophysiologisch positiv aus.
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon JustFrank » Do 31. Jan 2008, 15:26

ostfriese hat geschrieben:Der Placebo-Effekt zählt zu dem, was ich Im Mozart-Beispiel mit "unsichere Vermutungen" umrissen habe. So lange wir den Placebo-Effekt nicht präzise "dingfest machen" können, ist er nicht viel mehr als ein linguistischer Lückenbüßer, jedenfalls keine Erklärung vom Range einer physikalischen Theorie.


Er ist auch kein physikalischer Effekt, sondern ein rein pschychologischer.

Und er ist weit besser ergründet, als wir gemeinhin annehmen.

Richard Dawkins hat das als Simulationssoftware im Kopf beschrieben.

Bekannt ist, dass unser Gehirn auf bestimmte Schlüsselreize hin beginnt, Botenstoffe zu produzieren. Diese Stoffe sind in der Lage unsere Stimmungen und Empfindungen erheblich zu beeinflussen.

Und genau das geschieht beim Wünchelrutenpatienten. Die quälende Schlaflosigkeit hat den Mann veranlasst nach einer Lösung zu suchen. Diese Lösung muss von jemandem erbracht werden, den der Mann als befähigt und vertrauenswürdig einstuft. Da er sich den Wünschelrutenschwinger selbst gewählt hat, ist das genau diese Person. Die für vertrauenswürdig und fähig befundene Person kommt also und gibt dem Mann eine leicht nachvollziehbare Erklärung dafür

    was nicht stimmt,
    was man dagegen tun kann und
    was nach der Lösung geschehen wird.

Der Wünschelrutenmann verspricht also, dass sein Kunde besser schlafen wird und macht sich ans Werk, exakt das zu tun, was er beschrieben hat.

Das ist wichtig, denn das Gehirn des Kunden hakt die Punkte auf dem Weg zum besseren Schlaf nacheinander ab.
Ist der letzte Punkt abgehakt und ist etwas Begreifbares geschehen, dann heisst das im Gehirn des Kunden fast automatisch, dass er besser schlafen wird.

Geht doch gar nicht mehr anders, weil die Vertrauensperson genau das getan hat, was zur Lösung des Problems wichtig war und weil dieses Tun exakt dem Kundenwunsch entsprochen hat.

Aus dieser Überzeugung und dem eigenen Wunsch heraus produziert das Gehirn beim nächsten Einschlafen weniger Serotonin und mehr Melatonin - und siehe da, der Mann schläft.
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon Myron » Do 31. Jan 2008, 15:33

JustFrank hat geschrieben:Er ist auch kein physikalischer Effekt, sondern ein rein pschychologischer.


Psychische Effekte kann es nur dann geben, wenn ihnen neurophysiologische Effekte zugrunde liegen, die sie im Organismus verwirklichen, d.h. die ihnen reale Wirksamkeit verleihen.
Es gibt keine wundersamen transphysischen Seelenkräfte.
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon trazy » Do 31. Jan 2008, 20:39

Anscheinend interessiert niemandem was ich vorher geschrieben habe.
(Hinweis: Bitte keine Einzeiler. Wenn du deine Postion noch einmal kurz darstellst, wird man dir eher zuhören. PJ)
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon JustFrank » Do 31. Jan 2008, 21:51

Myron hat geschrieben:
Es gibt keine wundersamen transphysischen Seelenkräfte.


Eine solche Vermutung habe ich ja auch gar nicht angestellt.

Ich war der Auffassung, dass die ich in diesem Kreis nicht bis ins kleinste Detail alles aufschreiben muss, was irgendwie in dem Prozess Ausschüttung eines Botenstoffes stattfindet. Ich war der Meinung, dass es genügen müsste, wenn ich Ursache und Wirkung umreisse.

Vielleicht drücke ich mich aber auch unklar oder unzureichend aus.
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon pinkwoolf » Do 31. Jan 2008, 22:01

Myron hat geschrieben:Psychische Effekte kann es nur dann geben, wenn ihnen neurophysiologische Effekte zugrunde liegen, die sie im Organismus verwirklichen, d.h. die ihnen reale Wirksamkeit verleihen.
Es gibt keine wundersamen transphysischen Seelenkräfte.

Selbst wenn es diese Kräfte nicht gibt, kann es nützlich sein, sich mit ihnen zu beschäftigen. Was die Psychologie ja auch tut.
Die neurophysiologischen Effekte sind nur ansatzweise bekannt - JustFrank hat das ja dargelegt, so weit es geht. In Feldversuchen hat man aber festgestellt, dass Placebos bei einigen Krankheitsbildern von hoher Wirksamkeit sind. Auf dem neurophysiologischen Weg wäre man noch längst nicht zu der Erkenntnis gelangt, dass die Verabreichung von Placebos therapeutisch sinnvoll sein kann.

Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass es sich nicht um ein übernatürliches Phänomen handelt. Ich teile den Standpunkt, dass es so etwas nicht gibt.
Ich bin aber mit Vergnügen Geisteswissenschaftler, auch wenn der Geist nur eine Chimäre ist.

:santagrin:
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon stine » Do 31. Jan 2008, 22:52

trazy hat geschrieben:Anscheinend interessiert niemandem was ich vorher geschrieben habe.
(Hinweis: Bitte keine Einzeiler. Wenn du deine Postion noch einmal kurz darstellst, wird man dir eher zuhören. PJ)

Was
war
das
gleich
wieder?


Bild


Verzeihung, aber heute ist Weiberfasching!

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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon Myron » Do 31. Jan 2008, 23:16

pinkwoolf hat geschrieben:Selbst wenn es diese Kräfte nicht gibt, kann es nützlich sein, sich mit ihnen zu beschäftigen. Was die Psychologie ja auch tut.
Die neurophysiologischen Effekte sind nur ansatzweise bekannt - JustFrank hat das ja dargelegt, so weit es geht. In Feldversuchen hat man aber festgestellt, dass Placebos bei einigen Krankheitsbildern von hoher Wirksamkeit sind.


Was wirkt, ist nicht das Placebo selbst (sonst wäre es ja keines), sondern der Glaube an, das Vertrauen in dessen positive Wirksamkeit. Ein Placebo-Glaube kann aber nur dann in einem Körper wirken, wenn ihm neurophysiologische Prozesse zugrundeliegen, die eine direkte heilende Wirkung auf körperliche Krankheiten ausüben. Kurzum: Keine Geist-Körper-Wirkungen ohne zugrundeliegende Körper-Körper-Wirkungen.
Die Wirksamkeit von Geist-Körper-Verursachungen rührt nicht von eigenständigen transphysischen Seelenkräften her, sondern von den normalen Kräften der Physik.
Dass die wissenschaftliche Identifizierung jener neurophysiologischen Prozesse noch ziemlich in den Kinderschuhen steckt, ändert an diesem grundsätzlichen Umstand nichts.
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon stine » Do 31. Jan 2008, 23:31

Interessant in diesem Zusammenhang sind die Versuche der Arzneimittelindustrie mit freiwilligen Pillenschluckern. Es gibt Probanden, die bei der Gabe von Placebos auf Nebenwirkungen reagieren.

Andererseits, wenn der Placeboeffekt hilft, warum dann nicht sinnvoll einsetzen?
Mittel gegen Panikattacken sind oft solcher Art. Wer darunter leidet weiß, welche körperlichen Missstände ein Seelenschaden (Angst) verursachen kann.

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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon AAy » Sa 2. Feb 2008, 00:42

Myron hat geschrieben:
pinkwoolf hat geschrieben:Selbst wenn es diese Kräfte nicht gibt, kann es nützlich sein, sich mit ihnen zu beschäftigen. Was die Psychologie ja auch tut.
Die neurophysiologischen Effekte sind nur ansatzweise bekannt - JustFrank hat das ja dargelegt, so weit es geht. In Feldversuchen hat man aber festgestellt, dass Placebos bei einigen Krankheitsbildern von hoher Wirksamkeit sind.


Was wirkt, ist nicht das Placebo selbst (sonst wäre es ja keines), sondern der Glaube an, das Vertrauen in dessen positive Wirksamkeit.


Da habe ich Zweifel. Glauben heißt denken, und Gedanken bewirken nichts. Mittels Gedankenkraft bewirken wäre Magie. Die tatsächliche Kausalkette verläuft nur über Körper:
Mundbewegung des Arztes -> Schallwellen -> Verarbeitung im Ohr des Patienten -> Nervenimpulse zum und im Hirn -> physiologische Veränderung -> Heilungsverstärkung.
In dieser Kausalkette kommt kein Glaube vor.

Ein Placebo-Glaube kann aber nur dann in einem Körper wirken, wenn ihm neurophysiologische Prozesse zugrundeliegen, die eine direkte heilende Wirkung auf körperliche Krankheiten ausüben. Kurzum: Keine Geist-Körper-Wirkungen ohne zugrundeliegende Körper-Körper-Wirkungen.


Es gibt auch keine Geist-Körper-Wirkungen mit zugrundeliegenden Körper-Körper-Wirkungen, sondern ausschließlich
Körper-Körper-Wirkungen, bzw. Wirkungen nur mit Energieübertrag, wie Vollmer sagt. Gedanken als solche sind im Gegensatz zu Nervenimpulsen anenergetische Phänomene und können daher aus naturalistischer Sicht nichts bewirken.

Viele Grüße

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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon trazy » Sa 2. Feb 2008, 01:23

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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon Myron » Sa 2. Feb 2008, 03:04

AAy hat geschrieben:Glauben heißt denken, und Gedanken bewirken nichts.


Ein Glaube ist ein für wahr gehaltener Gedanke. Man kann einen Gedanken denken, ohne ihn für wahr zu halten.

AAy hat geschrieben:Mittels Gedankenkraft bewirken wäre Magie.


Wenn es sich um eine rein spirituelle Kraft handelte, ja.

AAy hat geschrieben:Die tatsächliche Kausalkette verläuft nur über Körper:
Mundbewegung des Arztes -> Schallwellen -> Verarbeitung im Ohr des Patienten -> Nervenimpulse zum und im Hirn -> physiologische Veränderung -> Heilungsverstärkung.
In dieser Kausalkette kommt kein Glaube vor.


Du hast etwas Entscheidendes ausgelassen: Die Schallwellen werden neurophysiologisch in bewusst gehörte Sätze mit einer Bedeutung verwandelt. Ich muss schon bewusst Sätze denken wie "Dieses Medikament macht wieder gesund" und an deren Wahrheit glauben, damit der Placebo-Effekt eintreten kann. Dem Denken solcher positiven Sätze liegen freilich wirkungsfähige neurophysiologische Prozesse zugrunde, die irgendwie (wie genau, weiß ich nicht) zu den besagten Therapieeffekten führen.
Aber ohne den bewussten Glauben an die Wirksamkeit des an sich unwirksamen Placebos können auch die Heilwirkungen nicht eintreten. Das ist auch der Grund, warum der Einsatz von Placebos bei Tieren zwecklos ist.


AAy hat geschrieben:Es gibt auch keine Geist-Körper-Wirkungen mit zugrundeliegenden Körper-Körper-Wirkungen, sondern ausschließlich
Körper-Körper-Wirkungen, bzw. Wirkungen nur mit Energieübertrag, wie Vollmer sagt. Gedanken als solche sind im Gegensatz zu Nervenimpulsen anenergetische Phänomene und können daher aus naturalistischer Sicht nichts bewirken.


Dass Gedanken und vor allem Glaubungen, d.i. für wahr gehaltene Gedanken, nichts in uns auslösen und kausal impotent sind, widerspricht all unserer Lebenserfahrung. Gedanken spielen hinsichtlich unseres Fühlens und Verhaltens doch unleugbar eine maßgebliche Rolle. Würden all diese fehlen, würden wir uns zweifellos nicht so fühlen und verhalten, wie es der Fall ist.
(Ein Hypochonder, der glaubt, er wäre todkrank, bekommt deshalb oft Herzklopfen und Schweißausbrüche. Es ist doch eindeutig, dass sein Glaube, in diesem Fall ein Irrglaube, ganz reale physiologische Wirkungen zeitigt. Wie genau er das bewerkstelligt, ist freilich die Grechtchenfrage.)

Doch der physikalistische Naturalist muss natürlich irgendwie stimmig erklären können, wie geistige Verursachungen in einer physischen Welt möglich sind, die kausal in sich geschlossen ist, d.h. worin jede physische Wirkung eine physische Ursache hat (sofern sie überhaupt eine Ursache hat), und worin es keine rein spirituellen Energiequellen gibt.

Ein großes, sehr vertracktes Thema, über dem die besten zeitgenössischen Philosophen des Geistes nach wie vor brüten:
http://plato.stanford.edu/entries/mental-causation

Aber es scheint aus physikalistischer Sicht auf Folgendes hinauszulaufen:
Entweder ein psychisches Phänomen ist physikalisch irreduzibel und damit epiphänomenal, d.i. kausal impotent, oder es ist physikalisch reduzibel (funktions- oder identitäts-r.) und damit nicht kausal impotent.
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon Myron » Sa 2. Feb 2008, 03:23

Myron hat geschrieben:Dass Gedanken und vor allem Glaubungen, d.i. für wahr gehaltene Gedanken, nichts in uns auslösen und kausal impotent sind, widerspricht all unserer Lebenserfahrung. Gedanken spielen hinsichtlich unseres Fühlens und Verhaltens doch unleugbar eine maßgebliche Rolle. Würden all diese fehlen, würden wir uns zweifellos nicht so fühlen und verhalten, wie es der Fall ist.
(Ein Hypochonder, der glaubt, er wäre todkrank, bekommt deshalb oft Herzklopfen und Schweißausbrüche. Es ist doch eindeutig, dass sein Glaube, in diesem Fall ein Irrglaube, ganz reale physiologische Wirkungen zeitigt. Wie genau er das bewerkstelligt, ist freilich die Grechtchenfrage.)


"Mein Körper ist derjenige Teil der Welt, den meine Gedanken verändern können. Sogar eingebildete Krankheiten können wirkliche werden. In der übrigen Welt können meine Hypothesen die Ordnung der Dinge nicht stören."
(Lichtenberg, Sudelbuch J1183)
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon pinkwoolf » Sa 2. Feb 2008, 04:13

Myron hat geschrieben:Was wirkt, ist nicht das Placebo selbst (sonst wäre es ja keines), sondern der Glaube an, das Vertrauen in dessen positive Wirksamkeit.

Ich habe ja auch nicht gesagt, dass der (oder das) Placebo wirkt, sondern die Verabreichung desselben. Nach meinem Verständnis bestätigt dein Einwand die Richtigkeit meiner Aussage.


.
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon AAy » Sa 2. Feb 2008, 10:16

Myron hat geschrieben:
AAy hat geschrieben:Mittels Gedankenkraft bewirken wäre Magie.


Wenn es sich um eine rein spirituelle Kraft handelte, ja.


Ich weiß nicht, was spirituell sein soll.

AAy hat geschrieben:Die tatsächliche Kausalkette verläuft nur über Körper:
Mundbewegung des Arztes -> Schallwellen -> Verarbeitung im Ohr des Patienten -> Nervenimpulse zum und im Hirn -> physiologische Veränderung -> Heilungsverstärkung.
In dieser Kausalkette kommt kein Glaube vor.


Du hast etwas Entscheidendes ausgelassen: Die Schallwellen werden neurophysiologisch in bewusst gehörte Sätze mit einer Bedeutung verwandelt. Ich muss schon bewusst Sätze denken wie "Dieses Medikament macht wieder gesund" und an deren Wahrheit glauben, damit der Placebo-Effekt eintreten kann. Dem Denken solcher positiven Sätze liegen freilich wirkungsfähige neurophysiologische Prozesse zugrunde, die irgendwie (wie genau, weiß ich nicht) zu den besagten Therapieeffekten führen.


Das glauben nur Dualisten, aber keine naturalistischen Monisten. Die Schallwellen werden neurophysiologisch nicht in Sätze verwandelt. Nervenimpulse bewirken energetisch nur weitere Nervenimpulse und Einflüsse auf die Physiologie. Daß dabei nebenbei der Effekt entsteht, daß der Patient denkt "Das Medikament macht gesund", hat keinen Effekt auf den Körper. Der Effekt entsteht sicher nicht neurophysiologisch.

Aber ohne den bewussten Glauben an die Wirksamkeit des an sich unwirksamen Placebos können auch die Heilwirkungen nicht eintreten. Das ist auch der Grund, warum der Einsatz von Placebos bei Tieren zwecklos ist.


Nein, der Grund ist, daß TIere über kein ausgebautes Großhirn verfügen, mit denen sie eine komplexe Sprache verstehen. Somit sind für die Nervenimpulse, die eine Placeboheilung bewirken könnte, einfach die entsprechenden Organkomponenten nicht vorhanden. Das ist auch nichts anderes als daß ein Mensch im Gegensatz zum Storch nicht fliegen kann. Deswegen werden aber nicht die Kinder vom Storch gebracht ;-)


AAy hat geschrieben:Es gibt auch keine Geist-Körper-Wirkungen mit zugrundeliegenden Körper-Körper-Wirkungen, sondern ausschließlich
Körper-Körper-Wirkungen, bzw. Wirkungen nur mit Energieübertrag, wie Vollmer sagt. Gedanken als solche sind im Gegensatz zu Nervenimpulsen anenergetische Phänomene und können daher aus naturalistischer Sicht nichts bewirken.


Dass Gedanken und vor allem Glaubungen, d.i. für wahr gehaltene Gedanken, nichts in uns auslösen und kausal impotent sind, widerspricht all unserer Lebenserfahrung.


Nach meiner Lebenserfahrung geht jeden Morgen die Sonne auf. Also kreist die Sonne um die Erde. Nach meiner Lebenserfahrung fällt alles nach unten. Also hat alles eine innewohnende Tendenz, nach unten zu fallen. Nach meiner Erfahrung nimmt der Mond immer ab und zu. Also wird der Mond regelmäßig von einem großen schwarzen Drachen verschluckt und ausgespuckt. Nach meiner Lebenserfahrung pinkelt man Flüssiges und scheißt Festes. Also wird, wenn man trinkt, die Flüssigkeit innerhalb des Verdauungssystems in einen anderen Behälter geleitet, als die feste Nahrung, wenn man ißt. Lalala, Lebenserfahrung, hihi.
Die Lebenserfahrung, daß Nervenimpulse etwas mit Gedanken zu tun haben, habe ich übrigens nicht. Ich habe mein Hirn noch nie gesehen. Also habe ich eine autogene Seele, die im Körper feststeckt und nach dem Tod durch die Nase davonflattert.

Gedanken spielen hinsichtlich unseres Fühlens und Verhaltens doch unleugbar eine maßgebliche Rolle.


Ja, so wie Äther in der Physik. Und die Lebenskraft in der Biologie.

Würden all diese fehlen, würden wir uns zweifellos nicht so fühlen und verhalten, wie es der Fall ist.


Wenn wir nicht denken, dann denken wir nicht. Warum Verhalten von Gedanken ausgelöst sein soll, weiß ich nicht. Hallo, Herr Roth, sie hatten da eine nette naturalistische These gegen Willensfreiheit, könnten Sie die nochmal vortragen?

(Ein Hypochonder, der glaubt, er wäre todkrank, bekommt deshalb oft Herzklopfen und Schweißausbrüche. Es ist doch eindeutig, dass sein Glaube, in diesem Fall ein Irrglaube, ganz reale physiologische Wirkungen zeitigt. Wie genau er das bewerkstelligt, ist freilich die Grechtchenfrage.)


Ganz falsch aus naturalistischer Sicht. Sein Herzklopfen etc. sind nur Folgen der Vorgänge in seinem Nervensystem, sonst nix. Das erzeugt nebenbei noch seinen Irrglauben, der aber nix bewirkt.

Doch der physikalistische Naturalist muss natürlich irgendwie stimmig erklären können, wie geistige Verursachungen in einer physischen Welt möglich sind, die kausal in sich geschlossen ist, d.h. worin jede physische Wirkung eine physische Ursache hat (sofern sie überhaupt eine Ursache hat), und worin es keine rein spirituellen Energiequellen gibt.


Geistige Verursachungen gibt es nicht. Diese Kantische Spontanität wäre Verursachung ohne Energieübertrag und würde dem Energieerhaltungssatz widersprechen.

Entweder ein psychisches Phänomen ist physikalisch irreduzibel und damit epiphänomenal, d.i. kausal impotent, oder es ist physikalisch reduzibel (funktions- oder identitäts-r.) und damit nicht kausal impotent.


Identitätstheorie ist nur Sprachvergewaltigung. Die Epiphänomen-Theorie wird von dir aber ständig geleugnet.

Viele Grüße

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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon stine » Sa 2. Feb 2008, 12:40

Nein, der Grund ist, daß TIere über kein ausgebautes Großhirn verfügen, mit denen sie eine komplexe Sprache verstehen. Somit sind für die Nervenimpulse, die eine Placeboheilung bewirken könnte, einfach die entsprechenden Organkomponenten nicht vorhanden.

Was aber Tiere lernen ist, dass sie im Falle einer Verletzung vermehrte Fürsorge erfahren, was dazu führen kann, dass sie Verletzungen votäuschen, um besser behandelt zu werden.
Ursache und Wirkung verstanden, würde ich sagen.

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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon JustFrank » Mo 4. Feb 2008, 09:33

stine hat geschrieben:Was aber Tiere lernen ist, dass sie im Falle einer Verletzung vermehrte Fürsorge erfahren, was dazu führen kann, dass sie Verletzungen votäuschen, um besser behandelt zu werden.
Ursache und Wirkung verstanden, würde ich sagen.

LG stine


Dieses Verhalten lässt sich vorzugsweise bei verschiedenen Affenarten beobachten. In Streitigkeiten unterlegene Schimpansen tun das beispielsweise, um sich doch noch irgendwie Verbündete zu schaffen. Schimpansen können auch hervorragend beleidigt sein. Das wirkt durchaus menschlich. Und die Artgenossen fallen auf diese umgekehrten Placebos immer wieder herein.

Es gibt dazu ein nettes Buch von Richard Coffinn mit dem Titel Was für ein Affentheater, in dem ziemlich klar wird, dass Tiere durchaus zur Manipulation fähig sind und Menschen diese Verhaltensweisen ebenfalls verwenden.
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon taotne » Mo 4. Feb 2008, 14:35

Myron hat geschrieben:Ich verweise auf Richard Carriers Unterscheidung von natürlichen und übernatürlichen paranormalen Phänomenen:

"I don't know if there has been any consistency in common practice, but I have always maintained a distinction between the paranormal and the supernatural. In my parlance, a paranormal phenomenon or explanation can be either natural or supernatural. What makes something paranormal is the fact that it exists outside the domain of currently plausible science. As such, it could just be a natural phenomenon we don't yet understand or haven't yet seen. But it could also be something supernatural. Or an entirely bogus claim. We won't know until we have enough evidence to make a determination. But either way, the category of "paranormal" can be applied to phenomena (hence the mere claim that something happens or exists can be paranormal) as well as explanations of that phenomena, i.e. paranormal hypotheses."
(http://richardcarrier.blogspot.com/2007 ... tural.html)

Statt "paranormal" könnte man auch "extraordinär" oder "exotisch" sagen.
Paranormal ist für Carrier alles, was (angeblich) außerhalb des Bereichs der derzeit glaubwürdigen Wissenschaften existiert.
Das kann etwas Übernatürliches sein, etwas unbekanntes Natürliches oder auch schlicht etwas, das in Wirklichkeit gar nicht existiert.

Um hier vielleicht anzuknüpfen und die Sache etwas zu präzisieren, halte ich die Unterscheidung von Richard Dawkins recht sinnvoll. Auf einem meeting im Jahre 2005 führte er die Unterscheidung zwischen "paranormal" und "perinormal" ein.
Als paranormal definiert Dawkins eine These, die die derzeitige Gesetze der Physik verletzen würden. Das wäre dann wohl gleichzusetzen mit "übernatürlich". Ein Beispiel, dass Dawkins nennt ist das "perpetum mobile". Die Existenz eines perpetum moblie würde die ganze derzeitige Physik auf den Kopf stellen.
Perinormal ist hingegen alles das, wofür die derzeitige Wissenschaft noch keine Erklärung hat. Es wäre aber denkbar, dass eine solche Erklärung gefunden werden kann.
Diese Unterscheidung halte ich für sehr angemessen, da paranormal für mich schon einen sehr starken übernatürlichen Schleier trägt. Um nicht aneinander vorbeizureden, könnte diese Unterscheidung helfen das Gemeinte zu präzesieren.

Hier ist der Vortrag von Dawkins.(Die Unterscheidung para- perinormal beginnt bei 9:20; damit man nicht alles durchhören muss :^^: )

http://video.google.com/videoplay?docid=4199263595971237213&hl=en
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon trazy » Mo 4. Feb 2008, 14:39

perinormal?
Na dann bin ich doch kein Supranaturalist, wenn sich die Begriffe so unterscheiden.
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Re: Natürliches und Übernatürliches

Beitragvon Myron » Mo 4. Feb 2008, 16:55

AAy hat geschrieben:Ich weiß nicht, was spirituell sein soll.


= "geistig"

AAy hat geschrieben:Das glauben nur Dualisten, aber keine naturalistischen Monisten.


Ich bin Substanzmonist, aber weder Epiphänomenalist noch Eliminativist.

AAy hat geschrieben:Die Schallwellen werden neurophysiologisch nicht in Sätze verwandelt.


Ein zunächst rein physisches Ereignis wie das Empfangen von Schallwellen, die mein Gesprächspartner ausgesendet hat, ruft ein psychophysisches Ereignis in mir hervor, nämlich das Hören von Lautfolgen, die bedeutungsvollen Sätzen entsprechen.

AAy hat geschrieben:Nervenimpulse bewirken energetisch nur weitere Nervenimpulse und Einflüsse auf die Physiologie. Daß dabei nebenbei der Effekt entsteht, daß der Patient denkt "Das Medikament macht gesund", hat keinen Effekt auf den Körper. Der Effekt entsteht sicher nicht neurophysiologisch.


Wie denn sonst?
Glaubungen können sehr wohl geistige oder körperliche Vorgänge beeinflussen.

AAy hat geschrieben:Nein, der Grund ist, daß TIere über kein ausgebautes Großhirn verfügen, mit denen sie eine komplexe Sprache verstehen. Somit sind für die Nervenimpulse, die eine Placeboheilung bewirken könnte, einfach die entsprechenden Organkomponenten nicht vorhanden.


Die eine Placeboheilung bewirkenden Nervenimpulse können ihren "Job" aber ohne die positiven Begleitgedanken, d.h. ohne die geistige Heilungserwartung, nicht erfolgreich erledigen, weil sie ohne diese überhaupt nicht ausgelöst werden.

AAy hat geschrieben:Lalala, Lebenserfahrung, hihi.


Ich bin nicht so anmaßend, meine Lebenserfahrung und meine daraus resultierenden Common-Sense-Einsichten einfach so als belanglos vom Tisch zu wischen.

AAy hat geschrieben:
Myron hat geschrieben:Gedanken spielen hinsichtlich unseres Fühlens und Verhaltens doch unleugbar eine maßgebliche Rolle.


Ja, so wie Äther in der Physik. Und die Lebenskraft in der Biologie.


Falsch!
Ohne die Annahme der Wirklichkeit und auch Wirksamkeit der geistig-seelischen Erscheinungen, einschließlich der Gedanken, wären sämtliche psychologischen Verhaltenserklärungen völlig bedeutungslos. Denn dann wären wir nichts weiter als Bioautomaten, deren bewusste Zustände absolut funktionslos sind, sodass wir uns als bewusstlose Zombies ganz genauso verhalten würden, wie wir es tun. — Das glaube, wer will, ich jedenfalls nicht!

AAy hat geschrieben:Warum Verhalten von Gedanken ausgelöst sein soll, weiß ich nicht.


Klassisches Beispiel:
Familie Müller fährt in den Urlaub und mitten auf der Autobahn schießt Frau Müller plötzlich der Gedanke durch den Kopf: "Mensch, hab ich auch wirklich das Bügeleisen ausgesteckt?". Sofort bekommt sie ein mulmiges Gefühl und bittet ihren Mann inständig, doch noch einmal nach Hause zurückzufahren. Dieser kommt ihrer Bitte nach, und so kehrt er noch einmal um, damit sich Frau Müller vergewissern kann, dass es in der Wohnung nicht zu einem Brand kommen kann.
Ohne Frau Müllers Gedanken wäre es zu diesen Handlungen nicht gekommen!

Anderes simples Beispiel:
Ein Hypochonder, der denkt und davon überzeugt ist, dass er todkrank ist, rennt panisch zum Arzt, um sich durchchecken zu lassen. Ohne diesen Glauben würde er das nicht tun.

Gedanken spielen ganz offensichtlich eine sehr wichtige ursächliche Rolle bei unserem Verhalten, unseren Handlungen.

AAy hat geschrieben:Ganz falsch aus naturalistischer Sicht. Sein Herzklopfen etc. sind nur Folgen der Vorgänge in seinem Nervensystem, sonst nix. Das erzeugt nebenbei noch seinen Irrglauben, der aber nix bewirkt.


Natürlich ist Herzklopfen eine Folge von bestimmten nervlichen Vorgängen; doch diese würden ohne die damit einhergehenden Denkvorgänge erst gar nicht in Gang gesetzt werden.
Der Glaube des Hypochonders ist sowohl ein geistiges als auch ein körperliches, insbesondere nervliches Vorkommnis. Dieses löst vermöge seiner physischen Eigenschaften diejenigen weiteren, rein physischen Vorgänge aus, die zum Herzklopfen führen. Doch ohne seine psychischen Eigenschaften kann das psychophysische Vorkommnis, in diesem Fall ein mit einem bestimmten Nervenvorgang identischer hypochondrischer Gedanke, seine Wirkungskraft nicht entfalten.

Es gibt bestimmte physische Phänomene, die psychophysischen Phänomene, die nur dann kraft ihrer physischen Charakteristika ihre Wirksamkeit entfalten, wenn jemand ihrer psychischen Charakteristika gewahr wird.
Die meisten physischen Prozesse im Universum gehen völlig bewusstseinsunabhängig vonstatten. Doch die psychophysischen Prozesse in Organismen wirken nur dann objektiv-physisch, wenn sie von den Organismen bewusst über ihre subjektiv-psychischen Qualitäten erlebt werden.

AAy hat geschrieben:Geistige Verursachungen gibt es nicht. Diese Kantische Spontanität wäre Verursachung ohne Energieübertrag und würde dem Energieerhaltungssatz widersprechen.


Geistige Verursachungen (* wären magischer Natur, wenn sie als etwas absolut Transphysisches auf die physische Welt einwirken würden. Doch es ist ja durchaus denkbar, dass geistige Ereignisse zugleich körperliche Ereignisse sind?
Wenn dies der Fall ist, was ich glaube, dann wird bei derartigen Vorgängen kein einziges Gesetz der Physik verletzt.
(* Das Thema Willensfreiheit steht auf einem anderen Blatt.)
Wenn ich beispielsweise Durst habe und daraufhin eine Wasserflasche öffne und daraus trinke, dann ist mein Durstempfinden zweifellos kausal für diese Handlung verantwortlich. Denn wenn ich keinen Durst verspürt hätte, hätte ich—ceteris paribus—auch keine Wasserflasche geöffnet und daraus getrunken.

Die Leugnung des Einflusses unserer geistigen Zustände auf unser Verhalten, ist in meinen Augen einfach nur lächerlich.

AAy hat geschrieben:Identitätstheorie ist nur Sprachvergewaltigung. Die Epiphänomen-Theorie wird von dir aber ständig geleugnet.


Das sehe ich anders; und ich bin in der Tat kein Epiphänomenalist.
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