Der Sinn jeglicher / aller Existenz

Re: Der Sinn jeglicher / aller Existenz

Beitragvon Qubit » Sa 5. Jul 2008, 10:42

Qubit hat geschrieben:
Fisherman's Fellow hat geschrieben:
Qubit hat geschrieben:PS: "Quantenphysik" ist nicht dein Metier. Quantenphysik ist kausal!

Du hast meinen Beitrag nicht aufmerksam gelesen. :muede: Natürlich gilt Kausalität - als Axiom, das allen Erfahrungswissenschaften zugrunde liegt - auch für die Quantenphysik.


Ganz ohne Polemik, zwei Fragen:

Was verstehst DU denn eigentlich unter "Kausalität"?
Wie hängen bei DIR Axiome und Erfahrungen zusammen?


Für diejenigen, die in die Thematik eintauchen wollen, hier etwas als Grundlage zum Schmökern, was aber grundsätzlich nicht als identisch mit meiner Auffassung zu werten ist ;-)

M. Kistler:
Erklärung und Kausalität
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Re: Der Sinn jeglicher / aller Existenz

Beitragvon Fisherman's Fellow » Sa 5. Jul 2008, 11:18

Qubit hat geschrieben:Ganz ohne Polemik, zwei Fragen:

Was verstehst DU denn eigentlich unter "Kausalität"?


Kausalität bedeutet,
    dass die wissenschaftlich erforschbare Welt unabhängig vom sie denkenden Bewusstsein existiert (dh auch wenn ich tot bin),
    dass sie einen Wirkungszusammenhang darstellt (und nicht, wie in der Antike und im Mittelalter angenommen wurde, geteilt in verschiedene Sphären ist, in denen unterschiedliche Regeln gelten),
    dass das, was in diesem einheitlichen Wirkungszusammenhang aufeinander wirkt (dh 'wirklich' wirkt - im Unterschied zum buddhistischen Konzept, welches Kausalität ablehnt),
    dass es "von selbst" wirkt, dh, dass nicht hinter jeder Quantenunschärfe der Finger Gottes steht, welcher eine nur scheinbare Kausalität von Grund auf steuert (das bedeutet zugleich, dass das Prinzip gilt, dass Gott in diesem Wirkungszusammenhang als nicht gegeben angesehen wird), und
    dass diese Wirkungen in strukturierter Form ablaufen, so dass man daraus Naturgesetze ableiten kann.

Qubit hat geschrieben:Wie hängen bei DIR Axiome und Erfahrungen zusammen?


Axiome bilden die Voraussetzungen für Erfahrung im wissenschaftlichen Sinn. Ohne Wissenschaft reichen Sinneswahrnehmungen, um Erfahrungen zu sammeln, aber unter wissenschaftlichen Erfahrungen verstehe ich solche, aus denen sich intersubjektiv gültige Messergebnisse und Naturgesetze ableiten und formulieren lassen.

Ich setze also axiomatisch ein bestimmtes raumzeitliches Bezugssystem, Kausalität, formal-logische Zugänglichkeit, mathematische Formulierbarkeit usf. voraus, behaupte also einfach, dass sie da sind, weil sich diese axiomatischen Voraussetzungen in der Praxis bewährt haben. (Man kann natürlich auch sinnlose Axiome formulieren, aber diese wirken dann nur als Bremse für die Forschung - dies ist es ja, was Dawkins vom Gottespostulat beim Intelligent Design behauptet: es sei eine Art Totschlagsaxiom)

Mit anderen Worten: Vom praktischen Nutzen her scheinen diese Prämissen erfahrungsbedingt zu sein - vom wissenschaftlichen Standpunkt aus sind sie das aber nicht: Denn da diese auf Logik basiert, benötigt sie "archimedische Punkte", an denen ihre Argumentation beginnt. So führt das gleiche Experiment (zB mit einer Gravitationswaage) zu unterschiedlichen Ergebnissen, wenn ich die Prämissen ändere: Lege ich einen cartesischen Raum zugrunde, erhalte ich mit Newton eine Schwerkraft F, lege ich aber einen Riemann-Raum zugrunde, gibt es (mit Einstein) gar keine Schwerkraft, da Gravitation zu einer Raumeigenschaft wird.
Dh, Naturgesetze sind nicht "da" - sie werden abhängig von Prämissen von Menschen formuliert. Was (wieder axiomatisch!) da ist, ist eine "Ordnung" in der Natur.
Logisch unmöglich ist es jedoch, das, was ich axiomatisch vorausgesetzt habe, durch Erfahrung zu beweisen, da es bereits vorausgesetzt wurde.

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Re: Der Sinn jeglicher / aller Existenz

Beitragvon HF******* » So 6. Jul 2008, 21:58

@Qubit: Fishermans Fellow ist Indeterminist. Mir ist auch noch kein einziger christlicher Determinist untergekommen.

Fishermans Fellwo hat geschrieben:Nicht "Anhand von Axiomen" - denn die Kausalität selbst ist eines der Axiome, das aller Erfahrungswissenschaft als Prämisse zugrunde liegt. Ich versuchte, Qubit nur (zum xten Mal) darauf aufmerksam zu machen, dass er etwas als Erfahrung deklariert, was er vorher als Grundlage für ebendiese Erfahrungssätze festgelegt hat: Klassischer logischer Zirkel und somit das Ende aller Wissenschaft.

Naja, mit dieser Form der Widerlegung könntest Du auch sagen, dass die Aussage "ein Apfel fällt vom Baum" ein unbewiesenes Axiom sei.

Abgesehen davon bin ich der Ansicht, dass man aus einem geschlossenen System heraus nicht mit absoluter Sicherheit erkennen kann, ob es sich deterministisch oder indeterministisch verhält, nur aufgrund von Logik.

Der oben genannte Kausalitätsbegriff ist mir zu skurril, zumal er unnötigerweise die Behauptung einer Gottesexistenz beinhaltet.

Das klassische Kausalgesetz ist nicht wirklich ein Axiom, es handelt sich nur um eine Schlussfolgerung aus der axiomatischen Annahme, dass sich Realität konkret beschreiben lässt und dass sie bei vollumfänglichem Wissen und höchster Intelligenz verstehbar ist.

Der Indeterminismus lehnt diese Axiome ab, er liegt also jenseits davon. An dieser Stelle endet eigentlich die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Phantasterei...


Fishermans Fellwo hat geschrieben:Dh, Naturgesetze sind nicht "da" -

Was Du als Naturgesetz beschreibst, ist nur die Beschreibung des Naturgesetzes. Die Eigenschaften der Natur sind die Naturgesetze.
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