AAy hat geschrieben:du behauptest, Wesen ohne bewußte Zukunftsperspektiven (also Föten) sind moralisch irrelevant.
In dieser Formulierung schon mal überhaupt nicht, Strohmann Nr. 1. Föten würden wegen eines Gesetzes, das ihre straffreie Tötung zuließe, nicht an Ängsten leiden. Im Gegensatz zu (erwachsenen) Menschen mit personalem Bewusstsein. Deshalb muss das Interesse von Erwachsenen an einem angstarmen Dasein geschützt werden, während Föten ein solches Interesse nicht haben, folglich auch nicht des gleichen Rechts bedürfen. Aber man sollte ihnen z.B. einen rechtlichen Schutz vor unnötigen Schmerzen und Verletzungen zugestehen.
AAy hat geschrieben:ostfriese hat geschrieben:Fakt ist, dass z.B. eine Kuh im Stall weniger leidet als ein Mensch in der Todeszelle, welcher weiß, was ihn erwartet.
Das gilt nur, wenn der Todeskandidat keine Einsicht in sein Fehlverhalten zeigt.
Unsinn.
AAy hat geschrieben:ostfriese hat geschrieben:Die Zukunftserwartung ist daher ethisch relevant, Freiheitsentzug und andauernde Todesängste verletzen elementare, hoch zu gewichtende Interessen einer Person.
Aus positivem Recht kann man nicht für eine normative Ethik schließen.
Strohmann Nr. 2, lies bitte genauer: Es ist von der ethischen Relevanz der Zukunftserwartung die Rede, nicht von der einer juristischen Maßnahme.
AAy hat geschrieben:Natürlich qua Zeugung
Ansonsten ist es sehr unbescheiden von dir zu behaupten, nur du wüßtest, was rational sei. Andere Leute halten ganz anderes für rational.
Strohmann Nr. 3: Ich hoffe stark, dass auch andere von metatheoretischen Rationalitätskriterien Kenntnis haben. Zu ihnen zählt minimalerweise die Kritisierbarkeit. Unkritisierbare dogmatische Setzungen wie die unbegründbare Zuerkennung von Menschenwürde qua Zeugung können nicht Bestandteil einer rationalen Ethik sein.
AAy hat geschrieben:Kinder werden ja nicht mit weniger Rechten ausgestattet, weil jedes einzelne Kind unreif ist, sondern weil Kinder typischerweise unreif sind.
Ihr Reifegrad ändert zunächst wenig an ihren elementaren Interessen. Im Bereich der sexuellen Freizügigkeit werden die Interessen von Jugendlichen abgewogen gegen die der unterhaltspflichtigen und erziehungsberechtigten Eltern. Stünden der Freizügigkeit von Jugendlichen keine Elterninteressen (u.a.) entgegen, gäbe es keinen Grund, Jugendlichen den rechtlichen Schutz ihrer Freizügigkeit zu verweigern. Und in diesem Fall wäre selbstverständlich die individuelle Reife ethisch relevant, nicht die durchschnittliche.
AAy hat geschrieben:Es gibt kein Interesse der Allgemeinheit an der Abtreibung von irgendjemand. ...
Strohmann Nr. 4, allmählich wird es anstrengend. Entweder nimmst Du zur Kenntnis, was ich
tatsächlich geschrieben habe, oder wir lassen es bleiben.
AAy hat geschrieben:ostfriese hat geschrieben:Aber wenn Du selbst täglich damit rechnen musst, straflos dahingeschlachtet zu werden oder einen nahen Angehörigen gewaltsam zu verlieren, dann leidest Du unter Ängsten, ohne jeden Zweifel.
Ja, aber das tun dann alle. Daher handelt es sich nicht um eine Frage der Moral, sondern der Bequemlichkeit.
Wenn ein Gesetz Menschen unnötig leiden lässt (egal ob wenige oder alle), dann ist es ethisch nicht zu rechtfertigen. Das ist selbstverständlich eine Frage der Moral.
AAy hat geschrieben:ostfriese hat geschrieben:wer erwünschte von unerwünschten Empfindungen nicht wertend unterscheiden möchte, für den ist ethisches Urteilen sinnlos.
Das ist komplett falsch. Du verwechselst Amoralismus mit einer Ablehnung des Utilitarismus, der aber wiederum nicht sehr überzeugend ist. Wenn das größte Glück der größten Zahl eine willkürliche Setzung ist, dann kann man ebenso das größte Unglück der größten Zahl setzen.
Strohmann Nr. 5. Ich vertrete keinen Utilitarismus, der eine "Summe des Glücks maximieren" will. Folglich ist auch das, was Du danach schreibst, irrelevant. Der Satz, den Du für "komplett falsch" hälst, ist für jede vernünftige Ethik wahr.
AAy hat geschrieben:Anstelle von Präferenzen kann man natürlich auch Kompetenzen von Wesen zur elementarsten Setzung eines ethischen Systems machen.
Nein. Kompetenzen können beeinflussen, ob bestimmte Präferenzen vorliegen und wie stark sie zu gewichten sind. Aus ihnen ist jedoch kein ethisches Urteil ableitbar.
AAy hat geschrieben:Aber da du leider nur Singer gelesen hast, aber nie die Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, ist dir da etwas entgangen, so daß du zu einer ungerechtfertigt verengten und selbstüberzeugten Sicht auf Ethik gekommen bist ...
Erstens habe ich sehr viel mehr gelesen als Du denkst, zweitens genügt "visuelles Scannen" nicht: Man muss dabei auch seinen Cortex einschalten...
AAy hat geschrieben:Diese Frage stellt sich niemand, das ist nur eine philosophische Abstraktion.
Was bezweckst Du mit diesen offensichtlich unsinnigen Behauptungen?
AAy hat geschrieben:Amoralisch wäre es nur, sich selbst zu gar nichts zu verpflichten
Fast jeder handelt mal (quasi-)moralisch, mal (quasi-)amoralisch. Es geht hier darum, ob sich jemand die Frage nach ethischer Legitimation einer Handlung stellt oder nicht. Wer nach moralischen Gründen sucht, die (z.B.) den Ferrarikauf anstelle einer Spende für Minenopfer legitimieren könnten, nimmt einen moralischen Standpunkt ein; wer sich diese Frage nicht stellt, einen amoralischen. Es gibt wohl keinen Menschen, der
jede seiner Handlungen ethisch hinterfragt, aber durchaus Menschen, die sich die Legitimationsfrage bewusst
nie stellen. Solche Leute nennt man Amoralisten.
AAy hat geschrieben:Da hast du einen privatsprachlichen Moralbegriff. Üblicherweise verstehen die meisten Leute unter Moral nicht nur die Vorstellungen einer von mehreren konkurrierenden ethischen Theorien.
Strohmann Nr. 6.
AAy hat geschrieben:ostfriese hat geschrieben:Und dann bräuchte er auch Menschen keine Rechte zuzugestehen, da ja aus seiner Sicht ihre Interessen offenbar keines Schutzes bedürfen.
Das stimmt, hat aber mit Amoralismus nichts zu tun. Menschen können sich um ihre Interessen selbst kümmern. Sich um die Interessen anderer Leute kümmern ist nicht Moral, sondern entweder Geschäft, wenn man eine Gegenleistung erwartet, oder Liebe, wenn man das nicht tut.
Doch, genau diese Position nennt man Amoralismus. Ich habe das ja gar nicht bewertet. Wer sich ethischen Urteilen nicht stellt, spielt außer Konkurrenz, für ihn gelten nur Naturgesetze und juristische Regeln.
Mir persönlich ist das zu wenig. Ich halte Moralisieren auch nicht -- wie Schmidt-Salomon -- für eine "Unart", sondern für ein nützliches soziales Verhaltenskorrektiv. Wahrscheinlich ist es sogar sehr viel wirksamer als jedes positive Recht und jede zugehörige Sanktion.
AAy hat geschrieben:Alle Menschen oder alle leidensfähigen Wesen zu lieben ist aber eine irrationale religiöse Idee aus der Bibel.
Das ist überhaupt keine Idee, sondern eine dem Menschen evolutionär zugewachsene, soziale Neigung.
Ich bin ein bisschen genervt, da ich den halben Beitrag zweimal schreiben musste (versehentlich markiert, getilgt und abgeschickt), aber auch, weil ich keine Lust habe, mich fortwährender Strohmann-Attacken und wahllos-unbegründeter Behauptungen zu erwehren. Daher werde ich es hierbei bewenden lassen und in diesem Thread nur noch auf Beiträge anderer User antworten, sorry.