Qubit hat geschrieben:Ganz ohne Polemik, zwei Fragen:
Was verstehst DU denn eigentlich unter "Kausalität"?
Kausalität bedeutet,
dass die wissenschaftlich erforschbare Welt unabhängig vom sie denkenden Bewusstsein existiert (dh auch wenn ich tot bin),
dass sie einen Wirkungszusammenhang darstellt (und nicht, wie in der Antike und im Mittelalter angenommen wurde, geteilt in verschiedene Sphären ist, in denen unterschiedliche Regeln gelten),
dass das, was in diesem einheitlichen Wirkungszusammenhang aufeinander wirkt (dh 'wirklich' wirkt - im Unterschied zum buddhistischen Konzept, welches Kausalität ablehnt),
dass es "von selbst" wirkt, dh, dass nicht hinter jeder Quantenunschärfe der Finger Gottes steht, welcher eine nur scheinbare Kausalität von Grund auf steuert (das bedeutet zugleich, dass das Prinzip gilt, dass Gott in diesem Wirkungszusammenhang als nicht gegeben angesehen wird), und
dass diese Wirkungen in strukturierter Form ablaufen, so dass man daraus Naturgesetze ableiten kann.
Qubit hat geschrieben:Wie hängen bei DIR Axiome und Erfahrungen zusammen?
Axiome bilden die Voraussetzungen für Erfahrung im wissenschaftlichen Sinn. Ohne Wissenschaft reichen Sinneswahrnehmungen, um Erfahrungen zu sammeln, aber unter
wissenschaftlichen Erfahrungen verstehe ich solche, aus denen sich intersubjektiv gültige Messergebnisse und Naturgesetze ableiten und formulieren lassen.
Ich setze also axiomatisch ein bestimmtes raumzeitliches Bezugssystem, Kausalität, formal-logische Zugänglichkeit, mathematische Formulierbarkeit usf. voraus, behaupte also einfach, dass sie da sind, weil sich diese axiomatischen Voraussetzungen in der
Praxis bewährt haben. (Man kann natürlich auch sinnlose Axiome formulieren, aber diese wirken dann nur als Bremse für die Forschung - dies ist es ja, was Dawkins vom Gottespostulat beim Intelligent Design behauptet: es sei eine Art Totschlagsaxiom)
Mit anderen Worten: Vom praktischen Nutzen her scheinen diese Prämissen erfahrungsbedingt zu sein - vom wissenschaftlichen Standpunkt aus sind sie das aber nicht: Denn da diese auf Logik basiert, benötigt sie "archimedische Punkte", an denen ihre Argumentation beginnt. So führt das gleiche Experiment (zB mit einer Gravitationswaage) zu unterschiedlichen Ergebnissen, wenn ich die Prämissen ändere: Lege ich einen cartesischen Raum zugrunde, erhalte ich mit Newton eine Schwerkraft F, lege ich aber einen Riemann-Raum zugrunde, gibt es (mit Einstein) gar keine Schwerkraft, da Gravitation zu einer Raumeigenschaft wird.
Dh, Naturgesetze sind nicht "da" - sie werden abhängig von Prämissen von Menschen formuliert. Was (wieder axiomatisch!) da ist, ist eine "Ordnung" in der Natur.
Logisch unmöglich ist es jedoch, das, was ich axiomatisch vorausgesetzt habe, durch Erfahrung zu beweisen, da es bereits vorausgesetzt wurde.
HTH
FF